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sie; — „so zieht mit Gott, dem starken Hort der Braven! Ich werde für Euch beten, bis ich Euch geborgen weist." Und sie reichte ihm die Hand; er preßte diese flüchtig an sein Herz und verabschiedete sich eiligst von Mariens Elter». Während ein zweiter Gesang «»gestimmt wurde, ver schwand er unbemerkt aus dem Saale. Als er mit seiner Waffe aus der Wohnung des Hutman- ncs trat, sah er den Wardein dem Saale zueilcn. „Cs war doch eine Thorheit, bei einer Marie auf einen solchen Lebkuchenmann eifersüchtig zu sein — " flüsterte er heiter vor sich hin— „aber wäre sie ihm anch wirklich hold, so soll sie doch morgen wissen, bei wem ein Weib besser geborgen ist, ob bei solchem Ritter von der Besonnenheit, oder dem Steiger von Wiesenthal." Jni Saale bestieg eben der Prediger das Ka theder, als die Versammlung durch die Stimme des Wardeins aus ihrer Andacht ausgcschrcckt wurde. ^Um des Heilands willen! geht schleunigst auseinander! —" rief er — „der Cieeo ist mit seinen Musketieren im Anzug; dem armen Joa- chimsthal droht ein fürchterliches Geschick!" Dahin war alle Andacht. Schreiende Frauen stimmen und murmelnde Männcrlaute erfüllten in wirren. Durcheinander den Saal, bis eine gewal tige Baßstimme aus der Mitte der Versammlung die Worte vernehmen ließ: „Ei „laßt Euch doch nicht also in's Bockshorn jagen, liebe Leute! Der Herr macht das Ding ein wenig zu gefährlich. Die ganze Armee, die gestern in Schlackenwerth eingcrückt ist, besteht aus einem Fähnlein!" „Aber Ihr vergesst, wer cs führt!" — schrie der Wardein — „cs ist der wilde Cicco!" — „Der Cicco — ach daß sich Gott erbarm, der Cieeo!" wehklagte eine Frau. — „Still doch!"— donnerte der Baß wieder — „ixas ist das für ein tolles Lameytiren! Jetzt, wo wir nur erst die trostreiche Zeitung von dem sächsisch-schwedischen Bündniß vernommen haben! Ist Sachsen für uns, was zagen wir da noch, was fürchten wir da noch den Cicco und seine Bande! Ich dächte, wir hätten uns lange genug von den papistiichen Schergen hudeln und drängen lassen, und es sei endlich die Zeit gekommen, zu zeigen, Laß auf den Bergen noch Männer wohnen. Brü der von Joachimsthal, wenn Ihr denkt wie ich, der Bcrgschmicd von Platten, so laßt Ihr die Musketiere gar nicht in Eure Stadt, sondern schlagt Ihnen die Thore vor der Nase zu und schickt sie mit blutigen Köpfen Heims Die Brüder von Wicsenthal solle» sprechen, ob sie nicht gleicher Meinung sind." „Die Wicsenthaler! wo sind die Wiesenthaler? wo ist der Steiger von Wiesenthal?" hieß cs npn durcheinander. Als man Keinen der Gesuchte» fand, rief endlich der Wardein:,,Da haben wir's! sie sind über alle Berge. Erst haben sie uns die ganze Suppe cingebrockt, und nun lassen sic uns sic allein essen!" „Pfui! wie unredlich!" — rief Marie. „Ihr wollt Euch erinnern, Herr Wardein" — sprach der Obersteiger — „daß Ihr selbst den Steiger Seltmann veranlaßt habt, in aller Stille heimzuzichcn. Nur weil er glauben mußte, daß die längere Anwesenheit der Wiesenthaler un serer Stadt böse Händel zuziehcn könnte, faßte er diesen Entschluß. Der ehrenwerthe Gast von Platten hat Recht: wir dürfen der Wuth des Cieeo unsere Weiber und Kinder und unsere Habe nicht preis geben, wir müssen uns wehren. Laßt uns zu den Waffen greifen!" „Zu den Waffen!" wi»dcrtönte der Saal. „Um des Himmelswillen!" — klang die Stimme des Wardeins dazwischen — „Besonnen heit, Ihr Leute, Besonnenheit! Bedenkt, was Ihr thut! Ihr wollt Euch auslehnen wider kaiserliche Kriegsmacht." — „Wider Räuber und Mordbrenner! " rief der Bergschmied — „Brüder von Joachimsthal, laßt Euch nicht irre mache»! Laßt Euch nicht in aller Besonnenheit das Fell über die Ohren ziehen! Folgt dem Obersteiger! Ich stehe zu Euch mit meiner Büchse! das schwarze Herz des Cieeo soll meiner Kugel so gefunden sein' wie das Schwarze einer Scheibe. Zu dek Waffen! Der Obersteiger führt uns und mag den Sammelplatz bestimmen!" Alles war damit einverstanden, nur der War dein nicht, der grollend verschwand.- Der Oberstei ger entbot Alle gerüstet an das Schlackenwerthey Thor. — Während das vorging, hatte Anton seine Schaar geräuschlos auf die Schlackenwcrthcr Siraße geführt. Ein dichter Wald zog sich damals von, dem Dorfe Pfassengrün bis nahe an die Mauern ' von Joachimsthal; aber eine halbe Stunde von der Stadt befand sich eine ausgedehnte Blöße, welche von der Straße durchschnitten wurde. Diese suchte Anton im Eilmarsch zu erreichen, bevor man mit dem Feinde zusammcnträfe, um in dem Wal de unmittelbar vor der Blöße eine geschützte Stel lung einzunehmcn. Wirklich gelangte man an Liese Stelle, ohne auf den Feind zu stoßen. Schnell wählte Anton die vorthcilhaftcstc Stellung und er wartete die Musketiere. Nach Lreivicrtelstündigcm