Suche löschen...
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 10.12.1909
- Erscheinungsdatum
- 1909-12-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-190912103
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-19091210
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-19091210
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
-
Jahr
1909
-
Monat
1909-12
- Tag 1909-12-10
-
Monat
1909-12
-
Jahr
1909
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
mit allen Kehlern des »ach Utilitätsrücksichten stück weise Entstandenen behaftet, und trage nur notdürf tig den jeweiligen Anforderungen Rechnung, anstatt ein organisches Ganzes zu bilden, das freie Bahn schaffe für die neuen großen Aufgaben, die unsere Zeit und die Zukunft dem Berkehre stellen Redner wandte sich nach dieser kritischen Beleuchtung der Frage zu, wie die Organisation ausgestaltet werden müsse. Die For derung eines Eisenbahnministeriums, wie es in Preu ßen und Bayern besteht, stellten seine Freunde nicht in den Vordergrund und zwar aus der Erwägung her aus, daß bei der Bedeutung, welche die Einnahmen und Ausgaben der Eisenbahnen in unserem gesamten Staatsbudget bildeten, dem Finanzministerium in Fragen der Eisenbahnverwaltung ein gebührender aus schlaggebender Einfluß gewahrt bleiben müsse. Die Organisation selbst möge entsprechend derjenigen gro ßer industrieller Unternehmungen so gestaltet werden, daß die verschiedenen Geschäftszweige der Eisenbahn iln selbständige und verantwortliche Direktionen zu glie dern seien-, in denen sich von unten herauf alle die ver schiedenen Aufgaben vereinigten. Die Direktionen Müßten selbst koordinierte zur Leitung berufene Or gane sein. Als ausfährende Organe würden in der Hauptsache die schon jetzt bestehenden Ausführungs instanzen jenen unterstehen. Dabei würden jedoch die Betriebsdirektionen zu kassieren und durch Betriebs und Berkehrsinspektioncn zu ersetzen sein. Nach oben würden die Direktionen die Generaldirektion bilden. Die Unterinstanzen würden sich zusammensetzen aus Lei- tungs. und Aufsichtsinstanzen und Ausführungsinstin- zen. Die Ausführuntzsiustanzen würden sein die Be triebs»-, Verkehrs-, Bau-, Telegraphen-, Maschinen- und Werkstätteninspektionen, Als Leitungsinstanzen kämen die Direktionen in Frage und zwar die Finanz-, Be triebs-, Verkehrs-, Bau- und Maschimendirektion. Red ner verweist weiterhin auf die amerikanischen Ver- chältnisse, die in dieser Hinsicht vorbildlich sein könnten. Bei seinem Anträge ständen nicht die zu erwartenden Ersparnisse in der Verwaltung im Vordergründe, son dern die bessere Anpassung der ganzen Verwaltung an die Verkehrsbedürfnisse der' Neuzeit. Man möge feinen Antrag den Finanzdeputationen und ö zur weiteren Behandlung überweisen. Abg. Dr. Häh- nel (kons.) erklärt, daß die Finanzdeputation in der solche Fragen bisher immer verhandelt worden seien, jeder Vereinfachung, des Verwaltungsapparates und ebenso jeder Verbesserung der Verkehrsverhält nisse jederzeit sympathisch gegenübergestanden habe. Hoffentlich werde man» auf dem durch den Antrag vorge schlagenen Wege das erwünschte Ziel erreichen. Nie seien der Finanzdeputation H. die Interessen der Irr dust rie außer Acht gelassen worden». Er begrüße mit Freuden, daß der Finanzdepuiation einmal Gelegen heit geboten werde, die hochwichtige Frage losgelöst von den Beratungen über Kapitel 16 zu verhandeln. - Finanzminister Dr. v. Rüger verspricht, alle An regungen, die in der Deputation zu dem Antrag gege ben würden, sorgfältig zu prüfen. Nur das eine wolle j er schon heute sagen: er glaube nicht, daß durch die i Organisation, die der Antragssteller Vorschläge, eine ! Vereinfachung und Verbilligung herbeigeführt werde, i Für die Kompetenzerweiterung der Zwischeninstanzen j werde von dem l. Januar 19U) ab Sorge getragen s werden. Den allgemein gehaltenen Vorwurf des An j tragsstellcrs, daß die Eisenbahnverwaltung bisher die i Interessen der Industrie nicht genügend berücksichtigt ! habe, müsse er als unbegründet zurückweisen. Man » möge immer bedenken», daß unsere Eisenbahnen nicht i nur. hem Verkehr zu dienen haben, sondern auch dazu ! beitragen müssen», einen, nicht unbeträchtlichen Teil der > Lasten des Staates zu tragen. Abg. Dürr (frei» kons. erklärt sich mit den» Ausführungen, des Antrags ! stellers einverstanden, desgleichen Abg. Günther s (jfreis.!, der auf das Bedenkliche in der Stagnation unseres Beamtewweseus hinweist und größere Berück sichtigung der Wünsche der Industrie durch die Bahn Verwaltung verlangt. Abg. Fräßdorf soz.) un terstützt den Antrag Niethammers. Wohl seien seine Freunde für Vereinfachung und Sparsamkeit in der Verwaltung, es möge aber einmal nach oben hin ge spart werden und nicht immer nur nach unten Hins Ein selbständiges Handeln der Beamten erfordere aber auch, daß nicht jede selbständige Regung der Unter beamten and Arbeiter im Interesse der sogenannten Disziplin erörtert werde. Nach einem kurzen Schluß wort »des Abg. Niethammer wird der Antrag zur Vor beratung an die Mnanzdeputationen und L verwie sen. Auf eine Anfrage des Abg. Günther, wann der Minister pes Innern die von dem Anfrager einge- brachte Interpellation über die Fleischverleuerung be- antworlen werde, erklärt Präsident Dr. Vogel, daß dies voraus sichtlich im Laufe der nächsten Woche geschehen werde, nachdem der Minister sich die nötigen statistischen Unter lagen verschafft haben» werde. Nächste Sitzung Frei tag vormittag Uhr. Allgemeine Vorberatung des Dekrets 19 betreffend den Gesetzentwurf über einige Abänhepungen der Pensionsbezüge der evangelisch lutherischen Geistlichen. Veutlcnei' Keicksrag. d 6. Sitzung. 7. Dezember, 1 Uhr. Die Besprechung der Interpellation -etr. »e« «erftbetrieb t« Kiel wird sortaesetzt. Abg. Lattmann (W. Bgg.): Meine Herren! Der Herr Staatssekretär v. Tirpitz hat gestern Mängel im Werftbctrieb anerkannt. Meine Freunde meinen aber mit mir, er hätte das freimütiger und schärfer tun sollen! Im Lande wird man sicher lich vielfach den Eindruck haben, daß der Herr Staatssekretär hat beschönigen wollen. Andererseits geht es auch zu weit, wenn gestern so sehr über den Mangel an kaufmännischem Heist in der Verwaltung geklagt worden ist. Das wäre berechtigt, wenn wir noch den alten soliden Kausmannsgcist hätten. Aber das ist nicht der Fall. Auch Herr Frankenthal Halle „Me- schores"-Geist. (Heiterkeit.) Notwendig ist es jedenfalls, hier klar zum Ausdruck zu bringen, daß weder diese Verhandlungen hier im Hause, noch auch der Prozeß uns die Freude an der Marine-Verwaltung trüben dürfe Wir verlangen ein rück sichtsloses Eingreifen gegen bureautratischen Zopf und gegen Meschores-Geist. Abg. Werner (Dt. Reformp.) stellt ft», daß Mängel im Werstbetriebe beständen, gegen die mit eiserner Faust em- gcgrisfen werden müsse. Namentlich müsse das Submissions wesen völlig reformiert werden. Abg. Struve (Frs. Vp.): Ich kann mich den Aussüh- rungen des Abg. Leonhardt nur anschließen. Die meisten Redner haben dem Ernste der Sache entsprechend sie würdig be handelt, nur Herr Kreth hat sich mit leichten antisemitischen Scherzen beholfen. Herr v. Tirpitz hat gestern Herrn Dr. Leonhardt vorgehalten, daß er nicht einmal diese oder jene Bestimmung im Werstbetriebe kenne. Der Herr Staatssekretär kann doch aber wirklich nicht verlangen, daß Herr Leonhardt alle diese Bestimmungen kennt. Darauf kommt es auch gar nicht an. Das Entscheidende ist, daß auch nach den Bestimmungen verfahren wird! Mit dem Vorwurf, daß Herr Leonhardt die oder jene Bestimmung nicht kennt, verschafft er sich einen billigen Sieg! Der Staatssekretär hat dann weiter versichert, daß er mit eiserner Faust eiugegrifsen habe im Interesse sparsamer Wirtschaft. Aber ist es etwa eine sparsame Wirtschaft, wenn Schulschisse, die vom Auslände zurückkommen, aus der Reede frisch angcstrichcn werden, „damit sie hübsch aussehen", und wenn sie dann nachher erst ans die Werft kommen, schließlich außer Dienst gestellt und verkauft werden'?! Ist das etwa sparsam?! Weiter der Umbau der alten „Maria". (Heiterkeit.) Im Etat wurden dafür 800 000 eingestellt. Aber die „Maria" wurde dann gar nicht in Dienst gestellt, sondern durch Aller höchsten Erlaß vom 24. Oktober 1904 aus der Liste ge strichen! War denn die Ausgabe von 800000 Sparsamkeit? Ferner der alte „König Wilhelm"! Reparaturkosten 400 000 Mark, um ihn zum Schulschiff zu gestalten. Der alte Kasten aber versagte, er mußte geschleppt werden. Trotzdem wurde er als „in Dienst gestellt" geführt, so daß die Offiziere die hohen Zulagen erhalten konnten, während die Zulagen fortfallen würden, wenn nicht die Fiktion der Indienststellung aufrecht erhalten wäre! Weiter der teure Umbau der Kcnser-Klasse. Jetzt liegen diese hinter der Werst-Mole. Die Kessel sind her- ausaenommen, die guten Maschinen verkauft. Und die Käufer werden sich vielleicht freuen nach dem, was wir aus dem Prozeß erfahren haben. Ist das alles denn Sparsamkeit? Redner gibt dann noch eine Reihe weiterer Beispiele sehr zweifelhafter Sparsamkeit, erklärt es für notwendig, Maßnahmen zu treffen gegen Verabredungen der Submittenten auf Alt material, legt aber gleichzeitig Verwahrung ein gegen die gestrige Behauptung von Gamp, daß das Schmiergelderwesen „kaufmännischer Grundsatz sei". Die Angeklagten im Prozeß seien freigesprochen, dafür aber sitze das System Tirpitz auf der Anklagebank. Staatssekretär v. Tirpitz stellt zunächst nochmals den Wortlaut der vielfach bemängelten Aeußerung des Assessors Frederich fest und geht dann aus die Frage des Verkaufs alter Schiffe ein. Man habe bemängelt, beispielsweise, daß der -,Stvsch" zu billig verkauft sei. Ja, was soll ich, wenn mir ein Angebot gemacht wird, tun? Soll ich den alten Laden hüter behalten? Der Herr Abgeordnete hat von der unge heuren Summe gesprochen, die der Umbau der BadenMlasse gekostet habe. Aber auch da hat er sich geirrt, denn diese um gebauten Schiffe haben noch jahrelang Dienst getan. Dann hat er von der „Maria" gesprochen. Aber die 800000 die für deren Umbau ausgeworsen waren, sind im Etat 1902 ausdrücklich nachträglich gestrichen worden. (Große Heiterkeit rechts.) Das weiß Herr Dr. Struve nicht. Da sieht man die Genauig keit, mit der er sich unterrichtet hat. (Leb. Beifall rechts.) Abg. Devering (Soz^ verbreitet sich über den Umfang der Unterschlagungen an Altmaterial. Alles sei nur möglich bei der Günstlingswirtschaft, die auf den Werften herrsche. Kennzeichnen müsse er da besonders den Korvettenkapitän Simon in Danzig. Simon hat entgegen dem Krankenkassenstatut aus dem Kassenvermögen auch für ein uneheliches Kind eines höheren Beamten und einer Werftarbeiter-Tochter gesorgt. »Lin Ar beiter, der durch seine Beschwerde den Korvettenkapitän zu« Rückzahlung der betr. Beträge zwang, wurde auf seine Veran lassung gemaßregelt, entlassen. (Lebhafte anhaltende Pfui- Ruse.) Das, meine Herren, ist nur möglich bei dem System Tirpitz! Geh. Admiral-Rat Harms: Die Entlassung des betr. Arbeiters ist erfolgt, weil er sozialdemokratischer Agitator war (große Unruhe links), aber auch erst nach voraufgcgangener Kündigung. Die Aufnahme des betr. Kindes in eine Heilanstalt ist erfolgt aus Anordnung des Kapitäns Simon infolge von Bitten des Großvaters des Kindes, weil das Kind Gefahr lief, zu erblinden. Es geschah, weil Kapitän Simon schleunig helfen wollte, und da sollte man ihm seine Herzensgüte nicht so als Schuld anrechnen. (Lachen bei de», Soz.) Abg. Leon hart (Frs. Vp.) fragt nochmals, weshalb bei Beginn des Prozesses den Sachverständige», der Werft nicht gestattet worden sei, Aussage zu machen. Staatssclrerär v. Tirpitz: Den Mißstand bei der Ver waltung des Altmaterials in Kiel gebe ich, wie ich das schon gestern tat, zu. Was ich nicht zugebe, ist: die Verallgemeine rung der erhobenen Vorwürfe aus andern Werften und auf andere Zweige der Verwaltung. Herr Leonhart hat weiter bemängelt, daß ich nicht auf das Anstreichen der Schulschiffe vor dem Hasen und kurz vor der Außcrdienststellung cingegangen bin. Nun, die Schulschiffe werden in der Regel nicht außer Dienst gestellt, sondern nehmen, ivenn sie im Hasen anlangen, wieder neue Kadetten auf. Es mag ja nun einmal vorgekommen sein, daß ein Schulschiff außer Dienst gestellt wurde. Das ist wohl schon lange her. Ich weiß das nicht. Was die Sachverständigen anlangt, so sind diese schon in der Voruntersuchung vernommen morden. Die Verwaltung hat daher vorausgesetzt, daß ihre Vernehmung als Sachverständige von der Staatsanwaltschaft beanstandet werden würde. Ihrer Vernehmung als Zeugen hat nichts im Wege gestanden. Abg. Erzberger (Z) mißbilligt den Standpunkt deS Geh. Admiral-Nats Harms hinsichtlich der Entlassung des Ar beiters aus dem Grunde, weil er sozialdemokratischer Agitator sei. Die Grundtendenz der Darlegungen des Staatssekretärs scheine ihm zu sein: es bleibt alles beim alten! Er bedauere, daß der Staatssekretär alle Anregungen so — leichter Hand ablehne! Verlangen müsse man vcn den, Staatssekretär min destens eine runde Erklärung dahin, daß er entschlossen sei, mit dem alten Verdingungssystcm völlig zu brechen. Staatssekretär v. Tirpitz: Herr Erzberger bleibt dabei, daß aus Schissen Material einfach sortgcworsen werde. Ich bitte ihn, mir doch einfach sein Material zu übergeben. Das ein- mal etwas sortgcworsen werde, mag Vorkommen. Aber daß das Usus sei, das kann ich nicht zugeben. Herr Erzberger wirst mir weiter vor, ich lehnte alle Anregungen so leichthin ab. Aber ich habe doch aus alle Fragen geantwortet. In bezug auf die Konzentration des Bcschaffungswesens stehe ich auf dem Standpunkte des Abg. Erzberger, obwohl oder weil er dem Zentrum angehört. (Große Heiterkeit, Rufe bei den Soz.: weil!) Schließlich noch eins: Ein Staatssekretär muß auch die Courage haben, in Kleinigkeiten einmal vorbeizu hauen. Hauptsache für ihn ist: daß er die Nase über Wasser hat und die Richtung einhält, die er für richtig hält! Abg. Legten (Soz ) stellt noch fest gegenüber dem Admirali tätsrat Harms: 10 Jahre und länger fei der betr. Arbeiter in Danzig sozialdemokratischer Agitator gewesen. Entlassen aber habe man ihn erst genau in dem Augenblicke, wo er einen Mißstand aus der Werst ausgcdcckt habe und sich über den Korvettenkapitän Simon beschwert habe. Von sozialdemokratischen Organisationen wolle der Staatssekretär überhaupt keine Vorstel lungen annehmen. Aber diese Organisationen bestehen aus Steuerzahlern. Und diese haben ein Recht, zu verlangen, daß die Schlamperei in der Marine aushört. Abg. Dr. Struve legt noch kurz, aber entschieden Verwah rung dagegen ein, daß man „uns, wenn wir hier mit Material kommen, nkit allgemeinen Redensarten abspcist". lLebhaster Beifall links.) Abg. Feg ter (Frs.): Auch in Wilhelmshaven werden bei dem Kauf von Altmaterial der Werst große Summen verdient. Auch dort sollte einmal der Staatssekretär gründlich prüfen. Damit jchlicßt die Besprechung. Ohne Debatte wird das Handelsprovisorium mit England in dritter Lesung definitiv erledigt. Ebenso das Notgesetz betr. 8 15 des Zolltarifge setzes (Reliktenversicherung). Die definitive Genehmigung ev- folgt gegen Freisinnige und Sozialdemokraten. Sodann wird die erste Lesung des Handelsvertrages mit Portugal fortgesetzt. Abg. Wallenborn (Z.) äußert Bedenken, ob die deut schen Interessen bei diesem Vertrage in genügender Weise ge wahrt seien, besonders die Interessen des deutschen Weinbaues. Abg. Goth ein (Frs. Bgg ): Die beteiligten Industriellen sind hier beim Vertrage nicht gehört worden. Warum ist auch der Vertrag so spät veröffentlicht worden? Staatssekretär Dr. Dellbrück: Nach den bisherige« Verhandlungen hier könnte es fast scheinen, als könne der deut schen Industrie kein größerer Dienst geleistet werden, als wen» man oiesen Vertrag ablehnte. Herr Gothein hat auch unser« ganze bisherige Handelspolitik verurteilt. Aber diese hat un> steigende Tätigkeit in Industrie und Landwirtschaft gebracht unll steigende Löhne. Und so lange uns nicht nachgewiesen wird. daI diese steigende wirtschaftliche Betätigung trotz unserer bisherige» Handelspolitik Platz gegriffen hat, kann ich die Angriffe aul sie nicht für berechtigt anseken. Den Vertrag mit Portugal habe ich veröffentlicht, sobald seine Annahme in Portugal eo- solgt war. Durch das Sertax-Gesetz von 1908 ist Portugal in der Lage, auf unsere Waren Zuschlagszölle zu erheben, wenn wir sortsuhren, portugiesische Waren zu differenzieren. Und wenn wir Gefahr laufen, auch nur vorübergehend vom portu giesischen Markte ausgeschlossen zu werden, so wissen wir alle, was das für die Dauer bedeutet. Wir haben also alles Interesse daran, in Portugal nicht differenziert zu werden gegenüber andern meistbegünstigten Staaten. Das ist die Haupt sache, die hier in Betracht kommt. In großer Anzahl hüben uns auch Sachverständige, namentlich von der Maschinen-Jn- dustrie, bestätigt: so erwünscht uns niedrige portugiesische Zölle wären, so liegt doch für uns der Hauptwert nicht in der Niedrigkeit der Zölle, sondern darin, daß nicht etwa andere Staaten uns gegenüber begünstigt werden. Redner verliest zahlreiche derartige Gutachten hervorragender Industrieller. Sollte wirklich England in der Lage sein, einen günstigeren Vertrag mit Portugal abzrcschließen, so würde uns das auf Grund unserer Meistbegünstigung zugute kommen. Ich möchte jedenfalls nicht, daß unter dem ungünstigen Eindruck der Ver handlungen am Sonnabend hier ein ablehnender Beschluß auf Grund der Ausführungen einiger weniger hier vertretener Interessenten zustande käme. Staatssekretär v. Schoen widerspricht noch einer An- deutung des Abg. Merkel, als ob bei dem Abschluß des Vertrages persönliche Rücksichten mitgespielt hätten. Und zwar insofern, als unser Gesandter in Lissabon noch vor seiner Abreife von dort unter allen Umständen noch schleunig den Vertrag habe zustande bringen wpllen. Von solchen persönlichen Einflüssen sei keine Rede. Abg. Pauly-Cochem (Z.) findet die Interessen des Wein baues nicht genug berücksichtigt. Abg. Stresemann (nl.): Niemand macht der Regie rung einen Vorwurf daraus, daß sie uns wenigstens die Meist begünstigung vertraglich sichern will. Aber wir beschweren uns alle darüber, daß den gewaltigen Konzessionen, die wir Portu gal machen, nur so geringe Konzessionen zu unseren Gunsten gegenüberstehen. Dieser Vertrag wird wahrscheinlich auch die schutzzöllnerische Bewegung in Frankreich stärken. Dort wird man sich sagen: hat das kleine Portugal durch einen Bluff so viel gegenüber Deutschland durchgesetzt, so wird uns das erst recht gelingen. Redner beleuchtet dann die „politischen Phantasien", die bis am Abend zuvor noch immer für ernst- hast gehaltene „Kreuzzeitung" in einem Artikel „Osprivi reckivivus" geleistet habe, indem sie von einem „Großblock" gefabelt habe, der sich am Sonnabend zur Bekämpfung des Staats sekretärs zusammengesundcn habe. Eine Vorberatung des Ber- träges in einer Kommission sei jedenfalls unerläßlich. Die am Sonnabend von dem Kollegen Merkel gemachten Aeußerungen über eine verständige Exportpolitik seien nicht nur persönliche Ansichten Merkels, sondern einmütige Ueberzcugung seiner gan zen Fraktion. Aus eine Anfrage des Redners erklärt Staatssekretär Delbrück: daß der französische Text maß gebend sei, stehe zwar nicht im Vertrage, sei aber internatio- naler Brauch. Nach weiterer Ansprache geht die Bertragsvorlage an ein« Kommission. Nächste Sitzung Donnerstag. — Tagesordnung: Etat. Alte und neue Schuld. Novelle von M. Troinmershausen -Andrae). (10 Fonsetzung > Evas Wp-pen zitterten; aber sie brachte teilt Wort hervor. Sbe neigte nmr bejahend: das Hau.pt. Di« jüngtye-n. Herren ergüngen sich» in Lobeserhebungen, die si>e ziemlich teilnahmlos amhörje; denn ihre Augen gMten ksinübew zu dem Türrahmen. Da stawd Ekbert; er sah sinstea vor «sich, nieder. „Und jetzt bst es eywstlich. Zeit, daß wir Archen", sagte dc>e Mündliche Präsidentin, chvir müssen unserer liebem .Wirtin sehr dankbar sein, daß sie uns zu so vorgerückter »Stunde noch: ein kleines» Liedchen schenkte. Gute Nacht, «mesine liebe Frpu Eva, Gott behüte Sie". Sie drückte ihr herzlich die Hand und verließ sie. Sie gingen dann alle, einer nach dem andern; man» hörte noch draußen das Murmeln der Stimmen, Lachen und »Scherzen, während sie die Umhüllungen umtaten. Dann schloß sich die Haustür — es wur-, de still. Eva sah auf. Sie war» allein, nur ihr Mann stand ihr gegenüber. Sie hatte plötzlich das Gefühl, als sei diese Stunde eine entscheidende für ihr Ver hältnis, als könne noch einmal alles gut werden, das Vergangene vergessen und ein neues Leben beginnens Aber in Ekbrrts Augen war davon nichts zu lesen, sie sprühten sengende Funken auf sie herab; ein großer Zorn stand auf seiner »Stirn geschrieben. „Jetzt ist es zu Ende, Eva", sagte er mit einer! Stimme, in der Liebe und Zorn miteinander kämpften, „vorbei ist es mlit all unserm Glücke, vorbei» mit unserm Glauben und Lieben, es ist alles, allesi aus! Und doch — ich kann es, kann es nicht be greifen, kann es nicht aufgeben, meine Geduld und mei ne Hoffnung nicht wegwerfen — nein, ich will es nicht! Noch fühle ich die Kraft in mir, alles zu über winden, wenn nur du mir helsin willst und auch an deinem Teile mitbauen an unserm einstürzenden Liebesleben. Wahrlich, ich bin schuldig, und Gott weiß, daß ich schwer darunter litt, war doch auch meine Strafe härter, als mir erträglich schien, aber wie konnte meine Schuld, da ich sie dir sagte, dich so ganz, verwan deln? Meintest du, du wolltest eiüen Gatten ohne Fehler und Gebrechen erwerben?" „Ich dachte an ein Ideal" — kam es stockend über ihre Lippen. Er lachte zornig, auf: „Ein Ideal? Jajwohl, ich habe dein törichtes, vermessenes Märchen verstanden, und bist du selber es denn wert, einen Glorienschein um es n groß es fi neu, ich N mag Lieb: Licht könn werd und Wan, nur, er ar auf r i übers tönte ich 4' zusar sie si c rief , maßt güt, samm Das nicht' oder Und mit t 6 lange leerer ging, uuben Antlis gegen und t Schra an. „ hat r an!dü verschf darau sie mi S ie g man c Flaue Tempi ze Sch zes I ist der Aufklä BefuN Ständ waren nicht t Arbeit ren G blaue, hindeu V« B in seltei billigen kill Skizzen ' S. > zu v: iU in d » schenj ' Be ' Offer ! iit«i Amstei klasstgeS plikatiom um Offe diese- BI Tam wird zu erbeten k Stickerei.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)