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Verfahren bieten dürften. Angeblich soll der in den spanischen Hafen Vigo eingelaufene Teil des baltischen Geschwaders, bei welchem sich auch Admiral Roschdjestwenski selbst befindet, bis zur Entscheidung 1>es Streitfalles dort verbleiben. Es ist demnach Aussicht vorhanden, daß der neue Streitfall zwischen England und Rußland seine befriedigende schiedsgerichtliche Lösung finden und daß somit ein furchtbarer Krieg, der andern falls unvermeidlich wäre, noch glücklich vermieden werden wird. Mit einem solchen Auswege könnte vor allem Rußland zufrieden sein; ein Krieg mit dem seegewaltigen England zur selben Zeit, wo der russische Koloß im fernen Osten noch schwer mit seinem entschlossenen japanischen Gegner zu ringen hat, würde an die Leistungsfähigkeit des Zarenreiches derartige Anforderungen stellen, daß Rußland denselben wohl kaum gewachsen sein würde. Zum mindesten würde dann die Mission des russischen Geschwaders rasch ein vorzeitiges Ende finden. Dasselbe würde von den ihm in jeder Bezieh ung weit überlegenen englischen Flottenstreitkräften zweifellos vernichtet werden. Indessen könnte ein schiedlich-friedlicher Ausgang des Konfliktes schließ lich auch England nur ganz erwünscht sein, müßte cs doch gewärtig sein, daß sich Frankreich bei einem kriegerischen Ausgange des Konfliktes genötigt sähe, seinen Bündnis-Verpflichtungen gegenüber Rußland nachzukommen, ein Krieg mit Rußland und Frankreich zugleich aber würde für England keine Kleinigkeit bedeuten. Nun, diese Möglichkeit ist also wohl infolge der angekündigten schiedsgerichtlichen Lösung in weite Ferne gerückt und es besteht die Hoffnung, daß es nicht zu einem derartigen furchtbaren Waffengange zwischen drei Großmächten kommen wird. Im übrigen sei nochmals an die Genugtuungsforderungen Eng lands an Rußland wegen des Vorfalles in der Nordsee erinnert. Die englische Regierung ver langt von Rußland genügende finanzielle Ent schädigung für den Angriff des baltischen Ge schwaders aus die Hüller Fischerflottc, sowie formelle Abbitte, ferner die Bestrafung der schuldigen russischen Geschwaderoffiziere und Garantien für das Vermeiden künftiger ähnlicher Mißgriffe. Den beiden ersteren englischen Forder ungen hat Rußland im Prinzip bereits zugestimmt, dagegen weigert es sich einstweilen, die zwei letzteren Forderungen anzunehmen, und diese werden wohl das einznsetzendc internationale Schieds gericht hauptsächlich beschäftigen. Indessen ist anzunehmen, daß es hinsichtlich der genannten noch strittigen Punkte zu einer Einigung vor dem Schiedsgericht kommen, und daß demnach der gesamte neue englisch-russische Streitfall im Laufe der nächsten Monate aus der Welt geschafft werden wird. Hoffentlich nimmt man sich aber in den leitenden Petersburger Regierungskreisen die ernste Lektion, welcher dieser abermalige Zwischenfall mit England bedeutet, endlich zu Herzen! Sachsen. Dresden, 1. November. Am vergangenen Sonntag besuchte Se. Majestät der König den VormIttagsgottrSdlenst in der HauSkapell« in Wachwitz und nachmittags 2 Uhr nahm Aller- höchstdersrlbe mit den beiden ältesten Prinzrn- Söhnrn und Ihlen Königl. Hoheiten dem Prinzen Johann Georg und der Prinzessin Mathilde an der Familirntafel bei ihrer Majestät der Königin- Witwe in Billa Strehlen teil. Gestern unter- nahm Sr. Majestät mit den beiden ältesten Prinzen und der Prinzessin Margarete einen Ausflug nach der Sächsischen Schweiz. Se. Majestät fuhr mit der Bahn bis Königstein und von hier mittels Wagen nach Schwetzermühle, wo das Mittagessen eingenommen wurde. Die Rückfahrt nach Wachwitz erfolgte in den späteren NachmittagSstunden. Dresden, 1. November. Heut« vormittag traf Sr. Majestät der König im Restdinzschlosse ein und empfing die Herren StaatSmtntstrr, sowie die DrpartemrntSchrfS der Königs Hofstaaten und den Königl. Kabinettüsekretär zu Vorträgen. Nach mittags kehrte Allerhöchstdrrselbe nach Wachwitz zurück, woselbst um 2 Uhr die Königl. Mittags- täfel stattsand, an der auch Ihre Königl. Hoheit die Prinzessin Mathilde tetlnahm. Se. Maj. der König empfing in Audienz am 24. Oktober eine Abordnung der evang.-luther. Landeskirche. Nach dem „Neuen Sächs. Kirchen blatt" bestand dir Abordnung aus folgenden Herren: dem Präsidenten des rvang.-luth. Lande»« konststortum» v. v. Zahn, dem Präsidenten der LandrSsynode und Borsitzenden de» Synodalaus- fchusseS Grasen von Könneritz, Exzellenz, dem Oberhof- Prediger v. Ackermann, den Sup. Obrrkonststortalrat 0. DtbrltuS, Geh. Kirchenrat v; Pank, Köoststorial« rat 0. Benz und Oberktrchrnrat Maier-Bautzen. DaS genannte Blatt schreibt wie folgt über die Audienz: Se. Majestät erwiderte, auf dir Ansprachen des Präsidenten v.Zahn und deSOberhofprrdiger» eingehend, daß e« ihm eine besondere Freude sei, al» die erst« Deputation au» dem Lande die Vertreter der rvang.-luth. Landeskirche zu empfangen, gedachte schmerzlich bewegt seine» in Gott ruhenden Vaters und versicherte, daß er in gleichem Sinne und Triste, wie seine Vorgänger auf dem Throne Sachsens, rin Schutzherr der evang.-luth. Landeskirche sein werde. Auf die gemeinsamen Aufgaben hinweisend, die den Gefahren der Zett gegenüber beiden christlichen Konfessionen gestellt seien, beauftragte er die Genannten, in ihren Kreisen davon Mitteilung zu machen, daß die Landeskirche mit vollem Vertrauen auf sein königl. Wort der Zukunft entgegen sehen dürfe. Dresden, 1. Novbr. Se. Majestät König Friedrich August siedelt in der zweiten November woche in das TaschrnbergpolatS über, wo er im Winter residiert. Se. Majestät der Könia hat den nachgenannten Offizieren und SanitätSosfizierrn die Erlaubnis zur Anlegung der ihnen verliehenen Auszeichnungen erteilt, und zwar: des Königlich preußischen Roten Adler-Ordens 3. Klasse: dem Oberstleutnant Frei herrn v. Salza und Ltchtenau, Militärbevoll- mächtigten in Berlin; desselben Ordens 4. Klasse: dem Stabsarzt vr. Reinhard, BataillonSarzt im 6. Infanterie-Regiment Nr. 105; des Königlich preußischen Kronen-Ordens 2. Klosse mit dem Stern: dem diensttuenden General ä la suiw, Generalmajor v. Altrock; desselben Ordens 2. Klasse: dem Leibarzt, Generalarzt vr. Selle, Korpsarzt des XII. (1. K. S.) Armeekorps; dem diensttuenden Flügeladjutanten, Oberst v. Wilucki und Oberstleutnant v. Schönberg; desselben Ordens 3. Klasse: dem diensttuenden Flügel adjutanten Major v. d. Decken; deS Ehren kreuzes des Großherzogltch mecklenburgischen Greifen-Ordens: dem Major v.»Kotsch im Kriegsministerium. Se. Majestät der König hat dem Königlichen Kämmerer Georg Hans August v. Schimpfs die von ihm Krankheits halber nachgesuchte Dienst entlassung unter Verleihung deS Großkreuzrs vom Albrrchtsorden bewilligt, den Hofmarschall, General major z. D., Kammrrhrrrn Friedrich Georg v. Crtegern zu feinem Kämmerer ernannt und dem in den Ruhestand tretenden Königlichen Hof marschall Kammrrherrn Martin v. Haugk das Komturkreuz 1. Klasse des Albrechts-Ordens verliehen. Se. Majestät der König hat den General leutnant und kommandierenden General des XII. (1. K. S.) Armeekorps v. Broizem zum General der Kavallerie, sowie den Generalmajor und Kommandeur der 6. Infanterie-Brigade Nr. 64 Graf Vitzthum v. Eckstädt unter Ernennung zum Kommandeur der 1. Division Nr. 23 zum Generalleutnant befördert, ferner den Chef des Generalstabes des XII. (1. K. S.) Armeekorps v. Carlo Witz unter Belassung in diesem Ver hältnis zu seinem Flügel-Adjutanten ernannt. Se. Majestät König Friedrich August wird demnächst die sächsischen Truppenteile in den Rrtchslanden besichtigen. Zu der Blättermeldung, daß König Albert niemals Gelegenheit gehabt habe, diese Truppenteile zu besichtigen, wird dem „V. Anz." von einem Leser, einem ehemaligen Feld webel, mitgrteilt, daß Se. Maj. König Albert das 6. Ins.-Regt. Nr. 105 aus dem Polygon bet Straßburg am 1. Juli 1875 besichtigt hat. Dresden, 1. Nov. Mit Genehmigung Sr. Maj. des Königs ist bet der Forstakademte zu Tharandt das Wahlrektorat etngesührt und die sür die Zeit vom 1. November 1904 bis mit 31. Oktober 1905 erfolgte Wahl de« Geheimen HofrateS Prof. vr. Kunze zum Rektor bestätigt worden. Ihre Durchlaucht die Fürstin Anna Luise von Schwarzburg-Rudolstadt ist im Hotel Euro päischer Hof abgrstirgrn. IV. Bischofswerda. Die Ktrchrnkollrkte sür den Gustav Adolf - Verein am Reformation-feste hat trotz des sehr erfreulichen Besuche- doch nur einen Ertrag von 37 Mk. ergeben. E» Warrn in 709 Geldstücken 337 Pfennige, 100 Zwei- pfenntgrr, 160 Fünfpsenntgrr, 98 Zehnpfenniger, 6 Fünszigpfrnnigrr, 6 Mark- und 2 Zweimarkstück«; da» Gold, da» früher in fast jeder Kollekte zu finden war, fehlt seit einigen Jahren. Die Kollekte am Reformation-feste de» vorigen Jahre» hatte einen Ertrag von 4b Mk. ergeben, dazu kamen b Mk. vom Kindrrgottesdirnst für den Kirchenbau in JoachtaiStal und 8 Mark von den Konfirmanden für die Konfirmanden- und WatsrnrrzirhungSanstalt St. Prtristift zu Höxter in Westfalen. Auf V - S« sächsisch« «»zähl«. Gett« ». LGOL anlassung de» Vorstände» de» Dresdner Haupt verein» soll auch in diesem Jahre ein Kindergotte»« dienst gehalten werden, um die Kinderhrrzen sür da« gottgrsegnrte LirbeSwerk de« Gustav Adolf« Berrln» zu gewinnen und eine Kollekte zu sammeln, die im ganzen Bezirk de» Dresdner Hauptverein» al» „Kindergabe" für die Evangelische Kleinkinder schule in Krammrl-Obersedlitz bet Aussig in Böhmen verwendet werden soll. Einladung dazu wird dem nächst erfolgen. ^V. Bischofswerda. Eine unvergeßliche, wenn auch wehmütig schöne Feier wurde am Re« formattonsfeste nachmittag» im Pfarrhause zu Großdrebnitz gehalten. Nachdem Herr Pfarrer Graul daselbst am Vormittag de» RrformattonS- srste» nach 38jähriger gesegneter Tätigkeit in dieser Gemeinde seine AbschirdSpredigt gehalten hatte, wurde ihm am Nachmittag durch Herrn Superintendent Kaiser-Radeberg im Auftrage Sr. Maj. des Königs Friedrich August und in Gegenwart de» gesamten Kirchen- und Schul vorstandes, sowie der Gemeinderäte von Groß- und Kleindrebnitz da» Ritterkreuz I. Klaffe des AlbrechtSordenS in feierlicher Ansprache überreicht. Die Urkunde ist von Sr. Majestät dem König am 16. Oktober, dem ersten Tage nach dem Tode Sr. Majestät deS Königs Georg unterzeichnet. Herr Oberpfarrer vr. Wetzel, der langjährige Konfessionar des Scheidenden, brachte ihm die Glückwünsche des Kreisvereins sür innere Mission, dem er treu ge dient, wie der Konferenz der Geistlichen dar, der er angrhört. Herr Gemetndevorstand Gnauck-Klein- drebnttz dankte dem Herrn Pfarrer Graul im Namen des Kirchenvorstandes und der ganzen Kirch gemeinde für seine langjährige gesegnete Arbeit und wünschte ihm einen heiteren und ruhigen Lebens abend. Noch manches gute Wort wurde ge sprochen und io der letzte Abend Im Pfarrhause der scheidenden Psarrersfamtlie verschönt und der Abschied erleichtert. Herr Pfarrer cm. Ritter rc. Graul wendet sich nunmehr nach seiner Vaterstadt Leipzig. Möchte der letzte Abend im Pfarrhause ihm eine gute Vorbedeutung sür die Erfüllung des prophetischen Wortes sein: „Um den Abend wkd es licht sein" (Sacharja 14, 7). W Bischofswerda. Im Voraus machen wir schon auf den „Lutherabend" zur Feier von Luther's Geburtstag, zugleich Stiftungsfest des JünglingSvereins, Dienstag, den 8. Novbr., abends */,8 Uhr im Saale deS Hotels „König Albert" die Leser dieses Blattes aufmerksam. Nach dem gemeinsam gesungenen Lutherlied: „Ein feste Burg" VerS 1 und 2 wird die verehrte Kantoreigesellschaft unter Leitung des Herrn Kantor Köhler eine neu einstudierte Motette oortragrn und nach Begrüßung der Versammlung durch Herrn Oberpsarrer vr. Wetzel Herr Kantor Gelbke-Goldbach, ein sehr ge schätzter Solosängrr, 2 volkstümliche Lieder: „Mein Himmel auf der Erde" von Neumann und „Das Erkennen" von Löwe. Eine besondere Auszeich nung erfährt der diesjährige Lutherabend dadurch, daß unser hochverehrter Herr EphoruS, Herr Superintendent Kaiser-Radeberg, die Festrede halten wird und zwar über Luther's neuesten Gegner, den gelehrten Dominikaner-Mönch und päpstlichen Archivar Drnifle. Im 2. Teil wird uns der unter Leitung deS Herrn Pastor Hennig sehr eifrige Jüngltngsverein durch eine Menge von Darbietungen, auch eine kleine theatralische Aufführung, erfreuen. Mit dem gemeinsamen Gesang des letzten Verses des LutherliedeS wird die Versammlung geschlossen werden. Je heftiger die Angriffe sind, die gegen Luther und damit gegen die evangelische Christen heit überhaupt gerichtet werden, je größer die Gefahren sind, die jetzt auch im deutschen Reiche un» von dieser Sette drohen, desto nötiger ist es, sich zu stärken im Bewußtsein der guten Sache, die wir vertreten und zu gleicher Zeit ein gute» Bekenntnis abzulegrn sür den Schatz de» Evan geliums, den wir besitzen und den wir zu hüten haben. Dazu dient der Luthrrabend. Möge Keiner, der noch rin guter Protestant und rvan- geltschrr Christ zu sein sich freut, an diesem Luther abend fehlen. Möge ein reicher Segen von dem selben zurückströmen in die Gemeinde. Bischofswerda, 1. November. Zwei Feier tage waren un» diesmal am Schluffe de» ersten Herbstmonat» beschieden, weil der 31. Oktober auf «inen Montag fiel. Dieser günstige Umstand wurde von der erholungsbedürftigen Menschheit gern auSarnützt. Zahlreich fanden sich die An dächtigen in den Kirchen rin, wo man gestern de» großen, gristrrbefrrlendrn Werke» unsere» Re formator» gedachte. Eben so groß aber war die Zahl der Naturfreunde, die ihr« Schritt« htnauS- lenktrn in die bunten Herbstgelände der heimischen Fluren. Draußen im Hügelland woben di« Herbstnebel ihre dichten Schleier: gegen Mittag :rrang jedoch die Oktobersonnr für kurze Zelt die