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Dritte Anlage zu Ar. 117 des sächsischen Lrzähters. Bischofswerda, den 8. Oktober 1V04. Sachsen. 8 BischosSwrrda, 7. Okt. In hiesiger Stadt ousgegriffen wurde gestern nachmitlag von der Polizei rin 13jährigrr Knabe, namens Bruno Max Weber, welcher seinen in Zittau wohnhaften Eltern seit Dienstag mittag entlaufen ist. Da dem Knaben außerdem nachgewiesrn werden konnte, daß er gestern mittag auf hiesigem Bohnhofe einer in Demitz wohnhaften Bahnwärterswitwe rin Portemonnaie mit einem kleinen Geldbeträge auS der Hinteren Kletdertasche gestohlen hatte, wurde daS Bürschchen in Hast genommen und nochmals an das hiesige Kgl. Amtsgericht abgeliefrrt. — Gestern vormittag fand in hiesiger Stadt Musterung der hierorts vorhandenen Pferde statt. Von 111 vorführungSpflichtigen Pferden, wurden von dem VormusterungS - Kommissar Herrn Oberst z. D. Mühlmann 86 als kriegsbrauchbar und zwar 25 als Reitpferde, hiervon 5 für schweres Gewicht, 50 als Zugpferde und 11 als besonders schwere Zugpferde befunden. 5 wurden als vorüber gehend, und zwar bis zur nächsten Musterung, als kriegsunbrauchbar, 20 aber als dauernd kriegS- unbrauchbar befunden. — Hauslisten. Zum Zwecke der Auf stillung des Katasters für die Einkommensteuer gelangen in diesen Tagen wiederum die Hauslisten zur Ausgabe. Diese Listen sind sorgfältig auSzu- süllen, namentlich sind bet allen Familienmitgliedern, dir zwar einen Erwerb haben, aber nicht selbständig sind, und ebenso bei Astermtetrrn die Angaben darüber zu machen, wo sich die Betreffenden in Stellung oder in Arbeit befinden. Ueber das Einkommen selbst sind hingegen keinerlei Angaben zu machen. Die Hauslisten sind in den dasür bestimmten Rubriken durch den Famtlienvorstand oder dessen Stellvertreter, auf der letzten Seite aber vom Hauswirte zu unterschreiben. Die Auf stellung der Listen erfolgt nach dem Stande vom 12. Oktober. Daß in Häusern mit verschiedenen Mtrtpartkien Einzel - Hauslisten in Anwendung kommen können, ist bereits früher mttgeteilt worden. Mit der Abgabe der Listen, die in keinem Falle vor dem oben bezeichneten Tage statthaft ist, em pfiehlt rS sich, stets solche Personen zu betrauen, die imstande sind, noch verlangte Auskünfte zu erteilen. tz Demitz.Thumitz. Bet der hiesigen Spar kasse wurden im Monat September 4500 Mark eingrzahlt. Der Zinsfuß beträgt 3>/i pCt. Dir Exprdttionsstunden sind vom 1. Oktober an auf Montag Nachmittag von 2—5 Uhr verlegt worden. — Der Unterricht in der Schule nimmt nächsten Montag früh 8 Uhr wieder seinen Anfang. Taubrnhetm a. d. Spree, 3. Oktober. In der Nacht zum Sonnabend erschreckten Gewehr schüsse und furchtbarer Lärm die Bewohner am Taubenberge. Durch Zufall hatte der Pächter eines SteinbruchS Kenntnis erhalten, daß in seinem Bruche abermals ringrbrochen sei, worauf er be gleitet von seinem Sohne und einigen Nachbarn, die Spitzbuben verfolgte. Die Diebe haben Blut spuren, welche an Bäumen, wo sie mit den Händen hingegriffen hoben, hinterlassen. ES ist infolgedessen mit Bestimmtheit anzunehmrn, daß die Diebe von den Schrotkörnern verletzt worden sind. Die ge stohlenen Hühner und Tauben hatten sie in zwei Tücher eingebunden und im Walde liegen gelassen. E» wurden auch noch zwei dunkelgrüne Hüte und ein Stemmeisen gesunden. In dem einen Hut ist die Firma Anton Püchlrr k. und k. Hofhut- fabrikant in Graz darin. Dies Alles dürfte vielleicht zur Entdeckung der Sippschaft beitragen, was auch sehr zu wünschen wäre, damit endlich einmal Ruhe würde. L Neustadt, 5. Oktober. Wie statistischen Angaben zu entnehmen ist, hat sich im verflossenen Jahre 1903 der hiesige Verkehr nicht unwesentlich gebessert. Die Zahl der Ferasprrchstrllen vermehrte sich von 59 auf 66, die Gespräche von 61200 auf 92 600. Der Güterverkehr steigerte sich von 43116 auf 50239 Tonnen, der Personenverkehr von 95026 auf 100631. Im lausenden Jahre dürften diese Zahlen eine wettere Erhöhung erfahren. — Die hiesige GebirgSvereinSsektton, deren Mitgliederzahl nun die 100 uw «in gute» Teil überschritten hat, hielt am letzten Montag Im hiesigen BahnhoiSrrstaurant eine gutbesuchte Ver sammlung ab. In derselben erstattete der vereint- kaM»»r, Herr Postafststent Marschnrr, einen t üb« d,a finanziellen Verlaus der hier »daa« Generalversammlung des HauptverrinS. Dieser Bericht schloß mit einem Fehlbetrag von 70 Mark ab, dessen Tilgung der Sektionskasse übertragen wurde. Ferner beschloß die Versammlung, da der bauliche Zustand drS der Sektion zugehörigen Restaurants auf der Tötzingrrhöhe eine umfassende Reparatur erheischt, mit der Vornahme derselben zugleich auch eine wesentliche Vergrößerung drS gesamten Baue» zu verbinden, damit derselbe dem Pächter die benötigten Wohnräume zu bieten vermag und auch eine ganzjährige Bewirtschaftung ermöglicht werde. — Dem hiesigen Bahnwärter August Kretzschmar wurde bei seinem Eintritt in den Ruhestand da« Allgemeine Ehrenzeichen verliehen. — Die hier rühmlich bekannte Richter'sche Theatergesrllschast wird in diesem Winter Hierselbst einen CykluS von Vorstellungen eröffnen. — Dem hiesigen Krieger- verein ist eS kommendes Jahr vergönnt, lein 25jährigeS Jubiläum feiern zu können. — Am Sonntag abend wurde im benachbarten Lang- burkerSdorf der aus Böhmen gebürtige Arbeiter Parsch von einem dem dortigen RittrrgutSpachter gehörigen Geschirre derartig übrrsahren, daß sich seine Unterbringung im hiesigen Krankenhause nötig machte. — Nächsten Donnerstag findet eine Hauptversammlung der hiesigen Braugenossenschast statt, welche, da daS Brauhaus veräußert wurde, die Auslösung dieser Gesellschaft beschließen wird. Neustadt. (Lungenheilstätte.) Der Ge samtvorstand der Versicherungsanstalt Im König reich Sachsen unternahm in voriger Woche einen Ausflug nach dem Bauplätze der Lungenheilstätte im Hohwolde bet Neustadt. Ueber daS Gesehene drückte die Körperschaft ihre Besrirdigung auS. Der Bau weist zurzeit außer dem großen Haupt gebäude noch sechs verschiedene einzelne Baulich keiten aus, nämlich drei massive Barocken, das Verwaltungsgebäude, das MaschinenhauS und die Aerzte-Billa. Die Gebäude tollen mit Dampf heizung versehen werden. Der ganze Gebäude komplex de» Sanatoriums bietet einen imposanten Anblick. Dresden. Der „Dr. Anz." gibt folgende Berichtigung bekannt: „Hiesige und auswärtige Zeitungen melden eine Aufsehen erregende Ver haftung eine» Rittmeisters o. D. v. Grabow wegen Betrugs. In bezug hieraus fei mitgeteilt, daß rS sich um einen Leutnant v. Grabow handelt, der sich aber bereits seit vorigem Jahre hier in Halt befindet, wie seinrrzrit auch gemeldet wurde. Die Untersuchung ist schon seit längerer Zett geschlossen und eS wird demnächst dir Verhandlung vor der III. Strafkammer de» hiesigen Königlichen Landgericht» stottfinden. Hinter Hermsdorf. Die Bootsfahrten auf der oberen Schleuse werden Sonntag, den 9. Okt., zum letztenmale unternommen. I- Schöna-HerrnSkretschen, 7. Oktober. Oberhalb unsrer Bahnstation und aus der HerrnS- kretschnrr Elbseite fanden sich am Montag, Diens tag und an der Mittwoch zur NachmittagSzrit viele schaulustige Bewohner au» der Umgegend ein, die da da« Lossprengen größerer Gestein massen beobachteten. Am Montag galt e» im mittelsten Sandsteinbruch oberhalb der Station eine größere Wand durch elektrische Entzündung zu sällen, am Dienstag ober denjenigen Felsen zu beseitigen, der seit AuSgangS Februar den Bahn- ' körper der Linie Bodenbach nahe der hiesigen Malzfabrik durch öftere« Abbröckeln bedrohte. — Beide Sprengungen gelangen in Anwesenheit der zuständigen Beamten und RegierungSvrrtrrtern aus» beste und enthielt die erstere Testetnmasse nahe an 3000 odm. meist gute« Gestein, die zweite annähernd 2000 edm., da» aber nicht zur Ver arbeitung kommt, weil r» oberhalb der errichteten Fongmauer direkt an der Bahnstrecke liegt. Großenhain, 5. Oktober. Bürgermeister Herrmaun hier, der länger al» 25 Jahre an der Spitze Großenhain« steht, gedenkt Mitte nächsten Jahre« in den Ruhr st and zu treten. Auch Sparkasseudirrktor Barth will um seine Prnsio- nierung einkommrn. - Leipzig. Zehn Mitglieder de« Reich«, aertcht« umrdea anläßlich de» 25jährigrn Br- stehen» de» höchsten Gerichtshöfe» zu Ehrendoktoren der Universität ernannt. Nossen. Auf der Eilrnbahnstrecke Nossen- Freiberg wurde der 4Y Jahre alte Bahnwärter Webner in Sroßvoigt»berg von einem Personen zuge überfahren und sofort getötet. Der Ver unglückte hinterläßt eine Witwe und acht Kinder. Glauchau. Die gelegentlich de» Sächsischen Gastwirtöverbaudötage» tu deu erste» Juvitageu hier veranstaltete Ausstellung für das Gast« wirtSgewrrbe hat nach dem nunmehr vor liegenden Abschluß einen Urbrrschuß von über 1000 Mk. zu verzeichnen gehabt. Sie wurde von tn»grsamt 17 000 Personen besucht. Zwickau, 5. Okt. Eine eigenartige Blut vergiftung hat sich ein auswärts wohnender Landwirt zugezogen, der in» hiesige KretSkranken- stist rtngrltefrrt wurde. Er hatte sich beim Stroh- aufnehmrn mit einem Strohhalm in die Hand gestochen und trotz de» sofort erfolgten ärztlichen Eingriffe« ist der Mann dieser mit Blutvergiftung verbunden gewesenen Verletzung erlegen. Elterlein, 5. Oktober. In vergangener Nacht wurde gegen die Waschfrau Teubner und deren 18jährtge Tochter ein Mordanschlag verübt. Al» Täter kommt rin böhmischer Arbeiter namens Hahn, der mit der Tochter ein Liebesverhältnis unterhielt, in Frage. Er sührte einige Axthiebe nach den Köpfen'von Mutter und Tochter und verletzte sie schwer. Der Täter ist flüchtig. Die Arbeiter-Kolonie SchneckengrHn zählte, nach dem letzten Monatsbericht, Anfang September 61 Kolonisten. Im Lause des Monat« kamen 16 hinzu und 12 gingen ab, sodaß der Bestand Ende September 65 Kolonisten betrug. Plauen i. B. Ein zu Trabe gegangene« Handwerk ist in unserer Stadt die einst so blühende Handweberei. In den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts gab rS hier etwa 1000 Webermeister; die Zahl der Gesellen und Lehrlinge war noch wett größer. Bi« in die letzte Zeit hinein haben sich einige ältere Männer ihr Brot durch die Handweberei zu verdienen gesucht, jetzt aber hat auch der letzte den Webstuhl zusammen- geschlagen, da er keine Arbeit mehr fand. Die Weber haben meist rin hohe« Alter erreicht. Nicht weniger al« 66 Jahre hat einer der jetzt noch lebenden Meister am Webstuhle gesessen. Der alte Herr steht im 80. Lebensjahre und ist Immer noch sehr rüstig. Ein anderer der seit mehreren Jahren im Ruhestand lebenden Weber meister, Herr Friedrich Wilhelm Bauer, ist am Dienstag gestorben. Er war am 17. September 1819 geboren, mithin 85 Jahre alt und einer der ältesten Männer unserer Stadt. Sein Vater hatte ein Alter von über 90 Jahren erreicht. Vermischte«. — Einen Ritt auf Tod und Leben machte Leutnant v. Salzmann in Südwestafrika. Er rekognoszierte gerade und hatte eben einen Baum bestiegen. Kaum 25 Schritt von seinem Ausguck entfernt sah er plötzlich, die Gewehre schußfcrtig im Arm, mehrere Herero liegen, die ihn bereit« al« ihre sichere Beute betrachten mochten. Lange zögern durste er nicht, und so saßte er denn rasch seinen Entschluß. Ohne jede Ueberstürzung, so erzählt Hauptmann a. D. Dannhauer im „Berl. Lok.-Anz.*, al« ob er dir Nähe de« Feinde« auch nicht einmal ahne, stieg er von seinem Baumsitz nieder, ergriff ruhig die Zügel seine« Pferde« und setzte den Foß in den Bügel. Dir Kerle schoflen noch immer nicht! Jetzt galt«! Er drückt seinem Tiere die Sporen in die Weichen und jagt mitten durch dir Büsche. Die ersten Schüsse knallen hinter ihm her. DaS Pferd zuckt zusammen. E« ist ge troffen worden, rast aber weiter. Ununterbrochen pfeifen die Kugeln durch die Büsche. Abermol» wird da« Pferd verwundet, bleibt jedoch tm vollen Galopp. Dasselbe wiederholte sich wenige Minuten später zum dritten Mole. Diesmal hatte, wie stch später ergab, das 71er Geschoß nicht nur den Leib de» treuen Tiere« vollkommen durchschlage», sondern auch da« Fußgelenk seine« Retter« durch bohrt. Aber weiter geht'-! Beide erreichten die Pal. Die durch die Schüsse alarmierten Kame raden nahmen den Reiter sofort in ihre Mitte und brachten ihn nach rückwärt» in Sicherheit. — Leutnant v. Salzmann hat bereit« durch seinen kühnen Ritt von China nach Deutschland von sich reden gemacht. — Hamburg. Der vor mehreren Monaten nach Unterschlagung von 250000 Kronen au» Wien geflüchtete Jenner ist am Mittwoch abend hier verhaftet worden. — Braunschweig, 5. Okt. Nach amtlich« Feststellung sind in der Woche vom 25. Srptemb« bi» 1. Oktober im Herzogtum Braunschweig 55 Erkrankungen an Scharlach, davon 25 in d« Stadt Braunschweig, und 12 Erkrankungen am Ttzphu«, davon 7 «m Kreise SanderShrin, an- «meldet worden, ' .