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Familie. Die Herzogin aber, in Begleitung ihrer beiden Söhne, begab sich zu Fuß in das SiändehauS rind trat in den Saal, wo ungefähr 300 Deputate versammelt waren. Dupin kündigte der Kammer Ludwig Philipps Abdankung an. Während sämmt-. liche Deputirte Ludwig Philipp und die Regentin leben ließen, r efen schon mehrere Stimmen von der Tribüne herab: „Es ist eine Eomödie! Es ist zu spät." Abgeordneter Cremieux verlangte von der Rednerbükne herab die Einsetzung einer provisorischen Regentschaft. Während dagegen der einrretende O. Darrot nur die Regentschaft al« Beruhigungsmiltel verlangte, ward plötzlich von Frauen auf den Tri.bü- nen eine dreifarbig« Fahne entfaltet, und plötzlich füllten sich die Tribünen und Kammer mit bewaff neten Blousenmännern. Unter ihrem Schutze betrat Ledrü-Rellin die Rednerbühne und begehrte d'e Nie- dersetzung einer provisorischen Regierung, was Lamar tine nach ihm ebenfalls tkat, als die Bewaffneten auf die Volksvertreter anschlugen. Auf dem Stabil aase ward die provisorische Regierung wirklich nicdergesetzl. Sie bestand aus Arago, Ledcü-Rollin, Marie, Dupont de l'Eur», Lamartine (sämmtlich Mitglieder dorDeputirtenkammer), den beiden Zeitungsredacteuren Marrast und Flocon und dem Arbeiter Albert. Ihrer Einsetzung folgt« die Proklamation dec Republik. Hiernach soll künftig jeder' Bürger in Frankreich wählbar sein für den Landtag, wenn er nur mündig ist, und daS Wahlrecht besitzen; Jeder ist Nationalgardist. Ab solute Gedanken- und Preßfreiheit, da« Recht zu jeder politischen und industriellen Association für Alle, Aufhebung der Pairs- und Oeputirlenkammer und vor allem die Souverainetät deS Volkes sind Haupt punkte in der neuen Verfassung. Jeder Versuch einer Restauration »er gefallenen Gewalten wurde sofort für Hochverrats» erklärt. Auch der Herzog von Nemours war mit der Herzogin von Orleans in der Deputirlenkammcr erschienen, allein seines Lebens nicht sicher, müßie^r fliehen, indem er seilte Uniform mit einem Eivilrock vertauschte, zu einem Fenster hinaussprang und zu Fuße nach Neuilly lief. Die Herzogin von Orleans rettete sich noch im Hof« in ein kleines Fuhrwerk mit ihrem ältesten Sohne, sie rettete sich in das Jnvalitenhaus. Unabhängigem!» zur Seite der Nationalgarde bildete sich am 25. in Paris eine Stadtgarde von 100,000 Mann. An sie, d. h. an da« bewaffnete Volk, erließ die provisorisch« Regierung, die außer den Genannten aus den Bürgern Louis Blanc und Recurt bestand, ein« der ersten Aktenstücke, nämlich die Aufforderung, sämmtlich unter den Waffen zu bleiben und sich nur besser zu organisiren. Die ersten Preklomationen kündigten der Nation den Umsturz de« Königthums und die Bildung einer provisorischen Regierung an, so wie die Ernennung der Minister, und forderten das Volk auf, sobald als möglich überall im Lande durch Abstimmung zunächst über die neue Staatsverfassung zu entschei den. Dupont de l'Eure war zum Präsident der provisorischen Regierung, Lamartine zum Minister des Auswärtigen und Arago zum Marine-Minister ernannt worden, sowie General Subervic zum Kriegs minister. Die nächst verfallende Million der Civil- liste ward von der Regierung den Arbeitern zuerkannt, zugleich allen Arbeitern Beschäftigung und Theilnahme am Arbeitergewinn garanlirt. Der Maire von Paris forderte alle Bürger auf, sich in die Nativ-' nalgarde einschreiben zu lassen; jeder Dieastthuende erhält vom Staate die Uniform gratis und tH Francs Gage Tag. „Nur noch zwei Tag« — hieß e« u. «. in einer Proklamation der provisorischen Re gierung vom ,26. — und der öffentliche Friede wird vollkommen wieder hergestelll sein. Nur noch zwei Tage und die Freiheit wird unerschütterlich gegründet sein. Nur noch zwei Tage und das Delk wird sseine Regierung haben." — Die Bank von Frank reich. zeichnete für die Verwundeten 100,000 Fr., Rothschild 50,000 Fr.,— Man sähe in den ersten Tagen nirgends einen Priester, viele verließen Pariß. Eine Nationalversammlung sollte alSbald berufe» werden, sobald die auf die öffentliche Ordnung b«. züglichen Maßregeln getroffen waren. — Die Cir> culation war schon am 26. Mittags in Paris wie der hergestellt und die Märkte waren gut versehen. Das große Fort d>* Mont Dal/cien war eist nach fünfstündiger Gegenwehr genommen worden. Aus den Tuilerien gedachte mm ein Jnvali- denhaus für alte Arbeiter zu machen. Die .Minister des Exkönig« Ludwig Philipp wurden alsbald in Anklagestand versetzt. Die Anklage bezog sich na mentlich auf das Vcobcl der gesetzlich nicht verbotenen Reformbankelle, auf die Herbe ziehung der Truppen massen und auf die so berbeigeführte Metzelei und Verwüstung. Schon am 26. begannen alle Jour nale wieder zu erscheinen. - Admiral Baudin übernahm das Eommando der Flotte >m Mittelmeer. Der Erzbischof von Paris besuchte die Verwundete«