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Schmutz leichter auflöst, dann nochmals etwa fünf Minuten lang in die Flüssigkeit gelegt und hierauf in reinem kalten Wasser ausgespült und feucht ge plättet. Die Se'de ist dann wieder völlig rein und hat denselben Glan; wieder erlangt, den sie batte, als sie noch neu war. Auf diese Weise lassen sich namentlich schwarsseidene Tücher und Schürzen sehr gut reinigen und auffrischcn. Bei gefärbten seidenen Bändern läßt sich ;war dieselbe RemigungSart an. wenden, wenn aber die Farbe keine ächte ist, so wird sie durch das Ammoniak aufaelöst und an ihre Stelle tritt eine andere, die häufig freilich ebenso schön und rein ist als die ursprüngliche. Auf vielen gefärbten Zeugen verändern sich die Farben, sobald irgend eine Säure, wieB. Zitrone, Obst, Punsch u. s. f. darauf kommt. In den meisten Fällen lassen sich auch diese Flicken durch verdünnten Ammoniak vertilgen und die ursprüngliche Farbe kehrt wieder. Man verfährt dabei ganz auf die oben an gegebene Weise, nur bgt man bei kleineren Flecken N'cht nötkig, das Zeug im Wasser nachzuspülen, denn das Ammoniak verflüchtigt sich schnell. Bemerkt muß indeß noch werden, daß die befleckten Stellen nicht schon vorder in's Wasser getaucht oder qewatchen sein dürfen. Pottasche und Soda vertilgen zwar auch dl« Flecken, sie können aber bei gefärbten Zeugen desbalb nicht benutzt werden, weil sie in den meisten Fällen die Farbe gänzlich verzehren und dadurch selbst Flecken bilden. DaS Reinigen durch Ammoniak läßt sich sowohl im Großen wie im Kleinen mit großem Nutzen an wenden; ja die bereits benutzte Ammoniakflüssigkeit bietet noch den Gewinn dar, daß sie sich wieder reinigen läßt, und dann mehrmals benutzt werden kann. Zn dem Zwecke wird in die gebrauchte Am- moniakflüssigkcit eine entsprechende Menge gelöschter Kalk gethan, der sich zu Boden setzt und den Schmutz mit niederschlägt. Pergament, schweinslederne Büchereinbände, Ocl» gemälde, Möbeln, Rahmen, Thüren und Fenster werden mit verdünnter Ammoniakflüssigkeit viel besser gereinigt als durch Seife, denn diese, so wie Pott asche und Kali greifen dieselben an und lösen sie mit der Zeit auf, namentlich die Farben, welche meist ans Leinölsirniß und Weingeist oder Zinkweiß bereitet sind. Ammoniak entfernt den Schmutz ebenso schnell und leicht, schadet aber den Farben nicht. Man wäscht solche Gegenstände am Besten mit einem Schwamme ab. Für diejenigen, welche die Behandlung und Aufbewahrung des Ammoniaks nicht k nnen, sei noch hinzugefügt, daß dasselbe in gut verschlossenen Flaschen ausbewahrt und wo möglich von jeder Säure fern gehalten werden muß, weil es die Ei genschaft besitzt, sich leicht zu verflüchtigen und sich den Säuren mitzutheilen, in welchem Falle dann von dem Ammoniak nichts als reines Wasser zu» rückblcibt. Amerikanische Brautwerbung. Ein junger nordamerikanischer Ansiedler deut scher Abkunft, Namens Heinze, dessen Vater schon als kleiner Knabe mit nach Amerika gekommen war und sich später im Westen angesicdelt und vcrhei- ratbet hat e, befand sich als der einzige Sohn im Besitze einer hübschen Farm. Die natürliche Folge davon war, daß alle Nachbarn fest behaupteten, Heinze sei der Innggesellenwirthschaft herzlich müde (seine Mutter war längst todt) und wolle heirathen. Trotz allen Sticheleien der Freunde leugnete er das aber aus das Bestimmteste und meinte, er habe noch Zeit, an's Heirathen zu denken. Die Sache war jedoch nicht so ganz richtig, denn eines Morgens mitten in der Woche begann er mit außergewöhn lichem Eifer seine Sonntagsstiefeln zu wichsen und seinen blauwollrnen Rock mit blanken Knöpfen zu bürsten. „Sonny," sagte verwundert der alte Vater, der gemeinschaftlich mit ihm das kleine Haus be wohnte, „Sonny, was hast Du vor, daß Du Deine Sonntagskleider zum Donnerstag anziehst? Du gehst doch nicht etwa gar heirathen?" „Unsinn," sagte Heinze, bürstete aber nur uni so eifriger an dem sehr bestaubten Rockkragen, „ich will hinüber zu dem neuen Ansiedler und mir ein paar Kühe besehen, die ich kaufen möchte." „Ahem!" sagte der Alte, schüttelte jedoch gleich darauf sehr bedeutsam den Kopf, als sein Sohn das alte Stück Bärenfell vom Sattel nahm und ein zartgegerbtes Lammfell darüber breitete, das sonst nur bei festlichen Gelegenheiten benutzt wurde. Seine Vermuthung ward aber zur Gewißheit, als sein Sohn mitten in der Woche ein reineS Hemd anzog, vor dem kleinen Stück Spiegelglas, daS er sonst nicht einmal zum Rasieren benutzte, die Haare ordnete nnd bald darauf, nachdem er mit äußerster Sorgfalt seine Toilette beendigt hatte, pfeifend davon sprengte.