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dern Morgen dec Adjutant kommt, etwas zum Unterschreiben vorzulegen, hat der General die Hand dick verbunden- „Ich kann nicht schreiben; das hat man von den Kindereien mit den Jun gen!" und nun erzählt er ihm die Geschichte. — Im russischen Feldzüge kommandiere Kork das 21,000 Mann starke preußische Hilfskoeps, das, dem Marschall Macdonald untergeordnet, den äußersten linken Flügel bildete und Riga blokirte. Kprks herber Karakter war ganz dazu geeignet, der französischen Artigkeit und Gewandhcic gegen über die eigene und des Korps Selbständigkeit zu wahren, aber auch Napoleons Mißtrauen zu nähren. Fühlten doch selbst preußische Offiziere Korks Nähe niederdrückend, sein Eisherz abschrek- kend; überglücklich war man, wenn er einmal freundlich mit einem sprach. Aber auch erzählten sie sich mit Stolz, wie „der alte Isegrim," als ein höherer französischer Offizier gesandt worden war, in seiner Nähe zu sein, denselben eingeladen habe, die Vorposten zu bereiten, immer näher an die des Feindes hingeritten sei, dann gar in den Bereich der Kanonen, die sofort lebhaft zu feuern begannen, und als der Franzose ihn auf die Ge fahr aufmerksam gemacht und gefragt habe, ob es nicht besser sei, sich zu entfernen, habe Kork erwiedert: „Ein preußischer Offizier würde solch eine Frage nicht gethan haben," und sei noch eine halbe Stunde unter den Kugeln weirer geritten. — In der Schlacht von Bauske am 29. September schlug Kork die doppelt so starken Russen und kettele dadurch den bereits verloren gegebenen fran zösischen Belagerungspark. Er zwang durch seine Führung Napoleon, der ihn Mßte, zu der Aner- kennung, daß er Soldat sei. Mapolcon bestimmte, daß Kork ein eignes Korps führen sollte, versprach ihm eine Dotation von 20,000 Franks Rente und gab ihm und Kleist das Offizierkreuz der Ehrenlegion. Kork hat es nie angelegt, Kleist hing es einer Gypsbüste Napoleons um. Wie wenig verstand Napoleon diese Preußen! A-f dem Rück uge aus Rußland trennte sich Kork am 30. Drcbr. durch die Konvention von Tauroggen von den Franzosen und gab mit die-' sem entscheidenden Schritte den ersten Anstoß zu Preußens Erhebung. — Als in den ersten Tagen des März 1813 das aus Rußland zurückgekehrtc Kork'sche Korps neu formirt und ergänzt wurde, traten eine Menge Versetzungen, Abkommandirungen ein, die Kork sehr unlieb waren. Am schwersten fühlte er sich ver letzt, daß sein treuer Freund und bisheriger erster Adjutant, der Major von Seydlitz, ihm genommen wurde. Vergebens wandte sich Kork zweimal an den König mit der Bitte, ihm Seydlitz zu lassen; er erhielt die Antwort, daß cs bei dem einmal * Befohlnen sein Bewenden haben müsse. Auf Kork machte dies einen üblen Eindruck. Zunächst ließ ec ihn die empfinden, die neu in seine Umgebung traten. Es gab da harte Stöße, ehe die Jünge ren sich mit ihm zurecht gefunden. Den Major von Hiller, der an Seydlitz's Stelle trat, empfing er mit schroffster Kälte; er brauche keine Adjutan ten mehr, seit man ihm seinen Freund genommen; Hiller möge sich an den Chef des Generalstabes wenden. Eine eben so schroffe Antwort Hillers: auch er habe sich nicht gefreut, Er. Excellenz Ad jutant zu werden, aber diesen Krieg gegen die Fran» zosen mache er, und müsse es als Tambour sein, mit Freuden mit," leitete ein besseres Verständniß ein, so daß bald Hiller sagen durfte, er habe sich Korks Vertrauen erkämpft, er sei, nachdem er unter deS eisernen Mannes Augen die Feuerprobe bestanden, von ihm als gutes Werkzeug, „als Ham mer und Zange" gegen den Feind gebraucht. — Am Morgen des Schlachttages von Lützen, am 2. Mai 1813 waren der Kaiser von Rußland und der König von Preußen ganz früh nach Pe gau geritten, um Blüchers und Jorks Truppen vorbeimarschieren zu lassen. Seit halb 5 Uhr warteten sie; sie waren einstweilen abgestiegen. Endlich kamen die ersten Truppen, mit fröh lichem Hurrah zogen sie vorüber. - Kork ritt vor dem Kolbergischen Regiment. Ehe er ganz heran war — die Monarchen, Generale, Flügel adjutanten standen sich unterhaltend am Wege — stieg er vom Pferde, sich zu melden. Dee Kaiser sah ihn zuerst und eilte ihm entgegen: „Da ist ja mein lieber Jork," streckte ihm die Hand entgegen, umarmte und küßte ihn. Dann erst konnte Kork auf den König zugehen, der mili- lcmisch die Hand an der Mütze seine Meldung empfing und dann entgegnete: „Habe Ihnen be reits das eiserneKreu; verliehen, sehe aber, daß Sie es noch nickt tragen." Kork erwiederte, so dankbar er für Er. Majestät Gnade sei, habe er doch für seine Person das Kreuz nicht angelegt, weil ihm noch nicht Sr. Majestät Entscheidung über alle diejenigen Offiziere, Unteroffiziere und Gemeine zu gegangen sei, die er für solche Auszeichnung vor- zuscklagen für Pflicht gehalten, sondern erst über einen Theil derselben; er werde auch das Kreuz nicht eher tragen, als bis Se. Majestät so gnädig gewesen seien, cs auch denen zu bewilligen, die sich sonst nach dem gemachten Vorschläge gekrankt füh len müßten. Nichts weniger als gnädig hörte der