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Eine Scene aus dem Pariser Zuchtpolizei-Gerichte. Wir erblicken eine wuthentflammte Grazie als Llstgerin. Präsident: „Ihr Name?" Klägerin: „Monique Michaud." Präsident: „Ihr Frauenname?" Klägerin, mit edler Entrüstung: „Ich bin Itrngfrau, weil ich eS sein will. Hätte ich mich vvchcirathcn wollen, wahrlich—" Präsident: „Ihr Alter?" Klägerin, mit holdem Erröthenr „Dr«k- uphzwanzig Jahre." Beklagter, mit Nachdruck: „Oho! Oho!" Klägerin: „Und einige Monate." Beklagter: „Und einige Monate! Viel, sehr vkel Monate, Herr Präsident!" (Das Publikum lacht. Die Klägerin wirst Blicke unendlicher Ho heit um sich.) Präsident: „Reden Sie die Wahrheit! Sic stehen vor Gericht. Wie alt sind Sic?" Die Klägerin läßt sich ans Unterhandlungen ekn. Sic gesteht 35, endlich 38 Jahre zu, vom Beklagten fortwährend gesteigert. Als sic aber beim 89. Jahre anlangt, erklärt sie, auch nicht einen Schritt weiter gehen zu wollen. Beklagter: „Mademoiselle ist 52 Jahr alt; da haben Sie die Wahrheit." Die Klägerin wirst ihm einen Blick der Ver achtung zu. Beklagter: „Ja, sa, alte Kokette, Sie wol len mich in's Gcfängniß schicken; ich mache dafür Ihr Alter bekannt." Präsident: „Schweigen Sie, bis Sie ge fragt werden!" Worüber haben Sie sich zu be schweren, Mademoiselle?" Klägerin: „Ach, Herr Präsident, worüber LH mich zu beschweren habe? Hier steht ein Mensch, welcher mich durch seine Gcwaltthätigkeit, durch seine Frechheit beleidigt, welcher meine jungfräuliche Schamhaftigkeit verletzt hat, indem er mir, um sich an meinen Reizen zu weiden, auf offenem Hofe, vor den Augen vieler Zeugen die Kleider vom Leibe riß, so daß ich vor Scham feuerroth wurde." Beklagter: Ja, die Wange, welche ich nicht Freiste, blieb roth; mit der anderen stand es anders." Präsident: „Warum haben Sic diese Dame Ueidigt?" Beklagter: „Ja, sehen Sie, Herr Präsident, V e r in i in North-Shiclds in England s "U.rmasch ine erfunden. Sie gleicht «Mm altmodische» Armstuhl. An de» Backen da- ist «ine eigene Geschichte. Sie haben siAn eine Probe von der kleinen Schwäche dieser Dau» hinsichtlich ihre-AltcrS gehabt. Eine andere Schwäch» »on ihr ist, daß sie immer sagt: „Um keinen Preis der Welt möchte ich mich vcrheirathcn!" und des» noch mit allen Männern liebäugelt, besonder- mit den jungen. So band sie denn auch mit meinem Sohne an, lud ihn zu sich ein und ver» sprach ihm tausend Delikatessen. Was, dachte ich, mein Bcrtrand, mein achtzehnjähriger, unschuldig» Junge, welcher noch keine Ahnung von dergleichen hat, sollte von dem alten Kadaver verführt wer, den? Ich sagte zu ihm: „Höre, wenn ich Dich bet der alten Monique attcapirc, so gicbt es etwas Zu der Alten aber sagte ich: „Hören Sie einmal. Sie alte kokette Schachtel, wenn Sic sich noch einmal an meinen Bcrtrand machen, so spiele ich Ihnen einen Possen, bei dem Ihnen die Augen übergehen sollen." Damit war dann der Krieg erklärt. Nun müssen Sic wissen, daß mein Sohn Schuhmacher ist. Hieraus wollte die alte Hex« profitircn. Eines Tages, als er Arbeit austrägt, gicbt sie ihm ein paar Schuhe und bittet ihr«, d.. selben zu besohle». Darüber komme ich dazu, und nun bekommt die Demoiselle ein ganzes Buch voll Wahrheit vou mir zu hören. Ihr Alter, ih« Schminke, ihre Reize, Alles erkläre ich ihr mit der größten Gewissenhaftigkeit. Sie springt mir nach den Augen; ich wehre mich; sie krallt sich fest; wir ringen mit einanders Ich greife in ihr» Haare; sie bleiben mir in der Hand sitzen, weil sir aus ihrem Kopfe nur eine Gastrolle spielten. Sie schreit nicht, sie brüllt. Sie will mich beißen, ich sic zurückstoßen; sie schnappt nach meinem Dau men und beißt ihn mörderlich. Ich zerre ihn zu rück; ihre Zähne, die doch nicht ihre Zähne waren, fallen aufs Pflaster. Das war ein Gerassel. Sk brüllte nicht mehr, sie heulte. Sic riß meine Klei der in Stücke, ich die ihrigen; aber ich befand mich im Zustande der Nothwehr. Es ist wahrlich kein Vergnügen, sich mit einem Gerippe hcrumznzerren." Die Schone verbirgt ihr Gesicht in's Taschen tuch und stößt tiefe Senfzer aus. Die Zeugen werden vorgcnommen. Beklagter ist schuldig, Hal aber durch die falschen Zähne und ächten Krallcv so beträchtlich gelitten, daß er nur zu einer Geld buße von 25 Francs vcrurtheilt wird. s ch t e s. sind horizontale Walzen angebracht, deren jede 4 Messer und zwischen je 2 Messern einen Pinsel vou Kamcelhaar trägt. Der Schaum kesindct sich