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nen in kritischen Fällen nicht- Bessere- thun, al- glauben. Während diese- Hin- und Herreden- gerieth aber di« junge Schöne von Manchester in die äu ßerste Wuth. Sie überhäufte ihren Reisegefährten, mir bitteren Dorwürfen: „O der Schändlichkeit! mich so zu hintergehen!" rief sie. „WaS soll ich anfangen? Wie kann ich es wagen, meiner Fami lie wieder unter die Augen zu treten? Ich bin ohne Rettung verloren; allein, fern von meinem Dater- lande," fuhr sie unter einem Strome von Thränen fort, ,,wer wird mich beschützen?" „Ich werde e<!" rief Herr Barton, der Gar- deofficier, dessen wir bereit- erwähnt haben und wel cher nicht ohne Rührung und Staunen den Schmerz und die Schönheit des jungen Mädchen- anzusehen vermochte. „Ich biete Ihnen Herz und Hand! Nehmen Sie sie furchtlo- hin, al- da- Geschenk eine-ritterlichen Manne«: die Uniform die ich trage, bürgt Ihnen für mein Wort." Auch Elisa halte ihrerseil- mitten unter Thrä- nen mit der angenehmsten Ueberraschung die elegante Tournür« und da- vortheilhasle Aeußere de- engli schen Officier« bemerkt und fühlte sich bald zu seinen Gunsten gestimmt. Ihre Lage war übrigen« sehr bedenklich; die Zeit verstrich; manche erfahrene Dame hält« unter gleichen Umständen eben so gehandelt, wir da« jung« Mädchen, da« nach «inigkM Zaudern d«n Schutz de- Herrn Barton errilhend arnnahm. D«r Schmied, welcher sich auf zw«i Trauungen Hoffnung gemacht hatte, und nun befürchtete, nicht einmal ein« vornehmen zu können, ging schnell an- Werk und vermählte di« beiden Liebenden in aller kanonischen Form. Die beiden Paare, mit ihrer neuen Lage voll, kommen zufrieden, verfügten sich in da« Wirrhshau- „zum Panther",- wo sie sehr freundlich von Miß Snap ausgenommen wurden, die schon Alle- wußte, waS in der Schmiede vorgegangen und daher von Zeit zu Zeit Augen und Hände staunend gen Himmel erhob. Ein herrliches Abendessen und gute Betten standen bereit; denn Mistreß Snap war eine besorgte Wirthin und hielt auf Ordnung in ihrem Geschäfte. Alle wäre« sehr vergnügt und man bemerkte am ander» Mor gen in den Augen der Madame Barton keine Spur mehr von Thränen, die sie geweint. . Hier schließt da« Journal als Woles, der „Onk- Iiarntvn's Ilerslck^" dem wir die Erzählung ent nommen. Die abenteuerlich« Geschichte könnte, je nachdem man sie von dieser oder jener Seite auffaßtr, den Stoff zu einem ernsten Drama oder kinem Hei lern Baudeville liefern. Mögen die, welche sich zu dramatischen Dichtungen berufen fühlen, den Schmied von Gretna-Green nachahmen und da- Eisen schmie den, da es noch heiß ist. Der passendste Titel de- Melodrama « oder de- *Daudeville's würde wohl sein: „Da« Spiel der Liebe und de- Zufall«." Die Arbeiterinnen in England.» Dem Parlament in London ist vor Kurzem ein Bericht vorgelegt worden, der gewiß auch unsere Leser in hohem Grad« interessirt; denn er zeigt im grellsten Lichte, wie viele Opfer die Mode erfordert und wie viele blühende Leben zu Grunde gehen müs- sen, damit die vornehmen Damen immer schnell den Boeschriflen der Fashionen folgen können. Es giebt in London fünfzehntausend Putzma cherinnen, und der erwähnte Bericht weiset nach, daß sich dieselben in weit schrecklicherer Lage befinden, al- die Negersklaven. Während der Saison (d. h. i« London vom April bi- August) müssen diese Mäd chen täglich achtzehn Stunden arbeiten; oftmai« be finden sich fünfzig in einem Zimmer. Sie wohnen meist bei ihren Arbeitgebern und in einem Hause mußten fünf in einem Bette schlafen. Ihre Nahrung be steht meist in Thee, Brod und Butler. Nicht selten kommt es vor, daß diese armen Mädchen dir ganz» Nacht hindurch arbeiten müssen; eine erzählte, daß sie bei dem Beginn der Landestrauer um W lhelm I V. von Donnerstag früh bi- Sonntag Abend unaus gesetzt gearbeitet und nicht geschlafen hätte. Al- sie Sonntag endlich zu Bette ging, konnte sie vor Auf regung nicht schlafen. Eine ander« erzählte, daß fle drei Monate lang täglich zwanzig Stunden gearbei tet habe, und gab an, daß, wenn die Königin ein große- Fest geb« oder bei ähnlichen Ge.'egenheiten, solche Fälle häufig vorkämen. So erklärt den« auch ein Arzt, daß nirgend- Menschen so viel und so angestrengt arbeiten al« Putzmacherinnen untz