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kunft der Gesandten nicht ab, die Nachricht vom Sieze der dänischen Partei war ihnen vorausgc- eilt, von den Dänen war Alles zu befurchten, etwa? Entscheidendes mußte gethau werden; da man mit Gute nicht zu seinen« Rechte gelangen konnte, mußte man gewaltsam das Joch abschüt- teln, das lange den deutschen Nacken gedruckt hatte. Am 24. März constituirten sich Deseler, Graf Rcventlov, Prinz Friedrich von Augustenburg, Kaufmann Schmidt und Advokat Bremer als pro visorische Regierung und folgende Proelamation verkündete der Bürgerschaft die Selbständigkeit der deutschen Provinzen: „Mitbürger! Unser Herzog ist durch eine Volksbewegung in Kopenhagen gezwungen worden, seine bisherigen Rathgeber zu entlassen und eine feindliche Stellung gegen die Herzogthümcr einzu nehmen. Der Wille dcS Landesherrn ist nicht mehr frei und das Land ohne Regierung. Wir werden cs nicht dulden wollen, das deutsches Land dem Raube der Dänen preisgegeben werde. Große Gefahren erfordern große Entschließungen > zur Vcr- theidigung der Grenze, zur Aufrechthaltung der Ord nung bedarf es einer leitenden Behörde. Folgend der dringenden Nothwcndigkcit und gestützt aufdaü bisher uns bewiesene Vertrauen, haben wir, dem ergangenen Rufe folgend, vorläufig die Leitung der Regierung übernommen, welche wir zur Aufrechthaltung der Rechte des Landes und der Rechte unsers angestammten Herzogs in seinem Namen führen werden. Wir werdet« sofort die vereinigte Ständcvcrsaminlung berufen und die überuoiktmcnc Gewalt zurückgeben, sobald der Landesherr wiederum frei sein wird, oder von der Ständevcrsamiulung andere Personen mit der Leitung der Laudeöangelegcnhciten beauf tragt werden. Wir werden uns mit aller Kraft den EinhcitS- und Freiheitsbestrebungen Deutsch lands auschlicßcu. Wir fordern alle Wohlgesinn ten des Landes auf, sich uüt uns zu vereinigen. Laßt uns durch Festigkeit und Ordnung dem deut schen Vaterlande ein wäirdigcs Zeugniß des patrio tischen Geistes geben, der die Einwohner Schles wig-Holsteins erfüllt. Der abwesende Advokat Bremer wird aufgcfordcrt werden, der provisori schen Regierung beizutrctcn. Kiel, den 24. März 1848. Die provisorische Regierung. Bcseler, Friedrich Prinz zu Schleswig-Holstein, F. Nevcnt- low, Ni. T. Schmidt." Bürger und Militär, mit Ausnah,ne einiger Offiziere, begrüßten: ihre neue Negierung mit inni ger Freude, nirgends stieß dieselbe auf Widersetz lichkeiten, die Festung Rendsburg ließ sich gutwil lig überrumpeln — der beabsichtigte Ueberfall der Dänen, der sicher die abscheulichsten Greuelscencu im Gefolge gehabt hätte, war vereitelt, denn man hätte die Deutschen gerüstet und vorbereitet gefun den. So konnte es denn nicht anders kommen, als daß ein förmlicher Krieg den Zwiespalt ent scheidet, der fetzt seinem Ende nahe zu gehe» scheint. Eines der schmerzlichsten Ereignisse in diesem Kriege, der leider schon viele Opfer gekostet hat, «var der Hcldenkampf des Kieler Studentcncorps bei Bau-Flensburg. (S. d. Abbildung.) Am 9. April früh standen die Freieorps theils in der Nähe von Flensburg, theils gegen die bei Holms gelandeten Dänen bei Glücksburg. Der dänische Angriff erfolgte zunächst in der Linie um Flensburg. Das 5. Jägercorps mit den Kieler Studenten und Turnern stand an dem Hafen bei Krusan und bildete den rechten Flügel. Das Cen- trnm bei Bar« bildeten die Jufantcricbataillons, der linke Flügel bestand fast nur aus Freiwilligen unter Bracklow und Rantzau und staud in der Gegend von Handewik. Diese Truppe«« waren aber unter dem Oberbefehl des Brigadegenerals v. Krohn. Die Dänen griffen zuerst morgens zeitig bei Bau au, mit überlegenen Streitkräften, na mentlich starker Artillerie. Uebcrall mußten trotz der tapfersten Gegenwehr, die Deutschen der Ilcbcr- macht weichen. Am verderblichsten war der Kampf bei Krusan, wo die Freieorps um Mittag zwischen das Feuer der im Flensburger Hafen erschienenen Kriegsschiffe und der von Norden andräugendeu dänischen Scharfschützen geriethen. Als das Ba taillon endlich der Uebermacht weichen mußte, fan den sie leider Flensburg, wohin sie sich hätten zu- rückzieheu können, vci« den Dänen schon besetzt. Nur wenige einzelne Trupps entgingen den« Tode> oder der Gefangenschaft. Die Offiziere der Jäger und der Studenten wurden fast Alle verwundet oder starben den Tod fürs Vaterland. Unter den gefallenen Studenten waren die Söhne der ange sehensten Familien in Schleswig-Holstein. Was nicht von den Kartätschenschüssen der Dänen ge troffen ward, siel in die Hände der Dänen und wurde auf ihre Schiffe geschleppt. DaS Studcn- lencorps war ungefähr 150, das Turncreorps etwa 100 Mann stark, eine edle von Vaterlandsliebe begeisterte Schaar. Ein Schrei des Zorns und der Klage durchscholl ganz Deutschland bei dieser