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"Einrichtung noch zu wünschen übrig läßt, so leb haft wir auch bedauern, daß wir die Schwurge richte noch immer entbehren müssen, so zeigt doch schon das, was wir nun haben, wie viel «ns bis her gefehlt hat. Hoffen wir auf einen baldigen vollständigen und zeitgemäßen Ausbau unserer ge- sammtcn Rechtspflege! Die vor kaum einem halben Jahre in Leipzig gegründete „allgemeine deutsche Kreditanstalt," von Enthusiasten und Spekulanten so freudig begrüßt, hat den von diesen gehegten glänzenden Erwartungen nicht entsprochen. Die veröffentlichte Geschäftsnbersicht, obgleich so auf gestellt, daß eine Uebersicht schwer, wo nicht unmöglich wurde, konnte doch nicht ganz ver decken, daß die bisherigen Geschäfte durchaus keinen glänzenden Gewinn abgeworfen hatten. Das anfängliche Vertrauen schlug bald in Mißtrauen um, und die Aktien dieser Anstalt sanken schnell unter den Nennwerts Mancher Theilnehmer der Anstalt hat dadurch großen Verlust erlitten. — Die nach rückwärts gerichteten Bestrebungen in der protestantischen Kirche Deutschlands hatten bereits hier und da Besorgnisse erregt. Erlasse des prote stantischen Oberkonsistoriums in München, dessen Präsident Harleß früher einige Jahre Oberhofpre- diger in Dresden war, versuchten strenge Kirchen zucht und Privat- (Ohren,) Beichte einzuführen, wie sie in der katholischen Kirche bestehen. Aber die Protestanten Baicrns setzten solchen Versuchen kräftigen Widerstand entgegen. In freimüthigen Eingaben an den König und an das Oberkonsifto- rium legten sie ihre Beschwerden dar, und die Ein stimmigkeit, mit der sie dies thatcn, hatte zur Folge, daß die beklagten Erlasse, wenn auch nicht aus drücklich zurückgenommcn, doch vor der Hand we nigstens nicht in Wirksamkeit traten. Auch für andere protestantische deutsche Länder hatten die baicrifchen Vorgänge die Wirkung, daß dem gar zu unverhüllt auflrctendcn politischen Eifer einer gewissen kirchlichen Partei ein Hemmschuh angelegt wurde. — Die überstrrnge Regierungssorm in Neapel nährt dort die Unzufriedenheit und läßt jeden Augenblick neue Ausbrüche des Volksunwil- lerts befürchten. Vergeblich machen andere italienische Regierungen der von Neapel Vorstellungen, weil sie von einer etwaigen Revolution in Neapel die schlimmsten Folgen für ihre eigenen Lander fürchten. Auch die französische und englische Regierung schließen sich diesen Vorstellungen an und verlangen geradezu eine Aenderung der bisherigen Regierungsgrundsätze. Doch antwortete der König von Neapel sehr ent schieden ablehnend und wies darauf hin,, wie cs dem Kaiser der Franzosen, der Tausende ohne Urtheil und Recht nach Cayenne geschickt, und der englischen Regierung Angesicht« der auch im englischen Parlamente zur Sprache gebrachten Tor tur in Ostindien und der schlechten Behandlung Irlands schlecht anstehe, ihm unerbetene Rath schläge über sein« Art zu regieren zu machen. Es erschien darauf zwar eine englisch-französische Flotte im Mitlelmeere, näherte sich aber nicht der neapo litanischen Küste, um nicht Anlaß zum Ausbruche einer Revolution zu geben, die leicht ein Beispiel zur Nachahmung für die Franzosen hätte werden können. — Wie in Spanien O'Donnell seinen Kollegen Espartcro gestürzt hatte, so wurde jetzt er von Narvaez gestürzt und mit ihm das ganze dem Namen nach, aber nicht in Wirklichkeit liberale Ministerium. Die politische und kirchliche Reaktion in Spanien hatte nun wieder freie Hand und stellte sofort den Verkauf der geistlichen Güter ein, erkannte auch das aufgehoben gewesene Konkordat mit Rom wieder an. — Zn Schweden, Norwegen und Finnland war die Ernte sehr schlecht ausgefallen, und schon jetzt begann in den vom Verkehr cntfern- teren liegenden die Hungcrsnoth zu wüthen, die im Verlaufe des Winters sich auf eine fürchterliche Höhe stcigerte und viele Opfer forderte. — November. Am 4. ward in Dresden die Prinzessin Margarethe von Sachsen mit dem Erz herzoge Karl Ludwig von Oesterreich, StaUhalrer von Tirol, und am 24. die Prinzessin Anna mit dem Erbgroßherzoge von Toskana vermählt. Leute ohne Kcnntniß der Verhältnisse und Persönlichkeiten hatten uach den Vorgängen in Oesterreich, Baden und anderen Ländern bei diesen für das sächsische Königshaus erfreulichen Ereignissen auf Begnadi gung der noch im Zuchthansc zu Waldheim be findlichen 20 Maivcrnrtheilten gehofft; doch fanden sie sich getäuscht, es erfolgte keine Begnadigung. — Nachdem überall in Deutschland die Errungenschaf ten der Jahre 1848 und 1849 beseitigt und auch an die Stelle der Volksvertretungen wieder Stände versammlungen getreten waren, wurden auch die einige Jahre hindurch so häufigen Kammerauflö sungen seltener. Nur in Hanover glaubte das Ministerium mit der bisherigen Ständevcrsamm- lung nicht länger regieren zu können, weshalb diese aufgelöst und Neuwahlen «»geordnet wurden. Das selbe war in der niederländischen, zum deutschen Bunde gehörigen Provinz Luxemburg der Fall, freilich mit dem Unterschiede, daß daselbst noch einige Reste aus den Jahren der Bewegung übrig geblieben waren, die durch Auflösung der Kam mern nnd Oktroyirung einer neuen Verfassung be seitigt wurden. — Durch die Gesammtverfas- sung Dänemarks hielten sich die Hcrzoglhümcr Schleswig und Holstein in ihren Verfassung«-