Volltext Seite (XML)
Drahtnachrichten u. letzte Meldungen. Berlin, 22. August. Den Morgenblättern zufolge ist der Poltzetrat Bösel, der derzeitige stellvertretende Chef der R'xdorfer Polizei, dem Gouverneur von Deutsch-Südwestafrika in Windhuk zur Verwendung im höheren Verwaltungsdienst überwiesen worden. Berlin, 22. August. Das „B. T." hört, auf die Erklärung des Geh. Kommerzienrats Kirdorf in der „Rhein.-Westf. Ztg." vom 20. dsS. Werve Im Laufe des heutigen Tages die Antwort seitens des HandelsministerS erfolgen. Matnz, 21. August. Aus Anlaß der morgigen Ankunst Sr. Majestät drS Kaisers hat die Stadt reichen Flaggenschmuck angelegt. Am Alide-Platz und vor dem großen herzoglichen Schloß sind umfangreiche Dekorationen errichtet. Der Fremden zufluß ist heute schon sehr stark; in den Haupt straßen, durch welche sich fortlaufende Reihen von Flaggenmasten und Tuirlanden ziehen, herrscht reges Leben. Der Großherzog von Hessen ist bereits heute nachmittag von Schloß WollSgarten mit Automobil hier eingetroffen und später mit etwa 30 von ihm geladenen Gästen, unter ihnen der Oberbürgermeister von Mainz, mit dem Extra boot „Barbarossa- nach Eltville gefahren. Die Rückkehr erfolgte um 8 Uhr abends. Frankfurt a. M., 22. August. Der „Franks. Ztg." wird aus New Aork vom 21. gemeldet: In St. Paul und Minneapolis wurden durch einen Zyklon viele Personen getötet oder verletzt. Der Materialschaden wird auf 2 Millionen Dollar geschätzt. DaS Tivoli- und Empire-Theater sind zerstört. Die Brücke über den Mississippi ist un passierbar gemacht. DaS katholische Waisenhaus wurde zerstört, wobei 25 Kinder verletzt wurden. — In Chicago griffen etwa 1000 Ausständige «inen Zug mit Streikbrechern an. ES wurden Schüsse gewechselt, wobei eine Person getötet und S schwer verlitzt wurden. — Aus Konstantinopel wird demselben Blatt vom 20. telegraphiert: Die Bagdadbahngrsellschast hat mit der Anatolischrn Etsrnbohngrsellschoft eine Vereinbarung getroffen, wonach diese gegrn rin Pauschale den Betrieb der ersten 20 Lm langen Teilstrecke für Rechnung der Bagdadbahn übernimmt. Dover, 21. August. Der Schwimmer Monaue Holbein mußte gestern früh, nachdem er 10 Stunden geschwommen, den Versuch, den Aermrlkanal zu durchschwimmen, aufgebrn. Petersburg, 21. August. Die „Russische Telegraphinagentur" meldet aus Tschisu von heute: Nach Mitteilungen aus chinesischer Quelle morgens von neuem Sturmangriffe auf Port Arthur gemocht. Sie wurden aber unter Brr« lüsten zurückgeschlagen, die diejenigen vom 17. und 18. übersteigen. Es heißt, daß an diesem Sturm Teile der japanischen Garde trilnahmen. Zugleich beschossen japanische Schiffe ohne Ergebnis Port Arthur. Weder in den Fort- noch in der Stadt wurde Schaden angerichtrt. ES «st frstgestrllt, daß in den letzten Tagen die Japaner ihre ganze Aufmerksamkeit auf Port Arthur konzentrierten und bei Liaujong nichts unternahmen. Shanghai, 21. August. (Reutrrmrldung.) Ein japanisches Torpedoboot passierte nachmittags, vom Süden kommend, in voller Fahrt Wusung, gefolgt von dem amerikanischen Torpedobootzerstörer „Chaunciy" und ankerte in der Nähe des Docks, der den russ. Kreuzer „ASkold" birgt. Alsbald machte der „Chauvckh" sich zum Kampfe bereit und ankerte zwischen dem Dock und dem japanischen Torpedoboot. Der Taotat ersuchte telegraphisch, daß rin chinesischer Kreuzer und zwei amerikanische Torpedobootzerstörer Befehl erhielten, sich bereit zu halten, um dir Neutralität Chinas zu schützen. Der Dampfer Haiying", der hier rtntraf, meldet, er habe gestern rin japanisches Geschwader mit abgeblendetrn Lichtern In der Höhe der Insel Gurtzloff gesehen. Der russ. Konsul lehnte eS kategorisch ab, Befehl zu geben, daß der „Askold" und der „Grossowot" obsahrrn. Der Taotat teilte dem amerikanischen Konsul mit, daß China die Frrmdrnntederlassungrn nicht schützen könne. Vermischtes. — Berlin, 19. August. In der Dunkelheit hat, anscheinend nach einem Streite, heute nacht der auS Brandts bet Leipzig stammende 28jährige Stallichweizer Tippe eine Prostituierte, die er mit nach seiner in der Uferstraße gelegenen Wohnung genommen hatte, durch zwei Revolverschüsse getötet und dann Selbstmord verübt. — Eine nette Rechnung wird der preußischen Etsenbahnverwaltung demnächst überreicht werden. Bet der aus Schloß Prtmkenau beratenen Konferenz, an der auch Herzog Ernst Günther, der Oberprästdent und der Eiscnbahn- dirrktionspräsident teilnahmen, wurde als zweifellos festgestellt, daß die Eisenbahnverwaltung für den Schaden des großen Wald brandes aufzukommen habe. Der Ober präsident erstattete drahtlich Bericht an den Kaiser. — Son bißchen Französisch, das klingt doch zu wunderschön! Szene: Eine Wirtschaft in der Leipziger Straße zu Berlin. „Kellner, die Spetlekarte!" Unter Suppen heißt es: „?otaAS xarmeutiörs". Also xarmsQtiSrs, das muß wohl was ganz besonders Gutes sein. Der Kellner erscheint mit einem Teller guter deutscher Kartosfelsuppe. Was würde man wohl in Paris sagen, wenn man den Franzosen „Kartoffel suppe" auf dir Spetsrvkarte schreiben würde? — Die reichste Innung in Deutsch land, die Charlottenburger Schlächterin« ung, hat wieder einen Beweis ihrer Generosität ge geben. Der Delegierte der Innung für den internationalen Flctscherkongreß in St. Louis, Schlächtermeister Patschke, erhält als Beitrag zu den Reisekosten die Summe von 3000 Mk. DaS ist rin bis jetzt beispiellos dastehender Vorgang, daß eine Innung in dieser Weise ihre Delegierten entschädigt. Der Vertreter des Deutschen Fleischer- Verbandes, rin Herr auS Hamburg, hat die Reise aus seine Kosten machen müssen. — Mühlberg (Elbe). Einen seltenen Fang machte der Fischer Lettrritz in der Elbe beim sogen. Rosrnfelder Sand. ES glückte ihm, einen Wels aus der Elbe zu ziehen, der das stattliche Gewicht von 7b Psund aufweist. — Harra. Am 18. August feierten die Herren Maurer Friedrich Hofsmann und pensionierter Gendarm Karl Hoffmann ihren 80. Geburts tag. Die betagten Geburtstagskinder sind Zwillingsbrüder und erfreuen sich beide der besten Gesundheit. — Eine teure Jagd ist die städtische Holz jagd von Wernigerode. Seit fast 2b Jahren hat diese Prinz Leopold von Schwarzburg-Sonders hausen tnnegehabt; jetzt gab Fabrikbesitzer Weise mit 9100 Mk. das Höchstgebot ab, das zweitbeste Gebot Bankier Schmidt mit 9000 Mark. Die Jagdbestimmungrn schreiben vor, wa» abgeschoflen werden darf; danach wird dem glücklichen Pächter jeder erlegte Hirsch auf etwa 1000 Mk. zu stehen kommen. — Ltppsprtnge. Urber drn erwähnten Brand, der den dritten Teil de» etwa 2000 Einwohner zählen- den Dorfe» Schlangen an der preußisch-lippilch,« Grenze in Asche gelegt Hot, ist noch zu berichten, daß von der «samten Ernte, die, soweit sie Salm« In dem neuesten Hefte der Zeitschrift für Agrar politik veröffentlicht nämlich ein baierischer Offi zier beachtenswerte Vorschläge über den Gang, den diese Erhebungen und deren Bearbeitung zu nehmen haben möchten. Zunächst fordert er eine Ergänzung der bisherigen Statistik Lurch eine „Truppenstatistik", sowie eine Modifizierung der bisherigen Aushebungsstatistik und mackt spezielle Vorschläge darüber, wie festgestellt werden könne, ob sich die landwirtschaftliche oder die übrige Be völkerung als tatsächlich truppenbeständig, als tauglich im vollen Sinne des Wortes erwiesen habe. Er weist mit Recht am Schluffe seiner Ausführungen darauf hin, daß es nicht darauf ankommen könne, welche Folgerungen politische Parteien und wirtschaftliche Gruppen aus diesen Zahlen dann für ihre Zwecke ziehen mögen, sondern nur darauf, daß die Grundlagen unserer Wehrfähigkeit richtig erkannt werden, daß weder die eine noch die andere Partei schiefe Bilder schaffe, falsche Darstellungen erwecke. In richtiger Erkenntnis der Wahrnehmung und Förderung der allgemeinen vaterländischen Interessen ist dieser Standpunkt in Bezug auf die Ergänzung des Heeres als der allein richtige zu betrachten. Es kann sich nicht allein darum handeln, nachzuweisen, daß die landwirtschaftliche Bevölkerung die meisten tüchtigen Soldaten für das Heer liefert, sondern es muß auch festgestellt werden, in wie weit die übrigen Berufsklassen in Deutschland Rekruten stellen und was für ein Prozentsatz der Heeres- dienstpflichtigen als untauglich bei ihnen jetzt be zeichnet wird. Und da wird man wohl zu der Einsicht gelangen, daß es unbedingt notwendig ist, dafür zu sorgen, daß die durch Stuben- und Fabrikarbeit in ihrer Entwickelung vielfach ge schädigte Jugend durch bessere Arbeitsbedingungen und durch obligatorische Freiübungen bis zum achtzehnten Lebensjahr körperlich mehr gekräftigt werden muß, um eben dem deutschen Heere die notwendigen Grundlagen seiner Ergänzung, ein kräftiges, gesundes Geschlecht in allen Bernfs- klassen zu erhalten. Q flüchte betrifft, nahezu vollständig rtngefcheurrt war, natürlich nicht da» geringste übrig gi blieben ist, daß 74 Gebäude eingeäschert wurden und zwei: Kinder verbrannt sind. — Torgau, 18. Aug. Einem schreckliche»* Unglücksfall fiel die Magd Emma Hoffman» vom Rittergut Langenrrichrnbach zum Opfer. Da» Mädchen stürzte brim Roggenabladen in der Scheune von der „Panse" herab und zwar so- unglücklich, daß eine Gabel ihr tief tu den? Unterleib drang. Die Verunglückte umrde iw das hiesige Krankenhaus gebracht. — Hamm. In der Nacht zum Freitag; explodierte auf einem Werk der Westfälische» Drahtindustrie rin Dampskrssel, wodurch fünf Arbeiter schwer verletzt wurden und rin Schweiß ofen zertrümmert wurde. — Der Wasserstand der Oder ist jetzt: so tief, daß das Flußbett auf Strecken fast völlig, trocken liegt. AuS Mährisch-Ostrau wird sogar ein Versiegen der Odeiquelle gemeldet. — Erfurt, 18. August. Die zu Anfang des Sommers berechtigt gewesene Hoffnung auf eine reiche Obsternte ist neuerdings recht gesunken. Die anhaltende Dürre, verbunden mit orkanartigen Stürmen, dezimierten in den letzte» Tagen den teilweise überreichen Obstbrhang irr auffallender Weise. Wie gesät liegen Birnen und Aepfel unter den Bäumen. Umsichtige verstehe» allerdings das Fallobst zu verwenden. Am Dienstag sammelte ein Erfurter Obstpächter i» einem mächtig großen Garten in Windischholz- hausen nicht weniger als vier Zentner Fallobst. — Erfurt. Ein origineller Streik ist: in dem Erfurter LandkrriSorte Niedernissa auS- gebrochen: Der Kirchglockenläuter hat seine Tätigkeit eingestellt. Seit langen Jahren rief der hochbetagte Landwirt August Voigt die Ge» metnde nach dem GotteShause. Er bekam dafür 130 Mk. für das Jahr. Nunmehr verlangt er 150 Mk. Da im Brrgebungstermtne ein Mindest» fordernder sich nicht fand, lo beschloß der Gemeinde- Vorstand, die Sache zum bisherigen Preise selber in die Hand zu nehmen. Abwechselnd besteigen der Ortsschulze, dessen Stellvertreter, sowie zwei Schöppen Sonntags zweimal den Kirchturm und schwingen die drei Glocken mit Kunst und Geschick. — Baden-Baden. Die hiesigen städtisch,» Wasserwerke sind infolge der anhaltenden Trocken heit genötigt worden, die Wasserleitung von 9 Uhr abends bis 6 Uhr früh zu sperren und die bydrau» ltschen Auszüge (ListS) sind bis auf weiteres voll ständig geschlossen, eine Maßregel, die insbesondere dir Hotels und Fremden sehr empfinden. — Die Fremdenzahl hat heute die Höhe von 47 333 erreiche — Im Rheinhaven bei Karlsruhe sind 6000 Zentner Briketts und 4000 Zentner Fettschrot^ der Firma Heinrich Mühlhauer in Sp,yer ge hörend, in Brand geraten. Der Schaden für die nicht versicherte Firma ist voraussichtlich srhr groß. — Bei dem Waldbrand in Altenschwank bet Amberg in der Oberpfalz, den 400 Soldatr» unterdrücken mußten, sind 9000 Tagewerk Holz bestand vernichtet worden. DaS obersränkische Dorf LienlaS (300 Einwohner) ist zur Hälfte ab» gebrannt. Der Schaden beträgt 70000 Mk. — Weinpantschern hat man in der Pfalz ihr nobles Handwerk gelegt. In JlbrSheim bet Landau wurden nahezu 14000 Liter „Wein" laufen gelassen, auf deren Einziehung die dortige Straskammer erkannt hatte. — Der große Dorsbrand, der Wisseling in Niederbaiern zur Hälfte einäscherte, hat 100 OOS Mark Schaden verursacht. AIS Brandstifterin ist rin IbjährigrS Mädchen ermittelt und verhafte* worden. — Köln. Eine TyphuSeptdrmie ist In Eupe» ausgebrochen. DaS Krankenhaus ist bereits derart übersüllt, daß Neurrkrankte keine Ausnahme mehr finden können. Aerztlichersrit» wird die Epidemie auf den großen Mangel an Trtnkwasser zurückgrsührt. — Der Feuersbrünste ist bet der an» dauernden Trockenheit kein Ende. Au» Straßburg im Elsaß meldet man wieder, daß im benachbarte» Durppingheim neun Bauernhöfe durch Feuer zerstört worden sind. — In dem oberschlrstichrw Städtchen Wollbronn an der russischen Grenze vernichtete rin Feuer, da» von einem Hausbesitzer angelegt war, hundrrtundsechztg Häuser» Ein Knabe ist tot, einige Personen werden vermißt. Der Brandstifter wurde verhaftet. — In Jntra am Lago Maggiore (Nord-Jtalien> sind dir Strindrucksabrtl Pollico und die Weberei Bianchi vollständig abgebrannt. — Durch Blitzschlag wurden in vernwriler bet Straßburg eine dreizehn und ein« sechs»*" Jahre alte Tochter eine» Feldarbeit«» im ' getötet. ...