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8v8t«IIuNA«I» auf unsere wSchentlich drei Mal er scheinende Zeitung „Der Sächsische Erzähler" für die Monate November und Dezember werden zum Preise von 1 Mk. vor» allen kaiserlichen Postanstalten, sowie von unserer» Zeitungsboten und der unter zeichneten Expedition angenommen. Dem »Sächsischen Erzähler" wird im Dezember ein Bischofswerdaer Haus- und Wirt schaftskalender gratis beigelegt. Die Expedition des „Sächsischen Erzählers." Die Entscheidung des Bundesrates in dem lippeschen Thronfolgestreite. In dem leidigen lippeschen Thronfolgestreite, der in letzter Zeit wiederum zu vielen ärgerlichen Differenzen Anlaß gab und in mancher Hinsicht dazu angetan war, die Freude der deutschen Bundesstaaten am Deutschen Reiche etwas abzu kühlen , hat der Bundesrat soeben eine Ent scheidung getroffen, die mit großer Genugtuung von allen Seiten begrüßt werden wird. Zwar konnte der Bundesrat als Negierungs- und Aufsichtsbehörde keine letzte und endgiltige Ent scheidung in der lippeschen Thronfolgefrage herbei führen, denn diese heikelc Aufgabe muß einem hohen Gerichtshöfe übertragen werden, der in der Streitfrage das Recht zu suchen und zu urteilen hat, aber der Bundesrat hat in der durch den Tod des Graf-Regenten Ernst und durch das Auftauchcn von drei Thronprätendcntcn wiederum recht verwickelten Affäre doch klar und fest die Schritte getan, die zu deren rechtmäßiger Lösung führen müssen. Bekanntlich ist mit dem lippeschen Thronfvlgestrcite cngverknüpft die Regentschafts frage in Lippe-Detmold, und war cs hauptsächlich in erster Linie notwendig, hier Klarheit zu schaffen, da die Gegner des Grafen zu Lippe-Biestcrfeld auch dessen Regentschastsrccht bestritten und dadurch tatsächlich eine Rcchtsverwirrung, Unruhe und Erbitterung in dem Fürstentume Lippe- Detmold herbeiführcn konnten, ja zum Teil auch schon verursacht hat, denn wenn in einem Lande schließlich gar die Rechtmäßigkeit des Regenten bestritten oder angezweifelt wird, dann schwankt ja in einem Lande die ganze Grundlage für die Regicrungshandlungen. Deshalb ist es weise und gerecht, daß sich in seiner Entscheidung über die Regcntschaftsfragc in Lippe-Detmold der Bundesrat dahin ausgesprochen hat, daß die jetzige Regent schaft in Lippe-Detmold des Grafen zu Lippe- Biesterseld zu Recht besteht und zwar einfach deshalb, weil durch lippcsches Landesgesetz bis zur cudgiltigen Erledigung der Thronfolgefrage die Grafen zu Lippe-Biesterfcld zu Regenten ein gesetzt sind. Unglücklicherweise hatte man selbst von hohen Stellen aus diese einfache Rechtslage für die Regentschaft, die doch unbeschadet der Regelung des Thronfvlgcstreitcs notgedrungen ein gesetzt werden mußte, mit der unbestrittenen Frage der Thronfolge in dem Sinne irrtümlich verquickt, daß, wenn die Thronfolge des Grasen zu Lippe- Biesterfeld noch streitig sei, auch dessen Regent- fchaftsrecht zu bezweifeln sei. Rechtlich hat aber die Thronfolgefragc mit der als provisorische Regierung anzusehcnden Regentschaft gar nichts zu tun, denn cs mußte doch in Lippe-Detmold schon in Hinblick auf den geisteskranken Zustand des angestammten Fürsten ein Regent, der vor läufig an der Spitze der Landesregierung zu stehen hat, landesgesetzlich ernannt werden. Es ist daher gut, daß der Bundesrat sobald als möglich aber auch die Thronfolgestreitigkeiten ge regelt sehen will, und dieselben einem Schiedsgerichte, das unter dem Vorsitze eines regierenden deutschen Fürsten von Mitgliedern des Reichsgerichtes ge bildet werden wird, überwiesen hat. Dadurch wird diese leidige Frage wohl in einigen Monaten zur Entscheidung und zur Ruhe kommen, denn es kann schon jetzt bin Zweifel darüber bestehen, daß das unter der Autorität eines souveränen deutschen Fürsten seine Stimme erhebende unparteiische Schiedsgericht auch das rechte Urteil in dem Streite fällen wird. Daran sind die lippeschen Thron erben wie das Fürstentum Lippe-Detmold direkt in hohem Maße interessiert, und das deutsche Volk als Nation vereinigter Bundesstaaten hat das Interesse daran, daß eben in dem Streite endgiltiges Recht bald gesprochen wird. /X Sachsen. Dresden, 3. November. Nach den zurzeit getroffenen Dispositionen wird Sr. Majestät der König am 8. dfS. MtS. den Aufenthalt in der Villa Wachwitz aufgeben und im Residenzschlosse Wohnung nehmen. Zu dem gleichen Zeitpunkte wird auch Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin Mathilde von Schloß Pillnitz nach dem Residenz schlosse übersiedeln. Dresden, 3 November. Sr. Majestät der König mit den beiden ältesten Prtnzenföhnen und Ihre Königl. Hoheiten der Prinz Johann Georg und die Prinzessin Mathilde wohnten heute vor mittag 11 Uhr dem in der katholischen Hoskirche stattgefundenen feierlichen Requiem für die ver storbenen Mitglieder deS Königshauses bei. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, für die Zeit vom 1. Dezember 1904 ab die Versetzung des OberamtSrtchters Karl Emil August Haase in Werdau zum Amtsgerichte Reichenbach und des AmtsgerichtSratS Arthur Otto Fiedler in Lichtenstein zum Amtsgerichte Werdau zu genehmigen, den Landgerichtsrat bet dem Landgerichte Bautzen Justtzrat Robert Bruno Bachmann zum AwtSgrrtchtSrat bei dem Amts gerichte Lichtenstein zu ernennen, sowie dem vor genannten Amtsgerichtsrat Fiedler den Titel und Rang eines OberamtSrichterS zu verleihen. Ihre Majestät die Königin-Witwe hat Sich heute vormittag 10 Uhr ab Hauptbahnhof zu einem mehrtägigen Besuche Ihrer König!. Hoheit der Frau Prinzessin Karl Anton von Hohenzollern nach Berlin begeben. Bischofswerda, 4. November. Eine große Freude wurde gestern dem gesamten männlichen und weiblichen Personal dec Tuchfabrik von CH. G. Großmann's Söhne allhier, sowie den alten Invaliden derselben zu teil, indem von Herrn Fabrik besitzer Georg Großmann im Auftrage seiner Mutter, Frau verw. Kommerzienrat Emil Großmann und deren Kindern jedem Arbeiter so viel Mark als Gratifikation gewährt wurden, als dieselben Jahre in der Fabrik tätig waren; es wurden zirka neunzig Personen bedacht, darunter Arbeiter und Arbeiterinnen, die vierzig und vier- undvierztg Jahre dem Hause ihre Dienste gewidmet. Dieser erhebende Akt der Erkenntlichkeit für be wiesene Treue und Hingabe der Arbeiter fand am Geburtstage des verewigten Herrn Kommerzienrat Ritter rc. Stadtrat Emil Großmann statt. ck. Bischofswerda. Zu den musikalischen Veranstaltungen, die Herr Kantor Köhler in Aussicht gestellt hat, gehört auch das Kirchen konzert, welches die Kantoreigesellschaft Sonntag, den 13. November, nachmittags 5 Uhr in der hiesigen Hauptkirche zur Aufführung bringen wird. Das Programm zu demselben wird auSgesüllt durch Orgclvorträge seitens des Organisten Herrn Oberlehrer Stecher, Solo- und Chorgesänge. Den Hauptteil des Konzertes wird die Kirchen kantate „Der Jüngling zu Naim" für Sott, Chor und Orgel von Schwalm bilden. In einer der nächsten Nummern werden wir auf daS Programm näher zurückkommen. Der Eintrittspreis wird so niedrig gestellt werden, als es bet den bedeutenden Auslagen möglich sein wird. Es kann wohl be hauptet werden, daß die Kantoreigesellschaft seit vielen Wochen äußerst fleißig gearbeitet hat, um in verhältnismäßig kurzer Zeit ein so umfangreiches Programm bewältigen zu können. Hoffen wir, daß die viele aufgewandtr Mühe auch durch einen recht zahlreichen Besuch belohnt werde. Bemerkt sei noch, daß die Zelt so angesetzt worden ist, daß die mit der Bahn ankommenden auswärtigen Konzertbesucher die nach 6 Uhr verkehrenden Züge meistens zur Rückfahrt benützen können. Bischofswerda. In der am 3. Novbr. abgehaltenen Vorstandssitzung deS Gewerbevereins beschloß man, am 21. d. M. Herrn Pfarrer a. D- Alfred Pache (ein geb. Bischofswerdaer und als ein sehr tüchtiger Redner allgemein bekannt) einen Vortrag halten zu lassen über daS Thema: „Die Epoche der deutschen Handwerkerpolitik" und ist hierzu al- Lokal der große Saal des SchützenhauseS auSersrhen worden. Bischofswerda, 4. November. Laut ftadt- rötlicher Bekanntmachung ist allhier die Geflügel cholera auSgrbrochrn. Bischofswerda, 3. November. Mit dem Näherrücken der winterlichen Jahreszeit beginnt sich auch merklich dle bis vor kurzem noch günstige Wetterlage zu ändern. Seit den letzten Tagen ist die Temperatur wesentlich gesunken und bewegt sich auch tagsüber nur wenige Grad über dem Gefrierpunkt. Stürmisch und rauh ist die Lust und trübes Gewölk hält fortgesetzt jeden Sonnen strahl zurück. Als rin, Wohltat wird rS feiten der Landwirtschaft empfunden, daß in letzter Zeit wiederholt Niederschläge gefallen stad, die jedoch noch lange nicht al» genügend bezeichnet werden. Trotzdem haben dieselben sichtlich günstig auf die Wintersaaten eingewirkt. Bor Eintritt von Frost und völligem Etnwintern werden daher noch aus giebige Niederschläge hrrbeigewünfcht. Im sonstigen steht mit der kälteren Jahreszeit eine Belebung deS Geschäftes in den Branchen mit warmer Kleidung bevor und wird auch stets nur dann ein gutes Weihnachtsgeschäft erzielt, wenn der Winter schon rechtzeitig vor dem Feste in die Erscheinung tritt. Hoffen wir deshalb in jeder Hinsicht für dir nächste Zett eine recht günstige Gestaltung der Witterung. — Als LandeSdrlegterter der freiwilligen Krankenpflege für daS Königreich Sachsen ist an Stelle des verstorbenen Generalleutnants z. D. von Zeschau, Exzellenz, der Generalmajor z. D. Freiherr von Friesen-Miltitz berufen und vom Königlichen KrtegSministerium bestätigt worden. — „Kreide.Zeichnungen". Die König!. Polizetdirektion in Dresden warnt vor dem Reisenden eines Leipziger KunsttnstitutS, der daS Publikum zu Brst-llungen auf unentgeltlich auszusührende Kreide-Vergrößerungen von Photo graphien besonders dadurch veranlaßt hat, daß er den Bestellern verschwieg, daß sie durch ihre Unter schrift auf dem Bestellzettel sich verpflichteten, zu dem Bilde auch einen Rahmen im Werte von wenigstens 7 Mk. zu beziehen. — Der Sächsische Radfahrerbund hat auf der am 30. Oktober in Leipzig abgehaltenen BezirkSvertrrter- und Vorstandssitzung beschlossen, das Bundesfest im Jahre 1905 in Zwickau obzuhalten. Wanderfahrten lallen am 2. April, 23./24. April (Osterfahrt), 14. Mai, 11./12. Juni (Pfingstfahrt), Juli (zum Bundesfest in Zwickau), 5. August, 3. September und 2 Oktober 1905 veranstaltet werden. 8 Oberneukirch, 3. Novbr. Eine empörende Roheit und Hinterlistigkeit, der leicht ein Menschen leben zum Opfer fallen konnte, wurde gestern abend in der 11. Stunde an dem Kutscher der hiesigen Firma F. A. Günther verübt. Als sich derselbe mit seinem Geschirr, auf dem Nachhauseweg be griffen, unweit der Bautznerstraße noch außerhalb der Häuser befand, wurde der ahnungslose Mann plötzlich mit einem Instrument in der Weise auf den Hinterkops geschlagen, daß der noch in der Nacht herbeigerufene Arzt Herr vr. wsä. Wagner die Wunde zunähen mußte. Der Bedauernswerte, der verheiratet und Familienvater ist, liegt ziemlich schwer krank darnieder. Möchte es gelingen, dem niederträchtigen und hinterlistigen Jnviedneur hab haft zu werden. Bautzen, 2. Novbr. Herr Stabshoboist G. Lauterbach wird, nachdem er am 29. Oktober zum Dirigenten der Musikkapelle des 133. Jnf.- Regtments zu Zwickau erwählt worden ist, seine neue Tätigkeit dort am 1. Dezember beginnen; sein Vorgänger im Amte, Herr Mahlmann, übernimmt in Düsseldorf die Leitung eines dort von ihm gebildeten Philharmonischen Orchesters. Nachfolger des Herrn Lauterbach als Kapellmeister im 103. Jnf.-Regiment zu Bautzen wird voraus sichtlich Herr Aspirant Steinbach vom Chemnitzer Jnf.-Regiment Nr. 181, einer der vier für Zwickau zur engeren Wahl gestellten Bewerber. Herr Lauterbach, am 1. Mai 1869 zu Asch in Böhmen geboren, dirigierte die Bautzener Regimentskapelle seit dem 3. September 1897 mit bestem Erfolge, hat also etwas über sieben Jahre der hiesigen Garnison angrhört. Bautzen, 3. Nov. Als Hauptgrschworene für die diesjährige letzte BterteljahrSsitzung des Königlichen Schwurgerichts wurden heute nachge nannte Herren auSgelost: Fabrikbesitzer Max Groß mann in Großröhrsdorf, Gutsbesitzer Quetßer in Seitendors, Fabrikbesitzer Girndt in Oberneukirch, Ptanofortefabrtkaut Rähse in Löbau, Kaufmann Kappes in Zittau, Fabrikbes. Reuter in Königsbrück, Kaufmann Thiele in Zittau, Bleichereibrsitzer und Friedensrichter Häntsch in AltjonSdorf, Privatmann Berger in Ostritz, Kaufmann Sell in Zittau, SutSbes. Hartmann in Cunnersdorf bet Hohnstein, sächsische Schweiz, Kaufmann Roscher in Zittau, Fabrikbesitzer Römer daselbst, Mühlenbef. Kunze in Porschrndorf, Kaufmann Hartmann in LangburkerSdorf, Blumen fabrikant Brunner in Neustadt, Kaufmann Böhme in Weißenberg, Baumeister und Vtadtrat Drofcha in Bautzen, Fabrikdtrrktor Grumbt daselbst, Kauf mann Augustin in Zittau, Ingenieur Bulnhrtm in Bautzen, Fabrikbesitzer Gebhardt in Zittau, Zivil- ingentrur und Fabrikbesitzer Kntrpert in Lübau, Rentner Bollmaoa in Sebnitz, Rittergutsbesitzer Sarttg auf OberlruterSdorf Nr. 1, Fabrikbesitzer Maßlich in Seifhennersdorf, Fabrikbesitzer Adalbert Kreutzinger in NiederleuterSdorf, Seil