Volltext Seite (XML)
« 11» Der fSchfische «r-ichler. Sette ». Nicht mehr vom Partetstandpunkte will dir freisinnige „Weser-Ztg." den Altreichskanzler beurteilt wissen. Sie hat sich endlich zu einer objektiven Auslassung durchgerungen und schreibt gelegentlich des Todes des Fürsten Herbert Bismarck: „Der Tod hat wieder dar HauS BiSmarck ungerührt. Der älteste Sohn des großen Kanzlers Ist rntschlasen. Wem träte bet dieser einfachen, formell die Politik gar nicht einmal mehr berührenden Tatsache nicht die Riesengestalt drS BaterS gegenüber! Sechs Jahre sind dahin« gerollt, seitdem er aus dieser Zeitlichkeit abberufen wurde, und schon macht sich in voller Stärke die versöhnende Wirkung des TodrS geltend. Man blickt auf Otto v. BiSmarck nicht mehr als Partei, mann auf den Parteimann, mit dem und gegen den man gestritten hat, sondern den großen Schöpfer der deutschen Einheit, den klugen Lenker der auswärtigen Politik. Die tirsen Verschieden heiten in der Beurteilung so vieler praktischer Fragen verblassen, und es tritt vor allem hervor, daß wir eS ihm in erster Linie verdanken, wenn wir unsere nationalen Angelegenheiten jetzt als ein Volk im großen Stil behandeln können und wenn grollende und habsüchtige Nachbarn ihre Begierden an uns nicht länger auszulassen wagen." — Wir beglückwünschen das sreisinnige Blatt zu dieser Entwickelung ihres politischen Urteils. Der sozialdemokratische Parteikongreß in Bremen ist am Sonnabend wieder zum Ab schluß gelangt. Er hat einen wesentlich ruhigeren Verlauf genommen, als der vorjährige Parteitag der Sozialdemokratie in Dresden, auch ist in Bremen niemand „geflogen", nicht einmal der schutzzöllnerksche Ketzer Schippel. — Der deutsche Naturforscher- und Aerztetag in Breslau ist am Freitag wieder geschlossen worden. — Der olden- burgische Justizmtntster Ruhstrat hat sich endlich zur Klagestellung gegen die Redakteure Echweynert und Biermann vom „Residenz-Boten" wegen Be leidigung entschlossen. — Im Kieler Hasen sank das Torpedoboot 9, doch verunglückte niemand hierbei; man hofft dasselbe unschwer wieder heben zu können. Die HandeltzvertragSvrrhandlungen Oesterreich-UngarnS mit Italien, die während drS ganzen verflossenen Sommers gedauert haben, sind nunmehr insofern zu einem befriedigenden Abschluß ge- langt, als die mrrttortschen Arbeiten der beiderseitigen Delegationen beendet sind. Die neuen Abmachungen bestehen aus einem an Stelle drS bisherigen Handelsvertrages tretenden neuen Provisorium und einem Handelsvertragsentwurf. Beide In strumente wurden am 21. September von den Delegierten paraphiert. Die Unterzeichnung des Provisoriums erfolgt nach Austragung einiger wichtiger formeller Fragen in einigen Tagen. Der niederösterreichische Landtag wird ebenfalls Stellung zu der Angelegenheit der Er richtung slavischer Parallelklassen an den deutschen Lehrerbildungsanstalten in Schlesien zu nehmen haben. Der Liberale KoltSko brachte einen An- trag ein, durch welchen die Regierung aufgesordrrt wird, die Verfügung betr. die Errichtung slavischer Parallelklassen an deutschen Lehrerbildungsanstalten zurückzuztrhen. Der Antrag wurde dem Ausschuß überwiesen. Ein weiterer Antrag KoliSkoS, der Ausschuß möge in der nächsten Sitzung über den Antrag berichten, wurde abgelehnt. In Lugano in der Südschweiz hatten italie nische Arbeiter das Wappenschild am italienischen Konsulat heruntergerissen. Die gerichtliche Unter suchung des ZwischensallrS führte bisher zu der Verhaftung von 15 italienischen Anarchisten. Dem Hauptschuldigen des Zwischenfalles, dem Klempner Cesare Barenghi, gelang es über die italienische Grenze zu entkommen. Der alte Vesuv befindet sich wieder einmal in lebhafter Tätigkeit. Die Ränder des Kraters sind eingestürzt und drohen den Kratrrgrund aus dem in großer Menge Gestein und Staub empor geworfen werden, zu verschütten. Im Lavastrom des Atrio del Cavallo bilden sich kleine Vulkane, deren Eruptionen eine Höhe bis zu 150 Meter erreichen. Der große Kegel weist bedeutende Risse auf, und es ist möglich, daß dieser Kegel zusammen stürzt. Am Freitag abend nahmen die Ausbrüche an Helligkeit bedeutend zu; eine 300 Meter hohe Feurrsäule stieg empor. Am Fuße der großen Kuppe haben sich neue Spalten geöffnet, aus denen breite Lavaströme fließen. Die ganze Umgebung erbebte unter andauernden heftigen Detonationen. Die mazedonischen Insurgenten halten an ihrer SchreckenSpolttik fest. In Kumanowo wurde der ehemalige bulgarische, der serbischen Partei angehörige Lehrer Ace, drssrn Ernennung zum Polizrtbramten bevorstand, erschossen. Der Mord wird ebenso wie die Anschläge in Kokoschtnge dem bulgarischen Komitee zugeschrieben. Der russische Hilfskreuzer „Terek" hat LaS PalmaS am Freitag mittag wieder verlassen, sein Bestimmungsort ist nicht bekannt. Die vielgenannten russischen Hilfskreuzer „SmolenSk" und „Petersburg" sind, aus dem Roten Meere kommend, in den Surzkanal ringe- laufen; sie scheinen also nach Hause dampfen zu wollen. Hamburg, 25. September. Die „Hamburger Nachrichten" veröffentlichen folgende Danksagung der Fürstin BiSmarck: „FrtedrtchSruh, 24. Sept. Während ker Krankheit und nach dem Tode meines geliebten Mannes sied mir aus allen Kreisen unserer Freunde, von Einzelnen und von Vereinen, von nah und fern so viele Beweise der Teilnahme zu gegangen, daß es mir leider unmöglich ist, jede Kundgebung besonders zu beantworten. Ich würde den Zeitungen dankbar sein, wenn sie durch die Aufnahme dieser Worte allen, die «n den letzten schweren Tagen meiner und meiner Kinder mit Liebe gedacht und ihr Mitgefühl durch die Spendung prachtvoller Blumen zum Ausdruck gebracht haben, meinen warmen und herzlichen Dank bekannt geben wollen. Fürstin Bismarck." Die Handelskammer von München-Gladbach richtete eine Eingabe an die Regierung, worin zwecks besserer Unterscheidung von Fünfzigpfennig stücken ersucht wird, die deutschen Nickelmünzen mit einer Durchlochung zu prägen. Ein Fürsorgegesetz für die Unter offiziere ist in Aussicht genommen. Die „Nationallib. Korr." meldet: Bei der nächsten Etatsberatung im Reichstag wird aufs neue der Fürsorge sür die Stärkung des UntervffizierstandeS Rechnung getragen werden. Reichen berg i. B., 24. Sept. 200 Sänger aus Chemnitz (Lehrergesangverrtn) kamen heute abend hier an. Auf dem Bahnhofe erfolgte die Be grüßung durch den Sticher und Reicheuberger Lehrerverein, Obmann Bartel-Chemnitz dankte unter brausenden Heilrufen. Im Rathause hieß die Gäste Vizrbürgermetster Nerradt herzlichst willkommen. Der Begrüßungsabend nahm einen schönen Verlauf. Wien, 24. Sept. Wie auS Paris berichtet wird, interessiert sich Gräfin Lonyay besonders sür die Schritte, die die Prinzessin Luise unternimmt, um sich materiell und rechtlich eine neue Existenz l zu gründen. Sie erklärt, man habe auch sie I glauben gemacht, daß Prinzessin Luise unheilbar f irrsinnig sei. Um so angenehmer sei sie überrascht, die Schwester so völlig gesund und geistig klar zu finden. Wien, 25. Septbr. Der Khedive ist heute abend nach Konstantinopel abgrreist. Irkutsk, 25. Sept. Dir Baikal-Ringbahn ist heute eröffnet worden. New-Jork, 24. Sept. Dem deutschen General konsulat ist ein Drohbrief gegen vaS Leben drS deutschen Kaisers zugegangrn. Der Brief ist mit der Schreibmaschine hergestellt. Ein Paket ähn licher Briefschaften wurde auf der Straße ge funden. Man befürchtet, daß die Briefe anarchist ischen Ursprungs sind. Buenos Aires, 25. Septbr. Nach einem Telegramm aus Montevideo wurde zwischen den Ausständischen und den RegterungStruppen ein vorläufiger FrtedenSvrrtrag unterzeichnet. Der Krieg in Ostasien. Die Wiederaufnahme der Offensive der Japaner auf dem mandschurischen Kriegsschauplätze wird jetzt von russischer Seite selber zugegeben. Denn aus Mulden wird vom 23. d. M. gemeldet: Die offensive Tendenz der Japaner macht sich jetzt all gemein bemerkbar. Auch General Mtschtschenko ist vorgestern wieder angegriffen worden. Hier steigt täglich ein russischer Fesselballon zur Beob achtung des Geländes auf. Am 22. September sind 9 Chungusenführer hingertchtrt worden, wobei die russische Militärbehörde vertreten war. — Ein amtliches Telegramm aus Tokio meldet, daß am 20. d. M. bet den Städten Taltng und Sanlungku, sechzig Meilen nordöstlich von Ltaujang, gekämpft wurde. Eine japanische Abteilung marschierte am 20. d. M. durch Hstentschuog und griff die ihr grginübrrstehende feindliche Streitmacht an. Diese bestand au» einer Kompagnie Infanterie, einer kleinen Abteilung Reiterei und einem Maschinen- grwehr, sämtlich in Taltng, ferner einem Bataillon Infanterie, 500 Mann Kavallerie, lech» Schnell- feurrgeschützrn und einem Maschinengewehr, die in Sanlungku, acht Meilen nördlich von Taling standen. Der Feind wurde nach Norden vertrieben und ließ 19 Töte auf dem Kampfplatze zurück. Die Japaner, welch« einige Beute machten, erlitten nur ganz geringe Verluste. — Der Kriegsbericht erstatter de« „Regterung-boten" drahtet auS Mukden: Nach Mitteilungen au« chinesischer Quell« ist eine Umgehung der linken Flanke der Ruffen durch die Japaner im Gange. — Zu den Kämpfen vor Port Arthur ist die Meldung zu verzeichnen, daß die Japaner die Fort» „Karopatktn" und „Erlungschan", sowie dir Batterien L, 0 und ? eroberten, jedoch schließlich das Fort „Erlungfchan" wieder verloren. Der Pariser „Matin" berichtet au» Petersburg, die Japaner hätten am Freitag Port Arthur gleichzeitig von drei Seiten heftig angegriffen, welcher Tesamtangriff von den Ge schwadern der Admiräle Togo und Kamumura unterstützt worden sei. Ja Petersburg herrsche lebhafte Besorgnis wegen de» AuSgange» diese» Angriffe«. — Urbrtgen« ist in Port Arthur die Cholera auSgrbrochen. Zwar waren bi» zum 19. September nur wenige Fälle zu verzeichnen, doch wurde ein Umsichgreifen dieser Krankheit befürchtet. Petersburg, 23 Sept. Der Generalstab erhielt nunmehr eine genaue Liste der Verluste bet Ltaujang; dieselbe beziffert sich auf 1810 Mann tot, 10 812 Mann verwundet, 84 Offiziere tot, 252 verwundet. 3 Generale wurden ver wundet, 2 fielen. London, 24 Sept. „DailyChronicle" meldet auS Liaujang vom 20.: Es ist Kälte und Regen wetter eingetreten. Die japanischen Truppen haben keine Pelze und leiden sehr unter der Witterung. Die Verluste der Japaner vom 25. August bis 4. Sept, werden amtlich aus 21000 Mann angegeben. Petersburg, 25. September. Wie General Sacharow dem Generalstabe vom gestrigen Datum meldet, trat am 24. Septbr. bei der Armee keine Veränderung rin. Petersburg, 25. Septbr. Ein Telegramm Kuropatkin'S von gestern besagt: Vor einigen Tagen trat plötzlich Kälte ein. Dir Temperatur fiel nachts bis auf 1° Wärme. Seit gestern ist es wieder milder geworden. Der Gesundheits zustand der Truppen ist gut. Port Said, 25. Sept. „SmolenSk" und „Petersburg" sind in See gegangen. -Als Be stimmungsort wird Libau angegeben. Die Schiffe erhielten die Erlaubnis, Proviant und Kohlen, und zwar „Smolensk" 350 Tonnen, „Peters burg" 100 Tonnen, zu nehmen. Sachsen. Dresden, 25. Septbr. Se. Majestät der König hat in der Nacht zum Sonnabend mehrere Stunden ruhig geschlafen. Der Katarrh ist nur auf die oberen Lustwege beschränkt und löst sich. Die Nahrungsaufnahme ist befriedigend. Fieber ist nicht vorhanden. Dresden, 24. Sept. In Rücksicht auf den gegenwärtigen ErkältungSzustand Sr. Majestät drS Königs, der zu Besorgnissen keine Veranlassung gibt, aber besondere Schonung noch weiterhin und auch tagsüber Bettruhe erfordert, muß der König zu seinem Bedauern auf den sür nächste Woche in Aussicht genommenen Empfang Sr. Köntgl. Hoheit de» Prinzen Ludwig von Bayern zurzeit verzichten. Dresden, 25. Septbr. Dir in auswärtigen Blättern verbreitete Meldung, daß der Zustand Sr. Majestät des Königs bedrohlich fei, ist un richtig. Der König hat eine gute Nacht gehabt; sein Zustand ist zufriedenstellend. ^V. Bischofswerda. Nach Mitteilung drS Schriftführers des ZrntralveretnS der Gustav Adolf-Stiftung zählt der Gustav Adolf-Verein z. Z. 45 Hauptvereine, 1957 Zweig- und 641 Frauenverrtne. Die Ausgaben sür Unterstützungen betrugen t. I. 1903 im ganzen 1 629 677,47 Mk. Davon wurden verwendet: 1) im deutschen Reich 818 768,12 Mk., 2) in Oesterreich 618 721,35 Mk., 3) in anderen Ländern 158 340,44 Mk., 4) für persünl. Unterstützungen 33 867,56 Mk. Da» Vermögen des TefamtveretnS beläuft sich auf 5179 292,60 Mk. * Bischofswerda. Es wird darauf auf merksam gemacht, daß von den Fernsprech-Tetl- nrhmerverzrtchnissen im Ober - PostdlrekttonSbezirk Dresden und in der preußischen und sächsischen Oberlausitz in nächster Zeit Neuausgaben veran staltet werden. Arnderungrn in den Eintragungen, die Berücksichtigung finden tollen, sind spätesten« bi« zum 15. Oktober schriftlich zur Kenntnis der Ober-Postdtrektion in Dresden zu bringen. Bischofswerda, 24. September. Die MtchaeltSserien haben gestern in den höheren Schulen begonnen und nahmen heute in den Volks schulen ihren Anfang. Da« bi» vor kurzem freund lich« Sommerwetter hat sich freilich in «in kühle» Herbstwetter umgewandelt, da» aber zu fröhlich« Wanderung noch recht wohl -u benutz«,