Volltext Seite (XML)
Das Unglück im Hauensteintunnel. (Mit Abbildung.) Während zu Anfang« dieses Jahrhunderts die Schwei; kaum pa sirbare Straßen, oft nur steile, gefährliche Pfade für schwindelfreie Fußgänger und Saumthiere hatte, wollen setzt auch dort die seitdem gebauten schönen Chausseen den gesteigerten Anforde rungen des Verkehrs nicht mehr genügen, und schon beginnen Eisenbahnen das GebirgSland nach allen Richtungen hin zu durchziehen; — einige sind bereits fertig und werden befahren, andere sind noch imBau begriffen. Zu den letzteren gehört die „schweizerische Zentralbahn/' welche von Basel nach Luzern führend, die westliche Schweiz mit der östlichen ver. binden soll. Dieser Eisenbahn stellt sich nicht weit von dem basellandschaftlichcn Dorfe Läufelfingen, zwischen Basel und Olten, die 2150 Fuß hohe Hauensteinkette des Jurageb iraes entgegen, die durch einen 8301 Fuß langen, 40 Fuß hohen und 30 Fuß breiten Tunnel durchbrochen werden muß, welcher durchschnittlich 500 Fuß unter dem Berge liegt, auf je 40 Fuß Länge einen Fuß Steigung hat und um die Summe von 5 Millionen Francs (l,400,000 Thlr.) dem englischen Bauunternehmer Brassey in Akkord gegeben wurde. Um die Doll« endung des Baues, die zum 3t. Mar; 1857 be dungen war, mehr zu fördern, ließ der Unternehmer den Tunnel nickt blos am nördliche» Endpunkte oberhalb deS Dcrses Läufelfingen und am süd lichen Endpunkte oberhalb des Dorfes Trimbach von den Außenseiten deS Berge« in Angriff nehmen, sondern auch von der Höhe des Berges drei Schächte in die Liefe hinabtreiben, um auf die Tunnellmie zu gelangen, so daß man sechs weitere Angriffspunkte gewann. In der Folge mußte der mittlere der drei Schächte wegen zu starken WasserandcangeS verlassen werden und blieb unvollendet. Die beiden Schächte südlich und nördlich dagegen wurde» glücklich auS- gegraben. Am 31. März 1857 war denn auch der Tunnel, zwar nicht vollendet, doch der Vollendung nahe: von der Nordseite ist er bis über den Schacht Nr. 3 in einer Länge von 1893 Fuß vollendet, von Süden her über den Schacht Nr. 1 und den ver lassenen Schacht Nr. 2 hinaus sogar in einer Länge von 5554 Fuß, so daß nur noch eine Länge von 854 Fuß zwischen dem nördlichen Schachte Nr. 3 und dem unvollendeten mittleren Schachte Nr. 2 zu durchbrechen war. Unter dem südlichen Schachte Nr. 1. war auf acht Pfosten ein hölzernes Gerüst ausgeschlagen; e- biloete eine gitterartige Decke, damit nicht Steine, Erde und dergl. aus dem Schachte hinunter die im Tunnel beschäftigten Arbeiter verletzen könnten. Unter diesem Gerüste lief eine Pferdebahn durch; die auf derselben laufenden Rollwagen waren dazu bestimmt, den Schutt aus der Tiefe des Tunnels herau-zu- schaffen. Ebenso wurden auf derselben die zur Aus mauerung des Tunnelgewölbcs nölhigen Steine, welche man von dec Höhe des Berges durch den Schacht Nr. 1 an einem langen, 3^ Zoll dicken, stark in Theer gedrängten Seile auf das eben er wähnte Gerüst und von da durch eine Falllhüre auf die darunter stehenden Rollwagen herabließ, nach der Tiefe des Tunnel- gefahren. Hinter dem Schachte, gegen Norden stand eine kleine Schmiede mit zwei Feuern, um verdorbene Werkzeuge sogleich wieder herzustellen. Ferner befand sich dort eine Wagen- werkstätle, «ine hölzerne Boutike, die den Arbeitern zum Trocknen ihrer Kleider und zum Ausruhen diente, 31 Zentner Steinkohlen und eine große Masse Holz zu Gewölbegerüsten. Vor dem Schachte war eia grcßes, durch das aus dec Tiefe des Tunnels ziem lich reichlich fließende Wasser getriebenes Rad mit einer Vorrichtung zur Luflreinigung, da die Luft im innern Raume des Tunnels wegen der Spreng arbeiten , des Lichterqualms und des Verbrauchs durch die zahlreichen Arbeiter fast unathembar wurde. Weil aber bei der eingclretenen wärmcrn Witterung in Folge des Einflusses der Sonnenstrahlen, welche um die Mittagszeit in den Schacht und die südliche Tunnelmündung fielen» zu dieser Zeit gar kein Luft zug statrfand, folglich der Ventilator keine frische Luft zuführen konnte, so errichtete man auf dem oben beschriebenen, unter dem Schachte Nr. 1 aus geschlagenen Gerüste einen kleinen Ofen, damit das darin unterhaltene Feuer den Einfluß der Sonnen strahlen paralystre und einen Luftzug ermögliche. Der Ofen ward zu diesem Ende mit einem hohen Kamine versehen, und der Schacht etwa dreißig Fuß über dieser neuen Ventilationseinrichtung durch eine Decke aus blechbeschlagenen und mit einer dicken Lehmschicht bedeckten Dielen luftdicht abgeschlossen. Nur die Schornsteine des eben erwähnten Ofens und der im Tunnel befindlichen Schmiede gingen durch diese Decke. Unmittelbar über der Mündung dieser Schornsteine war der Schacht 80 Fuß in Felsen ge trieben, darüber war er auf etwa 300 Fuß mit Holz ausgeschalt und mit Holzwerk ausgespecrt, und nur der oberste Theil, gegen 200 Fuß, war auögemauert. Neuer Kalender F.