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Der sSchststye «rzichle». Gett» « Dinge nachgesagt. Wie die »Franks. Zig." au« Konstantinopel meldet, unterbreitete die heilige Synode de« ökumenischen Patriarchat« dem russi schen Botschafter eine Beschwerde gegen die russt- schen Offiziere Im Bilajet Saloniki, denen unter Aufzählung von Tatsachen systematische Ver- solgung de« griechischen Element« und offene Be günstigung der bulgarischen Propaganda, sowie der im Solde der letzteren stehenden KomitatschiS vorgeworfen wird. Rußland. St. Petersburg. Die „Russische Tele- araph^nagentur meldet au« Täbris vom 15. d. M.: Die Cholera nimmt an Stärke zu, täglich sterben 300 bi« 400 Menschen; die armenische Be völkerung verläßt dir Stadt. Spanien. Im spanischen KöntgShause sind Freud und Leid zugleich etngezogrn. Die Prinzessin von Asturien, die ältere Schwester König Alfonso«, war am Sonntag von einem Töchterchen entbunden worden, am nächsten Tage aber ist die hohe Wöchnerin gestorben, ein Herzschlag setzte ihrem Leben ein Ziel. Wie weiter au« Madrid gemeldet wird, trat die Entbindung der Prinzessin von Asturien infolge von Darmerkrankung vor zeitig rin. Portugal. Da« portugiesische Ministerium hat au« noch unbekannten Gründen seine Entlassung ein gereicht. Amerika. Die Hankee« fürchten japanische Absichten auf die Philippinen. Wie eine New-Imker Depesche besagt, wird der Sicherung der Philippinen gegen die Möglichkeit eines japanischen Angriffe« vom amerikanischen Marineamt besondere Beachtung geschenkt. Der Hafen Go vite soll zu einer un einnehmbaren Serfestung gemacht werden. In den Stationen sollen andauernd 100000 Tonnen Kohlen ausbewahrt werden. Ein Frieden«- und FrrundschastSvertrag wurde zwischen Chile und Boltvta unterzeichnet. Wenn der Kongreß denselben ratifiziert, werden damit die langjährigen Streitigkeiten beigrlegt sein, die sich nach dem Kriege im Jahre 1879 entwickelten. -Chile übernimmt die Zahlung der KriegSforde- rungen. Afrika. Die marokkanische Regierung hatte dieser Tage den Küstenhandel verboten. Die Ver treter der fremden Mächte in Tanger haben tnde« einen scharfen Protest beim Sultan «egen de« Verbot« de« KüstenhandrlS ringereicht. ES heißt, daß daraushin da« Verbot aus drei Monate ver schoben worden ist. Der Krieg in Ostafien. Die zehntägige Schlacht bei Jentai und Mukden. Noch nie seit diese Welt besteht, hat ein so -furchtbares, andauerndes Ringen und Blutvergießen zwischen kriegführenden Völkern stattgefunden wie zwischen den Russen und Japanern seit dem 9. Oktober in der Riesenschlacht bei Jentai und Mukden. Zehn volle Tage ist mit heldenhafter Tapferkeit, mit zäher Ausdauer und beispielloser Todesverachtung gekämpft worden und noch scheint der Riesenkampf nicht zu Ende zu sein und wiederum keine Entscheidung gebracht zu haben. Der toll- -kühne fünftägige Angriff der Russen auf die japanischen Stellungen ist wegen der ungenügenden strategischen Vorbereitung ferner an der furchtbaren Wirkung der japanischen Kanonen und Gewehre, dann auch an der festen Stellung der Japaner auf den Gebirgszügen bei Jentai und deren un erschütterliche Ausdauer und Tapferkeit vollständig gescheitert. Ein späterer genauer Bericht über die Riesenschlacht wird auf beiden Seiten über Wunder von Tapferkeit zeugen. Die Russen sind an den gefährlichsten, steilsten Stellen siebenmal mit Bajonettangriffen vorgegangen, sind aber zu Tausenden immer von den japanischen Granaten und Gewehrkugeln wie Aehren von der Sense miedergemäht worden. In einzelnen Fällen sind über Reste von russischen Regimentern in die japanischen Stellungen eingedrungen und ein furcht- barer Kampf Mann gegen Mann hat stattgefunden. Die dezimierten Ruff« sind aber bei dem Angriff jttt« wn den Japanern zurückgeschlaaen Word«. Vbmrnt« haben di? Japaner angreifenden Russen entgegenzusenden und sollen die japanischen Husaren die glänzendsten Attacken ausgeführt haben. Ueber vierzigtausend Russen sind bei den furchtbaren fünftägigen Angriffen und bei den darauffolgenden Rückzugsgefechten gefallen, und man kann daraus ermessen, wie bitter ernst es dein General Kuropatkin, der wiederholt im Granatfeuer und dichtem Kampfe gesehen wurde, war, endlich einen Erfolg zu erringen Aber auch dieses mal war die japanische Kriegsführung und Kriegstüchtigkeit der russischen überlegen, und es grenzt an kindisches Geschwätz und bornierte Be urteilung, wenn sogenannte Kriegsbericht erstatter, die meist einige Meilen vom Kriegsschau platz entfernt ihre Berichte schreiben, behaupten, die russische Artillerie sei der japanischen überlegen und habe sie zeitweise zum Schweigen gebracht. Die japanischen Granaten sind zum Teil noch über die russischen Stellungen hinweg in chinesische Dörfer geflogen und die japanischen Lydittbomben sind der Schrecken aller russischen Soldaten. Aber eine Ausdauer und Unerschrockenheit haben die Russen wiederum in der zehntägigen Schlacht gezeigt, die staunenswert ist. Nach der Niederlage bei Jentai und den schrecklichen Rückzugskämpfen haben sie bei Mukden noch wiederholt ihren Mann gestellt und die letzten Angriffe der Japaner zurück gedrängt. Fast scheint es danach, als wenn die russische Ausdauer noch größer wäre wie die japanische. Aber kein Feldherr wird auch den Japanern einen Vorwurf daraus machen, wenn sie nach zehntägigen Kämpfen sich erschöpft zeigen. Gelingt es aber den Russen, mit frisch einge troffenen Kräften oder ihren Reserven Mukden zu halten, so bleibt ihnen die schlimmste Folge ihrer Niederlage bei Jentai, die Räumung der ganzen Mandschurei erspart. Aber noch am 18. Oktober wurde zwischen den beiden tapferen Gegnern weiter gekämpft und jeder Tag kann auch eine neue Hiobspost für Rußland bringen. Und über diese letzten furchtbaren Ereignisse auf dem Kriegsschau plätze in Ostasien bleibt das erschreckende Urteil bestehen, daß die Lage dort ganz verzweifelt für die Russen wie für die Japaner ist und ein Ende des schrecklichen Krieges nicht abgesehen werden kann. Nach den letzten Nachrichten vom Kriegs schauplätze schreiben sich die Russen einen großen Erfolg unter dem General Meyendorff am Schaho- fluß zu, wo sie gesiegt und 24 japanische Kanonen und acht Maschinengewehre erbeutet haben sollen. Die Schlacht soll noch einige Tage dauern und dann werde man erst sehen, wer gesiegt habe. Erklärungen de« japanischen Gesandten Hayasht über die FrirdenSauSstchtrn. In einer Unterredung mit einem Vertreter des „Reuterschen Bureau»- erklärte der Londoner japanische Gesandte Hayalhi unter Bezugnahme ans die jetzt auf dem ostasiattschen Kriegsschauplatz wütende Schlacht: Der Verlust an Menschenleben ist entsetzlich und wird von uns ollen aufs tiefste beklagt. Aber wir ist dem abzuhelfen? Alle die, welche die Umstände kannten, unter denen der Krieg entbrannt ist, müssen erkannt haben, <n wie entschlossener Weise dieser Krieg geführt worden ist, und müssen einsehen, daß eS für diesen Krieg nur da» eine gibt: ihn fortzuirtzen. Es ist nicht Japan« Sache, zu beurteilen, ob die Zeit für Friedensunterhandlungen gekommen ist; da« ist Sache der Regierung de« Kaiser» von Rußland. Da» einzige, wa« nicht vergessen werden darf, ist, daß wir nie gesucht haben, den Krieg zu provozieren. Der Gesandte ging dann auf die wetteren Operationen in der Mandschurei über und führte au«: In gewissen Beziehungen ist der mandschurische Winter für die KltkgSoperattonen geeigneter, al ber Sommer, der Transport von Vorräten und Munition wird durch daS Wetter nicht gehemmt werden. Der nächste wirklich wichtige Punkt, der genommen werden muß, ist Ttrltng. Wenn da erreicht ist, kann nicht« unseren Vormarsch auf Chardin aufhalten. Der Gesandte kam schließlich auf Telegramme au« Tokio zu sprechen, in denen vom Frieden die Rede ist, und sagte: Der Wunsch nach Frieden entspringt nur au» dem Humanitäts gefühl und au- dem Abscheu, den wir alle vor der entsetzlichen Schlächterei empfinden, dir jetzt Platz greift; r« ist aber zu spät, über die Er eignisse zu erschrecken, man hätte da» vorhersrhen und verhindern solle«. Die rufstsche Ostseeflotte befindet sich nun tatsächlich auf de« Wege nach Ostasien. «Unding» geht di« Fahrt nur langsam und mit Unterbrechungen vor sich; so ovkrrte der größt« Teil der Flotte vom Montag mittag bi» Dien»tag vormittag in Nattlov aus der dänischen Ins»! Lasand, um da» Eintreffen de» Reste» der Flotte »bzmoarten,. Drahtnachrichten u. letzte Meldungen. Berlin, 19. Oktbr. Der „Voss. Ztg.- zu folge hat Prof. Ludw. Pietsch anläßlich der Ent hüllung des Kaiser Friedrich-Denkmals den Kronenorden 3. Klasse mit der Begründung erhalten: „In dankbarer Anerkennung der dem Verewigten geleisteten treuen Dienste verliehen - Finsterwalde, 19. Oktbr. Der Waldwärter Kamenz auS Rehain ist seit Dienstag verschwunden. Man glaubt, daß er von einem Wilddiebe erschossen worden ist. Unter dem Verdacht der Tat wurde gestern ein wegen Wilddieberei bestrafter Sohn des Obermüllers Vogel aus Lindental verhaftet. Essen In Velbert ist infolge von Lohn differenzen ein allgemeiner Maurerstreik ausge brochen Essen. Ein 20000 Tonnen umfassendes Kohlenlager des Syndikats bei Hamborn ist in Brand geraten. Löschversuche waren bisher vergeblich. Bamberg. In Mistelfeld bei Lichtenfels erschoß der Korbmacher Müller seinen 21jährigen Bruder in einer Streitigkeit wegen der Pflege der kranken Mutter. Der Tater ist verhaftet. Wien, 19. Oktober. Erzherzog Franz Ferdinand begibt sich heute von Chlumetz nach Dresden. Wien, 19. Oktober. Das „Neue Wiener Tageblatt- meldet aus Bielitz: Zu dem Leichen begängnis des Königs von Sachsen begab sich gestern nach Dresden eine Abordnung des in Krakau stationierten Dragoner-Regiments dessen Inhaber König Georg war. Wien, 19. Oktober. In der heutigen Nacht sitzung des Gemeinderates widmete Bürgermeister Lueger dem König Georg einen warmen Nachruf und teilte mit, daß er der Erzherzogin Marie Josefa und dem sächsischen Minister von Metzsch telegraphisch das Beileid der Stadt Wien aus gedrückt habe. Wien, 19. Oktober. Die Nachtsitzung des Gemeinderates nahm einen sehr stürmischen Ver lauf, der seinen Höhepunkt in der Ausschließung des sozialistischen Gemeinderates Reumann von dieser und den nächsten drei Sitzungen erreichte. Rom, 18. Oktbr. Der König ordnete eine 30tägige Hoftrauer für den König Georg von Sachsen an. Bordeaux, 19. Oktober. Der Schnellzug Bordeaux—Paris stieß in der Nähe des hiesigen Bahnhofes mit einem Personenzug zusammen. Zwei Wagen wurden umgeworfen, 12 Reisende wurden verletzt. Brüssel, 18. Oktober. Prinz Albert von Belgien ist abends zu den Beisetzungsfeierlichkeiten nach Dresden abgereist. Belgrad, 18. Okt. Die Reise des Königs nach Sofia ist nunmehr auf den 30. Oktober fest gesetzt. Petersburg, 19. Oktober. Der Herausgeber und Chefredakteur der „Petersburger Zeitung-, Paul v. Kuegelgen, ist gestern nach längerer Krankheit gestorben. Gibraltar, 18. Oktbr. Bei der Ausfahrt aus der Cires-Bucht an der marokkanischen Küste sind heute früh die beiden britischen Torpedoboot zerstörer „Ardent" und „Boxer" zusammengestoßen. Der erstere hat starke Beschädigungen erlitten. Dem „Boxer" ist der Bug eingedrückt. Fakkebjerg, 19. Oktbr. Heute früh 7 Uhr gingen 2 russische Kriegsschiffe von dem baltischen Geschwader nach Norden. Die übrige Flotte lichtete um 8 Uhr die Anker. Mukden, 19. Oktbr. (Reutermeldung.) Die Lebhaftigkeit der beiden Armeen läßt eine neue Schlacht erwarten. Die Japaner versuchen fort während, die Stärke de« russischen Zentrum» und de» rechten Flügel» in Erfahrung zu bringen. Sie fürchten aber offenbar, im Kampfe könnt« frische Reserven zur Entwickelung koi Die