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ISS Dienstag, den 15. November. tü<>4 Der sächW Lrzähler, Bezirksauzeiger für Bischofswerda, Stolpe» uud Umgegend. Amtsblatt der Kgl. AmtShm-immmschlist, der Sgl. Schuli«spM>u u. des Kgl. Hanptzollamtes z« Bw-eu, sowie des Kgl. Amtsgentzts uud des SladttateS M vischossverda. Diese Zeitschrift erscheint wöchentlich drei Mal, uotNUb, DnmrerSta»» und Sonnabends, und ft einschließlich der Sonnabends erscheinenden „delle- Mische« Bellas' vierteljilhrlich Marl l.so Ps. Nummer der ZritungSpreiSliste 8567. Aeevsprechstette «r. »» Bestellungen werden bei allen Postanstaltrn de» deutsch« Reiches, für Bischofswerda und Umgegend bei unser« Zeitungsboten, sowie in der Exped. d. Bl. angenommen. S»en«««»f8«fti»ftee Jahr-a«a- welch« «» diesem Blatt« dir wettest« Verbreitung M«, werd« bi« Montag, Mittwoch und Freitag küb V Uhr angenommen und kostet die virrgespalt«, EorpuSzrtle 10 Ag., unter „Eingesandt" 20 Ps. Geringster Jnferatenbetcag SO Ps. - Einzelne Nummer lv Pf. Des einfallenden Bußtages wegen gelangt die nächste Nummer dieses Blattes Freitag Abend 6 Uhr zur Ausgabe. Die Geschäftsstelle des „sächsische» Erzählers". I. 18. s HI»», sollen in Bischofswerda folgende Gegenstände, als: S Pfeilerspiegel, 1 Sofa, t Lisch und 1 kl. Kommode, und II. Als »tag, <I«N «1. <l. naekmltl«88 s Dkr, s verfch. Tische, 1 Kleiderschrank, I Vertiko, « versch. «Uder, t Fußbank, 1 Lehnstuhl und I Altdeutsches Sofa gegen Barzahlung versteigert werden. Sammelort: Kgl. Amtsgericht. Bischofswerda, am 14. November 1904. Der Gerichtsvollzieher deS König! Amtsgerichts Freitag, den 18. dieses Monats, abends 8 Uhr, sollen im Erbgericht zu Rammenau 80 «kn». HV«K«»l«1u« zum brechen bedingungsweise an den Mindestfordernden vergeben werden. AW GeiNeiNdeM. Montag, den 21. November 1904, sm- Virhmarkt in Bischofswerda. "WI Zum Bußtag. Ein französisches Sprichwort sagt: Jeder für sich, Gott für alle. Soll damit ausgesprochen werden, daß nur Gott für alle sorge, während der einzelne Mensch nur für sich zu sorgen brauche, so will mit jenem Ausspruch der unchristliche Eigennutz sich in den Mantel einer scheinbaren Frömmigkeit hüllen. „Jeder für sich!" Das ist der Wahlspruch der schrankenlosen Selbstsucht. Ist Gott für alle, so muß auch jeder Christ als Gottes Kind für alle da sein. Denn „wer seinen Bruder nicht liebet, den er siehet, wie kann er Gott lieben den er nicht siehet?" Christlich ist deshalb nur der deutsche Wahlspruch: Einer für alle und alle für einen. Wenn jeder nach dieser Losung handelte, so müßte auch die Wohlfahrt aller gedeihen. Daß wir aber noch sehr weit von diesem Ziele entfernt sind, daran will uns jeder Bußtag von neuem erinnern. Denn gerade ein Volksbußtag will uns nicht die Sünden vorhalten, welche der einzelne zu seinem eigenen Schaden begeht, sondern er will uns fragen: Hat jeder einzelne seine Schuldigkeit der Gemeinde gegen über getan, und hat die Gemeinde ihre Pflichten jedem einzelnen gegenüber erfüllt? Das sind ge wichtige Fragen, welche kein gewissenhafter Mensch mit einem freudigen Ja beantworten kann. Um so nötiger ist es, daß jeder diese Fragen zunächst und besonders an sich selbst richtet. Habe ich die besten Gaben meines Geistes andern zu Nutz und Frommen angewendet? Habe ich durch lautere Liebe des Herzens meine Nächsten erfreut? Habe ich die volle Kraft meines Körpers eingesetzt, um Gutes für die Welt zu schaffen? Habe ich auch meinen Besitz den Mitmenschen zum Segen verwaltet? War ich meiner Familie die rechte Stütze, meinem Stande eine Zierde und meiner Gemeinde ein Segen? Eine solche Selbstprüfung ist immer nötig und heilsam, weil der Mensch gar zu leicht von gemeiner Habgier, schnöder Genuß sucht und eitler Selbstgefälligkeit sich treiben und in seinem Handeln bestimmen läßt. Aber wir müssen anderseits auch fragen: Stehen in unserm Volksleben alle für einen? Es geschieht in der Tat sehr vieles von feiten des Reiches, des Staates und der Gemeinde zum Wohle jedes einzelnen, weit mehr, als in früheren Zeiten in solchem Umfange jemals geschehen ist. Dazu kommt, daß Gemeinderat, Landtag und Reichstag in Gemeinschaft mit der Regiernng br- Matzfi brmüht sind, für das Wohl aller und besonders der wirtschaftlich Schwachen noch weiter und eingehender zu sorgen. Auch suchen wohl tätige Vereine der verschiedensten Art besonderen Notständen zu steuern. Dies alles ist hoch erfreulich. Aber wir wollen uns doch nicht durch den Gedanken einschläfern lassen, nun wäre alles geschehen und nichts weiter zu tun. Denn in unserm stets auf- und abwogenden Leben stellen sich immer neue Bedürfnisse ein, und besonders in der nach den Städten drängenden Bevölkerung zeigen sich fortwährend neue Uebelstände, so daß die liebende Fürsorge niemals ruhen darf. Leider werden in einer Menge von Vereinen, die nur dem Lebensgenüsse dienen, kostbare Kräfte und Güter vergeudet. Darum sollte ein jeder sich ernstlich die Frage vorlegen: Fördere ich in der Gemeinschaft mit Gutgesinnten das Wohl der Schwachen und Bedürftigen? Wirkt der Verein, welchem ich angehöre, in Wahrheit gemeinnützig? Tue ich im Stillen für mich allein wirklich alles, was in meinen Kräften steht, zur Linderung der Not meines Nächsten?- Bin ich am Leibe der Gemeinde und des Volkes ein nützliches Glied, welches in treuer Gemeinschaft mit den anderen viel Segen schafft? Einer für alle und alle für einen: das bleibe unsere Losung. Das ist die rechte christliche Gemeinschaft, von der es heißt: „So ein Glied leidet, so leiden alle Glieder mit; und so ein Glied wird herrlich gehalten, so freuen sich alle Glieder mit." . Politische Wellschw. Der Kaiser hielt am Freitag größere Hof jagden in den Waldungen von Köntg-wusterhausen ab. — Der Kaiser wird am nächsten Sonnabend in Kiel anwesend sein, um der Vereidigung der Martnerrkruten und dem Stapellaus des Linien schiffes „A." brtzuwohnrn. Der Monarch, der am vormittag des IS. November mit Sondrrzug in Kiel eintrifft, wird sich soiort an Bord oeS Linienschiffes „Kaiser Wilh-lm II." begeben. Um 11 Uhr findet im Beisein des Monarchen im Exerzterhauir der 1. Matrosendiviflon die ver« rivigung statt. Im Anschlüsse daran wird der Kaiser im Kreise des Osfizterkorp» der bei der Vereidigung beteilig» gewesenen Marinetruppen das Frühstück in der Offizier »ipelseanstolt ein« nehmen. Nachmittag findet der Staprllaus deS Linienschiffes statt. — Präsident Roosevelt hat aus das Glückwunschtelegramm, welches ihm Kaiser Wilhelm anläßlich seiner Wiederwahl sandte, in herzuctzer Weise telegraphisch gedankt. — Am Sonnabend vormittag wohnte der Kaiser im Lust garten zu Berlin der Vereidigung der Rekruten der Garnison Berlin bei. Der kommandierende General deS ersten Armee- korpS, v d. Goltz, und der Oberprästdrnt von Ostpreußen, Graf Moltke, find vom Kaiser von Rußland, den sie dieser Tage anläßlich seiner An wesenheit in Russisch-Polen im Auftrage Kaiser Wilhelms in Suwalkt begrüßten, durch Ordens verleihungen ausgezeichnet worden. Ersterer er hielt den St. Annrn-Orden erster Klasse mit Stern, letzterer den StantSlauS-Ordrn erster Klasse mit Stern. Diese russischen OrdrnSdekorationen ent sprechen ungefähr dem preußischen Kronenorden erster Klosse. Die Kanolkommisfton deS preußischen Abge ordnetenhauses erörterte am Freitag die vorge- schlagrnen Verbesserungen am Dortmund-EmS- Kanal südlich und nördlich von Bevergern. Zu gleich wurde der Antrag deS Abgeordneten v. Hagen mitbrratrn, dir Regierung zu ersuchen, gleichzeitig mit dem Bau deS Kanals Rhein-Hannover sür die Verbesserung deS Fahrwasser» der unteren Em» Sorge zu tragen und srrnrr aus der Strecke de» Dortmund-EmS-Kanal» von Bevergern bi» zur Em» den Bau von Schlrppzugschleusrn von den am Kanal Rhein-Hannover gewählten Ab messungen zur Ausführung zu bringen. Nach längerer Debatte wurde der Antrag einstimmig al» Resolution angenommen. Dann ging die Kommission zur Beratung de» Anträge» v. Zedlitz, betreffs de» EntrignuagSrrchtrS über; schließlich wurde die weitere Verhandlung hierüber rivstweilro vertagt. Auf eine Verfügung de» Berliner Polizei- Präsidenten wurde da» weitere Auftreten de» Grafen Pückler in öffentlichen Versammlungen ver boten, da, nachdem au» den Reden und Druck schriften Bedenken gegen dir geistige Zurechnung»« sähigkeit entstanden, ernstliche Störungen der öffent lichen Ruhr und Ordnung durch ihn zu be fürchten seien. Zum Witbot-Ausstand in Deutsch-Südwest- asrtka telegraphiert Oberst Lrutwein au» Rrhobot, er habe «tarn Vries Hendrik vitboi» erhalten, worin dieser näher« Angaben über dir Ursache» de» Witboi-Ausstande» »acht und wort» e» u. a. nach einig» religiös« Wendung« wörtlich heißt: „So hat jetzt Gott au» de« Himmel den vrrtrag gebrochen." Dana bittet Hendrik seine grsaagrn« L«lr srri »» losten, wetl fi, «»^huldig au sein«