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Der Za Der folgende, sehr seltsame, Vorfall trug sich vor einiger Zeit in der englischen Grafschaft Lin coln zu, und ist eine durchaus glaubwürdige That- sache. Sir Henry P. that eine» so heftigen Fall, daß er mehre Stunden für todt dalag; endlich kam er wieder zu einiger Besinnung, und unter dem schwachen Ausrufe: wo bin ich ? die Augen aufschlagend, fand er sich in den Armen eines al ten würdigen Mannes, dessen menschenfreundlichem Beistände er wahrscheinlich seine Rettung zu dan ken hatte. — „Sic sind außer Gefahr," sagte der liebreiche Greis, „fürchte» Sie nichts, dort ist mein Haus, ich will Sie hinführcn, und Sie sollen bei nur die beste Pflege finden." — Sir Henry dankte verbindlich für das gütige Anerbieten, und ließ sich nach dem Hause führen. Durch die Sorgfalt, womit man seiner wartete, kam er bald wieder völlig zum Bewußtsein, und war bis auf die vom Fall davongclragcne Quetschung ganz und gar hergcstcttt. Das Mittagsessen ward «»gesagt, und der ^gutc Alte bat den Sir Henry, daran Theil zn nehme»; er schlug die Einladung nicht ab, und ward in einen geräumigen Speisesaal gefüh^, wo eine Tafel mit sechSzehn Gedecken stand. Die Tischgesellschaft bestand aus so viel Personen; Da men waren nicht zugegen. Der Greis nahm de» obersten Platz ein, ein treffliches Mittagsessen wurde anfzetragcn, und eine verständige Unterhaltung würzte das Mahl. , Einer von den Gästen, der dem Sir Henry zur Linken saß, bot ihm ein Glas Wei» an, als der Alte, die Hand ausstrcckcnL in einem gebieteri schen Tone „Nein!" rief. Sir Henry, nicht wenig verwundert über dies sonderbare Benehmen, verhielt sich jedoch, nm auf keine Weise zu beleidigen, ganz . still. Sobald die Tafel aufgehoben war, verließ der Greis den Saal, und nun wandte sich einer von den Gästen an ihn mit folgenden Worten: „Durch welchen Unstern sind Sie diesem har ten gefühllosen Manne, der so eben fortgegangen ist, in die Hände gefallen? Ach, werthcr Hcrr, nur zn sehr werdeü Sic Ursache haben, die unselige Stunde zu verwünsche», die Sic seiner Gewalt überliefert hat; denn von nun an haben Sie in dieser Welt nichts als Noth und Jammer zu er warten; auf immer den unmenschlichen Launen die- u b e r e r. ses Alten preiszegcben, müssen Sic nun den Nest Ihres Lebens in diesem Hause vertrauern^; Ihre Tage schleichen nun wie die meinen in Hoffnungs losem Elend dahin. Das ist mein Loos gewesen seit fünfzehn Jahren, und nicht nur meines, son dern das Loos aller, die Sic hier sehen, seitdem ein böses Geschick uns diesem fluchwürdigen Hanse zugesührt hat." Bei diesem mit einem seltsamen Pathos an gebrachten Worten, denen das sonderbare Betragen des alten Mannes bei der Mahlzeit nicht wider sprach, konnte sich Sir Henry eineS nnwillkührli- chen Schauders nicht erwehren; er saß einige Mi nuten sprachlos da und starrte den Boden an, doch faßte er sich bald wieder und sagte: Mit welchem Rechte kann mich denn Jemand wider meinen Willen hier zurückhalien wollen? Ich will mich dem nicht unterwerfen, ich will mich mit Gewalt widersetzen, wenn es nöthig ist." „Äch Herr, ries ein anderer von den Gästen, Sie haben wohl Recht so zn reden, aber alles Drohen und alle Gewalt hilft hier nichts: der Alte ist ein böser Zauberer, das haben wir zu un- serm Schaden vielfältig erfahren; übereilen Sie sich nicht, allc Jbre Versuche werden nichts fruchten, und schrecklich werden Sie dafür gezüchtigt werden." „Ich will zu entfliehen suchen," versetzte Sir Henry. , „Das ist vergebens, erwiedcrte ein Dritter, cs sind kaum vicr Monatc, da brach ich bei einem solchen Versuche ein Bein." — „lind ich, fügte ein vierter hinzu, habe einen Arm gebrochen, und noch Einige haben sich beim Entfliehen todt gefal len; Andere sind plötzlich verschwunden und Nie mand hat von ihnen je etwas gehört." Sir Henry war eben im Begriff zn antwor ten, als ein Bedienter ins Zimmer trat und ihn einlnd, zn seinem Herrn zn komme», der ihn zn sprechen wünsche. — „Gehen Sie nicht!" ries der Erste. „Lassen Sic sich rathen, rief der Andere, uin's Himmels willen, gehen Sie nicht zn ihm." Der Bediente versicherte, Sir Henry habe nichts zu befürchten, und bat, ihm zn seinem Herrn zn fol gen. Er that es, und fand den alten Mann an einem mit Nachkcst und Wein besetzten Tische sitzen. Er stand auf, als Sir Henry ins Zimmer trat, und bat ihn wegen des anscheinend unhöflichen Be tragens, daß cp am Tische sich habe erlauben müs-