Volltext Seite (XML)
del Bier etwas weichherziger gemacht hatten — er fühlte rin menschliche« Rühren. Ader der Amts pflicht mußte Genüge geihan, eS mußte irgend ein Auskunftsmittel gefunden werden, um die Strenge des Gesetzes und die Milde des Vollziehers in Ein klang zu bringen. Dervhalben ließ der Herr Grenz, aufsehec unfern armen HanneSIe über die Bank le- gen und für die fehlenden vierundzwanzig Kreuzer vierundzwanzig Prügrl aufmessen. Damit er sich aber gewiß nicht beklagen könne, bekam ec noch den fünfundzwanzigsten drein. Der arm« Hannes!« bedankte sich für die gnä- dige Strafe und sagte, indem er beim Fortgehen seine beleidigten Theile rieb: „daß muß man sagen, die Leute halten mit einer Gewissenhaftigkeit auf den Dienst, daß man es acht Tage spürt." Hierauf zog er wieder in Passau ein, indem er melanckvlrsch vor sich hin sang: „Was ist de« Deut schen Vaterland?" (Eulenspiegel.) Verschiedene Christen am Himmelsthor. (Nach einer Parabel.) Zu Petrus kam einst an dir Himmel-Pforte Ein Häuflein Seelen von dec Erd« Rund; Di« stritten unter sich mit lautem Worte, Wr aufzunehmen sei im Engel-Bund. Sie pochten drängend an das heil'ge Thor, Und als der Pförtner trat daraus hervor, Da wollte Jeder rasch der Erste sein, Und rief und flehte: „Petrus, mich laß ein!" Ich bin, sprach Einer, gar ein guter Christ, Ein Andrer: „ich ein ernster Ealvinist;" Ein Dritter rief: „nur ich bin Gottes Kind Und gut und fest katholisch stets gesinnt." Ein Vierter sprach, der nicht sehr ferne stand Mit Stolz: „ich Petrus, ich bin Protestant." Und Jeder nannte seinen Glauben ächt, Die Andern fand er thöricht, klein und schlecht. Und nährte sm in sich den eitlen Wahn, Für ihn sperr' nimmer sich die Himmelsbahn. ' Doch Petrus ward verwirrt von all dem Drängen, Hielt sich die Ohren mit den Händen zu, Und sprach: in solchen Streit m>ch einzumengen, Vermag ich nicht; so saßt Geduld und Ruh; Ich will hinein zu Herr Gottvater gehn Und fragen ihn, waS Jedem soll gescheht, ; Ich kenne nicht, was bei so viel Parthei'n Als richtig Unheil mag einscheidend sein. Und eh' der Seelen Stimmen neu sich hob, Sankt Petrus schnell den Riegel wieder schob; Und al« gesichert war da« heil'ge Thor, Da sucht er demutksvoll des Vatrrs Ohr. — AlS der die Kunde PelruS nun vernadm. Ihn Schmerz und W.hmuth bitter überkam. Und tief bewegt gab er aus seinem Thron Geheimen Auftrag dem geliebten Sohn. Und Petrus lauschte sinnig, ernst und klug, WaS Golt der Herr ihm gnädig übertrug. Dann schritt zurück er zu der weiten Hall«, Dran die Verstorbnen harrten schwer und bang. Und einzeln Jeder — hofften sie wohl Alle, Daß ihm der Eingang und die Gnad' gelang. Da hörten endlich sie de« Schlüssels Klang, Der kn da« Schloß durch Petrus Hände drang. Und eifrig drängte, wogte nun die Schaar Rasch zu erkunden, wer verurtheilt war! Und Jeder sucht in Petrus Angesicht, Weich Hoffnungegruß au« seinen Zügen spricht. Doch der sah ring« in ihren Kreis sich um Und blieb bedächtig ernst und la rge stumm; Bi« er in jedem Aug, in jedem Blick Die Sorge sah für'« künftige Geschick. — Da brach er, gütig wie die Heit'gen sind — Sein Schweigen nun, und sprach: Gott ist ge sinnt