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lind die Elster überbrückt sei« wird, braucht man eine Viertelstunde, um von Leipzig nach Plagwitz zu gelangen. Diese« Dörfchen lehnt sich an den Abhang de« linken Elsterufers. An dem hohen Rande de« Flusse-, der hier einen verhältnißmäßig raschen Lauf hat, da zwischen Zschocher und Lind en au sich kein Mühlwehr befindet, ziebt sich »ine schöne Wiese hin, durch welche hindurch Du. Hein? seinen Kanal leiten und teichartig verbreitern wird. Daran und an die vom Flusse ab durch Plagwitz bi« auf die Höhe von Lindenau neu anzulegende schnurgerade Straße werden sich anmuthiqe Gärten mit hübschen Landhäusern anschließen. Dec kleine See, umgeben von Gebüsch, wird Herren- und Damenbäder auf nehmen. Zn diesen Umgebungen, begrenzt von der Elster, nahe der herrlichsten Eichenwaldung, in der Nähe de« freundlichen Schlrussig und der schönen Parks von Groß, und Klein-Zschocher wird sich di« feine Well Leipzigs mit Landwohnungen an siedeln. Schon erbebt sich rin schöne« Landhau« an einem herrlichen Punkte; bald werden sich mehr ane schließen. Man braucht nicht eben eine große Gab- der Voraussicht zu besitzen, um im Geiste nach einer nicht zu langen Reihe von Jahren in der frischen Elsteraa bi« nach Plagwitz inmitten von blumen duftenden und laubigen Gärten und freundlichen Landhäuscin sich wandelnd zu erblicken. Der Sonntagsreiter. (Mit Abbildung.) „Aber, lieber Freund, wa« machen Sie? E« „„Zu fromm — immer zum Himmel! — ist ja ein ganz frommes Pferd!" — Ich wünschte, e« klebte am Irdischen."" Eine Geschichte vom Kleiderluxus in alter Zeit. Die heutige, allen Schönheitssinn verletzende Mode der unförmlich weilen Kleider mit Unmassen von Falbeln, lheuern Spitzen und Borden entlockt manchem geplagten Ehemann« und Vater putzsüchliger Töchter stille und laute Seufzer über die kaum noch zu erschwingenden Staat« a u « gaben, die zusammen mit den nicht minder drückenden Staat-a d gaben das Zurücklegen eines Norhpfennigs jetzt zu den größ ten Seltenheiten werden lassen. Solchen geplagten Männern und den plagenden Weibern zu Nutz und Frommen tbeilen wir das nachstehende Geschichtlein aus der „guten alten" Zeit m>r, wo e« noch Ge setze gab gegen den Luxus — Gesetze, die freilich nur in den seltensten Fällen zur Anwendung kamen und, angewendet oder nicht, ohne Erfolg blieben; denn wenn Weiber einmal nicht wollen, so — wollen sie eben nicht. Obrigkeitliche Befehle vermögen da eben so wenig wie die Befehle der Ehemänner, vor ausgesetzt, daß die letzteren überhaupt befehlen dürfen. Nun also zu unsrer alten Geschichte! Als ich um die dritte NachmiltagSstunde bei dem RathSschmiedeknechte Klaus Rodvlfen vordeiging, sah ich, wie viel Volk« zusammenlief und einige be reits dir Stufen de- Rathhauser besetzten; vom Rath hause aber tönte ein gar jämmerlich Geschrei herab, dazu viel Sprechen-, Rufen und Hinundherberichten. Auf meine Frage antwortete man mir, e« seien drei Weibsbilder oben, und e« würden ihnen di« Röcke gekürzt und die goldenen Borden von den Brustlätzen geschnitten. Es seien angesehener Leut« Weiber, aber um den Verordnungen des Ratbes, den Kleiderluxus betreffend, Achtung zu verschaffen, sei e« nötbig, daß ein Excmpel gegeben werde. Als diese Worte gesprochen waren, sah ich oben am Fenster eine der Weiber erscheinen, die Hände ringen und uns, die wir unten standen, anrusen, daß wir her beikommen und sie retten möchten. Es rührt« sich aber keiner im Volke, die Männer lachten und zeig ten nach oben und riefen, e« geschähe diesen putz süchtigen Närrinnen ihr Recht. Nun ließen dies« Weiber, die sich mit ihren gekürzten Rocken nicht wollten sehen lassen, drei Tragestühle holen, die von oben und unten bedeckt waren, wie e« die Kranken verlangen, die man von einem Hause in da« andere trägt, und wollten sich hineinsctzen, allein sie wurden gezwungen, auSzusteigen und den Weg zu Fuße zu machen, wo dann «in ganzer Schwarm von Gassen jungen sie begleitet«. Ich ging mit Kummer im Herzen nach Hause und trat in di« Kammer meiner Frau, also spr«ch«»d, nachdem ich erzählt, wa« ich geschaut;