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worden sei, lauerte er hinter der Thür und nach einer kalben Stunde kam, wie gesagt, unser Meister Flink und ehe er noch Zeil halte sein eigenes Kind hinzulegen, halte er schon das fremde in se nea Ar men und der Kaufmann schmetterte ihm die Thür vor der Nase zu. Wie versteinert stand er anfäng lich da. Was sollte er nun thun? Sollte er etwa das fremde Kind weqwerfen, oder gar am ersten Stein zerschnitte n? Nein, dazu dachte er zu christlich. Unter jedem Aren ein Kmd kehrte er zu seiner Wohnung zurück, und ist auf seinem Heimwege sogar noch bessern Mvlhes, als er war, da ec in der be wussten Absicht von Hause wegging. Unterdessen b.netzte Huchen, besorgt über ihren Mann und den Säugling, ihr Bette mit Thränen, berente rs schmerz lich, ein^ewilUot zu habe», und flehte zu Golt, daß er dem Kaufmann Mitlc den und Garmherzigk. l gegen das anne Würmlein ins Herz geben möchte. Mitten in dem Kummer öffnet sich die Slubenthür und ihr Mann tritt herein. Auf die Frage, wie es gegangen si? wa^t er's kaum zu antworten, daß er für eines zwei Kinder bringe. So, hast Du unser Bublein wieder? Gott Lob und Dank! rief Eochen hoch erfreut. Gieb mir's her, daß ich's herze. War'» mir doch vor, als ich's hingab und sagte: „Du bist mein und bleibst mein! Ja, Du sollst mein bleiben, so lang Gott will!" — Du freust Dich wohl, liebes Evchen, daß Du Dein Büblein wieder hast, sagte der Mann; aber woher nehmen wir Brod's genug für unsere neun eigenen und für das zehnte fremde Kmd? Dec gute* Mann fahr den Enge!, den Golt zu seiner Rettung aus der Nolh gesandt halte, nicht, und doch war cr ganz in der Näh«. Der Frau ahnte etwas davon; denn mit einer Zuversicht, als wenn es ihnen gar nicht fehlen könnte, spracht sie dem verzagten Manne Trost in's Herz mir den Worten: Der den Wurm im Staube nährt Und verlaß««« Raben Reichlich Unterhalt gewährt. Wird Dir seine Gaden Nicht entzieh«. Hoss' auf ihn! Er läßt nie die Seinen Lange trostlos weinen. Nicht lange weinten diese guten Leute trostlos. Eben wickelte Flink das fremde Kind auf, um nach dem Geschlecht zu sehen — eS war ein Büblein — al- er zu dessen Füßen ein Päcklein Geld mit lOO Thalern und einen Brief an den Kaufmann fand, dem man e» vor die Thür gelegt batte, worin stand, „daß man m der Hoffnung einer mitleidigen Auf nahme und sorgsamen Pflege ihm das Kindlein hin- geiegt babe. Er solle Vatertrcue an chm beweisen und erhalte vorläufig zur Erkenntlichkeit lOO Tblr., und könne jährlich in einer benachbarten Stadt eben so viel bei einem Kaufmann als Kostgeld für das Kind erheben." M l Freudenlhränen in den Augen bittet Hlmk seine Frau, noch einmal den vorigen schönen Vers zu sagen. Sie lbats, und als sie au die Worte kam, „wird dir seine Gabe mckr eniri-hn" zeigte Flink das ealü.ckle Geld mit den Werken da sind schon diese Gadea, da ist schv" der kleine fremde Engel, dcn uns Gott gesandt hat, daß ec unS für unse.e Knrder sorgen helfe. Aber das Kmd und das Geck waren an den Kaufmann adressirt, und diese, erfuhr es nicht sobald, al» er sogleich auf das fremde llmd Ansprüche mach te, um Barmherzigkeit an ihm üben zu können, tze war auch ein gar barmherziger Mann; nur war er der Mearung, „umsonst ist dcr Tod und für roo Thir. lasse sich's schon ein Jabc lang gegen ein kleines Erschöpf barmherzig .sein." Meister Flink behauptete, der Kaufmann labe >bm da» Kind nut iem Geld abgetreten, und sogar auf eine sehr grobe Art aufgedrungen. Vor Gericht verlor der Schuster, und schon sollte das Kind sammt dem Gelbe dein Kaufmann« verabfolgt werden, als ein Schreiben vom Valer de» KrndeS an die Obrigkeit kam, des Inhalts: „Man habe sich in dem Kaufmann« geirrt und nickt geglaubt, daß er so hark sein würde. Der arme Schuster, dec zu seinen vielen Kindern auch noch das fremde genommen und sich erbarmt häkle, sollte Pflegevater des Kindes bleiben, und weil ec »in armer Mann wäre, zu 10L Thalern noch jähr lich 50 Tbal.c werter haben. Dec geneigte Leser wird sich M't mir freuen, daß die Sache am End« eine so günstige Wendung für den armen Schuster nahm. Das Kindlein wuch» und wurde mit treuer Liebe von seinen Pflc« geeltern zu einem guten Menschen erzegen und Mei- ster Flink halte sein gutes Luskommea und wurde ein wohlhabender Mann. — So kommt Gott, eh' wir» uns veiseh'n und lasset uns viel Guk's gescheh'n.