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Es ist 6 Stunden von Plauen, der nächsten Eisen» bahnstation (der sächsisch-bairischen Eisenbahn) und 1 Stunde von Adorf entfernt. Die Verbindung mit beiden ebengenannten Städten wird durch eine gute Chaussee und täglich mehrmaligen Postenlawf unterhalten. Die Entfernung von Asch beträgt 2 Stunden und von Franzensbad 7 Stunden. Ob wohl die Lage Elster- schon eine ziemlich hohe, 1450 Fuß über der Nordsee, ist, so schützen eS doch die umliegenden, bis 2000 Fuß über der Nordsee sich erhebenden Berge vor den scharfen und kalten Win» den, so daß im Sommer die Wärme oft ziemlich bedeutend ist. Die passendste Zeit zum Gebrauch» der Kur ist von Ende Mai bis Ende August. Wer sich genauer über da- Bad unterrichte» will, dem empfehlen wir die kleine Schrift de« Ba dearztes vr. Flechsig: „Der Kurort Elster, sein« Heilquellen und seine salinischen Eisenmoorbäder," die in jeder Buchhandlung zu haben ist. Die Belagerung von Silistria. (Mit Abbildung.) Seit einem Vicrteljahrhundert und länger haben wir überall und bei jeder Gelegenheit gelesen und gehört, Rußland sei der mächtigste Sraat der Welt, ihm könne und dürfe nichts widerstehen, und die Türkei, früher der Schrecken Europas, sei in der Auflösuyg und im Untergange begriffen. Und weil wir das immer und immer wieder lasen und hörten, so durften wir gar nicht daran zweifeln, zumal eS ganz andere Leute als wir glaubten. Am bestimm testen glaubten die Russen jelbst, waS sie so ununter brochen sagten und sagen ließen, und weil sie es glaubten, so gab dies ihrem Auftreten in den Welt händeln wie im Privatverkehr eine Sicherheit, die allemal von Erfolg ist, bis sie endlich zu übertriebe nen Ansprüchen und — zur unfreiwilligen Erkennt- niß führt. Dieser Glaube an die eigene große und un- widerstehliche Macht und an die Unmacht der Türkei ließ Rußland immer kühner in seinen Plänen und in seinen Anforderungen gegen den Sullan auftreten, bis zuletzt der Besitz der Schlüssel zu den heiligen Stätten in Jerusalem und der Schutz der griechischen Christen in der Türkei, deren nickt blos geistliches sondern auch weltliches Oberhaupt dec Czaar sein wollte, die Veranlassung oder den Vorwand geben mußte, den russischen Einfluß in der Türkei vollends so zu befestigen, daß das letztere Land in nicht zu langer Zeit seine Selbständigkeit und Widerstandsfähigkeit gegen die auf den Besitz Konstantinopels seit andert halb Jahrhunderten gerichtete Politik Rußlands gänz lich verloren haben würde. Aber hier, fast am Ziele nicht nur seines eigenen Strebens, sondern auch des aller seiner Vorgänger auf dem russischen Throne, fand der Kaiser Nikolaus plötzlicv einen eben so" un erwarteten als heftigen und unbesiegbaren Widerstand von Seiten drr^bishec verachteten Türken, daß der Glaube an Rußlands Allmacht auf lange Zeit, wo nicht unwiderbringlich erschüttert ist. Zwar ist der vor länger als einem Jahre au-gebrochene Krieg zwischen Rußland und der Türkei noch nicht zu Ende, aber die russische Kriegskunst ist gleichwie die russi sche Diplomatie an dem Widerstande dec Türken zu Schanden geworden, die von ihren Freunde», den Engländern und Franzosen, — wir wollen nicht sa gen, verlassen — aber doch so gut wie gar nicht unterstützt, ven Russen, die ohne Kriegserklärung die Donaufürstenthümer, Moldau und Walachei, besetzten, nicht erlauben, auch airf dem rechten Donauufer festen Fuß zu fassen. In einer Reibe glänzender Gefech-r von den Türken unter Omer Pascha geschlagen, muß ten sie diese Versuche aufgeben, bis der aus dem Tür- kenkriege von 1829 und von der Besiegung Polens 18Z l bekannte Feldmarschall PaSkewitsch den Oberbefehl übernahm und an der untern Donau, in der Nähe des Ausflusses in das schwarze Meer, den Uebergang rasch bewerkstelligte, die Dvbrudscha — rin ungesundes Sumpfland zwischen Donau und schwarzem Meere — besetzte und die dort gelegenen kleinen und unbedeu- tendra türkischen Festungen cinnahm. Nun rückte er mit einem Heere von 75,000 Mann und einer furchtbaren Artillerie vor die Donaufcstung Silistria, auch sie zu erobern und sich dadurch zum Herrn der Donau zu machen. Hier aber war eS, wo er da unerwartete Ziel seiner diesmal kurzen Siegeslauf bahn fand. Schon in der ersten Hälfte des April war Si listria vom Pallachischen Ufer aus l2 Stunden bom- bardirt worden. Der Erfolg war jedoch sehr unbe deutend, und da« feindliche Feuer wurde deshalb von den Türken kaum erwiedert. Seitdem waren unter General Schilder« Leitung auf dem wallackischen Ufer 14 schwere Batterien, die vieles Wursgeschütz enthiel ten, errichtet worden; womit aber auch nicht mehr erreicht werden konnte als die Zerstörung einiger Häuser. So ungünstig auch die örtliche Lage Silistnas für seine Verrbeid'gunqsfähigkeit ist, und so wenig diese seiner strategischen Wichtigkeit entspricht, so hat sich doch schon