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währt, häufig vvn Fremden besucht zu werde» pflegt. Stadt uud Laud, Jung uud Alt, Ernst und Heiter, Alles war hier iu dem Bewußtsein der Kameradschaft vereinigt uud Jeder mußte sich selbst sagen, daß eine Bvlkswchr, in welcher «der Geist der Einigkeit und der Ordnung herrscht, eine beruhigende Bürgschaft gegen alle anarchischen Ge lüste Einzelner in sich enthalte. Möge dieser brü derliche Geist, welcher die Compagnien unter sich uud Alle mit ihrem verdienstvollen Commandanten verbindet, ferner der Meißner Communalzarde bleiben und ini ganzen Lande die Bewaffnung des Volkes mit dem Ernste und Eifer, welcher der Sache ge bührt, angegriffen und fortgesetzt werden. Der Schuster Flink. Schafft Gott den Hasen, so schafft er auch den Rasen. — Mit diesem Sprichwort wollte ein Pfarrer einen Vater beruhigen, der ihm die Nieder kunft seiner Frau mit Zwckmgen anzeigte und über den allzureichen Segen bekümmert war. Ich wollte das wohl glauben, antwortete der Mann, wenn nur die Kinder auch Gras äßen, wie die Hasen. Wer hatte Recht, dieser verzagte Mann, oder der Pfarrer? Es bleibt dabei, der Pfarrer hatte Recht und ich könnte dieses mit vielen Geschichten beweisen, will aber nur eine einzige ansühren vom armen Schuster Flin k. Dieser lebte in einem kleinen Städtchen und ernährte ohne eignes Vermögen, blvs von seiner Hände Verdienst, seine Familie von sieben Kindern. Ihm kam seine geschäftige Frau Eva trefflich zu Hülfe und so fanden sie bei ihrem vereinigten regel- mäßigen Fleiße immer ihr nöthigcs Auskvmmen; aber am Ende des Jahres hatten sie doch keinen Ueberschuß; daher konnten sie keinen weitern Kost gänger brauchen, und doch kündigte eines Tages da- gute Evchen mit betrübtem Herzen ihrem Manne ihre abermalige Schwangerschaft mit dem achten Kinde an. Meiller Flink sann hin und her, um neue Nahrungsquellen zu entdecken, aber er fand keine. Endlich kam er auf den Gedanken, einem kinderlosen Kaufmann des Städtchens das zu hof fende Kind vor die Tkür zu legen, und theilte die ses Vorhaben seiner Frau mit. Lange kämpfte das »ältliche Multerher; gegen diesin Vorschlag, aber durch das dringende Zureden ihres Mannes wurde sie enlhich dahin gebracht, ihre Einwilligung zu geben. Sie verbarg nun ihre Schwangerschaft und kam endlich nieder; allein wie batte sich da? gute Ekepaar »errechnet! Sie gebar Zwllnge, ein Knäblein und «in Mägdlein. Alle beide Kinder wollten sie doch den Kaufmann nicht aufhalsen, sondern eine« davon behalten, nur waren sie nicht einig, welches von beiden sie aussetzen wollten. Oie Frau wünschte das Büblein zu behalten, und auch dem Vater that eS wehe, dieses hinzugeben, denn eS war ein schöne- und feines Kmd; aber er meinte, das Knäblein würde eher eine willige Aufnahme und eine sorgfäl tige Verpflegung finden, da es bakd im Laden ge braucht werden könnte, und so wurde denn beschlossen, das Büblein abzugeben. Jetzt erst wurde die Hebamme berbcigerufen, nachdem man vorher das Knäblein versteckt hatte, und sie war froh, da- Mägdlein allbrreits an- Tages licht gefördert anzutreffen. In der nächsten Nacht zwischen 10 und 11 Uhr brachte der Vater das Knäblein der Mutter, daß es sich noch zum letzten Mal an ihre Brust laben könnte. Mit schmerzlicher Wehmuth und mit den Worten: „Lu bist doch mein und bleibst mein" — überließ die Mutter den holden Säugling dem Vater, dec ihn nun gut ein gehüllt unter seinen Mantel nahm und dem Haufe des Kaufmanns zueille. Alle« ist still, und er hörte nichts, als da« ängstliche Klopsen seines eigenen HerzenS. Ec ist am Hause und will d^s Kmd auf der obersten Treppe an der Thüre niederlegen; aber im nämlichen Augenblicke fliegen beide Thürflügel auf, und „Hab ich Dich, Du Spihbub!" donaeit ihm die Si.mme des Kaufmanns entgegen. „Willst Du Deinen Bankert auf der Stelle nehmen, oder soll ich Dich der Obrigkeit zur gerechten Bestrafung anzeigen?" Mit diesen Worten und unter vielen Flüchen giebl nun der Kaufmann dem armen Schu ster ein fremdes Kind, das eine halbe Stunde vorher, eh? Flink kam, jenem vor die Thür gelegt wordc-r war. Vcemulheid, daß der Eigeulhümec des Kindes nachseben würde, ob es ausgenommen