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punkte bestimmt war, ausliefen, durch sinnreiche me chanische Vorrichtungen das ungeheuere Tau wäh rend der Fahrt abwickelnd und versenkend. Leider ist bereits am 5. Tage nach Beginn der Fahrt das Tau zerrissen und eine Länge von 300 cngl. Meilen verloren gegangen, indem bei lebhaftem Winde das Telcgraphentau in dem Augenblicke riß, als das Schiff, von dem es versenkt wurde, von der Spitze einer Welle herabschoß, wodurch das Tau eine plötzliche zu große Spannung erhielt, die es nicht aushalten konnte. Wohl hat man auf solche un glückliche Zufälle von vorn herein gefaßt sein müs sen, glaubte aber nicht, daß die Schwierigkeiten schon so nahe vom Ausgangspunkte beginnen würden. Man hatte gehofft, in Zeit von etwa drei Wochen mit Legung des ganzen Taues fertig zu werden. Diese Hoffnung hat sich nicht bestätigt. Die mit der Legung des Taues beauftragten Schiffe sind in Folge des erwähnten Unfalles in den Hafen von Plymouth zurückgekehrt, und man zweifelt daran, daß sic in diesem Jahre noch ein zwcitesmal ihr schwieriges Unternehmen versuchen werden, weil nun die stürmische Jahreszeit heranrückt, die die Ver senkung des Telegraphen unmöglich macht; doch darf man überzeugt sein, daß deshalb das Unter nehmen durchaus nicht aufgegcbcn ist. Im nächsten Sommer wird man, bereichert durch die mittlerweile gemachten Erfahrungen, sicher wieder an's Werk gehen und nicht ruhen, bis es endlich doch ge lungen ist. Das Tau hat nur einen einfachen Leitungs strang erhalten; dieser aber besteht nicht wie die bis her gebräuchlichen Telegraphendrähte aus einem ein fachen Kupfcrdraht von gewöhnlicher Stärke, son dern der größer» Biegsamkeit und Haltbarkeit wegen aus 7 dünnen Kupfcrdrähtcn, welche scilartig zu- sammcngedreht sind. Umhüllt ist diese Leitung von drei getrennt angebrachten Lagen der reinsten Gutta- Percha. Das so hcrgestellte Tau hat nur Zoll Durchmesser. Als äußere Umhüllung ist nicht die sonst gewöhnliche von starken Eisendrähten, sondern immer wieder der größcrn Biegsamkeit halber eine solche von Litzen gewählt, die aus ganz dünnen Drähten gewebt sind. Um sich einen Begriff von diesem Thcile der Arbeit zu machen, wird cs ge nügen, zu erfahren, daß nur zu diesen Drahtlitzen 126 Meilen Eisendraht nöthig sind, um eine ein zige Meile des Taues zu umkleiden, und daß im Ganzen nicht weniger als 315,000 engl. Meilen Eiscndraht verwandt worden sind. Nun handelt eS sich noch um die Legung des Taues, Insel Valentia, die, wie erwähnt, zum Anfangs- das von der westlichsten Spitze Irlands nach der östlichsten Neufundlands reicht. Das ist freilich der größte und schwierigste Theil, und der erste Ver such, vor zwei Jahren, mißglückte, indem das Tau während des Legens bei heftigem Winde und star kem Wellenschläge riß. Jndeß verloren die Unter nehmer durch das Mißgeschick keineswegs den Muth; was das erstemal mißlingt, wird bei gehöriger Vor sicht und bei den täglichen Fortschritten der Technik ein andermal gelingen. Die Beschaffenheit des Meeres zwischen Irland und Neufundland scheint dem Unternehmen günstig. Die doppelt vorgcnommenen Sondirungen ergaben, daß der Meeresgrund zwischen gedachten Punkten zwar tief, aber gleichmäßig, eine sandige Ebene ohne Felsen und ohne schroffe Hebungen und Senkungen sei, während man sowohl nördlich als südlich von der angenommenen Linie weit beträchtlichere Tiefe trifft. Die Ausgangspunkte dieser Linie sind die Insel Valentia in der Dinglcbay an der Westküste Irlands und St. Johns auf Neufoundland. Die Entfernung zwischen beiden Punkten beträgt 1640 engl. (350 deutsche) Meilen und die größte gemessene Tiefe 2070 Faden. Die Frage, ob nach glücklich vollbrachter Le gung eines solchen Taues mittelst desselben ein vor- theilhafter Betrieb der telegraphischen Korrespondenz möglich lei, ist vielfach erörtert worden; man hat versuchsweise mehre unterirdische Leitungen in der Art mit einander verbunden, daß daraus eine ein zige unterirdische Leitung von mehr als 2000 engl. Meilen wurde, und konnic auf denselben mit den nöthigen Verstärkungen des Apparates 210 bis 270 Zeichen (Buchstaben oder Zahlen) in einer Minute befördern. Die Zukunft freilich erst wird lehren, ob auch unter dem Wasser ein Telegraphentau von so großer Länge ungestört benutzt werden kann. Es ist nicht wahrscheinlich, daß das Tau, wenn einmal gelegt, bei der angedeuteten Beschaf fenheit des Meeresbodens Beschädigungen ausgesetzt sein werde; aber die Auflegung selbst bietet bei der Tiefe der See und der Länge der Ucberfahrt, so wie wegen des bedeutenden Gewichtes des Taues erhebliche Schwierigkeiten dar. Man hat ihm wegen der verschiedenen Unebenheiten des Meeresbodens, welche es zu durchlaufen hat, eine Geiamintlänge von 2500 englische Meilen gegeben. Diese unge heure Last ist auf zwei der berühmtesten engli- z schen und amerikanischen Kriegsdampffregattcn ver- t laden, die damit am 7. August 1857 von der irischen t Meißner Kalender G.