Volltext Seite (XML)
tutionelle Verfassung, welche beiden Parteien gerecht war, nicht mehr gut gedacht werden konnte. Es konnte nicht fehlen, daß der von seinem Sohne, Friedrich II., gegebene Berfassungsentwurf die ent schiedenste Mißbilligung von beiden Thrilen erhielt, die Dünen anspornte, die Stimmung des König« durch Adressen für ihre Sache zu gewinnen und die Deutschen vorsichtig und ängstlich machte. „Nun haben wir mit allen Opfern," sagten die Schleswig-Holsteiner, „welche der ernste, be sonnene, alle Grenzen innchaltcndc Widerstand gegen unangemessene Anforderungen und sogar gegen den höhnenden Schimpf des kleinen Insel volkes fordert, mit allen Ketten und Banden, welche uns die unselige Fessel der Censur aufcrlegt, mit macht- nnd rechtlosen Ständen, ohne Haupt stadt und Mittelpunkt, seit mehr als zehn Jahren gegen den Norden und den Danismus gekämpft, unsere Stände haben im denkwürdigen Jahre 1844 im Namen des Volkes erklärt, daß der Manns stamm in den Herzogtümern herrscht, daß die Herzogtümer eine staatsrechtliche Einheit und Selbständigkeit bilden, und daß sic immer und immer und unermüdet bitten und anlicgcn würden, daß man die Bedingungen erfülle, unter denen der König von Dänemark vor nunmehr vierhundert Jahren durch den bloßen guten Willen der Her zogtümer Herzog zu Schleswig und Holstein ge worden ist; das Volk hat in fünf nnd sicbcnzig Adressen den Ständen seine Bcistimmung ausge sprochen, und kein Mann, der einen Namen trägt diesseits der Elbe, fehlte damals mit seiner Unter schrift, zwei Jahre später haben die Stände den offenen Brief seinem Inhalte nach vernichtet, und die Wissenschaft hat ihn in seiner Verkehrtheit nachgcwicscn; der König stirbt, ein ncncr Erbe sitzt auf seinem Throne, und das Land hofft nun die freie und hochherzige Anerkennung des Einzigen, was noch die Gcsammtmonarchic erhalten, was sic allein für alle Zukunft neu begründen kann — und statt dessen soll eine Verfassung gegeben wer den, die nie etwas Anderes werden kann und werden wird, als eine verfassungmäßigc Inkorpo ration der Hcrzogthümcr in die dänische Nationali tät! Wir sollten auf diese Weise »ns selber, unserm eigenen Rechte, nnscrn^igcncn Hoffnungen, wir sollten dem großen deutschen Vaterlandc, dem ein zigen , das uns treu und fest in unseren Gefahren zur Seite gestanden, verloren gehen? Wir sollten eine gesetzgebende und verwaltende Versammlung anerkennen, in der unter jeder Form die Deutschen die verfassungsmäßige Minorität bilden würden, und somit ein Spielball in den Händen der däni schen Seite werden? Eine Berathung über eine dänische Constitution anircten, welche nicht das absolute Grundgesetz unseres ganzen Rechtes, unsere deutsche Selbständigkeit anerkennt? Ist das einem Volke zuzumnthcn, das noch eben seine Ehre dem deutschen Namen verpfändet hat, daß es den Posten, den Gott ihm tu der Entwickelung dcS hohen deut schen Lebens angewiesen, wohl zu wahren wissen werde? Es wird nicht geschehen." Der Einfluß der dänischen Partei in Kopen hagen wurde immer sichtbarer, die Maßregeln der Regierung in den Hcrzogthümern bekundeten immer mehr, daß man, weit entfernt die Rechte der Deut schen anzucrkcnncn, nur darauf bedacht war, diese Länder immer mehr 'zu danisircn. Dahin gehört u. A. die Verordnung, daß das Militair alle Jahre die Garnison wechseln solle, wodurch die Deutschen regelmäßig in Dänemark Dienste thnn mußten, was bis jetzt blos in außerordentlichen Fällen vor gekommen, die Dänen dagegen in die deutschen Herzogthnmer stationirt wurden. Die Haderslcbc- ucr deutsche Gelehrtcuschulc wurde in eine dänische umgcwandclt, vier deutsche Lehrer ihrer Stelle ent setzt und dafür vier dänische eingesetzt. Das schreiendste Unrecht aber war, daß ein Gesetz erlassen wurde, welches die Annahme dänischer Bankzcttel an den öffentlichen Kassen der Hcrzogthümcr verschrieb, nachdem man diese ihrer Landesmünzc beraubt hatte, um die dänische Nationalbank zu bereichern, an deren Vorthcilen die deutschen Provinzen keinen Authcil haben konnten. Trotz dieser Ucbcrgriffe, trotz dieser offenbaren Bedrückung und Zurücksetzung setzte inan doch Len dänischen Erlassen keinen offenen Widerstand ent gegen, sondern schritt sogar zu der Wahl der er fahrenen Männer, welche die Verfassung bcrathcn sollten, obgleich man mit Sicherheit annchmcn konnte, Laß-tdic deutschen Thcilc in der Minorität bleiben würden, da die Dänen die Hälfte aller Stimmen, der König aber für die deutschen Herzogtümer sich die Wahl von acht Abgeordneten Vorbehalten hatte, die er sicher aus Nordschleswig, daß viele Dänisch- gcsinutc aufweiscu kann, sich aussuchen würde. Auch hier offenbarte sich der deutsche Eharacter; mag der Druck noch so fühlbar, die Ungerechtigkeit noch so himmelschreiend sein, der Deutsche protestirt und protestirt, ist zufrieden, wenn man seine Protestatio-