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Dalai Lama beobachtet dir Entwickelung der Dinge von einem 8 Tageuiärfche von Lhassa entfernten Kloster aus. wo er sich zur Flucht bereit hält. Die Tibetaner stad vor allem gegen den englischen Entschädigungsanspruch. Im Gebirge bet Lhassa ist der erste Schnee gefallen. London, 17. August. Wie der „Daily Mail" aus Tokio vom 1V. August gemeldet wird, Ist der russische Kreuzer „Nowik" in der Ban Dtemenstraße, in der Richtung auf Wladiwostok fahrend, gesehen worden. Tientsin, 17. August. (Reutrrmeldung.) Die Verletzung der chinesischen Neutralität durch die Beschlagnahme drS „Retschttrlvy" hat da» Vertrauen der chinesischen Beamten auf Japan und die Sympathie der Chinesen für dir Japaner erschüttert. Vermischtes. — BreSlau, 16. August. Gestern wütete ein großer Waldbrand südwestwärts von NieSkh auf der dem Frriherrn v. Eckhardstrtn gehörenden Herrschaft Collm. Gegen 3000 Morgen Wald sind nirdrrgebrannt. Ferner werden noch mehrere kleinere Waldbrände gemeldet. — Berlin, 18. August. Der morgige Schulanfang hat in den letzten Tagen eine wahre Völkerwanderung von nach Berlin Hrimkehrendrn veranlaßt. 74 000 Personen sind tm Lause der beiden letzten Tage allein aus dem Stettiner Bahn hofe eingrtroffrn. — DaS alte Lessing-Hau» am Königs- graben 10 in Berlin, dessen Abbruch bevor stehen sollte, wird noch aus längere Zelt erhalten bleiben und augenblicklich gründlich auSgebessert. Am KönigSgrabrn 10 wohnte bekanntlich Lessing bei seinem vierten Aufenthalte in Berlin von 1765 bis 1767 und brachte hier seine Minna von Barn helm zur Vollendung. DaS HauS, das mit dem Alexanderstraße 61 in unmittelbarer Verbindung steht, ist wie dieses Eigentum der Stadt und von der städtischen StistungSdeputation schon vor einiger Zett zum Berkaus.gestellt worden. — Primkenau, 18. August. Heute vor mittag brach in den Waldungen an der Bahnlinie zwischen Oberleschen und Armadebrunn aus Bunz lauer Gebiet Fever aus, da» sich auch auf das dem Herzog Ernst Günther gehörige Gebiet auS- drhnte und auch auf da» Neuvorwerker und Wolfersdorfer Revier. DaS Dorf Neuvorwerk ist vollständig niedergebrannt. Die Einwohner konnten nur da» nackte Leben retten. Alles Vieh und viel Wild ist in den Flammen umgekommen. Die Garnisonen von Glogau und Sprottau sind zur Hilfeleistung aufgebotrn worden. — Passau, 16. August. Wie die „Passauer Zeitung" meldet, sind im Dorfe Wisselstng bet Osterhofen gestern abend 24 Gebäude, darunter 8 Wohngebäude, abgebrannt. Eine Frau erlitt er hebliche Brandwunden. Fünfzig Stück Vieh sind tn den Flammen umgrkommrn. — In dem altmärkischen Dorfe Lückstedt stürzte der Im Bau befindliche Kirchturm ein. 8 Arbeiter wurden unter den Trümmern begraben, konnten aber gerettet werden. — Halle a. E. lieber die hier, in Leipzig und anderen Städten tn letzter Zeit auSgeführten Goldwarrndiebstähle scheint jetzt nach eifrigen Nachforschungen Licht zu kommen, wenn r» sich bestätigt, daß der tn Dessau verhaftete 24 Jahre alte Handelsmann Btllhardt von hier, tn besten Besitz wertvolle Schmuckiachen vorgefunden wurden, über deren Herkunft er keine Auskunft zu geben vermochte, an den verschiedenen Einbrüchen be teiligt ist. Billhardt wurde auch von der hiesigen Polizei wegen Zuhälterei, Entziehung der Polizei- ausstcht und Diebstahl» gesucht. — Toblach bei Niederndorf, 16. August. Hier sand rin Zusammenstoß zwischen einem Automobil de» Baron» Rothschild und einem anderen Automobil eine» Herrn Schmal statt. Der Führer de« Rothschild'schen Wagen», sowie der Schwager de» Herrn Schmal wurden schwer verletzt, die übrigen Insassen kamen mit leichteren Verletzungen davon. — Roßdorf in Sachsen-Mriningen. Montag abend wurden 12 Wohnhäuser, darunter da» Pfarrhaus, mit Stallungen und vielen Neben gebäuden durch Feuer etngeäschrrt. — Kiel, 16. August. Bei einem Neubau tm Stadtteil Wyk stürzte heute mittag, wie die „Kieler Nrust. Nachr." melden, die ganze Vorder front ein und begrub 7 Bauarbeiter unter sich, die sämtlich mehr oder weniger schwer verletzt wurden. An einem Neubau la der Frankestraße stürzte demselben Blatt zufolge eine Mauer rin. Ein Maurerlehrling erlitt «inen Schädel bruch und war sofort tot; zwei andere Personen kamen mit Verletzungen davon. r« sitchstsch« «SEichl». «em «. — (Der beleidigt« Klingelbeutel.) Wegen Beleidigung de» Klingelbeutel» ist auf Grund de» GotteSlästerungSparagraphen (K 166) dieser Lage in Heidelberg eine Verurteilung erfolgt. Der „Köln. Ztg." wird darüber geschrieben: „Während Anklagen und Verurteilungen wegen Beschimpfung von Einrichtungen der katholischen Kirche tn unserem Lande nicht zu den Seltenheiten gehören, ist die evangelische Kirche bisher von derartigen öffentlichen Beschimpfungen nahezu völlig frei ge blieben. Eine Ausnahme bildet« in den letzten Tagen die von der hiesigen Staatsanwaltschaft wegen Vergehen» gegen § 166 de» RetchSstraf« gesrtzbuchrS erhobene Klage gegen einen auswärtigen Makler, der tn einer Wirtschaft, schon ziemlich an getrunken, die Arußerung getan hatte: „Handwerks burschen sperrt man rin, wenn sie betteln, tn der Kirche aber darf ungestraft mit dem Klingelbeutel gebettelt werden, da» ist eine feinere Bettelei". Der al» Sachverstän diger rinvrrnommene Stadtpfarrer Schmittheuer stellte nach Bericht de» „Heidelberger Tageblattes" in Abrede, daß der Klingelbeutel eine Ein richtung der evangelischen Kirche sei; in vielen Orten sei er schon längst abgeschafft, und In ab sehbarer Zeit werde diese» unmoderne aufdringliche Instrument hoffentlich für immer auS der evan gelischen Kirche verschwinden. Die Straskammer war jedoch der Meinung, daß rin Vergehen gegen § 166 hier vorltege; der Angeklagte habe nicht den Klingelbeutel an sich, sondern da» Ein sammeln von milden Gaben treffen wollen, und dies sei eine Einrichtung der evangelischen Kirche. DaS Gericht erkannte auf zwei Tage Gefäng nis". Angesichts solcher Erkenntnisse kann r» nur die Forderung geben: Fort mit dem Para graph 166! — Mißhandlung von Arbeitswilligen. Gegen das Urteil des Schöffengerichts Köln, daS einen Arbeiter zu einem Tag GefilngntS verurteilte, weil er bet Gelegenheit eines AuSstandrS einen Arbeitswilligen gestoßen und getreten hatte, hatte der Staatsanwalt Berufung eingelegt. Die Straskammer verurteilte den Angeklagten unter Berücksichtigung seiner Vorstrafen zu drei Monaten Gesängnis. — In dem Dorfe Riol bet Trier brannten sieben Bauernhöie mit reichen Erntevorräten nieder. Wassermangel beeinträchtigte die Lölcharbetten. — Ein Hirtenknabe erschoß bet Steinbühl (Baiern) aus Unvorsichtigkeit einen 5 Jahre alten Buben. Er flüchtete aus Furcht vor Strafe und wurde tm Walde verhungert aufgefunden. — WiSmar (Uckermark), 16. August. Ein Großfeuer zerstörte 15 Gebäude. Große Erntevorräte und Vieh sind verbrannt. — PutpuS (Rügen), 16. August. DaS „Rügensche Kreiöbl." meldet, in Wieck (Rügen) habe in vergangener Nacht eine Windhose große Verheerungen angerichtet. 20 Gebäude wurden stark beschädigt; 2 davon sind total eingestürzt. Viele Bäume sind entwurzelt. — Diakontffenhäuser gibt es jetzt in Deutsch land 50 mit 12 821 Schwestern und 4783 Stationen. Insgesamt zählt man jetzt überhaupt 79 Dtakoniffenhäuser mit 16 510 Schwestern, 5822 Arbeitsfeldern und einer JahreSeinnahme von rund 15 392000 Mark. — In den deutschen Münzstädten sind tm Monat Juli für 5 825 520 Mk. Doppelkronen und für 703 310 Mk. Kronen, beide auf Privat rechnung, für 3 616940 Mk. Fünfmarkstücke, für 149 504 Mk. Zweimalkitücke, für 601060 Mk. Einmarkstücke, für 15567090 Mk. Zehnpsenntg- stücke, für 17 612.25 Mk. Fünspsrnnigstücke und für 85 206.44 Mk. Ellipsen, igstücke geprägt worden. — Teplitz-Schönau, 15. August. Nach Verhaftung der Rädelsführer wurde durch Mehr heitsbeschluß der gestrigen großen Versammlung der Bergarbeiter tn Bruch die Arbeitsaufnahme auf Dienstag festgesetzt. — Uebrr ein ergreifende» Kinder schicksal wird au» Wien berichtet: Der Kinder- Schutz- und Rettungsgesellschaft, Maria Therefien- strotze Nr. 3, wurde vor einigen Tagen ein zwei jährige» Mädchen aus Ansuchen de» Assistenten der Klinik de» Professor» Monti überbracht. Der Anblick diese» unglücklichen Kinde» war der denkbar schrecklichste. Der abgezehrte Leib wir» Narben von Schlägen, Beulen auf dem Kopfe und alle Zeichen von Verwahrlosung auf. Die Hand war wund, da» Kind scheu und ängstlich. Der eigene Vater und feine Konkubine haben da» Kind so arg mißhandelt. Vorige» Jahr waren die Kinder nach dem Tode der Mutter — den Aussagen der Nachbarn zufolge — gesund. Vater und Zu- hältrriu.. mißhandelten und züchtigten die zwei älteren Kinder auf die barbarischste Art. Bride Kinder starben! Nur da» kleinste wurde durch IV04 di« an die Gesellschaft gerichtete anonyme Anzeige und zugleich durch die Anzeige de» Assistenten gerettet. DaS Kind, daS sich tm Kinderheim, Müllnergaffr Nr. 16, befindet, weinte tn den ersten Tagen bitterlich und zeigte eine namenlose Angst. Eine Grausamkeit bestand darin, daß rS keinen Behelf zur Reinlichkeit hatte, und so ost r» sich gegen diese verging, grausam ge» züchtigt wurde. Such tn der Nacht schlug eS der Vater mit Riemen! So oft man den arme» Wurm wimmern hörte, wenn rS geschlagen wurde, erklärte der Vater, da» Kind sei „unrein". Da» arme verschüchterte Wesen mit dem abgezehrten Gesicht lächelte wohl zum erstenmal im Lebe» über einen roten Ball, den e» tn der Station dieser segensreichen Anstalt erhielt. Ihn hielt r» stundenlang tn Händen — der erste Sonnrnbliek in seinem trostlosen Dasein. — Bozen, 15. August. DaS Bergdorf TagusenS bet Kastelrut brannte bi» auf vier Häuser nieder. — Die letzte ferttggestellte Station der Jungfraubahn, die 1903 dem Verkehr übergeben wurde, ist Eiger wand, von der auS rin weiteres Stück de» Bahnkörper» bereits wiederum geschaffen worden ist. Man hat mit außerordent lich schwierigen SteigerungSverhältntffen zu tuw gehabt, so daß die Arbeiten nur langiam fort- schreiten. Die Langsamkeit der Fertigstellung wird noch zunehmen, denn die Schwierigkeiten wachsen tn diesen Höhen. Indessen ist di« Nachricht, daß die Vollendung der Bahn fraglich geworden sei,, unzutreffend. Zur Zeit sind an einem stark an steigenden Tunnelterrain über dem Eigerglrtschrr 100 Mann beschäftigt. Die Arbeit, die tn drei Schichten von je achtstündiger Dauer erfolgt, ist weder >m Winter unterbrochen worden, noch er fährt sie durch den jetzigen Saisonbetrieb irgend einen Aufschub. Die Arbeiter befinden sich jetzt an einem Punkte, der 3010 Meter über dem MerreSniveau liegt und etwa 5 Kilometer von der Station Scheidegg entfernt ist. In etwa Jahres frist dürste der Tunnrldurchbruch am Eismeer er folgt sein. — Bern. (Typhus.) Für die letzte Woche (31. Juli bis 6. August) find in der Stadt Bern 25 neue TyphuSfälle amtlich zur Anzeige gelangt. In der Vorwoche waren es 27 Fälle. DaS schweizerische Serum- und Jmpiinstitut M Bern hat ein Schreiben an die SanitätSdirektioa des KantonS Bern gerichtet, in dem eS energisch bestreitet, daß daS gegen Typhus immunisierte und am 16. Juni verkauite Serumpserd die Ur sache der Epidemie sei. Daß daS Fleisch immuni sierter Pferde nicht al» gesundheitsschädlich be trachtet werden könne, gehe auch daraus hervor, daß andere bedeutende Institute Im AuSlande regelmäßig ihre Pferde nach Entblutung dem Konsum liefern. Nicht nur in Bern, sondern auch tn vielen größeren und kleineren Ortschaften der Schweiz seien während der letzten zwei Monate zahlreiche Typhussälle epidemisch aus getreten. — In Subiaco (Italien) traf ein Greis seine 70jährige Frau bet Liebkosungen mit dem Schwiegersohn. Von Eifersucht getrieben, hieb er. der Frau den Kops mit der Sense ob. — Paris, 15. August. An Stelle deS' Luftschiffe« Santo» DumontS wird das lenkbare, von dem Luftschiff» Contour erbaute Luftschiff, „Bille de St. Mankö" an den Wettfahrten in St. Louis tetlnehmen. Dasselbe wird von Paul d'ArtotS gelenkt werden. — Parts. Seit Sonntag brennt der Walk' von Fontainebleau. 6 gtm sind bereit» verbrannt: Zwei Regimenter Sotoaten sind htnbrordert worden, um da» Feuer zu löichen. — Fontainebleau, 16. August. Nachdem nach Mitternacht der Wind nachgelassen hatte,, konnte man des vor zwei Tagen auSgebrochrnea Feuers Her« werden. Der Hauptherd erstreckte sich auf eme Fläche von 5 Kilometer Länge: und 800 Meter Breite. — Zwischen Odessa und Cherson wurde dem „Bell. Tagbl." zufolge im Schnellzuge der Versuch gemacht, den Millionär Fürsten Trubrzkot künstlich rinzuichläfern und zu berauben. Der Fürst erwachte aber durch den süßlichen Chloroform geruch und erhob sich, worauf ein gut gekleideter Mann au« dem Zuge sprang. — Ueber den Mädchenhandel von Odessa schreibt die „Odrssaer Deutsche Ztg.": Männer, die mit lebendiger Ware handeln, gebe« sich tn letzter Zeit gern für Handelsreisende au». Sie leben auf großem Fuß, machen Bekanntschaft mit hübschen Fabrikarbeiterinnen, Näherinnen ufw. Nach kurzer Bekanntschaft erfolgt rin HetratSaatrag und bald darauf die Trauung. Ist da» geschehe», so unternimmt man über KonstauttoMlMwWMiD