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I»L Der »Schach- ErzShler. «eite». »GVL Se. Majestät König Georg von Sachsen 's-. Die schmerzliche Katastrophe, welche im säch sischen Königshause schon seit einigen Tagen zu befürchten stand, ist nunmehr eingetreten, am Sonnabend früh 2 Uhr 25 Minuten hat König Georg in seiner Sommerresidenz Pillnitz die Augen zum ewigen Schlummer geschlossen. Die ärztliche Kunst mit all' ihren Waffen vermochte es nicht, das hartnäckige Leiden, welches in Gestalt von heftigen Beklemmungen und Atemnot den greisen Monarchen schon öfters befallen hatte, zu beseitigen; zwar konnte von einer wiederholten Besserung in seinem Befinden berichtet werden, aber dieselbe war nur eine-scheinbare, und die in der Nacht zum Freitag aufgetretene Plötzliche Verschlimmerung in seinem Züstand war der Vor läufer zu seinem in der nächsten Nacht erfolgten Hinscheiden. In tiefster Trauer steht das ganze Sachsenvolk im Geiste an der Bahre seines ver blichenen edlen Herrschers, welcher in der leider nur so kurzen Zeit seines Regentenwirkens eine weise Fürsorge für das Wohlergehen seines Volkes und das Gedeihen seines Landes bekundete und mit Hingebung und Erfolg in jeder Be ziehung seinen Herrscherpflichten nachkam. Mit dem Sachsenvolke aber trauert die gesamte deutsche Nation um den hohen Verewigten, war er doch ein echter deutscher Fürst und zugleich einer der Mit begründer des neuen Reiches, das er im Kriege von 1870/71 auf den Schlachtfeldern Frankreichs als ruhmgekrönter deutscher Heerführer mit er ringen half. König Georg wurde am 8. August 1832 in Schloß Pillnitz als zweiter Sohn des damaligen Prinzen und späteren Königs Johann von Sachsen geboren. Er genoß gemeinsam mit seinem älteren Bruder Albert, dem nachmaligen König, eine sehr sorgfältige Erziehung, die teilweise vom Geheimrat v. Langenn geleitet wurde; eine umfassende mili tärische Ausbildung ging mit jener schon früh Hand in Hand. Bereits in seinem 4. Lebens jahre trat der damalige Prinz Georg mit dem sächsischen Heere insofern in innige Verbindung, als er 1836 zum Chef des zu jener Zeit be stehenden 3. Linien-Jnfanterie-Regiments ernannt wurde. Im März 1846 trat Prinz Georg als Leutnant in das zweite Infanterie-Regiment Prinz Max ein, im nächsten Jahre tat er Dienst beim Gardereiter-Regiment Derselbe erfuhr 1849 eine Unterbrechung durch die akademischen Studien in Bonn, denen er sich vom 31. Oktober 1849 bis 31. Oktober 1850 mit Ernst und Eifer widmete. Dann nach Sachsen zurückgekehrt, wurde er 1851 der Fußartillerie und 1852 der reitenden Ar tillerie zugeteilt. 1854 erfolgte seine Ernennung zum Kommandeur des 3. Jägerbataillons, 1858 zum Oberst, 1861 zum Generalmajor und Be fehlshaber der ersten sächsischen Reiterbrigade, welche er dann im böhmischen Feldzuge von 1866 führte. Im Dezember 1866 wurde Prinz Georg zum Generalleutnant ernannt, in welcher Stellung ihm die Leitung der Neuorganisation des sächsischen Heeres infolge des Eintrittes Sachsens in den Norddeutschen Bund beschieden war. Im Kriege gegen Frankreich befehligte Prinz Georg zunächst die erste sächsische Infanterie-Division, welche er in der blutigen Schlacht bei St. Privat zum glänzenden Siege führte; wenige Tage später wurde er zum Oberbefehlshaber des 12. Armee ¬ korps ernannt, das sich bei Beaumont, Sedan und vor Paris unter seinem Oberkommando mit un vergänglichem Ruhm bedeckte. Nach Beendigung des Krieges von 1870/71 legte Prinz Georg den Befehl über das heimatliche Armeekorps einstweilen wieder in die Hände seines Bruders Albert zurück. Er wurde jedoch durch die Thronbesteigung des selben im Oktober 1873 erneut an die Spitze des 12. Armeekorps berufen, dessen Kommando er dann bis zum Ausgange der neunziger Jahre inne hatte. Lange Jahre bekleidete er daneben die Stellung als General-Inspekteur der 2. Armee- Inspektion; vom jetzigen Kaiser empfing er die Würde eines Generalfeldmarschalls. Am 19. Juni 1902 folgte er seinem zu Sybillenort verschiedenen Bruder Albert in der Regierung nach; es ist ihm also nur wenig über zwei Jahre beschieden gewesen, den Königsthron der Wettiner zu zieren. — Vermählt war der nun verewigte Fürst seit 11. Mai 1859 mit Infantin Maria Anna von Portugal, welche ungemein glückliche Ehe durch den am 5. Februar 1884 erfolgten Tod der Prinzessin beendigt wurde. Von den Kindern Königs Georg sind noch am Leben der bisherige Kronprinz und nunmehrige König Friedrich August, Prinz Johann Georg, Prinz Max, der sich bekanntlich dem geistlichen Stande gewidmet hat, die unvermählt gebliebene Prinzessin Mathilde und Prinzessin Josefa, Gemahlin des Erzherzogs Otto von Oesterreich. Den Thron des Sachsenlandes hat nunmehr König Friedrich August bestiegen; er ist am 25. Mai 1865 geboren, steht demnach jetzt im 40. Lebensjahre. Er trat an seinem 12. Ge burtstage, am 25. Mai 1877 als Offizier in das sächsische Heer ein, an welches er beim Ableben seines königlichen Vaters bis zum kommandierenden General des 12. Armeekorps vorgerückt war. Vermählt war König Friedrich August mit der Erzherzogin Luise von Toskana, welche Ehe in folge des bekannten Fehltritts der Prinzessin vor zwei Jahren geschieden wurde. Von den Kindern des Königs sind drei Prinzen, deren ältester, Georg, nunmehr Kronprinz ist, und zwei Prin zessinnen am Leben. Sachsen. Programm zu der feierlichen Ueberführung, Ausstellung und Beisetzung der hohen Leiche des Allerdurch lauchtigsten Fürsten und Herrn Georg, Königs von Sachsen rc. rc. re. Majestät, am 17., 18. und 19. Oktober 1904. Königlicher Kommissar: Oberhofmarschall Gras Vitzthum v. Eckstädt. Ueberführung Die Ueberführung der Hohen Leiche Sr. Maj. deS Hochsrligrn Königs von Schloß Pillnitz In die htes. katholische Hofktrche findet zu Wasser mittels Dampfschiffs Montag, den 17. Oktbr., abends statt. Die Ankunft an der Landungsstelle Terrassen ufer erfolgt um 8 Uhr. Die Teilnehmer an dem Kondukt von dem Terrassenufer bis in die Hofkirche versammeln sich am genannten Tage in Uniform, bez. in tiefer Trauerklrtdung, abends ^/,8 Uhr an der Landungs stelle Trrrassrnufer. Se. Majestät der König begeben Sich mit Ihren Königl. Hoheiten den Prinzen deS Köntgl. Hauses und den etwa anwesenden fremden Fürsten unter Vortritt und Begleitung des großen Dienste», welch' letzterer sich V,8 Uhr i« Audienz zimmer I. Stock versammelt, durch die katholische Hofktrche nach der Landungsstelle. Ihre Majestät die Königin-Witwe und Ihre Königl. Hoheit die Prinzessin Mathilde, sowie di« etwa anwesenden fremden Fürstinnen und Prin zessinnen versammeln Sich mit Ihren Suiten in den Zimmern Ihrer Majestät der Königin. Witwe, II. Stock, und begeben Sich kurz vor 8 Uhr in die Oratorien bez. Tribünen. Glockengeläut« von allen Türmen der Rest- denz nimmt seinen Anfang, sobald da» die Hohe Leiche überführende Dampfschiff in Sicht kommt. Zu gleicher Zeit werden von Minute zu Minute Kanonenschüsse gelüst. Nach der Landung de» Dampfschiff» wird der Sarg von 12 Unteroffizieren an da» Land gebracht und auf den Königlichen Leichenwagen gehoben. Hierauf begeben sich sämtliche Anwesende an die ihnen von den Königlichen Hoffurirren im Vorau» bezeichneten Plätze. Als Ehrenkägrr der Hohen Leiche treten sechs Generale und sechs Königl. Kammerherrrn rin. Bon Fackeln tragenden Königs. Pagen und Köntgl. Lioreeprrsonal umgeben, bewegt sich der Zug innerhalb der von den Königl. Truppen ge bildeten Hohe unter fortdauerndem Geläute aller Glocken nach dem Hauptportale der Hofktrche, woselbst die hochwürdtge Piarrgeistltchkeit die Hohe Leiche erwartet und dann In die ihr in der Zug ordnung bezeichnete Stelle eintrttt. An der katholischen Hoikirche angekommrn, wird der Sarg von den Ehrenträgern unter Assistenz der 12 Unteroffiziere vom Leichenwagen gehoben, auf eine berritstehende Bahre niedergesrtzt und nach Befestigung auf derselben im geordneten feierlichen Zuge durch daS Hauptportal in die Kirche getragen. Der Zug bewegt sich inmitten einer Haye von Gardereitern durch das Mittelschiff der Kirche bis an den vor dem Hochaltar errichteten Katasalk. Dortsrlbst angrlangt, wird dir Hohe Leiche vor dem Katafalk ntedergesetzt. Die Ehrrnträger und die Unteroffiziere nehmen sodann ihre Ausstellung zu beiden Seiten des Sarges in der Ordnung, wie sie denselben begleiteten; die Königs. Pagen mit Fackeln neben den Trägern. Die im Kondukt hinter dem Sarge folgenden Herren nehmen in den Bänken deS Mittelschiffs Platz. Nach der Einsegnung und den beendeten Ge beten begeben sich die Teilnehmer des Kondukt» über den Kirchgang nach dem Königl. Schlosse und gehen an der Haupttreppe auseinander. Bet der Hohen Leiche tritt dir Lrichenwacht aus. Die Kirche wird geschlossen. Die Lrichenwacht besteht aus: 1 General« oder Flügeladjutant, 1 Königl. Kammerhrrrn, 1 Königl. Leibarzt rc., 1 Geistlichen, 1 Kammerdiener, 2 Pagen und 2 Lakaien, de»gl. au« einem Doppelposten. Für die Herren de» Oorp8 äixlomatigus und für die etwa anwesenden Herren de» Fürstlichen und de» Gräflichen Hause» Schönburg und de» Gräflichen Hause» Solm«-Wildenfels werden zu dieser Feier von abend» '/,8 Uhr an in den beiden ersten Bänken im Schiff der Kirch« (Herren seite) Plätze bereit gehalten. ' Die erste Tribüne auf der Damenseite ist für die Oberhofmeisterinnen, die Palast- und Hofdamen, die fünfte Tribüne auf dieser Seite für da» König liche und Prinzvche Kammerpersonal bestimmt. Alle anderen Tribünen sowohl auf der Herren- als auf der Damrnsette sind reserviert für die Damen de» Ovrps äixlowaüyus, die etwa an wesenden Damen deS Fürstlichen und des Gräf lichen Hauses Schönburg und deS Gräflichen Hauses SolmS-WildenfelS, die Zutrittsdamen und die vorgrstellten Damen der I. und II. Klaffe der Hosrangordnung, einschließlich Gemahlinnen der Königl. Kammerherrrn. Die Einlaßkarten hierzu werden im Oberhof marschallamte auSgegebrn. Der Eingang zu sämtlichen reservierten Plätzen ist durch das Königl. Schloß zu nehmen. Die öffentliche Ausstellung der Hohen Leiche in der katholischen Hofktrche findet DtrnStag, den 18. Oktober, und Mittwoch, den 19. Oktober, von 11 Uhr vormittag» bi» 4 Uhr nachmittag» statt. Der Eintritt für da» Publikum erfolgt durch die nach dem Beorgrntore gelegene Klrchtüre, der Au-Kitt durch die nach dem Thraterplatz führende Türe. Während der Ausstellung besteht die Leichen wacht au» 1 Oberhofcharge, 1 General- oder Flügeladjutantrn, 2 Köntgl. Kammer Herren, 4 Obersten rrfp. Regimentskommandeuren, 1 Köntgl. Leibarzt rc. 1 Geistlichen, 1 Kammerdiener, 2 Pagen und 4 Lakaien, desgleichen au« 2 Doppelposten. Mittwoch, den 19. Oktober 1904, nachmittag» 4 Uhr wird die Kirche geschlossen und dein Publikum für diesen Tag nicht mehr gröffnrt. E» erfolgt die Schließung de» Sarge» in Gegenwart de« Königl. Kommissar». Beisetz««- Mittwoch, den 19. Oktober 1904, 8 Uhr übend», katholisch« Hoskirche. Zu dieser Frier versammeln sich V.8 Uhr i« König!. Schlosse: