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befriedigt fand von der Wendung, die man dieser Angelegenheit gegeben hatte. Der Neffe des Kö nigs von Preußen, der Prinz Friedrich Wilhelm, ward nach Paris geschickt, um Louis Napoleon der preußischen Anschauung geneigt zu machen, welcher letztere der Schweiz angelegentlich empfahl, die Neuenburger Gefangenen noch vor Ablauf des Jahres freizulaffen, wogegen er seine guten Dienste anbei, um nut Preußen ein billiges Abkommen zu Stande zu bringen. Der schweizerische Bundcsrath durfte ohne die Zustimmung der Bundesversamm lung keinen Entschluß fassen; er rief diese zusam men, doch erst in den letzten Tagen des Dezembers, so daß der von Preußen gesetzte Termin von dieser Macht selbst bis zum 15. Januar verlängert wurde. Mittlerweile setzte die Schweiz ihre Rüstungen fort, ernannte Düsour, den eidgenössischen Obergeneral im Sonderbundskriege, wieder zum Obergeneral, der in seinem Gcncralstabe dem tapfern Vcrthcidiger Komorns, dem Ungarischen General Klapka, und dem ehemaligen sächsischen Oberleutnant, jetzigen schweizerischen Oberstleutnant Müller^ einflußreiche Stellungen verlieh, und ließ die schweizerische Nord grenze bei Basel und bei Schaffhausen befestigen und militärisch besetzen. Zn Bestreitung dieser und etwaiger künftiger Kriegslasten hatte die schwei zerische Bundesversammlung vorläufig einen Kredit von 30 Millionen Franks bewilligt. Während dem trat am 31. eine zweite Pariser Konferenz zusam men, um die Mißhelligkeiten zu schlichten, die über die Ausführung einzelner Bestimmungen des Pa riser Friedens, denen Rußland sich zu entziehen suchte, entstanden waren.— Stuf der Insel Sizi lien brach ein Aufstand aus, der indeß bald unter drückt wurde und die Hinrichtung der Anführer und Einkerkerung vieler Anderer zur Folge halte. Am 8. versuchte ein Soldat der neapolitanischen Jäger bei einer Parade den König mit dem Bajonett zu erstechen, verwundete ihn indeß nur am Schenkel und ward am 13. hiugerichtet. Wenige Tage später flog durch eine Explosion der Pulverkammer eine neapolitanische Fregatte, die eben nach Sizilien ab segeln sollte, mit der gcsammten Mannschaft im Hasen von Neapel in die Luft. — Der jetzige Kaiser von Rußland scheint milderen Regierungs maßregeln zugcthan als sein Vorgänger, Lies be weisen die zahlreichen Begnadigungen. Auch der neue Polizeipräsident von Petersburg bemüht sich, der dortigen Polizei Humanität beizubringen, und erließ mehre sehr ernste Rügen über ungeschicktes oder unhöfliches Benehmen seiner Untergebenen.— Mit dem Schluffe des Jahres gelangte die uner wünschte Nachricht vom Ausbruche neuer Feind seligkeiten zwischen den chinesischen und englischen Behörden zu Kanton nach England. Es wurden sofort umfassende Rüstungen in England angeord- nct, um die Chinesen, die englischen Ucbermmh und englisches Opiumgift nicht demüthig hinnchmen wollten, zu Paare» zu .treiben. Die gegen Per sien abgegangcnen britischen Truppen landeten bei Buschir am persischen Meerbusen, schlugen die ihnen entgegensteycndcn Perser und nahmen Buschir ein. Während Len» war ein persischer Gesandter in Paris angckommcn, nm dort unter französischer Vermit telung Frieden mit England zu Stande zu bringen. Januar 1857. Auf der Leipz. Ncujahrsmesse machte sich der Geldmangel sehr fühlbar; der Um satz auf dieser Messe blieb daher nur ein mittel mäßiger. — Die mit Ende des verflossenen Jahres vorgenommeiten Soldatcnaushcbungcir in Sach sen zeigen auf erschreckende Weise, wie außer ordentlich die körperliche Verkümmerung unter den jungen Leuten zugcuommcu. So waren z. B. in dec Amtshauptmanttschast Zwickau von 1569 mili tärpflichtigen Jünglingen nur 153, also kaum der zehnte Theil diensttauglich, während vör 10 Jah ren von 1359 voch 317 und vor 20 Jahren von 1240 doch doch 431, also mehr als der dritte Theil diensttauglich gewesen waren. Und Ange sichts solcher Zahlen hat immer noch das Turnen der Jugend Gegneri — Selbst in Mellen bürg kamen einige Begnadigungen politisch Verurtheilter vor. — Wie wenig man in SüLdeutschland mit den Absichten Preußens hinsichtlich der Schweiz sympa- thisirle, davon giebt auch einen Beweis, daß der stän dische Ausschuß in Würtcmbcrg die Bitte an den König richtete, den preußischen Truppen den Durchmarsch Lurch Würtembcrg uach der Schweiz nicht zu gestatten. Freilich bekam dafür der stän dische Ausschuß einen ernsten Verweis. In meh ren Staaten wurde mit Hinsicht auf die Möglich keit eines Krieges die Pferdeausfuhr verboten. Alles nahm eine kriegerische Wendung, als endlich Loch noch am 15. die Schweiz auf das Zureden der fremden Mächte und hauptsächlich auf das Ver sprechen Louis Napoleons, seinen ganzen Einfluß anwenden zu wollen, nm die Entsagung Preußens auf Neuenburg anszuwirkcn, die neuenburger Ge fangenen frcilicß, aber sie bis nach völliger Aus gleichung der neuenburger Frage aus der Schweiz verbannte. Die eingeleitctcn Prozesse wegen Les Royalisten-Putscheö wurde», niedergeschlagen. In Paris trat nun eine Konferenz der 5 Großmächte und der Schweiz zusammen, um Liese fatale Angelegen heit vollends diplomatisch zu lösen. Die aufgeboicnen Truppen wurden wieder entlassen und alle Rüstungen eingestellt. Am 7. wurde in Paris ein Protokoll unter zeichnet, das di« nach dem Pariser Frieden enlstan»