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kam, so geschah e« nie, ohne ein Buch ihr mitzü- bringen, daran sie sich erquicke» konnte. Al« sie jetzt so nebeneinander durch die Men« scheogruppen gingen, sahen manche Augen dem schö nen Paare nack, gutmüthig« und bewundernde, scheele und neidische, hämische und behagliche. Am Auffallendsten thaten die« zwei Männer im mittler» Alter, die unweit von ihnen standen, der eine in der feinen Tracht eine« kurfürstlichen Jagdjunker«, der andere in einfach bürge,licher Tracht. Jener, langgewachsen, mit schwarzem Haar und Bart, sprü- hrnden Augen und keckem Auftreten konnte wohl imponiren, indeß Dieser, einen Ausdruck von Ver schlagenheit und Habgier abgerechnet, sehr alltäglich auSsah. „Ei, Herr Junker", nahm der Letzter« das Wort, „da« nette Mädchen gefällt Euch wohl?" „Da« wohl", antwortete der Junker Kurt von Rotheustein, „aber noch mehr mißfällt mir der Bursche da an ihrer Seite." „Steht e« so? Seid Ihr schon wieder einmal eifersüchtig, nachdem Euch die Eifersucht erst vom kurfürstlichen Hofe fortgetrieben, zur Strafe für da« Hoffräulein, da« neben Euch noch einen andern Be werber begünstigte?" fragte der Begleiter. „Herr Berthold", antwortete der Junker, „Ihr «bätet wohl, Such nicht um meine Privatangelegen heiten zu bekümmern. — Jener halt« nur den Vor zug, weil er vom Heirarhen sprach, wozu ich einmal keine Lust habe — sie machte mich nur eifersüchtig, damit ich da« entscheidende Wort spräche — sie wird sich wundern und zürnen, daß ich heute auSbleib«. Jener Nebenbuhler ist mir gleichgiltig — aber mit dem da habe ich noch Manche« aus früheren Zeiten abzumacken." „Kennt Ihr den Studenten?" fragte Berthold. „Ich kenn' ihn wohl von Alter« her", ant wortete der Junker. „Zweimal sind wir hart zusam mengerannt, im offenen Felde und auf der Univer sität. — Vielleicht giebr's jetzt ein« Gelegenheit, an ihm Rache zu nehmen. Ein Dienst ist de- an dern werth. — Wollt Ihr mir helfen?" „Ich dächte", sagte Berthold mit geringschä- tzrndem Lächeln, „wir wären so ziemlich mit ein ander quitt', ja ich könnte sagen, mein Guthaben überstiege schon weit das Eure." „So thut, wie Euch gut dünkt; ich werde auch allein mir dem Burschen fertig", sagte der Junker trotzig; „aber darauf könnt Ihr zählen, daß Euch Surr Geschäft bald im Lande gelegt werden soll, wenn Ihr wagt, mir iy den Weg zu kommen. —" „Mein Geschäft ist im Lande und da« Eurige bei Hofe", unterbrach ihn Berthold hämisch. „E- fragte sich auch hier, wer bei einer Angeberei da« Meiste zu wagen und zu verlieren hätte. Das neue Amt, das man mir im Geheimen anvertraut, schützt mich wohl gegen einen Junker, dem die gnädigste Kurfürsti» Magdalena Sibiüa so wenig hold ist wie den Herren Doctore« Döring und Oppell oder den Herren von Sebottendorf." „Nun!" rief der Junker, „sie haßt sie, aber sie vermag ihnen nicht zu schaden, und dann läßt sich der Haß eines Frauenzimmer-, und wen» es die Kurfürstin selbst wäre, schon ertragen. —" Indeß sich die Beiden so fast achtlos auf ihre Um gebung hatten im Gedränge weiter treiben lassen, schrie plötzlich eine weibliche Stimme auf: „Hormeier!" Berthold erblaßte und sah sich um. — Sibilla hatte diesen Ruf au-gestoßen, und so rosig und blü hend vorhin ihr Angestchr gewesen, so bleich war «S jetzt und unbeweglich; schaudernd, al- habe sie eine schreckliche Erscheinung, starrte sie Bertheid an. Sie hatte mit ihren Pfleg,ältern und deren Scho an einem Tische Platz genommen, an den Beide jetzt nahe gekommen waren, ohne sie erst zu gewahren. „Was hast Du? Was erschreckt Dich?" fragte Friedmar. — „Was nennst Du mitten in der Freude diesen fluchbeladenen Namen?" frug gle ichzeitig der Obcrförstrr. Sie vermochte nicht zu antworten; am ganzen Leibe zitternd, beugte sie sich über den Tisch, an dem sie saß, um nicht umzustnken. Berthold aber erholte sich schneller von seinem Schrecken, so unverkennbar dieser auch in seinen Mienen sich kund gegeben. Er stieß den Junker leise und sagte: „Ich werde Euch helfen gegen diese« Paar." Dann wich er von ihm zurück und ver schwand im Gedränge. Der Junker wußte sich weder diese plötzliche Sinnesänderung Bertholds, noch jenen Ausruf Si, Killens zu erklären,— ,r hatte auch nicht Zeit, darüber nachzudenken, sondern war im Augenblick eben so befriedigt von jener Zusage Bertholds, wie von der plötzlichen Nähe Sibilleos. Grüßend trat er an de« Tisch und sagte: „Ei, Herr Oberförster, trifft man Euch einmal auch außer Jagenszeit?" „Da ich hier in der Nähe «ohne, macht' ich mich dem Fest« nicht entziehen, wie schlimm auch noch die Zeiten find für uns Beamte", sagte der Oberförster; „aber ich sollte mich billig wundern» Euch hier zu sehen, Herr von Rothenstein, da Ihr heute in Dre-den ganz andere Festlichkeiten versäumet,^ S*