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"Bor- Jeitage zu Ar. 116 des sächsischen Lrzähters. Bischofswerda, den «. Oktober 1V04. i«i», iütz-TH. a 9. und - lg' ünktlicheS »rstand. »ohne mann trotze gesucht, »echte cs bet trönkett !d W0W »er, Li. ter chnende zäunten Mark cboten. ne An gebracht, verant- «Viel irkt aus rloren :r wird lung im gugeben. sucht. tage. Sachsen. Bischofswerda, am 5. Oktober 1904. uo. — Zum 6. Oktober. Die erste Lokomotive trat heute vor 75 Jahren in Tätig keit. Der geniale Erfinder derselben, Stephrnson, hat damals wohl kaum die ganze Tragweite seiner Erfindung vorauSgesrhen, und wenn man bedenkt, daß die zivilisierte Welt heute rin riesiges Eisen bahnnetz ist, dessen Knotenpunkte sür Handel und Industrie so reichen Vorteil gebracht haben und noch bringen, so erfaßt uns dir Bewunderung vor drm Mrnschrngeistr, der siegreich die Erde durch eilt, um sie sich dienstbar zu machen. Welches noch so weltfremde Städtchen besitzt heutzutage keine Eisenbahn? und auf wie wenigen Wunsch zetteln unserer Knaben fehlt: Eine richtig gehende Eisenbahn mit Lokomotive! Ohne dieses wichtigste aller Verkehrsmittel wären uns viele Freuden und Annehmlichkeiten des Lebens versagt; das brausende Dampfroß trägt uns mit der gleichen Bereitwillig keit zu lieben Verwandten in die Ferne, es ver schafft uns die Gelegenheit, alten Jugendsreunden, die Jahre lang mit uns in Korrespondenz geblieben sind, einmal wieder ins Auge zu blicken — es stillt die Sehnsucht der Braut nach ihrem Ver lobten, der in einer anderen Stadt seinem Berufe nachgehrn muß — und Im Sommer hat rS unS die lang gewünschte Ausspannung gewährt, andere Menschen und Sitten haben wir kennen gelernt, schöne Gegenden bereist. Das alles wäre sehr erschwert, ja fast unmöglich gewesen ohne die Er findung des klugen Amerikaners, bissen wir heute am Jahrestage dankbar gedenken, an dem die erste Lokomotive ihren Siegeslauf durch die Welt begann. uo. — Leben Siegeln. Auf Grundsätzen baut sich das Leben des Menschen auf. Ein Mensch ohne Grundsätze gleicht einem schwachen Rohre, das der Wind hin und her bewegt; andere können sich nicht auf ihn verlassen, so wie er zu sich selbst kein Zutrauen hat, aber diese Grundsätze müssen gut und löblich sein, die Ausführung des Rechten und Nützlichen beabsichtigen, die Achtung gegen die Menschheit brsördern und aus das Wohl aller gerichtet sein. Nur solche Grundsätze ehren den Menschen und nützen ihm, und von Jugend auf muß er eifrig dahin streben, sie sich eigen zu machen und sie als Richtschnur seines Willens beobachten; denn nur ein solcher Mensch wird eine Zierde des Menschengeschlechts und fördert sein Glück, so wir das Anderer. Zum Grundsätze muß man es sich machen, mit der Zett haus hälterisch umzugehen und sie weise zu benutzen. Wer schon den Abend vorher überlegt, waS er den andern Tag tun und in welcher Ordnung er seine Geschäfte verrichten will, der erleichtert sich seine Arbeiten, führt sie mit Freudigkeit und Glück aus und tut immer feine Pflicht, wie ein Mann von Ehre. Von frühester Jugend muß man sich vor nehmen, etwas Nützliches gründlich zu lernen, immer nach dessen Vervollkommnung streben, um sich darin eine Geschicklichkeit zu erwerben, die nicht bloS das begonnene Werk mit Glück und Ehre ausführt, sondern auch bei ihm für jeden Fort schritt in seiner Wissenschaft, seiner Kunst und seinem Gewerbe eine große Empfänglichkeit unter hält. Nie lernt man auS; unser Wissen ist Stückwerk, wie unser Tun. Vieles kann verbessert, manche» zweckmäßiger gemacht werden. Wer der Menschen Tun und Treiben sorgfältig beobachtet, der sieht bald ein, daß säst alles einer größer» Vervollkommnung fähig ist, und daß das meiste zweckdienlicher auSgcsührt werden kann. Wer sich fest vornimmt, seine Pflichten als Mensch in allen seinen Verhältnissen gewissenhaft zu beobachten, der erwirbt sich Charakterfestigkeit und schlägt sich glücklich durch alle Stürme des Lebens hindurch. Ec schauet gen Himmel, schöpft da Trost, und rin gutes Gewissen gibt Ihm Mut und Kraft, so daß er kein Hindernis scheuet. Besonnen zu ver fahren und alle» gehörig zu überlegen, sei eine unwandelbare LebenSmoximr, und wenn wir uns von Jugend auf an sie gewöhnen, so beschwören wir die hohnlächelnde Ungunst der Menschen und daS neidische Geschick der Dinge; wir stehen fest im Ungrwttter, und durch Mut und Standhafttg- kett gelangen wir endlich an da» gewünschte Ziel. — In der Heimat! Der Sommer ist die Jahreszeit, da man gern hinauSflirgt in die weite Welt. Der Herbst aber führt un» wieder zurück und lehrt so recht da» traute Heim schätzen, da» . Enge der Wohnung wie der Hrtmaigegend und de» Vatrrlandr». Man steht sich fremde Gegenden und Länder an, damit r» einem zu Hause um so «ehr gefalle. Jedermann ist mit der Heimat in MN6. och Lend. Mim msvU irkau. ;. Oktbr., seinen Gefühlen mehr verbunden al» er ost gesteht, daher auch der Drang bet Entfernten, nur einmal noch die Heimat wiederzusehen. Nach der Heimat möcht' ich wieder! Man wurzelt mit dem ganzen EmpfindungSlrben in derselben wie der Baum In der Erde, und bestimmt das Schicksal, daß einer noch im Alter die Heimat verlassen muß, so ist da» einem Unglück gleich zu rechnen. Wirklich wohl kann er sich nirgends ander» fühlen. Daraus entspringt auch leicht die Anschauung, daß alles Heimische besser sei, weil es sür die Person mehr Wert hat. Wer nie von seinem Dorfe weg- gekommen ist, dem ist dasselbe seine ganze Welt und genügt sie ihm vollständig. Jedes Dorf hält sich aber auch deswegen brsser als das andere. Mancher redet in der Fremde geringschätzig von der Heimat, weil eS Modesache ist. Wer solches tut, betrügt sich in seinen Gesühlen selbst. JosephuS erzählt von Tieren, die man im Zirkus sretgelassen, daß jedes nach seiner heimatlichen Erde eilte und sich darauf legte, nachdem man Erde aus verschiedenen Gegenden, woher die Tiere waren, hergebracht und auSgrbrettet hatte. Wenn das auch nicht wahr ist, so Ist es doch ganz gut erfunden! Wir halten unS sür besser wie die Wilden, ja wie die Türken, Russen, Franzosen usw. und umgekehrt ist eS genau so. Der armselige Grönländer, der Tran trinkt, verachtet den Dänen, der Kalmück und Kosak hält sich sür besser wie der Russe, überhaupt hält jeder Wilde den Kultur menschen sür dumm. Die Jerokesen nennen sich Häupter der Völker und die Chinesen nennen ihr China da» himmlische Reich, rS mag noch so viel Armut haben. Daß die Juden sich speziell daS Volk Gottes nennen, ist nichts weiter als über triebene Eigenliebe. Darum ist es erklärlich, daß sich dasselbe Moment bei den Karatbrn findet, die nie Berührung mit den Juden gehabt haben. Diese erblicken auch in den Europäern ein verworfene» Volk, Leute ohne Vater und Mutter, den Abschaum des Meeres und wenn man bedenkt, wie die Spanier dort gehaust haben, so ist da» nicht zu verwundern. Biele Negerstämme glauben, nur ihr Land habe Gott erschaffen, die Erschaffung anderer Länder habe er den Engeln überlassen. Ja, r» scheint fast, je kahler und trostloser ein Land ist, desto mehr hängen die Bewohner an ihm. Der Aelpler liebt seine Berge, die sich nur mit großer Mühe und Beschwerde da» Wenige abrtngen lassen. Der Grieche sieht seine kahlen Felsen sür ein Paradies an, wie der Polarländer seine Eisfelder und der Schweizer seine Gletscher. Die armen Bewohner der Kreidefelsen auf Rügen nennen ihre Heimat bat söte Ländke (da» süße Ländchen). Der blut arme Savoyarde und Slowake muß sein Land Wiedersehen, da» ihm nur Hunger bietet. Von Wcstsalen sagt TacituS: Wer möchte dieses Land, rauh an Boden und Klima, unfreundlich im Anbau und Anblick, j-mal» aufsuchen, als derjenige, dessen Vaterland e» ist? WaS Wunder, wenn der Neapolitaner glaubt, daß Gott dann, wenn er von der Weltregierung ermüdet sei und sich erholen wolle, ein HimmelSfenster öffne und auf Neapel herabschaue. Voller« Napoli poi morore! Neapel sehen und dann sterben! Die armen Corsen hängen ebenso an ihren wilden, kahlen Felsen und selbst Napoleon gedachte sich im Alter in sein Heimat städtchen Ajaccio zurückzuziehen, er, der die halbe Welt Im Siegesläufe gesehen hatte und der sonst wenig GemütSrrgungen verriet. Den Zauber, der im Wort von der süßen Heimat liegt, kann eben jeder nur für seine Heimat verstehen! Zittau. Der Umbau unsere- StadtthraterS mit einem Kostenaufwande von ca. 100000 Mk. st vollendet. Zur Erhöhung der Feuersicherhrit tnd neue AuSgänge und ein seitlicher Anbau ge- chaffen worden, der aber dem Aeußeren des Theaters keineswegs zur Zierde gereicht. Bretnig. Am Sonnabend Ist in Bautzen unser seitheriger Seelsorger, Herr k. Retnmuth, zum Pfarrer von Bretnig designiert und verpflichtet worden. Dresden, 3. Oktober. Der sächsische Ber- bandStag de» Verbände» deutscher Handlungs gehilfen zu Leipzig, der gestern hier abgehaltrn wurde, war stark besucht. Die StaatSrrgierung, die Dresdner Handelskammer, die Gewerbekammer und dir Stadtbehörden hatten Vertreter entsandt. Nach einem vom Herrn Buerschaprr ausgebrachten Hoch auf Kaiser Wilhelm hielt Herr vr. plül. Schneider einen interessanten Vortrag über den politischen Einfluß de» Geschäftsmannes. Herr Georg Hiller behandelte in einem Vorträge da« Thema: „HandrlSangrstellte und sozial« Frage*. An die Hauptversammlung schloffen sich ein Fest mahl und ein Ball. — Ein in der Nähe de» kronprtnzltchrn Tierparke» auf Rochwitzer Flur aukgefundener Leichnam blieb lange unerkannt. Die Wäsche de» vornehm gekleideten Manne» war O. v. S. gezeichnet. Heute wurde der Tot« rekognosziert. E» ist der Administrator O. von Schwrinichrn au» Htllahr» in Posen, der seit 14. August von dort verschwunden war. — Gestern abend wurde in Döhlen bei Dresden der Arbeiter Kießling au» Deuben, der demnächst zum Militär rintnffen sollte, von einem Straßenbahnwagen getötet. — Ein schwere» Unglück hat sich gestern im nahen Neundorf zugrtragrn. Einige Knaben gruben dort in einer Schutthalde des Ztrger'fchrn Steinbruchs eine Höhle, wobei diese plötzlich zu sammenstürzte und zwei darin befindliche Knaben lebendig begrub. Der eine, rin Sohn des Haus besitzers Viehrig, wurde mit Verletzungen vorge sunden, der 9jährige Sohn des FlrischrrmetsterS Seifert wurde aber blutüberströmt al» Leiche au» dem Schutt gezogen. Zwei andere Kinder kamen mit drm Schreck davon. Dresden, 4. Oktober. Die Elbe stieg heute um 1 Zentimeter auf 194 Zentimeter unter Null. Loschwttz. Am Sonntag nachmittag gegen 3 Uhr landete man an der Fährstelle einen weib lichen Leichnam. Die Tote wurde als eine 24 Jahre alte Krankenpflegerin auS Bautzen erkannt, welche am Freitag nachmittag sich auS einer Prlvatkltnik in Dresden heimlich entfernt hatte. Chemnitz. Zu dem neuen Kasernement für vas 181. Infanterie-Regiment und den neuen Baracken sür daS Detachement berittener Jäger sind noch ein neues Garnison - Lazarett für 130 Betten und eine Garnison-Waschanstalt erbaut worden. Die Baukosten betragen 900000 Mark. Crimmitschau, 2. Oktober. Gestern abend ist die im Hofe des Grundstücks Carthäuser Straße 19 befindliche Werkstatt des Tapezierers Schmidt völlig niedergebrannt. Zwickau. Die Versammlung des Vereins sächsischer Lokomotivführer bestimmte Chemnitz al» nächsten Versammlungsort und das Jahr 1907 als Zeit der nächsten Versammlung. Die mit 23 605 Mk. 65 Psg. Einnahme, 436 Mk. 70 Pfg. Ausgabe, 23 168 Mk. 95 Pfg. Bestand schließende JahreSrechnuog der Hilsskasse des Vereins sächs. Lokomotivführer wurde genehmigt. Der bisherige Vorstand: Gäbler, Vorsitzender, Michael, Stell vertreter, Ullrich, Schriftführer, Schmidt, Stell vertreter, Böhme und Schöffler, Kassierer, wurde wtedergewählt; sämtliche Vorstandsmitglieder wohnen in Dresden. Die dreitägige Hauptver sammlung wurde mit einem Hoch auf Se. Maj. König Georg geschlossen. Von dem König, von dem Herrn Finanzmtnister, dem Herrn Vorstand der Generaldirektion der Staatsbahnen u. s. w. waren auf die abgesandten BegrüßungStelegramme Danktrlegrammr hierher gelangt. Reichenbach t. V. Aufsehen erregte am Sonntag nachmittag die Festnahme von zwei frechen Bettlern, die ihr Handwerk in den Villen am Bahnhos betrieben hatten. Den von ihrem Treiben in Kenntnis gesetzten Schutzleuten leisteten sie heftigen Widerstand, und rS mußte der eine mittels Transportwagens nach der Polizei wache gebracht werden. Später stellte es sich heraus, daß man rS mit sogenannten „Sonn- tagSbettlern* zu tun hatte und zwar mit einem Messingarbeiter aus Rodewisch und einem Former aus Netzschkau, die beide feste Arbeit und Wohnung haben. Plauen i. V., 3. Oktbr. Dem „Vogtl. Anz." zufolge ist heute früh in der dritten Stunde auf der Station HerlaSgrün rin Güterzug, der auf ein totes Gleis geleitet wurde, über den Prellbock gefahren. Die Maschine und der Tender stürzten dir 5 Meter hohe Böschung herab. Der Lokomotiv führer und der Heizer sprangen ab und blieben unversehrt. — Vermischtes. U6.— Ordnung ist Verstand. Wo keine Ordnung in einem Hause herrscht, da ist weder Glück noch Segen, weil e» Ihm an der erhaltenden und «werbenden Grundlage gebricht. Unordnung zerstört, wa» der Fleiß schafft; sie läßt unbenutzt, wa« dir Ordnung Gedeihliche» bewirkt. Die Pünktlichkeit ist die Tochter der Ordnung, und gewinnt Vrrtraurn, weil sie alle» zur rechten Zeit tut. Sie verbindet mit dem verstände Gewissen haftigkeit, und beide bringen Wohlstand in» Hau». Der Engländer Scott von Exeter, der beinahe