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denen Mißhelligkeiten hinsichtlich ungerechtfertigter Anshrüche Rußlands bezüglich der neuen russischen Grenzlinie gegen die Moldau beseitigen soll. Drei Tage vorher, am 4. wurde der Erzbischof von Pa ris, S>bour, von einem katholischen Priester Na mens Verger in der Kirche ermordet. Nach einem schnellen und skandalösen Prozeßverfahren wurde der Mörder am 30. hingerichtet. Die in Frankreich allgemeine Unzufriedenheit der nieder» katholischen Geistlichkeit mit dem Uebcrmuthe der höheren scheint die erste Veranlassung zu diesem Morde gegeben zu haben. — Der Kaiser von Oesterreich, der seit mehren Monaten schon sich mit seiner Ge mahlin in seinen italienischen Provinzen aufhielt, fand dalelbst bisher trotz glänzenden Festen und trotz zahlreichen Gnadenerwcisen nur eine kalte Auf nahme. Als er am 25. nach seinem Einzüge in Mailand eine allgemeine Amnestie aller im loin- bardisch-venettanischen Königreiche politisch Vcrur- theilten erließ, verwandelte sich die kalte Zurück haltung des Volks in die wärmste Verehrung. — Die Politik des neuen sp anisch en Ministeriums vermochte nicht, dem schönen und doch so unglück lichen Lande die seit einem halben Jahrhundert entbehrte Ruhe zu geben. Die überall glimmende Un zufriedenheit brach in Valenzia in Hellen Aufruhr ans, der.nur nach blutigem Kampfe gestillt wurde. Wäh rend Hof und Ministerium nicht vermochten, das Mutterland zu regieren, trugen sic sich doch noch mit Projekten, die seit länger als 30 Jahren ver lorenen amerikanischen Kolonien wieder zu erobern. Besonders Mexiko war das Land, auf das sie blickten, und wo sic — natürlich erst, nachdem sie es wieder batten — ein Vizekönigthum unter einem spanischen Prinzen zu errichten gedachten. Harm lose Pläne! Es fehlte in Spanien das Geld, um die nothwcndigsten täglichen Ausgaben zu decke». — Die aus China in England ankommenden Nachrichten lauteten nicht erfreulich. Es war zu gegenseitigen heftigen Kämpfen gekommen, wobei die Chinesen gar tapfer und kriegserfahren sich ge zeigt hatten. War auch der englische Admiral Seymour bei Kanton gelandet und hatte die Vor städte in Brand gesteckt, so mußte er sich doch wieder auf seine Schiffe zurückziehen und mit die sen den Fluß weiter hinuntergehen. Die Chinesen nahmen und verbrannten sogar einige englische Daiuvsschiffe. — Februar. Statt der alten wegen Abnutzung einzu ziehenden sächsischen Kassenbillets werden 7 Millionen neue zu 1, 5,10,20 und 50 Tblrn. ausgegeben.—Nachdem die Schweiz die Neuenburger Gefangenen freigelassen, sollte sie nach dem Verlangen Preußens auch die Prozeßakten auslie- fer», die wohl Manches enthalten mögen, das al-ungeeignet für die Oeffentlichkeit angesehen wird. Die Schweiz Ver weigerte indes, die Auslieferung der Akten. — Allmählich verlassen die englischen und französischen Truppen, die wäh rend des orientalischen Krieges Griechenland besetzt hatten, dieses und kehren in ihre Heimath zurück. Gleich zeitig auch beginnen die O-sierreicher ihren Rückmarsch aus den Donaufürstenthümern. — Die während des letzten Krieges für England angeworbene deutsche Legion war nach beendigtem Kriege, soweit die Legionäre nicht in ihre Heimath zürückzukehren begehrten, nach dem Vorgebirge der guten Hoffnung eingeschifft worden, wo sie eine Art halbmilitärische Grenzkolonie gegen die kriegerischen Kof fern bildet. März. Am 18. starb zu Rom die Prinzessin Marie Louise von Sachsen, Wittwe des Prinzen Max, nach des sen Tode sie sich wieder mit dem Grafen Rossi vermählt batte. — Der preußische Landtag, in seiner übergroßen Mehrheit aus Beamten und Adeligen bestehend, verwarf nicht bloß einen Gesetzentwurf über Erschwerung der Ehe scheidungen, sondern auch mehre von der Regierung be gehrte neue Steuern, was keine andere Folgen batte, als daß die neuen Steuern nicht erhoben wurden. — Zwi schen der österreichischen und sardinischen Re gierung nahm die schon seit Jahren bestehende und von Zeit zu Zeit wenigstens äußerlich einigermaßen ausge glichene Spannung von Nwem eine ernsthafte Wendung, die erst mit heftigen Zeitungsartikeln begann, gereizte Noten zur Folge batte und dann zur Abberufung der bei derseitigen Gesandten führte. — Nachdem die Amerikan r sich geweigert hatten, den Sundzoll ferner zu bezahlen, trat Dänemark mit den nach der Ostsee Handel trei benden Nationen in Unterhandlung, die zu einem Ab kommen führte, durch das sich die betheiligten Negie rungen verpflichteten, durch Zahlung von 35 Millionen Reichsthaler den Sundzoll abzulösen. Mit dem Schluffe dieses Monates hörte somit die Erhebung des Sundzolles auf. Möchten doch auch bald die Elbzölle folgen! — Eng land schloß mit Persien wieder Frieden, was für erste res Land um so erwünschter war, als nicht nur der Krieg mit China es beschäftigte, sondern auch Spuren von Un zufriedenheit unter den in Ostindien geworbenen einhei mischen Truvven tSipoys) sich zeigten. Diese Sipoys sind gegen 300,000 Mann stark und bilden die Hauvt- militärkraft der Engländer in Ostindien. Englische Rück sichtslosigkeit und Grausamkeit, Verletzung der religiösen Vorurtheile der aus Hindus und Muhamedanern beste henden Sivvys und wohl auch Aufhetzungen durch die Feinde Englands gaben die Veranlassung zu den ersten Aeußerungen von Unzufriedenheit, denen die Engländer Anfangs zu wenig Aufmerksamkeit schenkten. Im eng lischen Parlamente erklärte sich die Mehrheit unzufrieden mit dem Verfahren der Regierung in Bezug atif Cbina. Das Parlament wurde deshalb aufgelöst und die Neu wahlen ergaben ein außerordentlich günstiges Resultat für die Minister. — April. Zn Dresden traten Abgeordnete der auf dem platten Lande bestehenden Armenhilfsvereine zusam men, um über gemeinschaftliche Organisation des Armen wesens und Abhilfe gegen das Bettelwcsen sich zu bera- then. Man sab dort in der jetzt vielfach so beliebten Prü gelstrafe das beste Mittel zur Aushilfe der Armen und stellte Anträge an die Regierung, daß die Vorsteher der Armenvereine da- Recht bekommen sollten, aus eigenem Ermessen Prügel auszutheilen: Anträge, denen hoffentlich die Genehmigung versagt bleiben wird. Am 24. starb in