Volltext Seite (XML)
M 1VL. L« süchstsch« G«,Atzte«. Sette ». 1»V4. England. Eine kurios onmutrnde Nachricht kommt von der englischen Insel Jersey. ES wird nämlich von dort solgendeS gemeldet: Wegen Mangel» an Entgegenkommen selten» de» Lokalparlamrnt» gegenüber der Garnison hat dieselbe aus Befehl au» London die Insel verlassen müssen. Asien. Wie au» Simla verlautet, haben die Ver handlungen mit Tibet zu einer befriedigenden Brr- «tnbarung geführt. Die englische Mission dürfte daher Lhassa früher verlassen, al» die Regierung bisher erwartet hatte. Der Krieg in Ostasien. Seit dem 24. August haben in der Mandschurei auf der ganzen Schlachtlinie, deren Mittelpunkt La» von den Russen stark verschanzte Ltaujang bildet, wieder hestige Kämpfe stattgrfunden, deren Ausgang man heute noch kaum richtig beurteilen kann. Doch scheint rS, als ob der Oberbefehls haber der Russen, Kuropatkin, es auch jetzt noch vorzieht, unter steten Kämpfen dm Rückzug anzu treten, statt durch die Annahme einer Entscheidungs schlacht alles auf eine Karte zu setzen. Offenbar wartet Kuropatkin auch jetzt noch weitere Ver stärkungen ab, dir ihm die numerische Uebrrlrgen- hrit sichern. Allgemeinen Berechnungen zufolge kann er jetzt 180000 Mann den rund 210000 der Japaner entgegenstellen. Die sibirische Bahn, auf der man jetzt mit dem größten Eifer an der steten Heranschoffung weiterer Truppen arbeitet, vermag monatlich kaum mehr als 25 000 Mann aus den Kriegsschauplatz zu Wersen. Versolgt also Kuropatkin weiter daS Prinzip, eine Ent scheidungsschlacht erst zu wagen, sobald er dem Feinde überlegen ist, so wird wohl noch einige Zeit ins Land gehen, bis die rndgilttge Entscheidung fällt, zumal man damit rechnen muß, daß der wohl in absehbarer Zeit eintrrtende Fall Port Arthurs den Japanern die Möglichkeit schafft, auch durch die jetzt an diese Festung gefesselten japanischen Truppen Ihre Arm« in der Mand- schurrt zu verstärken. ES ist ja allerdings mög lich, dab Kuropatkin durch unvorhergesehene Er eignisse gezwungen wird, eine Schlacht anzunehmen bis jetzt ist er jedenfalls nicht dazu gewillt. Ltaojang, 28. August. Der Rückzug der Russen von Anschantschan am 27. August vollzog sich während der Nacht in voller Ordnung. Der Kampf, der am 26. August morgens begann, wurde durch rin Borpostengefecht eingrlettet. DaS Feuer dauerte den ganzen Tag und die Nacht hindurch. Petersburg, 28. Aug. General Ssacharow meldet dem Generalstab unterm 27. Aug. Einzel heiten deS Kampfes vom 26. August und teilt am Schluffe mit, daß der russische Gesamtverlust mehr als 2000 Mann an Toten und Verwundeten betrage. London, 29. August. Gegenüber der letzten russischen Meldung, daß sich die bisherigen Ver luste der Japaner vor Port Arthur auf 65000 Mann beziffern, erklärt der Botschafter Baron Hayaichi, daß nach den amtlichen Verlustlisten die Japaner vor Port Arthur bis zum 25. August 7500 Mann an Toten und Verwundeten aufwiesen. London, 30. August. Eine Meldung deS „Daily Telegraph" aus Tschifu besagt: Nach zuverlässigen Nachrichten ist der allgemeine Angriff der Japaner aus Port Arthur mit schweren Verlusten zurückgeschlagen worden. Die Japaner eroberten nur 2 kleine Fort», wahr scheinlich die 2Vz Kilometer nordöstlich von der Stadt liegenden Fort» Nr. 10 und 11. Man glaubt, daß die Japaner dieselben unter dem Feuer der anderen Fort» nicht werden halten können. Die Hoffnung der Japaner, die Festung jetzt sofort zu erobern, soll erschüttert sein. E» wird gemeldet, daß die Verteidigungs- Anlagen vorzüglich und die Verluste der Angretser außerordentlich schwere sind. General Stössel zeigt eine sehr ruhige Haltung. Petersburg, 30. August. General Kuro- patkin teilte dem General Stössel mit, er möge sich in Port Arthur noch einen Monat halten, dann werde er ihm mit 500000 Mann zu Hilfe kommen. London, 30. August. Der „Standard" meldet au» San Sebastian: Der Kommandant de» russischen Kreuzer« „Don" antwortete den Behörden Vigo«, al» sie «hn aussorderten, den Hasen binnen 24 Stunden zu verlassen, sein Schiff habe Maschinenrrpacatur und müsse fünf Tag« i« Hafen bleiben. Di« vehördea haben telegraphisch um neue Weisung gebeten. Der ' tze und 400 Mana vefatzung. London, 30. August. Dem „Standard" wird au» Shanghai gemeldet, daß gestern die Abrüstung de» russischen Torpedobootzerstörer» „Grosowoi" erfolgte und die Abrüstung de» Kreuzer» „ASkold" aus heute sestgrsetzt sei. Laut Mitteilung der Londoner Admiralität sind 4 englische Kreuzer und 1 Kanonen boot in den südafrikanischen Gewässern auf der Suche nach den russischen Hilfskreuzern „Smo lensk" und „Petersburg". Die englischen Schiffe sollen den Kommandanten dieser vielgenannten russischen Kriegsschiffe die veränderten Instruktionen seitens der russischen Regierung iür daS Anhalten und Durchsuchen neutraler Schiffe übermitteln. Drahtnachrichten u. letzte Meldungen. Frankfurt a. M., 31. August. Der „Franks. Zeitung" zufolge sind die Ausgleichsverhandlungen der nordatlantischen Dampferlinien hier nicht zum Abschluß gebracht worden, haben jedoch beider seits die Geneigtheit zu einem angemessenen Ver gleich ergeben. Der Vertreter der Cunard-Linie, Lord Jnverclyde, nahm auf seine Kompromiß vorschläge die Antwort der verbündeten Schiffs gesellschaften entgegen, die nunmehr von der Cunard-Linie geprüft werden wird. Frankfurt a. M., 31. August. Die „Franks. Zeitung" meldet aus Saloniki von gestern: Eine 60 Mann starke bulgarische Bande machte in dem Dorfe Ghirdabor bei Saloniki mehrere Einwohner nieder, darunter eine Griechin und zwei ihrer Kinder. Gleichzeitig drang eine zweite Bande in das Dorf Wnrfali ein. Posen, 30. Aug. (Voss. Ztg.) Die hiesige katholische höhere Privat-Töchterschule, die seit 25 Jahren besteht, ist von der Regierung geschlossen worden, weil den Schülerinnen ein geheimer pol nischer Privatunterricht erteilt wurde. Schild berg in Posen, 30. August. (B. T.) In Bledzianow sind 70 Gebäude durch eine Feuersbrunst eingeäschert worden. Drei Kinder kamen in den Flammen um. Budapest, 30. August. (B. T.) Sämtliche Bauarbeiter in Szegedin streiken wegen Lohn forderungen. London, 31. August. Lord Lonsdale reist heute nach Berlin, um als Gast des Kaisers an dem Manöver teilzunehmen. London, 31. August. Dem „Standard" zufolge stehen weitere Fahrpreisermäßigungen für die 1. und 2. Klasse für die Fahrt von England nach Amerika bevor, wenn die transatlantische Konferenz in Frankfurt a. M. nicht die Beilegung des Streites herbeiführen sollte. Petersburg, 31. August. Die „Rufs. Tele graphenagentur" meldet: Ein Berliner Blatt hat die Entsendung des Großfürsten Boris nach Peters burg auf die Absicht Kuropatkins zurückgeführt, sich des Großfürsten zu entledigen. Wie unbe gründet diese Meldung ist, geht aus dem Umstande hervor, daß der Großfürst, wie wir zuverlässig er fahren, schon nach einem zweiwöchigen Aufenthalt in der Residenz zum Kriegsschauplatz zurückkehren wird. Petersburg, 31. August. Die „Rufs. Telegraphenagentur" meldet aus Mulden unterm 30. August: Nach Gerüchten wogt bei Liaujang ein heftiger Kampf seit dem frühen Morgen. Alle Angriffe des Feindes gegen unsere Flanken wurden abgeschlagen. Es heißt, die Japaner hätten mehr als zehn Kanonen verloren. Einzelheiten fehlen. Shanghai, 30. August. (Reutermeldung.) Ein Wiederaufleben der Boxerbewegung wird aus Taming-fu (Provinz Petschili) gemeldet. Als einige amerikanische Missionare in Taming-fu er fuhren , daß die dortigen Boxer, die sich Tsaiyun nennen, sie zu ermorden beabsichtigten, bemühten sie sich an den amerikanischen Gesandten in Peking zu telegraphieren. Die Lokalbehörden weigerten sich, das Telegramm abzuschicken, aber ein befreundeter Engländer in Honan übernahm die Beförderung der Meldung. Der Vizekönig » Juanschikai gab sofort die nötigen Befehle für den Schutz der Missionare, aber in anbetracht der Untätigkeit der Ortsbehörden und der Hoff nungslosigkeit, ihr Werk sortzusetzen, verließen die Missionare Taming-fu und kamen auch alle sicher fort. Vermischtes. — Berlin. Der erste böhmische Obst kahn, besten Abfahrt au» Lobositz und Durchfahrt durch Dresden wir in voriger Woche erwähnten, ist nach Uebrrwiadung großer Schwierigkeiten am Sonnabend hier ringrtroffen und hat an der Ver kaufsstelle der böhmischen Obsthändler an der Burgstraße angelegt. Obwohl die Zill« noch nicht halbe Ladung hatte, war st« brt d«m g«ring«n Masserstand doch vierzehn Tage unterwegs, während sie sonst die Strecke von Böhmen nach Berlin in vier Tagen zurücklrgt. Zur Zeit sind noch vier Obstzillen unterwegs, die zum Teil auf böhmischem Gebiete, zum Teil in der Gegend von Magdeburg festli.grn und erst brt steigendem Wasserstandr die Weiterfahrt werden antrrtrn können. — Die größte Zuckerfabrik Deutsch lands, gelegen in Kulmsee brt Thorn, ist in der Nacht aus Sonntag bi» auf den Grund aus gebrannt. Alle Maschinen sind vernichtet, nur die Kesselhäuser, die Fabrikschornstetnr und einige Nebengebäude sind erhalten, aber sonst bloß die Umfassungsmauern stehen geblieben. Die Fabrik ist mit etwa acht Millionen Mark versichert. Nach oberflächlicher Schätzung beläuft sich der Brandschaden auf vier bis fünf Millionen Mark; darin haben sich dreizehn Versicherungsgesellschaften zu teilen. Die zerstörte Fabrik hatte den Betrieb für diese» Jahr noch nicht ausgenommen. — Staßfurt, 29. August. Tribünen zusammenbruch. Beim gestrigen PretSschwtmmen im nahen Löderburg brach das Dach eines Brrtterhause», welches zum Aus- und Ankleiden der Wettschwimmer errichtet war und von über 60 Zuschauern al» Tribüne benutzt wurde, zusammen. Die Hälfte der Personen stürzte in die, an dieser Stelle glücklicherweise nicht tiefe Bode und kam, abgesehen von einigen leichteren Verletzungen, mit dem Schrecken davon. — Staßfurt, 29. Aug. (senkuogSgrfahr.) Der Tischlermeister Brandt in der Ritterstraße er hielt gestern die polizeiliche Aufforderung, sein Haus binnen 48 Stunden wegen deS drohenden Einsturzes zu räumen. Heute mittag wurde auch daS Gebäude von sämtlichen Bewohnern verlassen. Es ist dies in diesem Jahre daS vierte bewohnte HauS, welches der BergfiSkuS ankaufen mußte. — Wegen vorschriftswidriger Behand lung und Beleidigung eines Untergebenen wurde Leutnant Kunze vom 5. niederschlrsischrn Pionier-Bataillon vom Kriegsgericht zu Glogau zu 4 Wochen Stubenarrest verurteilt. Leutnant Kunze hatte als Aussichtsführender beim Schwimmunter richt einen Pionier wiederholt längere Zeit unter getaucht und, als der Pionier an» Sprungbrett sich anklammerte, mit den Füßen aus die Hände getreten, so daß der Mann immer von neuem tnS Wasser mußte. Außerdem beschimpfte er den Pionier, der durch die Prozedur so schwach war, daß er sich in ärztliche Behandlung begeben mußte. — Kapitän-Leutnant Bretthavpt, der schon kürzlich wegen einer an seine Mannschaft erlassenen Aufforderung, zwei Matrosen zu ver hauen, zu fünf Tagen Kammerarrrst verurteilt worden war, wurde vom Kriegsgericht der 1. Marine-Inspektion in Kiel wegen vorsätzlicher Ab stattung einer falschen dienstlichen Meldung zu sechs Monaten Gefängnis und zur Dienstentlassung verurteilt. Die Verhandlung währte neun Stunden und fand unter Ausschluß der Oeffrntlichkeit statt. Brrithaupt hatte als Messevorstand de» Kreuzers „Gazelle" falsche Messeabschlüsse aufgestellt. — Kiel, 29. August. In der Eckernsörder Bucht zertrümmerte ein auf der Probefahrt be findlicher Dampfer rin Segelboot mit 5 Arbeitern. 3 Arbeiter ertranken, von den Geretteten ist einer schwer verletzt. — In Hamburg lief Sonntag nachmittag ein kleine» Mädchen über den Fahrdamm und wurde von einem Wagen der Straßenbahn ersaßt. Mit Entsetzen sahen die Passanten, wie eS unter dem Vorderperron verschwand und mitgeschleisr wurde. Um da» Kind au» dem Wagen hervor zuholen, wurde rin Zug Feuerwehr herbeige- rufen, doch war eS bei Eintreffen derselben schon befreit. Leider vergeblich, denn Hilse brauchte eS nicht mehr: eS war tot. Ihm war der Kopf total zerquetscht worden, wa» den sofortigen Tod im Gefolge hatte. Da» totgefahrene Kind ist die 4»/, Jahre alte Tochter Marie de» Schuhmacher- Renner. — Hamburg, 29. Aug. Hier wurde der Hochstapler Brown verhaftet, der ein große» Per sonal sür rin fingierte» Nrw-Uorker Theaterunter- nehmen engagiert hatte und die Leute um ihre Kautionen betrog. — Ein Steckbrief! Da» Amtsgericht in Windrrken (Hanau) «rläßt einen Steckbrief gegen die Ehefrau de» Korbmacher» und Schirmflickrr» Werner au» Wehrheim, „zuletzt aufenthältltch im Chausseegraben zwischen Laoaiidorf und Birklar". E» handelt sich um die Beitreibung einer Geldstrafe von 12 Mk., die eventuell durch drei Tage Hast zu verbüßen ist. — «u» der Pfalz, (vrtrug.) Dkser Tag« erschien beim Postamt« Dahn «in elezaut g«kletd«trr H«rr und präsentierte zv«s postlagernd