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Gesinnung bewährt hat. Der heutige Tag ist «in großer, unvergeßlicher, entscheidender. Ich trage Farben, die nicht mem sind, aber ich will damit Nichts usuipiren, ich will keine Krone, keine Herr schaft, ich will Deutschlands Freiheit, Deutschlands Emiren, ich will Ordnung,' das schwöie ich zu Golt. Ich bade nur qetkan, was in der deutschen Gelchich.'e schon oft geschri en ist, daß mächtige Für» sten und Herzöge sich an die Spitz« des ganzen Volkes gestellt haben, und ich glaube, daß die Her zen der Fürsten mir entqegenschlagen, und der Wille des Volkes mich unterstützen werde. Merken Sie sich das, meine Herren, schreiben Sie es auf, daß ich nichts ulurpjren, nichts will als deutsche Einheit und Freiheit." In einem Schreiben an die deutsche Nation «»schien der Wille des Königs nochmals mit der Versicherung, daß er die Leitung der Verhältnisse für die Lage der Gefahr übernehme, und durch den zu- sammenzuberufenden Landtag wollte er den deutschen Völkern Gelegenheit geben, ein einiges Organ sich zu bilden, u. s. w. Alle diese Versicherungen haben aber in Preu ßen und im übrigen Deutschland nicht den gewünsch ten Anklang gefunden. So sehr das allgemeine Gefühl der besonnenen Deutschen dafür spricht, daß nur dann die deutsche Einheit möglich sei, wenn sie von einer starken Hand vermittelt wird, so wenig mochte man an der Donau und <im Rheine etwas davon wissen, daß der König von Preußen diese Hand dacbiete. Ebenso herrschen noch in Preußen selbst gegen die neue Regierung argwöhnische Stim mungen, und es fehlt ihr daher an Kraft und An sehen. Was unter diesen Umständen noch in Preu ßen zu befürchten steht, ist ebenso wenig vorauszuse- hen, als was im übrigen Deutschland sich noch gestalten mag. Den 22. Nachdem der Kampf in der Stadt beendigt war und die Truvpen auf den Wunsch beS Volkes die' Stadt verlassen hatten, entschloß sich endlich der Kömg, die ausgedehntesten Eoncessivnen zu machen, vorzüglich durch das Versprechen, dem zusammenzurufenden vereinigten Landtage Vorschläge über folgende Punkt: vorzulegen: l) über Sicher stellung der persönlichen Freiheit; 2) über freies Vereinigungs- und Versammlungsrecht; 3) über eine allgemeine Bürgerwehrverfassung mit freier Wahl der Führer; 4) über Verantwortlichkeit der Minister; 5) über Einfudrung von Schwurgerichten in Straf sachen, namentlich für alle politischen und Preßver gehen; 6) über Unabhängigkeit des RichterstandeS; 7) über Aushebung des eximirten Gerichtsstandes, der Patrimonialgerichtsbarkeit und der Domainen- Polizeigewalt. An diesem Tage sand da« feierliche Leichenbe- gängniß der in dem Kampfe Gefallenen statt. Es war eine kleine Sühne für die großen Opfer, die gebracht worden waren; daß es aber nicht das Blut der Bürger war, welches sich die neue Freiheit er kauft, beweist am Besten die Liste der Tobten, welch» unter gräßlich schönem Gepränge zur Ruhe bestattet wurden. Es waren meistens Leute, welche dem Arbeiter - und Gescllenstande angehörten. Erzherzog Johann. (Mit Abbildung.) Erzherzog Johann ist der sechste Sohn des Kaisers Leopold //., geb. am 20. Januar 1782 zu Florenz, der Oheim des jetzigen Kaisers von Oesterreich. Seine Jugend, widmete er vorzüglich dem Studium der Geschichte und KrieKswissenschas- ten. Schon in seinem 18. Jahre (1800) wurde er an die Spitze des Heeres gestellt, allein wie Oester reichs Fcldherrn stets durch die schleppende Staats maschine in ihren Bewegungen gehemmt wurden, so erging es auch ihm und er vermochte nicht, trotz des mehrfach bewiesenen persönlichen Muthcs, Lorbeeren einznerntcn. Nach dem Frieden von Lnncvillc wurde Johann zum Gcncraldircctor Les Fortisiea- tionSwescns und Gcniecorps und zum Direktor der Jngenieuracadcmie in Wiencrisch-Neustadt erhoben. Kurze Zeit darauf, im Jahre 1805, brach der Krieg von Neuem aus und Johann eilte »ach Tyrol, organisirte dort die Landesvertheidignng, schlug die Baiern beim Passe Strub, mußte aber standhaft kämpfend dem allgemeinen Unglück weichen. Nach dem Frieden von Preßburg, wendete sich der Erz herzog abermals dem wissenschaftlichen Stillleben Meißner Kalender G.