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scheu Thronzank einem Fürstenschtedsgrrlcht zu i unterbreiten, rin Ende, die Ausgabe, in dem ver wickelten Streit um die Thronsolge in Lippe- . Detmold Recht zu sprechen, wird vielmehr den Juristen des Reichsgerichts unter Vorsitz eines BundeSfürsten zufallen. Zweifellos kann man von einem derartigen Schiedsgericht eine gerechte und unparteiische Entscheidung in der lippeschen Thron frage erwarten, deren befriedigende Lösung ist hiermit gesichert. Im übrigen macht dir genannte Beschlußfassung deS BundeSratrS den Einsprüchen der Linie Schaumburg gegen die Regrntschast deS Grafen Leopold in Lippe - Detmold das verdiente Ende. Berlin, 29. Oktober. Im lippeschen Erb- streite soll nach einem Vorschläge deS Reichskanzlers ein FürstenschiedSgertcht unter Vorsitz des Groß- herzogS von Baden entscheiden. Wilhelmshaven, 29. Oktbr. Der Martne- stabSarzt vr. Gappcl ist ouS Südwestasrika helm gekehrt. Er ist sür 30 Tage beurlaubt und wird in Königstein a. E. Aufenthalt nehmen. Zum Nachfolger deS Freiherr» v. Mirbach in dessen bisheriger Stellung als Schatullverwalter der Kaiserin ist der Kammerherr v. Behr-Pinnow unter Verleihung deS Charakters als Kabinetts sekretär ernannt worden. Der schon östers angekündigte Rücktritt des bairischen Finanzministers vr. v. Riedel gilt als unmittelbar bevorstehend. Nürnberg, 1. Novbr. In Anwesenheit der Spitzen der Behörden wurde heute Vormittag die Etnrammung des ersten PsahleS für das Haupt industriegebäude der Landesausstellung im Jahre 1906 vollzogen. Der Herero-Ausstand in Deutsch-Südwest- airtka kann endlich als niedergeschlagen betrachtet werden, wie aus einer Meldung des Generals v. Trotha aus Windhuk vom 30. Oktober hervor geht. Leider sind aber die Häuptlinge, die soge nannten Kapitäne der Hereros auf englisches Gebiet entkommen; bei der kolonialpolitischen Ge hässigkeit der Engländer gegen Deutschland ist wohl kaum anzunehmen, daß die Kapregierung die flüchtigen Herero-Häuptlinge ausliefern wird. In zwischen hat die deutsche Offensive gegen die auf ständischen Witbois kräftig eingesetzt. Die auf 100 Mann geschätzte Hauptmacht der Rebellen wurde von zwei deutschen Kompagnien bei Packrtrn angegriffen; eine abschließende Meldung über den NuSgang deS Kampfes liegt indessen noch nicht vor. O e st e r r e i ch. Eger. Der Zentralvorstand der Gustav Adolf. Stiftung hat gelegentlich der diesjährigen Hauptversammlung in Heidelberg beschlossen, der Pfarrgemetnde Eger auf weitere 3 Jahre einen Zuschuß von jährlich 400 Mk. zur Schuldentilgung zu gewähren. — Die König!. Sächs. Regierung hat dir bisher der rvangel. Pfarrgrmeinde Eger gewährte Subvention um weitere 400 Mk. jähr lich erhöht. — Die k. k. Statthalterei hat die Satzungen der Ortsgruppe Eger des „LuthervereinS" bestätigt. Eine etsrige Arbeit dieses Vereins wird die Ausgestaltung der evangelischen Schule sein. Diese besuchen gegenwärtig 246 Kinder. Im ungarischen Abgeordnetenhause legte Ftnanzminister vr. v. LukacS am Freitag den Staatsvoranschlag pro 1905 nebst der Schluß rechnung über dir Finanzgrbahrung von 1903 vor. Die hierzu gegebenen Erläuterungen des Ministers wurden vom Hause mit lebhaftem Beifall aus genommen. Italien. Rom, 29. Oktober. Im Saale der Selig sprechungen im Vatikan fand heute vormittag die Totenfeier sür König Georg von Sachsen statt. Der Papst, 20 Kardinäle, sowie zahlreiche Mit glieder des beim Vatikan beglaubigten diplomatischen Korps wohnten der Feier bet. Frankreich. In der französischen Deputtertenkammrr unternahmen die vereinigten Parteien der Natio nalisten, Monarchisten und Klerikalen am Freitag einen heftigen Angriff auf die Stellung deS Kriegs- Minister- General »ndr». Der Nationalist Rousset interpellierte über die Verhältnisse an den Kriegs schulen von St. Cyr und St. Moixent und richtete hierbei schwere Anklagen gegen den Krieg-Minister und fein System. AndrS verteidigte sich und seine Amtsführung energisch gegen die ihm gemachten Borwürfe, wa« aber nicht minderte, daß er auch von anderen Rednern der genannten Parteien heftig angegriffen wurde. Schließlich gelangte eine von AndrS gebilligte Tagesordnung Maujrau zur Annahme. Deren erster Teil, in welchem «S heißt, die Kammer tadele die in der Debatte anfgeführten Tatsachen, wenn -fl« richtig seien, wurde ohne besonder« Abstimmung ru, während ihr zweiter Teil, wonach die Kammer überzeugt ist, daß dir Regierung in diesem Falle die erforderlichen Verordnungen erlassen werde, mit 278 gegen 274 Stimmen Ge nehmigung sand. Alsdann stimmte dir Kammer der gesamten Tagesordnung mit 294 gegen 263 Stimmen zu. Allzuglänzrnd ist demnach der Steg des KriegSministerS über seine Gegner nicht. Serbien. König Peter von Serbien hat am Sonntag und Montag seinen Gegenbesuch beim Fürsten Ferdinand von Bulgarien In Sofia ausgesührt. Die erneute Begegnung der beiden Herrscher trug einen ungemein herzlichen Charakter. Am Montag nachmittag erfolgte dir Wirderabrrise König Peters. Spanien. In Vigo wird, wie eine Petersburger Meldung besagt, über den Zwischenfall in den Gewässern von Hüll eine Untersuchung stattfinden, bet welcher die in Betracht kommenden russischen Offi ziere zugegen sein werden. Die spanische Deputiertenkammer hat sich eine stürmische Dauersitzung geleistet, die vom Sonnabend abend bis Montag früh währte. Es handelte sich um die Regterungsforderung, be treffend die gerichtliche Verfolgung mehrerer Depu tierten, welche von den Oppositionsgruppen heftig bekämpft wurde, wobei es zu gewaltigen Skandal szenen kam. AuS ihnen entwickelte sich schließlich eine KabtnettSkrisis; sie wird möglicherweise durch den Eintritt mehrerer Mitglieder der Opposition in das Kabinett Maura gelöst werden. Bet der am Montag nachmittag erfolgten Wiederaufnahme der Sitzungen nahm die Deputirrtrnkammrr die auch von den Gruppen der Minderheit gebilligte Tagesordnung an, wonach Fälle bezüglich der Deputierten, gegen welche die Regierung die Er mächtigung zur Strafverfolgung beantragt, dem Kassationshof unterbreitet werden sollen. Darauf wurde die Kammer geschlossen. Rußland. In Russisch-Polen haben in letzter Zeit wieder holt Volksdemonstrationen stattgefunden, deren Zweck Indessen noch nicht recht klar ist. Zu einer solchen kam es auch bet Wola; Polizei und Kosaken traten den Demonstranten mit blanker Waffe entgegen. Auf beiden Seiten gab eS viele Ver wundete. England. Zum Stande des englisch-russischen Konfliktes ist einstweilen nichts wesentlich neues zu verzeichnen. Die internationale Kommission zur Untersuchung des Vorfalles In der Nordsee soll, wie es heißt, nächste Woche zusammentreten, was voraussichtlich im Haag geschehen wird. Was das russische Ostsregrschwader anbrlangt, so wird der in Vigo befindliche Teil desselben bis zum Spruche der Untersuchungskommtssion in dieser span. Hafen- stadt verbleiben. Der andere Teil hat seine Fahrt fortgesetzt, die zu ihm gehörigen Schiffe sind teils in Tanger, teils in Algier ongekommen. Unter dessen ist die begonnene Mobilisation der britischen Flotte in Gibraltar wieder eingestellt worden, was ebenfalls als ein beruhigendes Zeichen der Lage zu betrachten ist. London, 1. Novbr. Dem „Daily-Expreß" wird aus Petersburg gemeldet, der Zar sei per sönlich überzeugt, daß der Vorfall in der Nord see durch einen japanischen Angriff ver anlaßt worden sei. Bet der Audienz des britischen Botschafters drückte er dieses als seine feste Uebrr- zrugung aus und erklärte, eS sei kein Zweifel, daß dir Untersuchung Admiral RoschdjestwenSky Recht geben werde. Str Charles Hardtnge erklärte, das Gerücht sei von LanSdowne ausdrücklich sür falsch erklärt worden. ES gelang ihm jedoch nicht, den Kaiser Nikolaus zu überzeugen. Der Kaiser sandte dem Admiral RoschdjestwenSky eine persönliche Bot schaft, in der er ihn ermutigt und seiner Teilnahme versichert. London, 1. Novbr. Der „Standard" be richtet: Der Ausschuß, den das Auswärtige Amt zur Ermittelung des der Hüller Fischerflotte an gerichteten Schadens eingesetzt hat, stellte fest, daß einige Schiffe durch Granaten und Geschosse auS Maschinengewehren schwer, andere Schiffe weniger beschädigt seien. In einigen Fällen seien Fischer geräte zerstört und unbrauchbar gemacht worden. Biele Einzelheiten beweisen, daß die Ruffen mit Schnrllseuergefchützrn au» den SefechtSmarsen ihrer Kriegsschiffe geschossen hätten. Die Ansichten der englischen Presse über die Southamptoner Rede Balfour» und über di« Lösung der Streitfrage sind sehr geteilt. Dir Blätter der Opposition erklären sich mit der Lösung und der Vermeidung de» Kriege» sehr zu frieden. Der „Daily Ehronicle" meint, di« Mög- ltchkeit einer Verzögerung der schnellen Erledigung der Streitfrage werde beseitigt durch die Be stimmung, daß ein Teil der baltischen Flotte während der Untersuchung in Vigo bleiben müsse. Darin liege die beste Gewähr dafür, daß derartige Verstöße gegen neutrale Mächte sich nicht wieder holen werden. — Trotz der verbesserten politischen Lage macht sich im ganzen Lande und allen Kriegshäfen eine gesteigerte Tätigkeit bemerkbar. ES wird eine große Anzahl von Linienschiffen und Kreuzern der Reserve fertiggestellt. Die Admiralität scheint eine Flottenkundgebung im Kanal zu beab sichtigen. 110 Torpedoboote sind der Heimatflotte attachiert worden. Portsmouth und Plymouth werden in Verteidigungszustand versetzt. Der Krieg in Ostasien. Vom mandschurischen Kriegsschauplätze liegt eine langatmige Depesche General Ssacharows über allerhand kriegerische Vorgänge vom 26. und 27. Oktober vor, wobei die Russen angeblich gut abgrschnitten haben. Dagegen versichert eine japa nische Meldung, daß die Japaner am 27. Oktober den einzigen, von den Russen noch besetzten Hügel, am südlichen Schoho erstürmt hätten. Vor Port Arthur sollen die Japaner nach allerdings noch unbestätigten Meldungen, die in Tokio eingingen, neue Fortschritte gemacht haben. Angeblich brachten sie am 26. Oktober die russischen Batterien aus den KikwanfortS zum Schweigt» und stürmten die Forts auf vem Erlung und dem Tungtschu. General Stössel selber, der tapfere Verteidiger von Port Arthur, soll dem Zaren bereits telegraphisch Lebewohl gesagt haben, da Port Arthur sein Grab werden würde. AuS Mukven liegt folgender Situationsbericht vom 31. Oktober vor: Nach der Ruhepause von mehreren Tagen begann gestern nacht im Südosten eine Kanonade mit schwrren Geschützen, die bis zum Morgen dauerte. Zwischen den Auf- klärungStruppen finden Kämpfe statt. Dir Japaner haben den Schaho südöstlich von Mulden überschritten. Man erwartet, daß noch in dieser Woche eine große Schlacht entbrennen wird. Kuropatkin, der dauernd den Oberbefehl führt, ist mit einer völligen Umgestaltung des Heeres be schäftigt. — AuS Petersburg kommt die noch der Aufklärung bedürftige Meldung, daß General Ssacharow, bisher Chef des Feldstabes der ersten Mandschurei-Armee, zum Stabschef und Ober kommandierenden der russischen Streitkräfte im fernen Osten ernannt wurde. Da ja kaum erst Kuropatkin zum Oberbefehlshaber der gesamten russischen Truppen in Ostasien ernannt worden Ist, so kann doch General Ssacharow nicht auch dieselbe Stellung einnehmen; es muß daher abgewartet werden, wie sich dieser Widerspruch lösen wird. — Die Japaner machten erneute Anstrengungen, um Port Arthur endlich zu Falle zu bringen. Nach einer Depesche aus Tschtsu vom 31. Oktober begann der allgemeine Angriff der Japaner auf Port Arthur am 24 Oktober, und entwickelte sich am 30. Oktober zu einer heftigen Schlacht, die den ganzen Tag über wütete. Nach einer Quelle, die sich bisher als zuverlässig erwies, Wersen die Japaner große Streitkräfte gegen die Festung bet dem Versuch, eine beherrschende Stellung zu gewinnen. Das Ergebnis ist noch unbekannt. Man glaubt, dir Japaner wollen nicht die Stadt durch diesen Angriff einnehmen, sondern nur einen wetteren Schritt vorwärts erzielen. ES dürften noch zwei wettere allgemeine Angriffe erforderlich sein, bis der Abstand zwischen den Kriegführenden klein genug Ist, um den Versuch, die HauptfortS zu besetzen, und damit die Belagerung zu beenden, ausführbar zu machen. „Daily-Telegraph" meldet aus Tschifu, dort verlaute, daß da» japanische Linienschiff Jaschima bereits vor längerer Zett verloren gegangen sei. — Ferner wird dem Blatte aus Tschifu berichtet, daß vor etwa einer Woche zwei kleine mit Munition und Lebensmitteln beladene Dampfer unter fran zösischer Flagge Port Arthur erreicht haben sollen. — „Daily-Telegraph" meldct aus Tientsin vom Montag, die chinesische Regierung habe beschlossen, um jede weitere Verletzung der Neutralität durch Lieferungen an dir Kriegführenden zu verhindern, - Truppen nach Schanhatkwan (Golf von Ltautung) zu senden. Drahtnachrichten u. letzte Meldungen. Hamburg, 1. November. Sämtliche in Schleswig-Holstein als Arbeiter beschäftigte russische Reservisten sind zu den Waffen einberufen. Pari», 1. November. Das Seinetribunal erhielt die Ermächtigung, mit Hilft der Pariser Irrenärzte Magnau und Garmer den Geistes- zustand der Prinzessin Luis« von Koburg unter-