Volltext Seite (XML)
der Bundestag nur für die in mehren Staaten bereits angeordnete Kriegsbereitschaft aus. — Von Berlin ward wie früher nach Wien und London so jetzt auch nach Paris ein außerordentlicher Abgesandter in der Person des Gene rals v. Wedelt geschickt. — Die baierischc zweite Kammer, die schon bei anderen Gelegenheiten ihre Unabhängigkeit ge zeigt hatte, verwarf ein neues beschränkendes Wahlgeft-H. — In der Schweiz glaubte die Polizei, dem bekannten italieni schen Flüchtling Mazzini auf der Spur zu sein; sie verhaf tete auch wirklich einen Fremden, den sie für Mazzini hielt, der sich aber bald als ein Amerikaner Philipps auswies und für die unberechtigte Verhaftung 25,00t» Frcs. Ent schädigung forderte, worin er von dem amerikanische» Ge sandten unterstützt wurde, nachher aber sich mit 2000 Frcs. abfindcn ließ. — Zur Beilegung des Streites zwischen der Schweiz und Oesterreich und zur Am'hckung der gegen den Kanton Tessin von Oesterreich angeordnetcn Grenzsperre finden in Mailand Konferenzen statt. — Von Frankreich aus fanden starke Nachsendungen von Truppen nach der Krim statt, auch ein Theil der Garde wurde dabin einge schifft und, um den Abgang zu decken, eine neue Aushebung von 140,000 Mann «»befohlen. Auch ein neues Anlehen von 500 Millionen Frcs. zur Bestreitung der Kricgskosten wurde abgeschlossen. — Die steigende Erbitterung gegen das englische Ministerium fand auch im englischen Parla mente Ausdruck; der Abgeordnete Roebuck beantragte einen Untersucbnnqsausschuß wegen der Kriegführung in der Krim, und obgleich sich die Minister widersetzten, so wurde der Antrag doch mit der großen Mehrheit von 157 Stimmen angenommen, worauf das Ministerium, aus dem schon kurz vorher Lord John Ruffel ausaeichieden war, abtrat, aber durch Lord Palmerston nur mit Ausscheidung des bisherigen Premiers Lord Aberdeen und des Kriegsministers Herzog von Newcastle neugebildet ward. — Die seit einiger Zeit mit Sardinien in Geheim eingeleitetcn Unterhandlungen führten dazu, daß sich dieser Staat verpflichtete, den Eng ländern ein Hilfskorvs von 15,000 Mann zu stellen. — Rußland, das fortwährend kräftige Anstrengungen machte, sich dcr Feinde zu erwehren, gab zur Vermehrung seiner Geldmittel 12 Mill, neues Paviergeld aus. Durch häufige -oiächtlicke Ausfälle aus Sebastopol iuchten die Russen die Bc- lagerungsarbeiten dcr Engländer und Franzosen zu stören und deren durch Krankheit und übertriebene Anstrengungen ohnehin sehr gelichteten Truppen zu ermüden. Auf beiden Seiten ward bei diesen Ausfällen mit großer Tapferkeit ge kämpft. Auch dcr Befehlshaber der französischen Flotte im schwarzess Meere, Admiral Hamclin, legte gleich seinem eng lischen Kollegen den Befehl nieder, den dcr Admiral Bruat übernahm. — Wäl lend österreichische Truppen die Donau- fürstenrhümer besetzt hielten, und die Türken zur Unthä'tig- keit gezwungen waren, gingen plötzlich.an dcr untern Donau leichte russische Truppen auf das rechte Ufer und machten einen kurzen Einfall in die von Truppen entblößte Dobrud- scha. —> Richt blos in Europa, auch in Nordamerika herrschte ein anhaltend strenger Winter und verursachte na mentlich den Neueingewandcrten, die sich noch nicht voll ständig hatten cinrichten können, große Noch. — Am 28. ward die Eisenbahn über die Landenge von Panama eröff net. An diesem Tage fuhr zum erstcnmale ein Dampfwa genzug von Aspinwall am mexikanischen Meerbusen in 260 Minuten bis Panama am stillen Ozean. Februar. Wie in anderen deutschen Bundesstaaten ward auch im Königreich Sachsen das vom Bundestag er lassen-Preß- und Vereinsgesctz publizirt; doch ward dadurch nichts geändert, da die vom Bundestage angeordneten Be schränkungen bereits in Sachsen bestanden. Aus einer an die Stände gelangten Miktbeilung ersehen wir, daß das Königreich Sachsen 54 Millionen Staatsschulden hat, wor unter 7 Mill, unverzinsliche Kaffenbillets. — In dcr Stadt Magdeburg rrug seit alten Zeiten bei Feuersbrünsten das Bürgerlüschkorvs als Erkennungszeichen rotbe Kokarden; „aus bewegenden Gründen" wurde ibnen besohlen, dies Erkennungszeichen fernerhin nicht mehr zu tragen. — Die baversche zweite Kammer bewilligte statt des vom Kriegs minister geforderten Kredits von 15 Mist. Gulden zur Kriegsbereitschaft deS baverschen Heeres nur 6'/, Mist — Nach den dem Bundestage voraeleaten Tabellen umfaßt das deutsche Bundesheer 525.087 Mann mit 1IK2 Ge schützen: eine bedeutende Macht, wenn unter einheitlicher Leitung! — An des Admiral Navicr's Stelle, der — wie er bebauvtet, durch die Schuld des englischen Mini steriums den von ihm gehegten Erwartungen nicht enilvro- chcn batte, erhielt der Kontreadmiral Dundas, nicht zu verwechseln mit dem Vizeadmiral aleickcs Namens, der bisher im schwarzen Meere befehligt batte, den Oberbe fehl über die englische Ostseeflotte. Aus dem nur eben erst neuaebildetcn englischen Ministerium traten wieder mehre Mitglieder aus, die sich mit dem von Roebuck beantragten Untersuchungsausschüsse über den Krimsield- zug und die Heeresverwaltung nicht befreunden konnten. Ihre Stellen wurden durch Lord Jobn Rüssel als Ko lonialminister und andere Anbänger Lord Palmerstons beseht. Bevor aber Lord Rüssel kein Ministerium über nahm. ging er erst als außerordentlicher Bevollmächtigter nach Wien, wo die Großmächte mit Ausschluß Preußens erfolglose Friedenskonferenzen hielten. — Wie ernst eS trotz divlomatischer Friedensverstcherung dein Kaiser Ni kolaus mit dem Kriege war, beweist ein kaiserliches Ma nifest, das die Volksbewaffnung im ganzen Reiche an ordnet. — Omer Pascha batte sich mit einem Tbeile »seiner Armee nach der Krim eingeschifft und Euvatori» schnell befestigt. Dort ward er am 27. von russischer Ucbermaebt heftig angegriffen, schlug aber die Russen-urück. In der Nacht vom 24. zum 25. untcrnabmen die Alliir- ten einem Sturm auf eine ncuerbaute russische. Redoute, wurden jedoch mit großem Verluste zurückgetrieben. Der Stillestand in den Erfolgen deS Belagerungsbeeres und die dadurch unter den Soldaten hcrvorgcrusene Unzufrie denheit weckten in Louis Navoleon den Gedanken, auf kurze -feit selbst nach der Krim zu geben. Obgleich die englische Regierung damit nickt einverstanden war, auch die eigenen Umgebungen des Kaisers abrietben, ließ die ser doch die Vorbereitungen treffen, lieber diese Vorbe reitungen hinaus ist aber die Reise auch nie gediehen. — sUdärz. Mitten unter den ernstesten Kriegswirren und den vielleicht nicht überall gleich ernst gemeinten Vorbereitungen zu den Wiener Friedenskonferenzen wurde die Welt überrascht durch die Nackricht von den am 2. erfolgten plötzlichen Tode des Kaisers Nikolaus. Sein ältester Sobn bestieg als Alexander U den Tbron der russischen Czaren. Jin Gange der russischen Politik ward durch dieses unerwartete Ereigniß nichts geändert. Die erste Maßregel des neuen Kaisers war, daß er den Für sten Menschikoff, der seiner Ausgabe wohl nicht gewachsen war, vom Oberbelebl in der Krim abrief und diesen dem Fürsten Gortschakoff übertrug Doch ward bebauvtet, daß diese Maßregel noch vom Kaiser Nikolaus anaeordnet gewesen sei. Am 22. und 23. machten- die Alliirten Versuche, ein unter dem Namen des MalachoffthurmeS