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-v irr». eine Verschärfung erfahren, aber es schien eben nur so; die BerlrgenhrttSrrklärungrn des eng lischen PremtermtntstrrS Balfour beweisen, daß man sich englischrrsritS mit der Wetterfahrt der russischen Kriegsschiffe von Btgo abfindet, so gut dies eben gehen will. Im übrigen ist über Zett und Ort deS Zusammentrittes der internationalen - Kommission, welche die Untersuchung über den Borsall in der Nordsee führen soll, noch immer nichts näheres bekannt. Einstweilen wird zwischen England und Rußland in Sachen der Einsetzung dieser Kommission weiter verhandelt. Die Untersuchung deS Lrichenschauge- richteS in Hüll bezüglich der Opfer deS Zwischenfalles in der Nordiee ist am Mittwoch abgeschlossen worden. Die Jury gab, dem Antrag des NegtcrungSvrrtrrterS gemäß, ihre Entscheidung dahin ab, daß die betreffenden Leute durch Ge schosse getötet worden seien, die ohne vorher gehende Ankündigung von gewissen Kriegsschiffen abgefeuert worden seien. Die Jury äußerte den Wunsch, ihrer Genugtuung über die Bemühungen der beiden Regierungen Ausdruck zu geben, in zufriedenstellender Weise diese Angelegenheit zu beenden, die ohne Beispiel in der Weltgeschichte dastände, und drückte schließlich ihre Teilnahme für die Verwundeten und deren Angehörige aus. Amerika. In der nordamertkanischen Union ist die Wahlbewegung anläßlich der Präsidenten neuwahl im vollen Gange. Neuerdings scheinen die Aussichten des sozialdemokratischen Parker zu steigen. Afrika. Die in Tanger und Umgegend ausge- brochcnen Unruhen sollen vom Gouverneur Geddari veranlaßt worden sein, und zwar an geblich durch sein n die Leute des Sahel- StammrS erlassenes Verbot, den Markt in Larasch zu beziehen. Bei den stattgehabten Unruhen ist der deutsche Dampfer „Nordsee" beschossen worden, wahrscheinlich wird die deutsche Regierung hierfür Genugtuung von der marokkanischen Regierung verlangen. Der Krieg in Ostasien. Auf dem mandschurischen Kriegsschau plätze dauern die Plänkeleien zwischen den beiden feindlichen Armeen einstweilen fort. Am 31. Okt. und 1. November sanden Artillrriekämpfe statt, über welche General Ssacharow in einer Depesche an den Petersburger Generalstab berichtet. Nach seiner Versicherung haben die Russen in diesen Kämpfen günstig abgeschnitten. Anderseits wollen die Japaner in heftigen Gefechten, welche am Sonntag stattsanden, die Russen zum Rückzüge gezwungen haben. — Die Lage Port Arthurs gestaltet sich immer hoffnungsloser. Ein amtlicher japanischer Bericht über die jüngsten Kämpfe vor Port Arthur teilt u. a. mit, daß die Russen, die am 18. Oktober gefangen genommen wurden, aus sagten, das Schicksal Port Arthurs würde sich bald entscheiden, da es an Lebensmitteln und an Wasser fehle. General Stössel habe Geldbe lohnungen und Medaillen für Freiwillige aus gesetzt, die einen AuSsall unternehmen und japa nische Geschütze zerstören sollen. Auch Nachrichten von anderen Selten lassen erkennen, daß nunmehr wohl mit dem baldigen Falle von Port Arthur zu rechnen ist. In Tokio rechnete man sogar mit aller Bestimmtheit für den 3. November, den Ge burtstag deS Mikado, auf die Einnahme der Festung durch die Japaner. Zwei Divisionen der vor Port Arthur stehen den japanischen Armee sind zur Verstärkung der Armer OyamaS abgegangrn. Zwei neue Divisionen sind in Najasakt eingeschifft worden, um nach Kwantung befördert zu werden. — Dem „Reuterschen Bureau" wird aus dem Haupt quartier des Generals Oku über Fusan gemeldet: In der Stellung beider Armeen ist keine erhebliche Aenderung etngetreten. Am Sonntag griffen russische Infanterie - Abteilungen und Donsche Kosaken di« japanische Kavallerie aus dem äußersten linken Flügel längs des Hunho an, wurden aber mit Verlust von 20 Toten zurückgeschlagen. Petersburg, 3. Novbr. Im Laufe diese» Monat» wird Kuropatkin über folgende Truppen verfügen: 38V Bataillone Infanterie, 261 Schwa dronen Kavallerie, 26 Regimenter Artillerie, 91 Pionier- und Telegraphenkompagnirn. Hierzu kommen noch 1406 Geschütze. I« ganzen wird Kuropatkin VSO 000 Mann haben. Drahtnachrichten u. letzte Meldungen. Bautzen, 4. November. Das Dienstmädchen Minna Martha Kalich wurde heute von der Straf kammer des Bautzner Königlichen Landgerichts wegen Beleidigung des Offizierkorps des 103 Infanterie-Regiments zu 6 Monaten Gefängnis und Tragung der . Kosten verurteilt. Die Kalich war bekanntlich die Urheberin der früher gemeldeten ungeheuerlichen Gerüchte über unsittliche Orgien, welche im Restaurant „Fuchs bau" hier stattgefunden haben sollten. Chemnitz, 4. November. Dem „Chemnitzer Tagebl." wird von authentischer Seite mitgeteilt, daß die Meldung einiger Blätter, wonach die sächsische Regierung eine Vorlage wegen Erhöhung der Zivilliste des Königs vorbereitet, aber auf den Einspruch eines ins Vertrauen gezogenen Mit gliedes der 2. Kammer wieder fallen gelassen habe, vollständig aus der Lust gegriffen ist. An keiner maßgebenden Stelle sei beabsichtigt worden, eine Erhöhung der bisherigen Zivilliste vorzu nehmen, und es habe deshalb weder des Ein spruches eines Kammermitgliedes bedurft, noch sei ein solcher erfolgt. Straßburg, 3. November. Die Landes ausschußsitzung beriet heute über das Vereins- und Versammlungsrecht, Staatssekretär v. Köller gab zu, daß die jetzigen Bestimmungen veraltet seien. Ein Gesetzentwurf der reichsländischen Regierung über die Materie sei fertiggestellt und gehe in nächster Woche dem Bundesrat zu. Frankfurt a M., 4. Novbr. Die „Franks. Ztg." meldet aus Saloniki von gestern: Das griechisch-mazedonische Komitee hat sich in Hewölli niedergelassen und entfaltet eine energische Agi tation In der Ortschaft Geiskista wurden von Bulgaren 4 Häuser niedergebrannt, wobei 4 Frauen umkamen. Wien, 3. November. Die „Neue Freie Presse" meldet aus Innsbruck: Gegen Mitter nacht kam es hier aus Anlaß der Eröffnung der italienischen Rechtsfakultät zu Straßenkundgebungen und blutigen Zusammenstößen. Die Italiener machten, obwohl sie von der Polizei geschützt wurden, von Schußwaffen Gebrauch und gaben mehr als 200 Revolverschüsse ab. Sechs Per sonen wurden getroffen, eine ins Herz. Wien, 4 November. Die „Wiener Ztg " veröffentlicht ein Handschreiben des Kaisers, wo durch der Reichsrat auf den 17. November ein berufen wird. Meran, 3. November. Unter dem Verdacht, die Witwe Ennemoser in Algund erwürgt und beraubt zu haben, sind bisher 11 Personen ver haftet worden. Luzern, 3. Novbr. Zu Ehren der Unter händler bei den deutsch-schweizerischen Handels vertragsunterhandlungen gab die Stadt ein Bankett, dem auch der Bundespräsident Comtesse beiwohnte. Er brachte einen Toast auf Deutsch land und den deutschen Kaiser aus, den der deutsche Gesandte in Bern mit einem Trinkspruch auf die Schweiz erwiderte. Tanger, 3. November. (Reutermeldung.) Die jetzt hier vereinigte baltische Flotte wird zwei oder drei Tage vor Tanger bleiben Das eng lische Kreuzergeschwader leitete die Flotte von Vigo hier her. Mulden, 3. November. Aus angeblich zu verlässiger Quelle wird festgestellt, daß 34000 Kranke und Verwundete aus den letzten Schlachten weggeschafft wurden. Petersburg, 3. November. Wie General Kuropatkin unter dem heutigen Datum meldet, überfielen in der Nacht zum 1. November Frei willige, die sich an die Schanzen des Gegners herangeschlichen hatten, die dort arbeitenden Japaner, jagten sie auseinander und zerstörten die Arbeiten. — In der Nacht zum 3. November sind keine Meldungen über Kämpfe eingelaüfen. Es ist eine Verschiebung japanischer Infanterie-Abteilungen von Osten nach Westen bemerkt worden. »»04 London, 4. November. Dem „Daily-Tele graph" wird aus Tschifu von gestern gemeldet, daß bis dahin die japanischen Angriffe auf Port Arthur zurückgeschlagen wurden. Die Japaner nahmen viele der vor den Forts gelegenen Schanzen, konnten aber die Forts selbst nichts nehmen. Die japanischen Verluste sollen schwerer sein, als bei irgend einem der vorhergegangenen Angriffe. Die Japaner in Tschifu sollen authen tische, aber schlechte Nachrichten von der Be lagerungsarmee haben. Die Angriffe würden trotzdem fortgesetzt. Kreuzer bringen Verstärkungen nach Dalny. In den dortigen Hospitälern treffen täglich etwa 300 Verwundete ein. Vermischtes. — Ein Rohettsakt schlimmster Art hat sich bet Ettendorf in der Nähe von Aachen zuge tragen. Die dort wohnhaften Gebrüder Matthias und Hubert Vossen wurden auf dem Heimwege aus dem Wirtshause von mehreren Personen über fallen undigemißhandelt. Matthias starb einige Stunden nach dem Ueberfall infolge der erlittenen Schläge; ihm war der Kopf etngeschlagen und die Augen ausgestochen. Am ganzen Körper befand sich keine heile Stelle mehr. Hubert war ebenfalls übel zugerichtet; er konnte sich mühsam nach Hause schleppen, um den Vorfall zu berichten. — Kassel, 2. Novbr. Aus der Korrektions anstalt zu Benninghausen in Westfalen sollen 18 Sträflinge ausgebrochen sein. — Achttausend Mark in die Elbe ge worfen. Aus Kuxhaven wird einem Berliner Blatte gemeldet: Als der Salondampser „Will kommen" die Kajütspassagiere des von New-Jork angekommenen und hier auf der Reede vor Anker gegangenen Postdampfers „Blücher" der Hamburg- Amerika-Linte abgcholt hatte und sich mit ihnen auf der Fahrt nach der Landungsstelle der „Neuen Liebe" befand, begann plötzlich auS einem Fenster der vorderen Kajüte eine Frau Dollarscheine in die Elbe zu werten. Ehe man diese an scheinend von einer plötzlichen Geistesstörung be fallene Frau in ihrem Tun hindern konnte, hatte sie bereits rund 2000 Dallar in Scheinen fort geworfen, und sie würde zweifellos wohl in gleicher Weise auch mit dem noch in ihrem Bksitz befind lichen beträchtlichen Rest von Dollarscheinen auf geräumt haben. Die Bedauernswerte ist eine auS dem benachbarten Dorfe Cadenberge gebürtige Frau Poppe, die nach 24jährigrm Aufenthalt tn Amerika jetzt wieder in die Heimat zurückkehlte. — Jena. Ein sozialdemokratischer Bürgermeister wurde tn dem benachbarten welt berühmten „Bierdors" Ziegenhain gewählt. Vielleicht macht der neue Bürgermeister den Ver such, das hübsche Bierdorf tn einen Zukunftsstaat 6U miuiature umzuwandeln. — Memel, 3. November. Wie das „Memeler Dampfboot" meldet, sind heute kurz nach Mittag bet heftigem Nordweststurm zwei mit Holz und Ziegeln beladene Kähne auf dem Haff bei Nidden untergegangen. Durch den Memeler Dampfer„Treue" wurden sieben Personen gerettet. Die Bemannung deS einen Kahnes ist bis auf einen Matrosen, der sich tn den Mastkorb geflüchtet hatte, ertrunken. — Tetschen, 1. Nov. Der als verkohlte Leiche in der Schutzhütte auf dem Rosenkamm aufgrfundene Dresdner Rentier LouiS F. MathteS ist, wie jetzt amtlich mitgetetlt wird, keinem Ver brechen zum Opser gefallen, sondern er hat sich, nachdem er die Schutzhütte tn Brand gesteckt hatte, selbst erschossen. Zerwürfnisse im Ehelebrn, ferner der Umstand, daß der Unglückliche vor und nach seinem Aufenthalt tn der Restauration auf der BinSdorfer Höhe in der Nähe der Schutz hütte tn aufgeregtem Zustande gesehen wurde, sowie die Tatsache, daß er schon früher sich al» eia unglücklicher Mensch bezeichnet hatte und ver schiedene andere Momente, sprechen dafür, daß MathteS selbst Hand an sich gelegt hat. Am Freitag trafen seine Frau, eine Kreolin, und Tochter in BinSdorf ein und veranlaßten die Exhumierung der Uebrrreste und ihre lieber- führung nach Dresden. — Teplttz. Die hier verstorbene Bürger- schullehrertn Fräulein Thadäa Michel vermachte der Klarfchen Blindenanstalt tn Prag 42000 Kr. — Im Bergwerk Auchtnloß nnweit WtlkrSbarre (Pennsylvantro) sind 18 Bergleute mit dem Fürderkorb in die Tief« gestürzt und sämtlich umgelommea.