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Lrste Meitage zu Ar. 93 des sächsischen Lrzählers Bischofswerda, den IS. August 1S04. Die Uebertragaug von Kraakhettea in de« Barbier- «nd Frisier-Geschäften. TS ist eine durch die gemachten Erfahr ungen und vorgenommenen Untersuchungen er wiesene und auch schon in weiteren Kreisen der Bevölkerung bekannte Tatsache, daß gewisse Haut- und Haarkrankheiten, deren Entstehung aus be stimmte KrankhritSkeimr zurückzuführrn »st, so ins besondere die Bartflechte und der vorzeitige, aus kreisrunde Stellen oder eine größere Fläche de» Kopses sich erstreckende Haarausfall, ferner aber auch Syphilis, Furunkrlbildung usw. beim Rasieren, Haarschnetdrn und Frisieren übertragen werden können und auch durchaus nicht selten übertragen werden; sind doch namentlich von den ersterwähnten, tn der Regel äußerst hartnäckig verlausenden und die erkrankten Personen nach verschiedenen Richtungen schwer schädigenden Krankheiten nicht nur zahlreiche Einzelsälle, sondern sogar Epidemien, die von Barbierstuben ihren AuSgang genommen haben, beobachtet worden. Die Uebertragung solcher Krankheiten kann durch unsaubere Hände und unsaubere Kleidung des Barbiers oder Friseurs, durch unreine Instrumente, unreine Handtücher, Servietten, Frisiermäntel usw. erfolgen. Nachdem in neuerer Zeit außer tn medizinischen Zeitschriften auch tn der TagrSprrsse vielfach auf die der egte Ansteckungsgefahr und die zu deren Beseitigung nötigen Vorkehrungen aufmerksam gemocht worden ist, hat man auch bereits tn vielen Rasier- und Frisiergrschästen mrhr oder weniger zwrckdienliche Einrichtungen vorgesehen, tn den meisten von ihnen aber sind solche Einrichtungen nicht in ausreichen der Weise oder noch gar nicht getroffen. Daher erscheint eS ratsam, erneut auf die Gefahr der Uebertragung von Krankheiten tn den Barbier stuben htnzuweilen und die im nachstehenden auf geführten, zur Verhütung einer Ansteckung erforder lichen Vorsichtsmaßregeln dringend zur Nachachtung zu empfehlen: 1) In den Barbier-, Haarschneide- ond Frisierstuben muß stets aus peinlichste Reinlich keit gehalten werden. Auch muß in ihnen für ausreichende Waschgelrgenheit für das Personal gesorgt sein, sodaß sich dieses jederzeit die Hände mit Seife In reinem, noch unbenutzten Wasser waschen und an einem noch gehörig sauberen und trockenen Handtuch abtrocknen kann. In jeder dieser Stuben ist rin mit Wasser gefüllter Spuck napf aufzustellrn, der täglich zu reinigen ist. 2) Barbiere und Friseure, die an ansteckenden Krankheiten leiden oder mit Hautausschlägen und eiternden Wunden an den Händen behaftet sind, haben sich, solange nicht diese KrankheitSzustände vollständig beseitigt sind, jeder Tätigkeit tn ihrem Berufe zu enthalten. 3) Bet der Arbeit sollen die Barbiere und Friseure stets saubere und waschbare Kleidung tragen. Vor der Bedienung eines jeden Kunden müssen sie sich die Hände gründlich mit Wasser und Seife waschen. 4) Rasier messer, Scheerrn, Haarschneidemaschinen, Kämme, Bürsten und sonstige Geräte sind nach jedesmaligem Gebrauche sorgfältig zu reinigen. Außerdem sollen die Mtsser und Scheerrn vor jeder Wirderbenvtzung mit in absoluten Alkohol getauchten Wattebäuschchen abgrrieben und Kämme und Bürsten täglich, am besten abends, mit einer warmen bproz. Soda lösung — 5 Teile Soda aus 100 Teile Wasser — ausgewaschen werden. Bet Kunden mit Schuppen bildung und Haarausfall wird am besten von der Anwendung einer zum allgemeinen Gebrauche be stimmten Bürste gänzlich abgesehen. 5) Der Ge brauch der großen Haarwalzbürsten tn jedem Falle ist zu widerraten. 6) Ebenso sollen Schwämme, Puderquasten und sogenannte Puderstrine gar nicht verwendet werden. Statt der Schwämme benutze man zum Abwaschen des Seifenschaumes Bäusch- chen von reiner Berbandwatte. Zum Pudern ist ebenfalls die Berwrndung reiner frischer Watte- bäuschchen oder die Benutzung von Pulvrrbläsern zu rmpsrhlen. 7) Rasierpinsel, auf deren Rein haltung ganz besondere Sorgfalt zu verwenden ist, sollen nur bei Kunden, die ihr eigene» Rasier messer besitzen, benutzt werden. 8) Jeder Kunde muß zum Abtrocknen de» Gesicht» nach dem Rasteren frische, seit der letzten Reinigung noch nicht wieder gebraucht« Wäschestück« — Handtuch oder Serviette — erhalten. An Stelle der letzteren können auch Servietten au» chinesischem oder vridenpapier gegeben werden. Wer sich zu Hause rasteren läßt, benutze seine eigene Wäsche. Die Frisiermäntel wüsten rein sein; wo sie dem Hal» aoltegro, ist ein Stück noch ungebrauchten Seiden- Kapier» rtuznschieben. 9) An de« Rasier- und Friflrrsksskln sind die Kopsstützrr vor dem jedes maligen Gebrauch mit einem seit der letzten Reinigung noch nicht benutzten Tuche oder mit Sridrnpapier zu bedecken. 10) Beim Rasteren entstehende kleine Hautverletzungen dürfen vom Barbier nicht direkt mit den Fingern berührt, auch nicht geätzt werden, sondern sind zur Stillung der Blutung mit kleinen Bäuschchen von reiner Ver- bandSwatte abzutupfen. 11) Die zu den oben angeführten Zwecken verwendeten Wattebäusche und Papierservietten bez. Stücke Seidenpapirr müssen nach einmaliger Benutzung vernichtet werden. 12) Personen, die an Gesichts- oder KopsauS- schlägen oder sonstigen AuSschlagSkrankhetten leiden, sollen tn öffentlichen Barbier- und Frisierstuben nicht bedient und auch tn ihren Wohnungen nur mit ihren eigenen oder mit besonderen, nur für Kranke bestimmten Instrumenten und Geräten be dient werden. Diese Instrumente und Geräte sind unmittelbar nach dem Gebrauch mit besonderer Sorg falt zu reinigen, und zwar empfiehlt eS sich, sie tn starker Srlfenlaugr oder tn einprozrnttger Soda lösung eine Viertelstunde lang ouSzukochen. Den betreffenden Personen ist vom Barbier oder Friseur daS Ausstichen ärztlicher Hilfe dringend anzuraten. 13) Am sichersten kann sich der Ein zelne vor einer Ansteckung dadurch schützen, daß er sich sein eigenes Rasier- und Friseurzeug an- schofft und eS tn dem von ihm besuchten Barbier- und Fristergeschäft tn einem verschließbaren Be hälter, wie solche auch schon in vielen Geschäften den Kunden zur Verfügung g<stellt werden, hinterlegt. T Vermischte». — Beim Brunnrnreintgen wurden in Vetschau bei Görlitz drei Arbeiter von giftigen Gasen bktäubt und ertranken im Brunnen. — Im Nachlaß einer Almosenempfängerkn in Breslau sand man tn Kisten und Säcken wohl zehn Zentner alte stein harte Semmeln und Brötchen, ferner 200 Flaschen angesüllt mit Medizinen verschiedenster Art, viele gute Wäsche und Kleidungsstücke und 1636 Mk. in bar. — Beuthen. (Eisenbahnunfall.) Amtliche Meldung. Bei der Einfahrt eines Güterzuges entgleisten heute früh 6 Uhr auf dem Bahnhofe tn Gleiwitz die drei lktzten Wagen des Zuges. Dabei schlug ein Petroleumk<ssel um und geriet in Brand, wodurch der Inhalt eines zweiten Kessel» ebenfalls entzündet wurde. Beide Kissel brannten aus. Der Eisenbahnbetrieb wurde durch Umleiten aufrrchtrrhalten. — Lübbenau. Durch die gewaltige Dürre wird der Grund des SprrewaldbodrnS erschlossen. Dinge, die sonst nie beobachtet wurden, treten jetzt zu tage. Schon längst wurde erzählt, daß im Sprerwalde auch Sumpfschildkröten wohnen. Seit langer Zeit aber ist eS nicht ge glückt, ein Exemplar zu erbeuten. Bor einigen Wochen wurde eine solche Schildkröte gesunden. Sie hat nur die Größe eines TalerS und scheint doch rin altes ausgewachsenes Exemplar zu sein. DaS Tier ist mittlerweile rtngrgangen. Auch Rirsrowasserschnrcken treten jetzt tn ihren großen Muscheln zu tage, wie sie noch niemals hier ge sehen worden sind. — Glogau, 10. Aug. Wegen Soldaten mißhandlungen in 229 Fällen verurteilte daS Kriegsgericht der 9. Division den Unteroffizier Lux vom Infanterie-Regiment Nr. 58 zu 1^/, Jahren Gefängnis und Degradation. Sein Stubenältester, der Gefreite Kwasntg, erhielt wegen Mißhandlungen tn 110 Fällen 1 Jahr Gefängnis. Durch die fortgesetzten Mißband- lungrn war der Musketier Klemmt zum Selbst mord getrieben worden. — Hameln. (Einstellung der Dampf schifffahrt.) Da keine Aussicht auf Eintritt eines normalen Wasserstandes der Weser vor handen ist, hat die Wrsermühlen-Akttengesellschast beschlossen, die Oberwesrr-Personen-Dampf- schtfffahrt zwischen Hameln und Hann.-Mündrn für diese Saison einzustrllrn. — (WaS eine Kaiser-Parade kostet.) Die Stadtverordneten von Altona bewilligte« tn geheimer Sitzung 40 000 ML für die Aus schmückung der Straßen zur Kaiser-Parade am 5. September. — Die Strafkammer tn Köln verurteilte am Dienstag de» Frethrrrn Hugo v. Wagruhetm wegeu Betrug» und Unterschlagung zu sechs Monaten Gefängnt». — Frankfurt o. M, 10. Aug. Heut« wurde hser ein ältere» Fräuleiu begraben, da» «st kürzlich darum rinkam, in» Armenhaus aus genommen zu werden. Bet der Durchsuchung der Mansarde der Verstorbenen fanden sich so bedeutende Geldbeträge, daß sie vorläufig gar nicht alle gezählt werden konnten. E» dürsten dit Beträge sich bis auf 100000 Mark belaufen. — In den Tagen vom 3. bi» 6. September lsd. Jh». wird tn Mainz der 16. deutsche Feuerwrhrtag unter dem Protektorat des Großherzog» von Hessen abgehalten werden. Damit verbunden ist eine Ausstellung, auf der fast all« Spezialfirmen mit ihren neuesten Erzeug nissen vertreten sein werden. — Der 3. internationale Mathematiker kongreß, an dem sich ungefähr 400 Personen beteiligten, ist am Dienstag in Heidelberg durch den Erbgroßherzog von Baden eröffnet worden. — Bet dem großen Brande in Ilsfeld bei Heilbronn ist nach amtlichen Schätzungen der Ge bäude - Brandschaden auf eine Million Mark zu veranschlagen. Der Mobiltarschaden wird nicht viel unter diesem Betrag bleiben. Da» Militär errichtet Baracken und Feldlager. Für dir dringen den Bedürfnisse, insbesondere für Obdach und Lebensmittel, Ist für die nächsten Tage gesorgt. Bei dem Brande ist nur eine Person um» Leben gekommen, nämlich rin Gemeinderat, der trotz dringender Warnung in sein brennendes HauS ein drang, um im Keller ausbewahrteS Geld zu holen. Außer fast sämtlichen öffentlichen Gebäuden sind dem Brande etwa 150 Wohn- und ebensoviele Nebengebäude zum Opfer gefallen. Für den Mobiliarschaden hat hauptsächlich die Württem- bergische Privat - FeuerverstcherungSgesrllschaft tn Stuttgart aufzukommrn, die aber bet ihren großen Rücklagen ihrer Schadenersatzpflicht in vollem Umfange genügen kann. — In Passau herrscht infolge der langen Trockenheit so großer Wassermangel, daß die Wasserleitung 15 Stunden am Tage abgesperrt werden muß. — In Budapest ist die große MedavaS« zatsche Dampsmühle samt großen Mrhlvorräten und 12000 Zentnern Wetzen nirdrrgrbrannt. Bet dem Versuche, etnrn größeren Geldbetrag und die Bücher zu retten, hat sich der Sohn des Eigentümers lebensgefährliche Brandwunden zu gezogen. — AuS zwei Kirchen tn der Nähe von Florenz wurden Werke der Künstlersamtlte Della Robbt« tm Wert von etwa 600000 Frank gestohlen und nach Amerika ausgeführt. Die Behörden haben zahlreiche Verhaftungen vorgenommrn, aber der Hauptschuldige, ein Händler aus Prato, ist nach Amerika entflohen. Die gestohlenen Kunstwerke gingen als ... . Pökelfleisch (!) tnS Ausland. — (Juwelendtebstahl bet der Fürstin von Monoco.) Die von ihrem Mann geschiedene Fürstin von Monaco ist während ihres Aufent haltes in der französischen Hauptstadt tm Hotel Mercedes Dieben zum Opfer gefallen, die Schmuck sachen tm Werte von nahezu 100000 Frank ent wendeten. Die Fürstin hatte mit ihrer Tochter eine Ausfahrt unternommen. Zu derselben Zeit entfernten sich die Kammerfrau und mehrere Diener gegen den Besrhl ihrer Herrin au» den Hotel zimmern. Bald nach der Rückkehr tn da» Hotel vermißte die Fürstin eine Kassette mit den Juwelen, die sich tm Zimmer der Tochter befand. Außer dem waren im Zimmer der Fürstin selbst mehrere Behältnisse erbrochen und ihnen 10000 Frank barrS Geld entnommen. Der Besitzer de» Hotel» hatte einen Uhrmacher ersucht, einen feiner An- gestellten in da» Hotel zu senden, um die Uhren in den einzelnen Zimmern zu regulieren. Bald darauf meldete sich rin Unbekannter, der, wie sich herauSgestrllt hat, nicht von de« Uhrmacher ge schickt war, sondern höchstwahrscheinlich da» tele phonische Gespräch zwischen dem Hotelbesitzer und dem Uhrmacher belauscht hat. Der Mann ver weilte längere Zett tn den Gemächern der Fürstin und hat dabet jevrnsall» den Diebstahl ««»geführt. Die Fürstin beklagt den Verlust eine» Diamanten- dtadem», sowie mehrere Broschen und Ring«, dt« wertvolle Familienerbstücke darstellten. — Bet den militärischen Uebuagea tn der Senne waren die 7. Pionier« mit Saudeckungs gräben beschäftigt, al» ein Mörstrgeschoß der 7. Fußartillerie tn die Pionterkvlonne siel. Ei« Mann wurde schwer, 37 leicht verletzt. — In Konstantinopel ist da» Tas» Chantant tn Galata otrdergrbranot. Mehr al» 20 Perfmrea stad in den Flammen um» Leben gekommen.