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irr» Etz sSchstfch« «uztthlar. «ettt 4. IV04 abgabt nur noch vormittag» ersolgrn kann. Bon der Kalamität werden zunächst dreizehn dicht be wohnte Straßen betroffen. Plauen i. B. Den Fahrrad-Diebstahl im großen betrieben hat der Altwarenhändler Winkler aus Mylau, der am vorigen Freitag in da» Untersuchungsgefängnis des hiesigen Kgl. Landgericht» etngrltrfert worden ist. Im Bereiche der Städte Reichenbach, Plauen, Greiz, Sera, Altenburg, Crimmitschau und Chemnitz sind im Laufe der letzten sechs Monate über neunzig Fahrräder gestohlen worden. Winkler, der jüngst in Reichenbach verhaftet wurde, ist an diesen Dieb stählen stark beteiligt. Vierzehn Fahrraddirbstähle sind ihm schon jetzt nachgewirsen worden. Charaktrrzügr au» dem Leben des Königs Georg. Der jetzt entschlafene König Georg war ein großer Musikfreund und erlabte sich in stiller Zurückgezogenheit ost an den Werken der klassischen Komponisten. Hierzu Warrn nur wenige, meist nur ein KammermusikuS geladen, dessen Vtolinsolo oder andere Jnstrumentalkonzrrte der König mit großem Kunstverständnis und voll endeter Virtuosität am Klavier selbst begleitete. Dir ringeladenen Künstler bewegten sich völlig zwanglos al» deS König» persönliche Gäste. Einst kam das Gespräch auf die antike Weltanschauung, die da» mathematische Studium und die Tonkunst als verwandte Künste betrachtete. Da äußerte der König mit andächtigem Tone: „Auch heute noch erklingt unS die Harmonie der Sphären au« den urrwigrn Gesetzen der göttlichen Schöpfung. Die Geheimnisse der Zahl reden aus den Sternen zu uns wie au» den Tönen, dorr zum Triste und hier zum Herzen. Ohne die bindenden Gebote der Harmonie ist keine Symphonie zu denken, denn sie ruht aus ehernen Säulen der Ordnung, wie Gottes Weltall." — Ein jüngst verstorbener Veteran, der im deutsch-französischen Kriege am linken Bein verwundet war, lag nach der Schlacht, notdürftig verbunden, auf einer Schütte Stroh. Der nrurrnannte Oberbefehlshaber deS 12. Armee korps, Prinz Georg, sprengte daher. Al« er den jungen Schützen sah, stieg er vom Sattel und redete freundliche Worte zu dem Kranken. Er bot ihm die Feldflasche und nickte lächelnd: „Wohl bekomm'», Landsmann! ES lebe unsere sächsische Heimat!" Ehe der Verwundete sich Im Geiste klar machte, mit wem er gesprochen, war sein Wohltäter bereit« auf und davon. — Bet einer königlichen Hofjagd durchschritt die gesamte Jagd gesellschaft den Forst an einer für die umliegenden Ortschaften wichtigen Landstraße, wo gegen Abend, wenn die Arbeiter hrtmkehren, viel Verkehr ist. An diesem Wege stand eine Arbeiterfrau, die tränenvollen Blicke zu Boden richtend. Der König selbst sprach die Betrübte an: „Na, was ist denn Ihnen geschehen? Haben Sie etwas verloren?" „Ach ja! Meinem Manne sein ganze» Wochen lohn!" schluchzte die Frau und wandte sich fort zum Weitergrhen. Der König, den sie bet der herbstlichen Dämmerung nicht erkannt hatte, rief sie nochmals heran. „War eS denn viel?" „Sehr viel! Was über 16 Mark!" Der freund liche Herr befragte die Unglückliche über ihre Familie. Sie bestand aus 5 Kindern. Beim Ab schiede drückte der Weidmann der erstaunten Frau etwas Metallenes in die Hand. „Hm, hm! WaS über 16 Mark? Hier haben Sie Ersatz!" Damit zog sich der unbekannte Wohltäter nebst seinem Gefolge in» WaldeSdunkel zurück. Jetzt erst wagte die Frau, die Gabe zu betrachten: ES waren zwei Zwanzigmarkstücke, also reichlich „was über 16 Mark". — Unerschütterlich war auch de» König- Wille in militärischen Dingen und er schätzte die eiserne Disziplin als hohe Tugend. Dafür spricht folgender Vorgang. Bon einem AuSfluge zu Fuße und in Zivil kehrte der Monarch einst nach Lustschloß Pillnitz heim, und zwar begleitet von seinen Hunden. Der Posten, ein strammer Leib grenadier, erkannte nicht seinen obersten Kriegs herrn und verweigerte ihm den Einlaß. „Aber ich wohne doch hier!" sagte der König, sichtlich belustigt. „Mag sein, mein Herr. E» wohnen viele Beamte hier. Aber mit den Hunden darf Ich Sie nicht In den Garten kaffen. Der König hat'» verboten!" „So, wenn ei» der König nicht erlaubt, dann ist hier nicht» zu machen!" lachte der fremde Herr und ging — um am Vorder portal mit militärischen Ehrenrrwrtsungra Einlaß zu nehmen. Al» der Posten die» vernahm, war er sehr bestürzt. Die Verzweiflung verwandelt« sich aber bald in hell« Freude, al» der gewiffrnhafte Soldat auf allerhöchste Veranlassung zum Gefreiten und bei nächster Gelegenheit zum Unteroffizier ernannt wurde. — Wie in jeder Weidmann»! rüst «in sühlende» Herz sür die leidenden Tiere schlägt, so offenbarte auch König Grorg de« öfteren Mit ilm »te nnu> — der dringenden Vorhalte seiner Begleiter ungeachtet, einen günstigen Schuß ab, weil der Hirschkuh die kleinen Kälbchen hilfesuchend folgten. Er wollte die Jungen zur Winterszeit nicht deS mütterlichen Schutzes berauben. DaS Thronbesteigungsalter der albrrti- nischen Wettiner. Jünger als unser jetziger König Friedrich August, der im vierzigsten Lebensjahr steht, waren bet der Uebernahme der Regierung Friedrich der Strenge (17), Friedrich der Sanftmütige (16), Albrecht der Beherzte (21), Georg der Bärtige (29), Moritz (20), August (27), Christian I. (26), Johann Georg I. (2b), Johann Georg III (33), Johann Georg IV. (23), August der Starke (24), Friedrich August (37). Unmündig waren und der Vormundschaft bedurften anfangs Heinrich der Erlauchte (3), Friedrich der Ernsthafte (14), Friedrich der Streitbare (12), Christian II. (8) und Friedrich August der Gerechte (13). Im kräftigsten ManneSolter befanden sich Albrecht der Entartete (48), Friedrich der Freudige (55), Hein rich der Fromme (56), Johann Georg II. (43), Friedrich Christian (41), Johann (53) und Albert (45). Im Trrtsenalter standen endlich bet Ucber- nahme der Regierung Anton (72) und der hoch selige König Georg (beinahe 70 Jahre alt). — Wir bemerken bet dieser Gelegenheit, daß unser jetziger König, sofern er den Doppelnamen Friedrich August beibehält, Friedrich August III. heißen wird, obgleich es bereits einen sächsischen Kurfürsten Friedrich August III. gegeben hat; denn der dritte Kurfürst dieses Namens (geb. 1750) nannte sich al« König von Sachsen (seit 1806) Friedrich August I. (Er erhielt den Beinamen „der Gerechte" und starb 1827.) Der zweite sächsische König de« Namens Friedrich August wurde 1797 geboren. Er wurde als Prinz im Jahre 1830 zum Mitregenten des Königs Anton ernannt und nach dessen Tode 1836 König. Er starb bekanntlich auf einer Reise in Tirol am 9. August 1854 bet Brrnnbüchl infolge eines Sturzes aus dem Wagen. In diesem Sommer wurde bet der fünfzigsten Wiederkehr des Todes tages in Brrnnbüchl eine Gedächtnisfeier ver anstaltet. Deutsche» Reich. In Berlin hat am 18. Oktober, als dem Geburtstage Kaiser Friedrichs, die feierliche Ent hüllung deS Kaiser Friedrich-Denkmals und die Einweihung de« Kaiser Friedrich- Muse umS in Gegenwart deS KatserpaareS und zahlreicher Fürstlichkeiten stattgefunden. Der Kaiser empfing am Montag mittag im Neuen Palais den sächsischen Generalmajor v. Altrock, welcher rin Handschreiben Sr. Majestät deS König» Friedrich August überbrachte. DaS „Marine - Verordnungsblatt" veröffent licht einen kaiserlichen Marinebefehl, der die Trauer wegen de» Ablebens Sr. Maj. König Georgs anordnet und bestimmt, daß die Offiziere des Linienschiffes „Wetttn" auf 3 Wochen Trauer anzulegen haben. Auch wird befohlen, daß vom „Wettin" eine Abordnung, bestehend aus dem Kommandant, je einem Stabsoffizier, einem Kapitän leutnant, Leutnant, Deckoffizier, Unteroffizier und einem Gemeinen, an der Trauerfetrrlichkeit in Dresden teilzunehmen hat. Die „Köln. Ztg." meldet auS Berlin: In Verbindung mit den Angaben über die sür das Frühjahr geplante Mtttelmrrrreise deS Kaisers Wilhelm tauchen in französischen und englischen Blättern allerlei Ausstreuungen auf, nach denen die deutsche Politik beim Vatikan für die Ver besserung der Beziehungen Italien» zur Kurte be sondere Geschäftigkeit entfalte. Wir können noch Erkundigungen an zuständiger Stelle mtttetlen, daß an diesen Erzählungen kein wahres Wort ist. Der Prinz-Regent von Baiern ordnete für die bairische Armee und der König von Württemberg für da» württembergische Armee korps die Anlegung einer Trauer anläßlich de» Htnschrtden» Sr. Maj. des König» Georg an. Berlin, 17. Oktbr. Da» Kultusministerium hat, wir die „Ermländtsche Ztg." meldet, die Ge nehmigung zu einer Niederlassung de» Braedictiner- ordrn» in Hriligenlinde verweigert, weil kein Be dürfnis vorliege. Der sozialdemokratische Reichstags- abgrordnete sür Kalbe -Ascher»leb«n, Albert Schmidt au» Magdeburg, hat sich in einem Anfall von Geistesumnachtung von einem Zuge bei Bielefeld überfahren lasse«; er war sofort tot. Schmidt hat dem Reichstag von 1SS0 bi» ISSb sür den 1b. sächsischen Wahl, kreis Rochtitz-Flöha angehört. 18Sb wurde er in Kalbe - Aschersleben gewählt. Im Oktober 18SS wurde ihm durch gerichtliche» Erkeuntatg^tu welchem Schmidt zu drei Jahren Gefängnis ver« urteilt wurde, da» Reichstagsmandat aberkannt, und bei der Ersatzwahl unterlag er gegenüber dem nationalltberalen Abg. Placke. Bet den Reichs- tagSwahlen im Juli 1903 wurde Schmidt mit 20061 gegen 16 991 nationalliberale, 1769 frei sinnige und 218 ZentrumSsttmmen wirdrrgewählt. Abg. Albert Schmidt stand im Alter von 45 Jahren. Er war früher Schriftsetzer und seit 1886 Redakteur in Leipzig, Burgstädt und Magdeburg. Der wiederholt schon angekündtgte Rücktritt de» bairischen FinanzmintstrrS vr. Riedel soll nunmehr bestimmt noch vor Jahresschluß erfolgen. Al» sein Nachfolger gilt Ministerialrat v. Pfaff. Gleichzeitig wird auch, wie weiter verlautet, der Präsident deS obersten Rechnungshöfe» in München, v. May, zurücktrrten; er soll durch den Ministerial rat v. Ulsanrr ersetzt werden. Der oldrnburgische Landtag nahm am Montag die Vorlage betreffend die Thronfolge in zweiter Lesung einstimmig an. Da noch eine Eilenbahnvorlage ringrgangen ist, wird der Land- tagSschluß um 2 Tage, bi» Freitag, hinauSgeschoben. Hamburg, 18. Oktober. Mit dem Dampfer „HanS Wörmann" ist gestern abend */,9 Uhr ein Truppen- und ein Pferdetransport nach Deutsch- Südwest-Afrika abgrgangen. Zur Verabschiedung von den Truppen waren der kommandierende General de» 9. Armeekorps von Bock und Polach, der Kommandant von Altona, Generalmajor v. Versen und Generalmajor v. d. Gröben, Kommandeur der 33. Jnfantertebrigade, erschienen. Ueber den Hererokrteg liegt folgende Depesche de« Generals v. Trotha vom 16. Oktbr. vor: „Deimling gelang rS, mit 3. und 6. Kom pagnie, halben 7. Batterie unter Major Meister bet weiterer Verfolgung mäßig starker Herrro- banden nochmal» an Wasserstellen 45 Kilometer östlich Otjimanangombe im Abzüge zu treffen und völlig nach Norden, Nordosten und Osten zu zersprengen. Artillerie brachte dem Feinde Verluste bei, diesseits keine, 350 Großvieh erbeutet. Deim ling ist mit 2. Kompagnie FeldregtmentS 1, 2. Bataillon FeldregtmentS 2 (2 Kompagnien), 5. und halben 1. Batterie über Windhuk noch dem Süden. Hauptquartier marschiert heute über Khero (am schwarzen Nossob 70 Kilometer südlich Epukiro) nach Windhuk". — Zum Wttbot- aufstand liegt einstweilen nicht« wesentlich neues vor. Berlin, 18. Oktober. Oberst Leutwein meldet unter dem 17. d. M. von Windhuk: Bin in Rehoboth etngetroffen. Habe mit der 2. Ersatz, kompagnte KubkntS besetzt und decke NanchaS, NomtsaS und HoachanaS. Die Bastards von Rehoboth sind treu. Der Kapitän von HoachanaS ist bestimmt beim Feinde, der Kapitän von SochaS wahrscheinlich. Zahlreiche Feinde sammeln sich bet Kaikfontrtn und Richmont. NanchaS und NomtsaS sind noch nicht, aber Marthahöhe ist etwas vom Feinde belästigt. Berlin, 18. Oktober. DaS RrtchSpostamt teilt mit: Auf Grund eines Telegramms deS Postamts Windhuk ist der gesamte Paketverkehr und mit Gütern mit Gibeon eingestellt. Die Post anstalten werden daher bis auf weitere» Pakete sür diese Orte nicht mehr zur Beförderung an nehmen. Oesterreich. In der Stadt Mährisch-Ostrau fand am vormittag de« 16. Oktober eine vom Redakteur ProkrS rtnberufene sozialdemokratische Versamm lung statt, an der etwa 2700 Personen tetlnahmrn. Nach der Versammlung zogen die Teilnehmer nach dem Rtngplatz. Auf dem Wege dorthin wurde die rote Fahne aufgerollt, die von den StcherhritSorganrn mit Beschlag belegt wurde. Bon dem Ringplatz zog die Menge nach dem deutschen Hause. Redakteur Proke» wollte von der Rawpr de» Gebäude» eine Rede halten, wurde jedoch von einem Manne von der Rampe gestoßen und trug eine leicht« Verletzung davon. Die Menge, die darüber so erbittert wurde, daß sie da» deutsche HauS zu stürmen versuchte, wurde von der StcherhrttSwache daran gehindert und später zerstreut. Italien. Mailand, 17. Oktbr. Direktor Mancont von der Gesellschaft Benedetti, die sich mit der Fabrikation kugelfester Brustpanzer be schäftigt, ist «st etwa 100000 Lire flüchtig und wird steckbrieflich verfolgt. Bon den zahlreichen au» dem In- und Auslande etngrlaufearn Be stellungen mit Anzahlungen wurde keine einzige auSgrsührt.