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nngtes Gesetz dem Unwesen ein Ende machte. — Nachdem aus Griechenland, und wie behauptet worden ist, mit Vorwissen und Unterstützung der griechischen Regierung viele Soldaten und andere streitbare Männer nach den benachbar ten türkischen Provinzen, Thessalien u. A., überge- tretcn waren und dort einen Aufstand gegen die Türken angefacht hatten, der anfangs schnelle Fort schritte machte, bald aber mit Hilfe blokircnder englischer und französischer Kriegsschiffe ein blutiges Ende nahm, landeten französische Truppen in Grie chenland, besetzte» Alhen und andere wichtige Punkte des Landes und zwangen den König, sein bisheriges rnssenfreundlichcs Ministerium zu entlassen und ein anderes anzunchmcn, das den Wcstmächtcn geneigt war. — Der in den letzten Tagen des Juni in Spanien auszcbrochcne Soldatenauf stand griff schnell weit um sich. Zwar erzählten die spanischen Regierungszeitungen fast täglich von Siegen der treugeblicbencn Truppen und von voll ständiger Vernichtung der Rebellen, die aber trotz dem an Zahl und an Macht wuchsen; die Bevöl kerung selbst der Hauptstadt Madrid wurde so unruhig, daß die Minister am t. Juli Madrid in Belagerungszustand erklärten. Aber dieses sonst so wirksame Mittel blieb hier ohne den gewünsch ten Erfolg, zumal am 8. die Truppen in Madrid selbst von der Regierung absielcn, und nun sich die Hauptstadt ebenfalls für den Aufstand und gegen die vcrhaßic Königin-Mutter, Christine, erklärte, die sich nebst ihrem zweiten Manne, Munnoz, ver steckt halt-n mußte. Alles rief laut nach dem Ge neral Espatcro, der, seit Jahren in Ungnade ge fallen, still in der Provinz lebte. Dieser folgte dem Rufe, zog am 29. triumphircnd in Madrid ein und ward von der regierenden Königin Isabella an die Spitze der Regierung gestellt. — In Dä nemark wurde am 29. eine oktroyirte Verfassung für den Gesammtstaat (LaS eigentliche Dänemark und die deutschen Herzogtümer Schleswig, Holstein und Lauenburg) verkündet, die eine lebhafte Oppo-' sition fast des" ganzen Volkes hcrvorrief. August. Am 9. verunglückte auf einer Vergnügungsreise in Tyrol bei dem Dorfe Brcnn- bichl der König Friedrich August von Sach'en durch einen Siurz aus dem Wagen, wobei das eine der Pferde ausschlug und den König am Kopfe verletzte, so daß er nach wenigen Minuten seinen Geist aufgab. Auf telegraphischem Wege gelangte in der Nacht vom 9. zum 10. die Todesnachricht nach Dresden, worauf sogleich der bisherige Thron- Erbe, der Prinz Johann, die Regierung des Kö nigreichs Sachsen antrat. — Ununterbrochen Tag für Taz strömende Regengüsse in Schlesien veran laßten große Uebcrschwemmungen von der Oder und fast allen anderen Flüssen dieser fruchtbaren Provinz. Meilenweit slanden die herrlichsten Felder mit der ganzen Ernte unter Wasser, sehr viel Vieh, auch sogar Menschen ertranken in den Fluthen. — In Oesterreich ist Las im vorigen Monat schon erwähnte „freiwillige"Anlehen von 500 Mill. Gulden glücklich ^u Stande gekommen. Nicht blos in München, sondern auch sonst in vielen Städten und Dörfern BaiernS tritt die Cholera mit fast »och nicht dagewcsener Heftigkeit auf, am heftigsten mit in Augsburg. — Eben solch' betrübende Nachrichten über das Wüihen dieser Krankheit laufen aus Italien, namentlich aus Genua, ein, wo katholische Geistliche die Cho lera als eine verdiente Strafe Gottes erklären, weil die nettere Gesetzgebung Sardiniens die Macht der Geistlichkeit beschränkt, und weil die Regierung be absichtigt, einen Theil der geistlichen Güter zu verkaufen. — Am 8. landeten auf den Alands inseln französische Truppen, worauf die Be lagerung der russischen Festung Bomarsund zu Wasser und zu Lande beginnt und schon am 16. die schwach vcrtheidigte Festung übergeben wird. Der russische Kommandant, General Bodisko, und die Besatzung werden kriegsgefangen nach England und Frankreich gebracht/ die eroberten Festungs werke aber gesprengt, worauf die französischen Land truppen wieder eingeschifft werden und nach Frankreich zurückkehren. Der französische General Barazuah d'Hilliers erhielt für diese unbedeutende Eroberung die Marschallswürde. — Es war Omer Pascha endlich gelungen, daS Verbot des Vormarsches zu hintertreiben, und so rückten denn am 8. die Türken unter Iskender Beh in Bukarest ein, das erst Tags zuvor die Russe» geräumt, nachdem der General Gortschakoff die Bojaren noch einmal zu sich be schicken und ihnen eröffnet hatte, daß strategische Gründe ihn zum Abmärsche nöthigte», daß er aber früher znrückkchren würde, als man dächte. Alle nur irgend zu transportircnde Vorräthe schleppten die Russen auf ihrem Rückzüge mit sich, ja sogar die walachische Miliz wollten sic zwingen, mit ih nen abzuziehen. Die feste Weigerung derselben mußten sie zwar endlich gelten lassen, doch nahmen sie ihnen vorher alle Waffen ah. War cs nun auch den österreichischen Bemühungen nicht gelungen, die Türken ganz vom lleberschreitcn der Donau zurückzuhalten, so war doch mittlerweile so viel Zeit gewonnen, daß die Russen ihren Rückzug ohne große Gefahr und in kurzen Märschen machen konnten. Polnische und ungarische Flüchtlinge, die in großer Zahl und mit Auszeichnung in Omer Pascha's Generalstabc dienten, mußten auf öster reichische« Verlangen daraus entfernt werden und