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Testament bei sich, man lernte auswendig und scheute sich nicht, mit Gelehrten über Glauben und Evangelium zu diskutieren. Es ist nicht zuviel gesagt, wenn man die Uebersetzung der Bibel durch Luther als das größte literarische Ereignis des 16. Jahrhunderts bezeichnet, da hier nicht nur eine unerschöpfliche Quelle der Erhebung und Erbauung aufgetan, sondern auch der Grund stein einer allen Ständen gemeinsamen Bildung gelegt und ein unvergängliches Gesetzbuch unserer deutschen Sprache geschaffen wurde. Aber Luther hat der Kirche nicht nur die deutsche Bibel ge geben. Gedenken wir auch jenes Kleinods, jenes Büchleins, in dem mit unvergleichlicher Klarheit und Kraft diejenigen Stücke zusammengefaßt sind, die einem Christen zur Seligkeit zu wissen nötig sind: des kleinen Katechismus Luthers. Nur zu bedauern ist, daß so viele meinen, mit den Kinderschuhen auch den Katechismus bei Seite legen zu können, während Luther von sich selber sagt, daß, ob er wohl ein Doktor der heiligen Schrift sei, er dennoch bete die 10 Gebote, den Glauben und das Vaterunser und gern ein Kind und Schüler des Katechismus bleibe. — Als einen dritten Segensstrom nennen wir Luthers Lieder, die den Grundstock und Kern bilden in jedem evangelischen Gesangbuch. Wie entquoll besonders in den Jahren 1523 und 1524 dem fröhlichen Glauben ein Lied nach dem andern! Können wir uns uin'ere Feste doch kaum ohne diese Lieder denken. Weihnachten nicht ohne „Vom Himmel hoch, da komm ich her", Ostern nicht ohne „Christ ist er standen", Pfingsten nicht ohne „Nun bitten wir den heiligen Geist!" Und dazu solche Gesänge, wie „Nun freut euch, lieben Christen g'mein", „Aus tiefer Not", „Mitten wir im Leben sind", in welchen er teils auf die Psalmen zurückgriff, teils ältere lateinische Lieder bearbeitete, teils selbständig dichtete. Möchten wir diese Schätze, die uns in Bibel, Katechismus und Gesangbuch gegeben sind, nur recht gebrauchen und aus diesen Strömen lebendigen Wassers schöpfen, was wir nötig haben an Lehre nnd Mahnung, Trost und Hoffnung. — Soll endlich noch die Mündung dieser Segensströme genannt werden oder wohin sie sich ergossen haben, so ists die Kirche und Schule, Haus und Land. Daß wir evangelische Kirchen haben, in denen das Wort Gottes lauter und rein gelehret wird, evangelische Schulen, in denen der Grund zu religiöser Erkenntnis gelegt wird, evangelische Häuser, wo neben dem Gebet die treue Berufsarbeit als ein Gottesdienst gepflegt wird, protestantische Staaten, wo die religiöse Ueberzeugung dem Gewissen des Einzelnen über lassen wird — das alles verdanken wir der Re formation; und nicht weniger auch dies, daß wir glauben an eine Gemeinschaft von Gläubigen, sie mögen sein, in welcher Kirche sie wollen, woraus dann folgt, daß wir ihnen als unseren Mitchristen die Bruderhand reichen im Namen dessen, den wir bekennen, im Namen Jesu, unseres Herrn, die Bruderhand auch, wo es irgend sein kann, zum gemeinsamen Kampf gegen die Mächte des Un glaubens und des Abfalls und der Gottlosigkeit in unserer Zeit — ob —. Sachsen. Dresden, 27. Oktober. Urber die von Sr. Maj. dem König einer Abordnung der evan gelisch-lutherischen Landeskirche, bestehend aus dem Präsidenten und Vizepräsidenten des Evangelisch-lutherischen Landeskonsistoriums, dem Vorsitzenden und stellvertretenden Vorsitzenden des SynodalauSschusseS, den beiden hiesigen Superin tendenten und dem geistlichen Mitglied! der Lausitzer Konsistorialbrhörde, am Montag erteilte Audienz wird dem „Dresdner Journal" mitgetrtlt: Auf dir von dem Präsidenten v. v. Zahn und namens der evangelischen Geistlichen von dem Obrrhospredtger v. Ackermann gehaltenen Ansprachen dankte Se. Majestät in überaus gnädiger und freundlicher Weise sür die ausgesprochenen Beileidsbezeigungen und die dargrbrachte Huldigung und sprach mit dem Wunsche, daß dies bekannt werden möchte, die Versicherung aus, daß die evangelisch lutherische Landeskirche auch unter seiner Regierung aus denselben Schutz und di« gleiche landrSvätrrliche Fürsorge rechnen dürfe, die sie unter seinen erlauchten Bor. gängern auf dem Throne genossen, in deren Sinne überhaupt die Regierung zu führen Sr. Majestät Wille sei. Se. Majestät der König «eß am Dienstag im photographischen Atelier von Hugo Erfurt- einige Ausnahmen von sich anfertigen, nach denen di« neu zu prägenden Münzen gearbeitet werden sollen. Al» der König wieder den Wagen bestieg, wurde er von einer großen Volksmenge mit freudigen Hochrufen begrüßt. Dresden, 27. Oktober. Se. Majestät der König wohnte heute mittag */,1 Uhr im Vereins- Hause, Zinzendorsstraße, der von der akademischen Jugend veranstalteten Trau erfrier sür Se. Majestät den hochieligen König Georg bet. Dresden, 27. Oktober. Im Allerhöchsten Austrage Sr. Majestät drS Königs wohnte General L I» suito Generalmajor v. Altrock heute nachmittag der Einsegnung und der Beisetzung des am 24. dss. MtS. verstorbenen Generalmajors v. Lossow im Trauerhousr zu Serkowitz bez. auf dem Friedhöfe in Kötzschrnbroda bei. Dresden. Se. Majestät der König ernannte die bisherigen vier Adjutanten des Königs Georg, einschließlich drS Generals L la suits Generalmajor v. Altrock, zu seinen Adjutanten. Dresden, 27. Oktbr. Se. Moj. der König hat dem Vorsitzenden des Schulvorstandes in ArnSdorf, GutSauSzügler Friedrich August Bergmann daselbst, das Allgemeine Ehrenzeichen verliehen. Dresden, 28. Oktober. Ihre Majestät die Königin-Witwe wird am 12. November in Plauen zum Besuch cintreffen. Bischofswerda, 27. Oktober. Herr Stadt rat Max Röthig hat aus Gesundheitsrücksichten gebeten, ihn auS seinem Amte als Stadtrat zu entlassen, und der Rat hat in seiner letzten Sitzung seine Genehmigung hierzu gegeben, indem der leidende Zustand des Herrn Stadtrat Röthig ihm die größte Schonung auferlegt. In Anbetracht dessen hat das Stadtverordnetenkollegium in seiner gestrigen Sitzung Herrn Kausmann Clemens Löhnert in daS Ratskollegium berufen. Die Wahl erstreckt sich auf die Zit bis zum Schluffe des Jahres 1907. Bischofswerda, 28. Oktbr. Die Kirmes- feste in der Umgegend nehmen ihren Fort gang. Sonntag und Montag finden sie statt in Burkau, Demitz-Thumitz, Frankenthal, Großharthau, Schmölln, Neuschmölln nnd Tröbigau. Sämtliche Wirte, welche das Beste verabreichen werden, waS Küche und Keller bieten, haben sich aus einen großen Zuspruch bestens vorgesehen und werden die zu erwartenden Kirmesgäste überall die beste Ausnahme finden, auch verweisen wir ganz besonders auf den Inseratenteil dieser Nummer. 8— 28. Oktober. Eine Familtenkranken- kasse in Form des Versicherungs-Vereins auf Gegenseitigkeit hat der De u t sch n a t io n a l e HandlungSgehilsen-Verband, vorläufig sür seine Verbandsmttglieder km Königreich Sachsen, geschaffen. Für einen Monatsbeitrag von 1.50 Mark für die Ehesrau und 25 Psg. sür jedes Kind gibt der Verein 26 Wochen freie ärztliche Behandlung, 13 Wochen Medizin und Heilmittel und 6 Wochen einen KcankenhauSzuschuß von 1 Mark täglich. Die Kasse ist seither die einzige ihrer Art im Kausmannsstande und dürste daher, da sie einem tiefgefühlten Bedürfnis ihr Bestehen verdankt, sich sehr bald viele Anhänger aus den Kreisen des GehilfenstandeS erwerben. Nähere Auskunft erteilt gern die Geschäftsstelle obigen Verbandes: Leipzig, Grimmaischrr Steinweg 15, II. — Das Reformationsfest wird, wie wir auf mehrfach an uns ergangene Anfragen mit teilen, nur noch in Sachsen, der Wiege der Refor mation, als kirchlicher Festtag begangen, ferner in einzelnen benachbarten preußischen, ehemals sächsischen LandeStetlen. In den anderen deutschen Staaten hat man die kirchliche Feier zumeist auf den dem 31. Oktober folgenden Sonntag verlegt. — Der nächste Bußtag, der aus den 16. November fällt, ist ein allgemeiner. Er wird ge friert in Preußen, Anhalt, Braunschweig, Bremen, Hamburg, Lübeck, Lippe, Oldenburg, Neuß, König reich Sachsen, Sachsen-Altenburg, Sachsen- Koburg-Gotha, Sachsen-Meiningen, Sachsen- Weimar-Eisenach, Schaumburg-Lippe, Schwarzburg und Waldeck. — Simon und Juda, der 28. Oktober, bildet die Grenzmarke zwilchen Sommer und Winter. Die Vorboten drS Winters stellen sich nun mit Macht ein. Trübe, neblige Witterung, Regen mit Schnee werden bald folgen und mit Eilschritten geht rS dem Winter entgegen. Stmon und Juda, von denen un» die Legende erzählt, daß sie gar eifrig daS Evangelium gepredigt, mußten den qualvollen Märtyrertod erleiden. Simon wird meist mit einer Säge abgrbildet, da» Attribut de» anderen ist «ine Keule. Vt. Simon ist auch der Patron der Pantoffelhelden, denn am SImonStagr, sagt ein Wort, soll kein Mana seiner Frau widersprechen. — Den wackeren deutschen Kriegern in Südwest-Afrika «ine WeihaachtSfreude zu bereiten, dafür treten jetzt auch die deutschen Vereine vom Roten Kreuz ein. Die Sendungen sollen am 13. November von Hamburg abgrhen. Wir machen angelegentlich auf den Aufruf aufmerksam, den im Anzeigenteil der vor liegenden Nummer der LandrSauSschuß für die freiwillige HilfStätigkrtt im Königreich Sachsen erläßt. — Der nächste sächsische Fruerwrhrtag findet 1906 in Meerane statt. — AuS Turnerkretsen. Die von ver schiedenen Seiten gewünschte Versammlung der Gauturnwarte SachsenS findet am 5. und 6. Januar in Dresden statt. Die beiden Tage vorher tagt der KreiSturnrat. Etwaige Anträge für beide Sitzungen sind bis zum 13. Dezember bet KrrtSvertreter Fickenwirth-Dresden etnzureichrn. — DerSächstsche Militär-LebenS- verstcherungS-Verein war kürzlich in der Lage, die 25000. Polize auSfertigrn zu können. Jetzt kann der Verein einen neuen Erfolg kon statieren: sein BereinSvrrmögen hat die dritte Million Mark überschritten. Von besonderem Interesse ist eS jedenfalls zu lesen, wie rasch das Vermögen des Vereins angewachsen ist. 1892 betrug dasselbe eine halbe Million Mark, und zwar hatte sich diese Summe nach einem 17jährigen Bestehen des Vereins angesammelt. 1896 war die erste Million vorhanden. 1901 war daS BereinSvermögen schon auf zwei Millionen Mark angewachlen, und sitzt nach weiteren drei Jahren, sind drei Millionen Mark erfüllt. Dieser schöne Erfolg ist jedenfalls der beste Beweis für die gute Leitung des Vereins. — Das hinterlassene Vermögen des verstorbenen Königs Georg wird der „Tgl. Rdlch." zufolge auf 120 Millionen Mark geschätzt. Außerdem soll der König 52 Rittergüter und Herrschaften hinterlassen haben. -ä- Großharthau. Am 30. und 31. Oktober wird hier das Kirchweihfest gefeiert. Die Er bauung deS gegenwärtigen Gotteshauses fällt in die Jahre 1793 und 1794. Am 15. August 1793 tobte ein furchtbares Gewitter 4 Stunden über Harthau und infolge eines Blitzstrahles wurde das Gotteshaus eingeäschert. Im Jahre 1894, also zum 100 jährigen Kirchenjubtläum sollte eine Renovation ausgeführt werden. Die Pläne waren von Herrn Kirchenbaumeister zur Ansicht gebracht; auS verschiedenen Gründen unterblieb es. Unter dem Fußboden des Schiffes befindet sich die herrschaft liche Gruft. Dort ruhen die ehemaligen Besitzer des Schlosses. Hier stehen auch die Särge der Gräfinnen Christiane Charlotte von Flemming, geb. Gräfin von Watzdorf, und Friedericke, Gräfin von Einsiedel. Im Jahre 1779 wurde ein im hiesigen Schlosse verstorbener Königlicher preußischer Major zur letzten Ruhe bestattet. Seit dieser Zett ist die Gruft nie wieder geöffnet worden. — In kirchlicher Beziehung hatte die Gemeinde der Gräfin Flemming viel zu verdanken. Leider ging bei dem Brande die von der edlen Gräfin höchst wertvolle gestiftete Büchersammlung in Flammen auf. Ein Flemming-Legat besteht heute noch! Wenn die Mauern unseres Gottes hauses reden könnten, so würden sie viel verkündigen von der rauhen Kriegszeit und von der damaligen großen Not der Bewohner. — Mit dem Kirch weihfest fällt in diesem Jahre die Feier deS RrformatlonSfesteS zusammen! Im hiesigen Orte gleichwie in vielen Nachbargemeindrn wurde die Reformation in den Jahren 1558 und 1559 ein geführt. -ck- Großharthau. Am vorigen Montag und Dienstag wurde hier große Treibjagd ab gehalten. Auf Einladung Sr. Durchlaucht deS Erbprinzen von Schwarzburg nahmen verschiedene hohe Gäste teil. Steinigtwolmsdorf, 26. Oktober. DaS im Bau befindliche Sanatorium der LandeS-Ber- sicherungSanstalt für Sachsen im Hohwalde wurde am Freitag vom Minister v. Metzsch besucht und einer eingehenden Besichtigung unterzogen. * Uhyst a. T. Trotzdem, daß es am letzten Mittwoch so stürmte und wetterte, hatten sich doch viele zur KirmeSnachfeter im hiesigen ErbgrrichtS- saalr etngesunden, um den Weisen der Königs- husarrnkaprlle zu lauschen. Wohlverdient ist da» Lob und wahr auch der Ruf, welcher dieser Kapelle voraufgeht. UrberouS schneidig war die ganze Ausführung de» Konzert» und zeigt« von trefflicher Schulung der Kräfte. Bet einer wo möglich baldigen Wiederkehr ist Herrn Direktor Beck mit seiner wacker« Schar «in voller Saal bestimmt sicher, wa» sich au» dem reichen Beifall, den jede Nummer de« gutgewählten Programm» hervorrief, zur Genüge erkennen ließ. Di« «ach dem Konzert von dieser Kapelle in gleich schneidiger Weife ausgeführt« Ballmuflk fand durch zahlreiche Anteilnahme am Tanz die grbWMsMsMiMi