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Haushaltregeln. Fleisch aufzu bkwahr en. Unter 1 Kanne Wasser werden 4 oder 5 Tropfen Kreosot gemischt. Das mit diesem Wasser abgewaschene Fleisch er hält sich lange Zeit frisch. Za einen Sack voll Kleie gesteckt, hält es sich gleichfalls lange. Eier auf; »bewahr en. Es werden Eier 8— 12 Stunden lang in Salzwasser gelegt, sodann abgelrocknet und aufbcwahrt. So halten sie sich Zahrc lang. Käse au sznb ew ahrc n. Man legt die selben einfach in Hopfen, wodurch sie vortrefflich erhalten werden und einen angenehmen Geschmack bekommen. Hülscnfr ächte leicht verdaulich z»s machen, übergießt man sie 48 Stunden vorher mit Wasser und schöpft beim Kochen die sich leicht ablöscnden Hülsen ab. Fleisch gut zu pökeln. Man reib, fri sches Fleisch, welches in nicht zu kleine Stücken zerlegt ist, mit Koä-salz ein, das mit rin wenig Salpeter (t Loch Salpeter auf 1 Pfund Salz) gemischt ist, und bestreue es möglichst dick mit Kleie. So wird es unter Umschlag von Papier in den Rauch gehängt. Dauerhafter Kitt für Stubenöfen. Es ist höchst unangenehm, wenn im Winter die Stubenöfcn Risse bekommen, durch welche der Rauch in die Zimmer dringt. Da der gewöhn liche Lehm, mit welchem man dergleichen Risse -zu bestreichen pflegt, bald wieder abspringt, so empfeh len wir folgende erprobte Mischung. Man siebt gute Holzasche durch ein feines Sieb, bringt eben so viel zerstoßenen und durchsiebten Schm dazu und vermischt beides mit etwas Salz. Das Ganze knetet man mit Wasser in einen festen Teig zu sammen, mit dem man die Risse des Dfcns ver klebt. (Dieser Kitt berstet nicht, sondern nimmt eine außerordentliche Härte an, der jedoch vorher vollkommen erkalict sein muß.) Bedient man sich dieses Kiltes beim Setzen neuer Ocfen, so werden diese fast unverwüstlich. Miscellen und Anecdoten. Ein sehr wirksames Mittel, die Frauen und Mädchen vom Schauspiel öffentlicher Hinrichtungen abzuhalten, ergriff zu Anfänge des vorigen Jahres eine Anzahl junger Leute aus allen Ständen zu Augsburg. Diese machten, als dort die Hinrich tung eines Mörders bevorstand, im Tageblatte be kannt, daß sie mit keinem Frauenzimmer, verhei- rathet oder unvcrheirathet, tanzen würden, das der Hinrichtung beiwohnen würde. Jemand bildete sich ein, kurzsichtig zu sein, und ärgerte sich, wenn man es nicht glauben wollte. „S.hen Sie", sagte er einst zu einem Bekannten, „dort drüben, an vierhundert Schritte von uns, geht mein Bruder, und ich kann ihn nicht erken ne,). Nun werden Sie doch glauben, daß ich schlecht sehe?" In eine Fleischhandlung zu Wien traten zwei Männer, von denen der Eine um eine große Speck seite handelte, die auf dem Verkaufslische lag. AlS sie ziemlich handelseins geworden waren, schob er die Speckseite unter den Arm und that, als ob er bezahlen wollte, versuchte aber immer noch, an dem Preise etwas abznhandeln. Da ihm dies aber nicht gelang, so sagte er, die Speckseite sei ihm zu theuer, legte sie wieder auf den Tiich und entfernte sich mit seinem Gefährten. Als später der Fleischer das Stück genauer besah, bemerkte er zu seinem Schrecken, daß fast die Hälfte daran fehlte. Der zweite Gauner hatte nämlich hinter dein Arme sei nes Gefährten ein großes Stück von dem Speck abgeschnitten, das dann wahrscheinlich von beiden brüderlich getheilt wurde. Ein Neugeadelter, dessen Vater Gastwirth ge wesen war, sprach in einer Gesellschaft, von der er glaubte, daß niemand sein Herkommen kannte, sehr ruhmredig von seinen Vorfahren. „Ja", bestä tigte ein Spötter, „Ihre älteren Vorfahren habe ich zwar nicht gekannt, wohl aber Ihren Herrn Vater, dem ich nachrühmen muß, daß er ein zuvor kommender Mann war, der viel Gesellschaft bei sich sah, und dessen Haus stets Jedem offen stand."