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nach Schukpforta berufen und wirkte an dieser hohen Schule gleich segensreich als Lehrer wie als Prediger. Aber schon ein Jahr spater, am 1. Dezbr. 182Z, übernahm er einen Hähern und schwerem Wirkungskreis als General superintendent und Obcrhofprediger in Altenburg. Auch hier war sein letztes Siel noch nicht: am 1. Januar 1829 hielt er seine Antcittspredigt als Superintendent und Pastor zu St. Thomä in Leipzig, nachdem" er Tags vorher auf dem Rathhause als Pastor konfi.mirt worden «ar. Er ward des berühmten Tzschirner's nicht minder berühm ter Nachfolger. Drei Jahre nachher, 1882, gründete er den „Evanqelischen Verein der Gustav-Adolf-Stiftung", an dessen Spitze er bis zu seinem Tode verblieb. Im Jahre 1838 trat Großmann zum erstenmale in die I. Kammer der sächsischen Ständeversammlung und war hier eines der wenigen freisinnigen Mitglieder. Am 1. Januar 1854 feierte er sein L5jähriges Amtsjubiläum als Superintendent und Pastor zu St. Thomä. Die Stadt Leipzig verlieh ihm an diesem Lage ihr Ehrenbürgerrecht, die Mitglieder des Vereins zur Feier des 18. Oktobers „ihrem hochver dienten, erleuchteten und geistvollen Führer bei den großen Erinnerungen an eine denkwürdige Zeit der Prüfung und der Errettung" ein kleines Marmordenkmal mit silberner Votivtafel und Eichenkranz; die Landschullehrer der Ephorie Leipzig überreichten ihm das Bild des Angstplatzes zu Prießnitz, das sic ihm hatten malen lassen, und der Gu stav-Adolf-Verein das Sucherbild nach Lukas Cranach; die Universität Leipzig aber ertheilte ihm das theologische Doktordiplom um seiner großen Verdienste in Sachen des Gustav-Adolf-Bereins willen, und dasselbe Diplom, um im Sohne den Vater zu ehren, dem Sohn« deS Jubilars, da maligem Pastor zu Püchau. Am 2. Osterfeiertage 1857, eben als Großmann im Begriffe war, sich zum Kirchgänge anzuschicken, streckte ihn ein Schlaganfall nieder; man fand den Kranken ohne Be sinnung und Leben hingestrcckt. Zwar gelang cs sorgsam ster, liebreichster Pflege und ärztlicher Kunst, ihn in's Leben zurückzurufen, doch erholte er sich von diesem Schlaganfalle — dem zweiten in kurzer Zeit — nicht wieder. Am Mor gen des 28. Mai glaubte man den Kranken seinem Ende nahe; Sohn und Schwiegersohn waren durch Erpresse her beigerufen worden; man erwartete jeden Augenblick seine endliche Auflösung. Und doch Überstand er wunderbar jenen Tag und 82 andere Tage. Der Kranke hatte dann und wann Bewußtsein und glaubte selbst die bisherige Dauer seines Siechthums zu kennen, nur daß er dabei irrthümlich seine Leiden nach Tagen schätzte, während es wohl eben so viele Wochen waren. Der 29. Juni brachte ihm endlich die Erlösung von seinen Leiden. Eine wahrhaft großartige Lheünahme zeigte sich bei seiner Krankheit und bei dem Begräbnisse. Ueberall her kamen die Zeichen der Trauer und der Betrübniß. China. (Mit Abbildung.) China, dieser ungeheure Länderstrich in Ostasien, glich bis rum Jahre 1842 einer Festung, für Jedermann ver schlossen, er mochte drohen, er mochte bitten und versprechen. Die Chinesen waren viel zu schlau, um nicht hinter dec trü gerischen Maske der Freundschaft der fremden Nationen und besonders der Engländer den Egoismus und die Spekulation zu erkennen. Wie immer waren es aber auch hier die Lei denschaften, weiche die lange vertheidigte Festung endlich zu einer Kapitulation nöthigten. Die Chinesen hatten dem ge fährlichen Opium, das die Engländer von Ostindien ein schmuggelten, trotz dem strengen Verbote, Geschmack abge- wonnen, und obgleich die Strafen auf Uebertretung dieses Verbotes von Jahr zu Jahr erhöht wurden, nahm der Ver brauch des Opiums zu und die Zahl der Schmugglerschiffe vervielfältigte sich. Mit jedem neuen Schiffe kamen tau sende von Kisten mehr, und die verderblichen Folgen des Opivmgeiusses zeigten sich immer deutlicher. Da erließ im Jahre 1889 der Gouverneur von Kanton einen Befehl, daß alle Opiumkisten ausgeliesert werden sollten. Trotz den Protestationen des Bevollmächtigten der englischen Regierung mußte diesem Befehle nachgekommen werden. Ueber 20,000 Kisten Opium, im Werthc von fast 30 Mill. Thalern, wur den ausgeliesert und sodann vernichtet. Aber die Folge war ein mehrjähriger Krieg der Engländer gegen die Chinesen, — weil diese sich nicht mit Opium vergiften lassen wollen. Der Frieden von Nanking vom 29. August 1842 brachte den Engländern manche Handels- und politische Vortheile: außer Kanton, das früher der einzige Punkt war, an dem unter Beobachtung vielfacher drückender und demüthigendcr Formalitäten europäische Kaufleute Handel mit China treiben dursten, wurden auch noch die Häfen von Amoy, Fut sche«, Ningpo und Schanghai geöffnet und in den selben der Handel allen Nationen auf dem Fuße der gegen seitigen Gleichberechtigung freigcgeben. Auch fremde Kon suln erhielten von da an Zutritt und ein Zolltarif für Ein- und Ausfuhr, wie für den Binnenhandel wurde vereinbart. Außerdem mußten die Chinesen 80 Millionen Thaler Ent schädigung zahlen und die Insel Honkong an die Eng länder abtreten. Ueber die eigentliche Veranlassung des Krieges, den Opiumhandel, wurde nichts festgesetzt. Obwohl Politik und Moral nicht immer Hand in Hand gehen, tru gen die Engländer doch wohl Bedenken, im Fricdenstraktate geradezu die Verpflichtung der Chimsen auszusprechcn, sich durch Opium vergiften zu lassen. Das Opium blieb in China verboten, wurde aber eben deshalb um so stärker ge nossen, und der Schmuggel mit diesem verführerischen Gifte gewann eine größere Ausdehnung als je, bis die dadurch her vorgerufenen Streitigkeiten zwischen den chinesischen und eng lischen Behörden im vorigen Jahr von Neuem zum Kriege führten, der noch jetzt andauert und auch, da mittlerweile die Streitkräfte der Engländer durch den Aufstand der cin- gebornen Truppen in Ostindien (Sipoys) » Anspruch ge nommen sind, so bald noch kein Ende abschen läßt. Bis jetzt haben sich die Engländer auch noch keiner bcsondern Vor theile über die Chinesen zu'rühmen, die, wie ihre Gegner wider Willen anerkennen müssen, bedeutende Fortschritte in der Kriegskunst gemacht haben und mit großer Tapferkeit und Ausdauer kämpfen. Während wir dies schreiben (im August 1857) haben die Engländer alle ihre anderen Stel lungen aufgeben müssen, um nur Hongkong zu behaup- s*