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kn; kleine Gefechte zwischen englischen Kriegsschiffen und chinesischen Dschunken, in denen meist die ersteren, wenn auch mit verhältnißmäßig großen Verlusten, Sieger blieben, ver mochten nicht, die Sage der Engländer zu ändern, die vor aussichtlich so lange eine mehr abwartende Stellung einnch- men müssen, bis es möglich wird, ihre Streitkräfte durch Nachsendnngcn aus England oder Ostindien zu verstärken. Viel bedenklicher als der augenblickliche Krieg mit Eng land sind für den Kaiser von China die Kämpfe im In nern seines Reiches. Am 25. Februar 1850 starb der Kaiser Taokuang, und ihm folgte sein 19jähr. Sohn Vih-tschn unter dem Titel Szihing auf dem Throne. Da brach der langjährige Haß gegen die Herrscher aus der Mandschu- dynastie, die seit 1644 den Thron einnimmt, in eine Em pörung aus, di« noch heute nicht unterdrückt ist, sondern in dem Ungeheuern Reiche immer größere Fortschritte macht. Provinz auf Provinz schloß sich der Empörung an, und die gegen die Rebellen abgeschickten kaiserlichen Truppen wurden in blutigen Schlachten geschlagen; und in der letzten Zeit waren die Fortschritte der Empörer so bedeutend, daß die herrschende Dynastie das Schlimmste fürchten mußte, wenn auch in einigen Küstcnprovinzcn, die von den Engländern bedroht waren, die Empörer mit den kaiserlichen Truppen für den Augenblick gemeinschaftliche Sache machten, um die fremden Feinde aus dem Lande zu vertreiben. Das große chinesische Reich hat im Norden Wüsten und Eisfelder, im Süden Gebirge und tropische, beinahe undurch dringliche Wälder, im Osten das Weltmeer, im Westen theils Wüstencicn, theils die höchsten Bergrücken der Erde zu Grenzen, die auch ohne die bekannte Mauer hinreichten, den Eintritt Fremder zu wehren. Auf einem Flächenraume von mehr als 200,000 QM. wohnen 400 Millionen Einwohner. Natürlich sind diese Zahlen nur annähernd richtig, da genaue Vermessungen und Zählungen nicht stattfinden, und wenn sie stattfänden, deren Ergebnisse den Europäern doch verborgen gehalten würden. Die Chinesen sind keineswegs in der Kultur so zurück, wie europäischer Hochmuth früher so gern annabm; im vegentheil habm sie wichtige Erfindungen Jahrhunderte und Jahrtausende früher schon angcwendet, ehe diese Erfindung« in Europa gemacht worden sind. Dabei sind die Chinesen mäßig, sparsam, pünktlich, fleißig und im Handel außrror- ordentlich regsam und umsichtig; selten gelingt es einem Europäer, einen Chinesen im Handel zu übcrvortheilen, wäh rend der umgekehrte Fall tagtäglich stattfindet; aber auch als kriechend, lügnerisch, stolz, habsüchtig und grausam >ver- den sie geschildert. Ihrer Religion nach sind sie zum größ ten Theile Buddhaisten. Der Buddhaismus ist die Religion des Kaisers und der ärmeren Klaffen, während dir Gebilde tem und Reichen Anhänger der Religion des Kongfutsc und der des Laokiun sind. . Ein Reisender, der 7 Jahre sich in China aufhielt, giebt folgende Schilderung von dem Hause eines Rrichen: Die Wohnungen verreichen Chinesen bestehen aus einer gro ßen Anzahl geräumiger Zimmer, welche durch sehr große Fenster hell erleuchtet sind. Sie liegen inmitten von großen und schönen, mit unendlicher Kunst geschmückten Gärten. Das Terrain dieser Gärten ist uneben, und Kaskaden, Kioske, Brücken, Fußpfade aller Art bringen große Abwechselung in dieselben. Unter den Mitteln, welche die Chinesen anwendcn, um den Spaziergänger über den Raum zu täuschen, den er durchschreitet, stehen die gewundenen Pfade, die sich tausend fach durcheinandcrschlängeln, obenan. Ein anderes Mittel sind die Labyrinthe, welche von Astern aller Art so künstlich gebildet werden, daß es oft schwer ist, sich ohne Führer ber- cmlzusivden.— Die Häuser haben gewöhnlich nur ein Par terre, in welchem die Fremden empfangen werden, und einen ersten Stock, den die Frauen beinahe ausschließlich bewohnen. Das erste Zimmer im Parterre ist der Empkangsaal, in dem sich der Hausaltar mit stets darauf brennenden Wohlaerüchen befindet. Die übrigen Zimmer des Parterres' sind nur mit Kanapees und Leuchterstühlen möblirt, Lampen jedoch von Horn, Gaze oder Papier hängen in großer Zahl voy der Decke herab, und die sorgfältig gefirnißten Wände sind mit Gemälden oder Sittensprüchen geschmückt. Im größten Saale werden die Gastmähler abgehalten, bei denen die ver schwenderischste Pracht und die unglaublichste Leckerei und Unmäßigkeit stattfindet. Das Zimmer, das unsere Abbildung darstellt, befindet sich im ersten Stock. Heinrich Theodor von Schön, königlich preußischer Staatsminister a. D. (Mit Abbildung.) Mit Schön'« am Morgen des 23. Juli l856 erfolgtem Tode trat einer der letzten großen und frei sinnigen preußischen Staatsmänner aus diesem Leben, die an die Wiedergeburt de« preußischen Staates un mittelbar nach den schwersten Schlägen, durch welche nach der Schlacht bei Jena das Königr. Preußen der völligen Vernichtung nab« gebracht worden war, di« schö pferische und glückliche Hand legten. Stein, Har, denberg, Schön, Binke sind Namen, die noch heute nicht blos in Preußen mit Achtung und Dank barkeit genannt werden. Das ganze heutige Slaats- lebs» Deutschlands hat seinen Ausgangspunkt von den durch diese Männer in die Gesetzgebung und Verwaltung ihres Vaterlandes eingefübrten großen Re, formen genommen, Reformen, di« in dem kurzen Zeit' raume von S Jahren die Kraft und den Wollen des Volkes weckten und stählten, daß diese- die franzö sischen Eroberer aus dem Lande hinauswarf und da durch den tilstter Frieden fast aus der Reihe der Mächte verschwundene Preußen zu einer Höhe und Bedeutung hob, von denen die seit fast 40 und vorzugsweise in den letzten neun Jahren uvauSqesitzt lkäligen Be strebungen einer..kleinen aber mächtigen" Partei es noch immer nicht ganz Haden herunteldtingen können.