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Entscheidung zu bringen, überfiel nach eingetrete- ner Dunkelheit Aork das französische Korps des Marschall Marmont bei A-thiS, zersprengte es voll ständig und nahm ihm 45 Kanonen, 13l Muni tionswagen und 2?>00 Gefangene ab. Es war dies nach wochenlangen Unfällen wieder der erste große Sieg der Verbündeten. Mit der Meldung dieses Sieges schickte Aork seinen Adjutanten Röder an Blücher, der krank zu Laon lag. Es war Nachts 1l Uhr. Blücher war schon zu Bett, ein Lämpchen brannte im Zimmer. Nachdem er die Meldung des glänzenden Erfolgs empfangen, sagte er: „Bei Gott, Ihr altenÄorkschen seid ehrliche, brave Kerls; wenn man sich auf Euch auch nicht mehr verlassen könnte, da fiel der Himmel ein." In der Dämmerung des folgenden Tages ging Aork auf das Schlachtfeld der vergangenen Nacht; Schack begleitete ihn. Die Leichen und Sterbenden lagen noch grausenhaft umher. Da sah er ein Weib, das, wie ihm schien, sich mit Plündern einer Leiche beschäftigte; empört befahl er Schack, „dies verfluchte Mensch fortzujagen." Er hörte, wie sie, sich zu Schack umwendend — es war eine Marketenderin vom Leibregiment — mit schluchzender Stimme sagte: „ich werde doch meinen Mann einscharren dürfen." Sich abwcn- dend seufzte Aork: „wie gräßlich ist Krieg." — Auf dem Siegeszuge nach Paris kamen am 25. März die beiden Korps von Aork und Kleist (von Nollendorf) nach Montmirail. Oie beiden Generale plauderten bis in die Nacht hinein in dem weilen Saale des Schlosses vor dem Kamin sitzend. Endlich die entscheidende Wendung zum letzten Ziele! ein doppelt frohes Ziel denen, die auch in den traurigen Zeiten der Erniedrigung ausgehalten und den Stolz des preußischen Namens zu besse ren Tagen hindurch gerettet hatten. Sie mochten an die Jahre von Jena und Tilsit, an den Feld zug in Kurland denken, dort wie jetzt wieder hatten sie treu und brüderlich zu einander gehalten. Die bei den Alten schloffen hier Brüderschaft und tranken einander das Du und Du in einer Tasse Thee zu. Am andern Morgen ward dies Ereigniß — denn ein solches erschien es zumal von dem finstern Aork — in beiden Korps bekannt und machte „einen eigenthümlichen Eindruck." — Weiter oben haben wir das gegenseitige Ver halten des Königs von Preußen und AorkS un mittelbar vor der ersten Schlacht dieses großen Krieges, bei Lützen, geschildert. Erwähnen wir hier das gleiche Zusammentreffen beider vor der letzten Schlacht, der von Paris. Am 29. März stand das Aorkssche Korps in Parade zur Seite derChaussöe von Meaux nach Paris. Die Freude der Truppen, ihren König wiederzusehen, war doch größer als seine Nachsicht mit ihrem allerdings sehr reduzirten Aeußcrn. Aork ritt an den König heran, ihm „das brave erste Armeekorps" zu präsentiren; des Königs strenges Auge ward durch den Anblick der Truppen beleidigt: „Sehn schlecht aus, schmutzige Leute," und damit ritt er zurück. Aork aber kommandirte sofort zu den Truppen gewandt: „Kehrt! Marsch!" — Gewiß sah das brave Korps nach diesen furchtbaren drei Winter monaten nicht eben parademäßig aus; die Geschütze zum Theil mit Rädern von Bauerwagen, das Riemzeug mit Stricken geflickt, die Pferde abge trieben, die Leute mit ungeschorenem Haar und Bart, die Kleidung im besten Falle durch zahlreiche Flicken heil, theilweise im Bivouak versengt, durch allerlei Beutestücke ergänzt, nicht wenige mit zer rissenen Hosen, schuhlosen Füßen rc. Und doch — sie hatten ihren König mit jubelndem Hurrah empfangen! Und am andern Morgen schlugen sie sich am Montmartre mit der alten Tapferkeit und Hingebung und halfen den verbündeten Monarchen den Weg in die Hauptstadt des Feindes bahnen. Aber nach Paris hinein durften sie nicht mit, da zu sahen sie zu „schmutzig" aus. An der Spitze der Garden, die freilich parademäßiger aussehen konn ten, hielten am 1. April 18l4 die Monarchen ihren feierlichen Einzug, während das Aork'sche Korps von dem Platze aus, wo es den letzten großen Sieg miterkämpft hatte, um die Barrieren von Paris herummarschierte, um in Passy, Neuiüy und anderen westwärts liegenden Dörfern zu kan- tonniren. Gleich nach der Einnahme von Paris erhielt Aork das Großkreuz des-eisernen Kreuzes. Er ritt nach Paris, dem König seinen Dank zu sagen. „Es ging", erzählt der berühmte Naturforscher Cu- vier, der bei der Audienz zugegen war, „von beiden Seiten mit einer Oekonomie vonWärme vor, die mir viel Verhängnißvolles von sicher und nach her erklärte; der ernste, strenge Aork machte mir einen tiefen Eindruck; hier sah ich ihn zuerst, sah mit stiller Bewunderung den thatenreichen Mann; ganz so hatte ich mir ihn gedacht: ich glaubte, ein Stück Weltgeschichte zu lesen." Ehe er seinem nach dem Norden Frankreichs verlegten Korps nachzog, blieb er einige Tage in Paris. Bei einem qroßen Diner wartete man noch auf Blücher. Die Versammelten, Prinzen, Feldmarschälle, Minister u.s. w. thaken, als bemerk-