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d.r mir traurig g-s.nklem Auge fett: Ihr werdet unr nun wohl verlassen? Noch nicht sogleich, sagte Roderich, liebevoll ihre Hand fassend, und wenn nun die Stunde kommt, wo ich meine tbeure Ella Heimführe, dann vielleicht, liebe Eordula, würde Ih nen Ihr Vaier gestatten, uns zu begleiten und ei nige Zeit bei uns zu bleiben? Nein, rief Cordula, rummer verlaß ich den Vater, nicht um das höchste Glück der Erde; ec kann mich nicht missen; nein, meine lieben Freunde, ich b-eibe hier, und wünsch« auch nichts weiter, als das trübe Leben meines Va terS zu verschönen. Gott verhüte nur, daß der un ruhige Geist, der ihn früher getrieben hat, wieder in ihm erwacke! Ach, ich fürchte «S jetzt manchmal, er spricht oft so wunderlich, als wolle er bald diese liebe, schöne, stille Gegend verlassen. Du er ¬ schreckst mich, unterbrach sie Ella; v, Dein Vater wird das nicht thun! So hak Ihr Vater, fragte Roderich, wohl früher eine unsiäte Lebensweise gc> führt, ivie ich aus Ihren Worten schließe? Ach, antwortete Cordula, ich weiß davon wenig, ich war zu der Zeit noch zu sehr Kind, aber daS weiß ich aus seinen eigenen Worten, daß er früher oft seinen Wohnort wechselte, viele Lander und Städte sah, und nur hier Ruhe fand, weil unser Dorf so adgeschlessen v»n der Welk, so still und freundlich ist; er liebk nicht die Berührung mit den Menschen aber seit Kurzem ist e« anders mik ihm; ich fürchte, ec wird nichr lange mehr hier bleiben. Stephan kam, und durch ihn gewann daS Gespräch eine an dere Wendung. Der heitere junge Mann veibreitele < stets Munterkeit um sich her, so auch dieses Mal, selbst Eordula sing an, die allgemeine Stimmung zu theiien. Nur Roderich war ernster als gewöhnlich. Et war, alt wenn er gegen einen Gedanken kämpfte, den er nicht bezwingen konnte, und seine Augen ruhten oft m l einem Ausdruck von Bangigkeit auf seiner Mutte". So blieb eS noch mehre Tage. Da kam der Tag, der Stephan und Bertha am Altar vereinigen sollte. Es «ar in der Mitte des Septembers. Noch prangte die Gegend in ihrem vollen Schmuck, aber die Luft war nicht mehr heiß, und vom See herüber wehte zuweilen schon ein herbstlicher Wind. Hier und da singen die Bäume an sich zu färben, und einige dürre Blätter schwammen schon auf dem Wasserspie gel, in den der reine blaue Himmel mit den golde nen Wolken sich doppelt schön malte. Das Pfarr. haut war festlich geschmückt. Die Gäste waren ver sammelt. Bertha war in ihrem weißen Brautkleide und dem frischen Myrlhe-.kranz schöner, alt man sie je gesehen. Alles alhmcte Glück und Freude. Auch Cordula halte von ihrem Vater Erlaubniß bekom« men, die Hochzeltseinladung anzunehmen. Zm ein- f«chen Kleide^ einen Kranz von natürlichen Herbst blumen durch die dunkeln Locken geschlungen, mit etwa» blassem Gesicht, aber mild und freundlich er schien sie im Hochzeitehause. Frau Birker sprach we nig, aber ihre Augen waren unverwandt auf ihren Sohn und Ella gerichtet, an deren Glück sie sich zu weiden schien. Jetzt begann das Geläut der Glocken, die zum Gotteshause riefen. Der Hoch- zeitSzug setzte sich in Bewegung. Die Jungfrauen des Dorfe« hatten die kleine hölzerne Kirche mik Kränzen behangen und mit Blumen bestreut. Der Pfarrer harrte am Altar. Die feierliche Handlung begann und endete; das junge Paar war durch die heilige Weihe vereint. Eben nahmen Alle ihre Sitze wieder ciü, um das letzte Lied zu singen, da trat eine unerwartete Erscheinung hinter einem der hölzernen Pfeiler hervor. Er war der Alte aus dem einsamen Hause. Alle erschraken, denn seine eingefallenen Augen sprühten e ne unheimliche Glulh, und ein fast dämonisches Grinsen verzerrte seine Züge. Wild blickte er im Kreise umher, dann haf tete sein Blick auf Frau Birker, und wilder ward der Ausdruck in seinem Gesicht. Plötzlich trat er dicht vor sie hin und rief: Emerrnzia! kennst Du Deinen bösen Engel noch? Frau Birkei schauderte zusammen, sprang auf, als wollte sie entfliehen, aber mit einem gellenden Schrei sank sie zu Boden. Al les eilte zu ihr, die Bestürzung war groß und all gemein. Nur Roderich blickte nicht nach seiner Mutter, er Halle den schrecklichen Alten ins Auge gefaßt. Ungeheuer, rief er, so trägt Dich die Erd« noch, und Deine Rache kann sich nicht sättigen! Er ergriff den Alten mit seinen kräftigen Armen, und hätte ihn vielleicht gegen die Hvlzwand zerschmettert, wenn nicht einige der Anwesenden ihn zurückgerissen und den alten Mann aus seinen Händen befreit hätten. Kaum war dies geschehen, so drang ein fürchterlicher Schrei durch die Kirche. Roderichs Mutter stieß ihn aus; ihr Wahnsinn war zurückgekehrt. Wild sprang sie in die Höhe; alles von sich stvßend, bahnte sie sich einen Weg durch die sie umgebende Menge, Niemand konnte sie aufhaltrn. Mit Blitzesschnelle eilte sie der Sacristei zu, riß dieLhür auf, dann eine zweite, di« zu dem Thurme Hinavssühtte. Unauf haltsam flog sie di« krumme Treppe hinauf, daß di«