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in den Jahren 1828 und 1829 die Festung durch . ausgezeichnete Verkheidigung den Russen gefährlich gezeigt. Im Sommer 1828 belagerten st« dieselbe bis zum Eintritt des Winters vergeblich. Sie muß ten sich nach großen Verlusten zurückziehen, und erst im folgenden Jahre ergab sich Silistria nach 6wöchentr sicher Be'agerung den Russen, hauptsächlich nur in Folge des moralischen Eindrucks, welchen die verlorene Schlacht von Kulewtscha auf die Türken machte. Erst im Jahre 1852 besserten die Türken die in den Jahren 1828 und 1829 zerstörten Werke voll ständig aus und verstärkten die Widerstandsfähigkeit durch Anlegung detachirter Forts auf den südlich von der Stadl liegenden Anhöhen. Aus der der Donau zugekrhr« ten, 2000 Schritte langen Nvrdfronte wurden die dort gelegenen 4 Bastionen noch im Frühjahr 1854 un mittelbar vor dem Angriffe der Russen verstärkt und mehre Blockhäuser errichtet. Am 11. Mai eröffneten die Russen auch auf dem rechten Donauufer das Bombardement gegen die Stadt, nachdem sie zuvor durch Schiffbrücken die Verbindung mit dem linken User hcrgestellt hatten. Unter Paskewitsch und Gvrtschakoffs Oberbefehl leitete der ausgezeichnete russische Jngenieurgencral Schilder die Belagerungsarbeiten. Trotz der bitteren Erfah rungen, die die Russen vor dem unbesiegten Kalafat hatten machen müssen, schienen sie doch auf eine leichte Einnahme SiristriaS zu rechnen. Denn ob- gleich die Belagerungsarbeiten noch kaum ordentlich begonnen Garen, obgleich bis dahin weder in den Werken der Stadt selbst noch in einem der wichtigen Außenwerke Bresche geschossen war, versuchten sie doch schon am 20. Mai einen Sturm auf Silistria, vielleicht in der Hoffnung, daß der Kommandant Muss» Pascha um so leichter das Anerbieten von einer Million Piaster für die Uebergab« der Festung annehmen werde, wenn die Russen Ernst zeigten. Sie fanden sich aber bitter getäuscht. Der tapfere Mussa und der ehemalige preußische Artillerieoffizier Gr ach verthcidigtcn die Festung mit ebensoviel Tapfer keit als Umsicht. Bis zum 30. Mai folgten fast täglich Ausfälle der Belagerten auf abgeschlagene Stürme der Belagerer, wobei die Russen mit eben soviel Hingebung und Ausdauer, als .die Türken, mit wilder Tapferkeit und Todesverachtung fochten. Die furchtbaren Verluste, die die Russen bei dieser Art der Kciegsführung erlitten, nöthigke sie, endlich die langsamere aber sichrere kunstgerechte Belagerung vor- zunchmen: mit gleich schlechtem Erfolg. Denn ob wohl am 29. Mai eine zerspringende Granate den tapfern Mussa Pascha tödete, so setzten Grach und Mussa'S Nachfolger Giritli Pascha die Vertheidi- gung mit ungeschwächter Umsicht, Tapferkeit und Aus dauer fort. Nicht ein einziges, wenn auch noch so unbe deutendes Außenwerk vermochten die Russen zu nehmen, nickt einmal vermochten sie, die Festung von allen Seiten einzuschließcn, die ununterbrochen ihre Verbin dung mit Sckumla, wo Omer Pascha ein Heer zu ihrem Entsatz sammelte, offen hielt. Vergebens feuerten die russischen Generale durch ihr eigenes Beispiel ihre Truppen zu immer neuen Angriffen an; sie wurden jedesmal zurückgeschlagrn, wobei unverhältnismäßig viel Generale fielen oder verwundet wurden. Am 10. Juni wurde Paskewitsch am Fuß verwundet und mußte über die Donau zurückgebracht werden. Er verließ das Heer, ward zunächst nach Jassy geschafft, und ging von dort, nachdem er den Oberbefehl über die besiegten Russen niedrrgelegt, mit der Ungnade seines kaiserlichen Herrn beladen auf seine Güter. Bei einem neuen Ausfälle der Türken, am 13. Juni, ward auch der General Schilder schwer verwundet und starb 10 Tage darauf. Die Russen aber, die ungeheure Verluste an Mannschaften und Materia! erlitten hatten, und in Gefahr kamen, von Omer Pascha im Rücken gefaßt zu werden, fingen nun an, ihr schweres Belagerungsgeschütz und den Train über die Donau zurückzuschaffen, wobei sie noch das Un glück hatten, daß am 18. der Sturmwind einen Theil der Schiffbrücke abriß und mit den darauf befindlichen 6 Kanonen, 3 Pulverwagen und 300 Ar tilleristen in den Wellen der Donau begrub. Am 23. Juni waren Omer Pascha's leichte Vortruppen bereits mit den Russen im Gefecht; am 26. waren die letzte" Russen wieder auf das linke Donauufer hinüber und die Belagerung von Silistria nach 7wöchentlicher Dauer vollständig aufgehoben. Der Sultan verlieh Grach für die tapfere Vertheidigung einen Orden und ernannte ihn zum Oberst der Artillerie. Mit wie außerordentlicher Tapferkeit und Aus dauer die türkischen Soldaten gekämpft hatten, mag man unter Anderm auch daraus ersehen, daß, alS bei einem der am heftigsten bedrängten Außenwerke der ausspringende Winkel durch eine Mine in die Luft gesprengt worden war, die Türken in Löchern, die sie langsam gegraben halten, indem sie die Erde vorwärts warfen, 12 Stünden lang mit dem rechten Knie auf den Boden, das Gewehr auf das linke gestemmt, den Finger am Hahn, das Auge fort während auf den Feind gerichtet, und zum Abdrücken bereit blieben. Dies- Leute lösten sick von 12 zu 12 Stunden ab, und dies dauerte mehre Wochen lang. Während der Belagerung sind von Seiten der Tür ken 41,400, von Seiten der Russen 92,000 Schüsse aus schwerem Geschütz abgefeuert worden. F.