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91 Dienstag, den S. August. 1904 'M, >er sächWe LrMer Bezirksauzeiger fiir Bischofswerda, Stolpe« ««d Umgegend. Amtsblatt der Kgl. AmtshaHtmmnschast, der Kgl. SchnlWektian u. des Kgl. Hmytzollamtts z« Bautzm, srwie des Kgl. Amtsgerichts und des Stadttales zu Bischofswerda. . Zeitichrist rrschrtnt wöchentlich drei Mal, ^"»*taa»'Do»ue»»ta»S und rauvabeubS, und der GannabendS erscheinenden „beve- «WchM vierteljährlich Marl l.bv Ps. Nummer der ZeitungSpreisliste «S«7. SermfprechfteUe «r. »» Bestellungen werden bei allen Postanstalten deS deutsche« Reiche«, für Bischofswerda und Umgegend bei unser« Zeitungsbotm, sowie in der Exprd. d. Bl. angenomm«. AchtmmbfSmf-lafte« Jahr««»«. Inserat«, welche in diesem Blatte die weiteste Verbreitung Men, werden bi« Montag, Mittwoch und Freitag früh v Uhr angrnommm und kostet die vierarspalt«, Eoq>u«zrilr 10 Psg-, mtter „Eingesandt" 20 Pf. Beringst» Jnseratenbetrag SV Ps. - Lwzrlnr Nummer 10 Ps. Idi« SdIi»Gtuut«»«8^» -IN dcn fiskalischen Straßen der Bezirke Bautzen und Bischofswerda sollen in »nm 18. ldugriumt, variultt»8« V-18 Ulk»', im Restaurant zum „Bürgergarten" und in »Ia«t>«»P»vvr8», »»» IS. zll Ukr, im Gasthof zur „Sonne" gegen sofortige Barzahlung und unter dcn vorher bekanntzumachenden Bedingungen verpachtet werden. Die einzelnen Pachtstreckcn sind wie früher und von den umts- straßenmeistcrn in Bautzen und von den Straßenwärtern zu erfahren. Bautzen, am 30. Juli 1904. Kgl. Straßen- und Wasser - Bauinspektion. Montag, den 15. August 1904, »m- Viehmarkt in Bischofswerda. Deutschland und Nordamerika , im Kampfe um den Welthandel. ! Die riesigen Fortschritte der Nordamerikaner aus den Gebieten der Landwirtschaft, der Industrie, - des Bergbaues und der Technik und die gewaltige Ausdehnung des amerikanischen Handels haben Europa dazu gebracht, von einer amerikanischen Gefahr zu reden und unter dieser Gefahr ist auch schon oft die wirtschaftliche Lage Deutschlands be- > urteilt worden. In dieser Frage des Wettkampfes aus dem wirtschaftlichen Gebiete zwischen zwei großen Ländern muß man aber doch auch die Urteile und Meinungen der Nordamerikaner selbst ' hören, und da klingt ein Artikel eines angesehenen nvrdamerikanifchen Blattes, der „Chicago Tribüne", doch recht merkwürdig über die Ausbreitung des deutschen Handels aus der Erde und über die deutschen Erfolge. Die „Chicago Tribüne" schreibt in einem Artikel über die Erfolge der Deutschen in Ostasien: „Nur wenig wird über den deutschen Fortschritt oder die deutsche Gefahr geschrieben oder gesprochen, aber sie ist da, und bildet einen gefährlichen Faktor im Handelsleben des Jahr- ' Hunderts. Wir haben unsere Flagge auf 140 Inseln in der chinesischen See aufgezogen und eine Masse Reden gehalten und die Lebenskosten ! und die Löhne in allen Osthäfen erhöht, bis die § Europäer wünschen, daß Amerika nie entdeckt worden wäre, aber inzwischen hat Deutschland ohne Inseln und ohne Reden halten den Handel erobert und sich in kommerzieller Hinsicht fest ein gepflanzt. Die Erwerbung der Philippinen sollte uns den ganzen orientalischen Handel sichern, aber während unsere Redner uns dies noch ver sprechen, hat Deutschland die Beute eingesteckt." — Diese Beurteilung der deutschen Erfolge aus dem Gebiete des Welthandels klingt doch viel eher wie das Emporwachsen einer deutschen Ge fahr statt einer amerikanischen im Wettkampfe der Völker, zumal was die Handelsvcrhältnisse in den überseeischen Ländern anbetrifft. Nun ist es ja wahrscheinlich, daß die Amerikaner ähnlich wie die Engländer Deutschlands Erfolge auf dem Welt märkte etwas übertreiben, aber es werden sicher in diesen Ausführungen auch einige Körner Wahr heit enthalten sein. In der Beurteilung des wirtschaftlichen Wettkampfes zwischen Nordamerika rind Deutschland kommen nun aber noch ganz be sonders die Zahlen in Betracht, die der gegen seitige Handelsaustausch zwischen Amerika und Deutschland aufzuweisen hat, und danach kann man auch den Schluß ziehen, daß Deutschlands gründliche und solide Arbeit sich vor den Amerikanern nicht allzusehr zu fürchten hat. Nach den Auf zeichnungen und Berichten der amerikanischen Konsuln in Deutschland belief sieb der deklarierte Wert der von Deutschland nach den Bereinigten Staaten exportierten Waren im Fiskaljahr 1903 , auf 119 878426 Dollars gegen 102 300 755 Dollars im Jahre 1902, also eine Zunahme von 17 577671 Dollars (1900 waren es 97 374000 Dollars). Die hauptsächlichsten Handelsartikel - waren Farben und Chemikalien (za. 20 Mill. Dollars), feinere Wollen-, Baumwoll- und Seiden stoffe, Handschuhe, Wein usw. Der Export der Vereinigten Staaten belief sich nach Deutschland im Jahre 1900 aus 187347 889 Dollars, in ! 1901 auf 191780427, in 1902 auf 173148 010, in 1903 auf 183 555 010 Dollars. Vergleichen wir nun diese Zahlen miteinander, so finden wir, daß auf Seiten Amerikas die Steigerung des Exports mit der des Imports keinen Schritt ge halten hat: Im Fiskaljahre 1903 hat Amerika nach Deutschland freilich für za. 10V, Millionen Dollars mehr verkauft als im Vorjahre, dafür aber von ihm mehr gekauft für za. 17 V, Millionen, ist also immerhin um eine Bilanz von za. 7 V, Millionen Dollars zurückgeblieben. Das sieht doch gerade nicht wie eine „amerikanische Gefahr" oder „Invasion" aus. Politische Weltschau. Kaiser Wilhelm verweilte auch am Freitag ! über noch in Bergen. Begleitet von einigen Herren i des Gefolges, nahm der Monarch daselbst das Frühstück beim deutschen Konsul Mohr rin, nach- - mittags erledigte er an Bord der „Hohenzollern" RegirrungSgeschäfte. Zur Stunde dürste indessen der hohe Herr von seiner NordlandSreise nach Deutschland zurückgekehrt sein. Zu Gunsten des vielangefeindeten Oberhof- meistrrS der Kaiserin, Freiherr» v. Mirbach, hat nun auch der angesehene Berliner Oberhof- Prediger vr. Dryander das Wort vor der Oeffent- llchkeit ergriffen. Er sandte dem „Berl. Lokal anzeiger" rin Schreiben, in welchem er warm für den Angegriffenen eintritt und erklärt, daß keine einzige der bekannt gewordenen Gaben durch Ver leihung von Auszeichnungen ergangen sei. UebrigrnS spricht das genannte Blatt die Meinung au«, daß die allgemein gehegte Erwartung, Herr v. Mirbach werde sich in einer öffentlichen Erklärung verteidigen, nicht in Erfüllung gehen werde. Der Oberhof meister der Kaiserin sei der Anschauung, wie der „B. L." von einer Herrn v. Mirbach sehr nahe stehenden Persönlichkeit erfahren haben will, „daß der Schmutz, mit dem er in der Oeffentlichkeit beworfen wird, ihn nicht zu erreichen vermag." — Dickfelligkeit ist eben eine besondere Eigenschaft mancher Leute. Die baterische Abgeordnetenkammer hat jetzt Abendsitzungrn zur Förderung ihrer Geschäfte zu Hilfe genommen. In der am Freitag statt gefundenen Abrodsitzung der Abgeordnetenkammer wurde bei sortgrsttzter Beratung deS Etats der direkten Steuern einstimmig der Antrag Pichler l (Zentr.) angenommen, daß die pfälzischen Eilen- ' bahnen ihr bisheriges Struerprivilrgium vom ' 1. Januar 1905 ab verlieren. Das alberne Märchen von den Plänen der deutschen Katserfamilie aus den Erwerb der ungarischen Krone ist von dem Pariser „TempS" durch eine Meldung aus Pest wieder ausgrsrischt worden, wonach der deutsche Kronprinz inkognito in Pest rtngetroffen sei und dort acht Tage mit seinem ersten Adjutanten geweilt habe. Er soll am 2. Juli von Wien nach Pest auf einem Donaudampfrr gefahren sein, auf dem ihn kein anderer, als der Kapitän erkannt habe. Der „TempS" sieht darin „natürlich" einen Beweis für die ungarischen Pläne der Hohenzollern und bemerkt, daß man schon von der Kandidatur des Prinzen Eitel Friedrich sür den Thron Ungarns gesprochen habe für den Fall deS Ablebens deS Kaisers Franz Joseph. Die ganze Nachricht ist unwahr. Wir dle Wiener „Neue Freie Presse" berichtet, ist nicht der deutsche Kronprinz auf dem Dampfer „Vesta" nach Pest gefahren, sondern der im gleichen Alter stehende Prinz Friedrich Wilhelm, der dritte Sohn des Prinzen Albrecht, des Regenten von Braunschweig. Aber auch selbst wenn der Kronprinz diese Reise gemacht hätte, hätte sich der „TempS" seine Deutung sparen können, denn sür derartigen fran zösischen politischen Unsinn sind unsere ungarischen Bundesgenossen noch nicht reif genug. Man muß schon mit Seinewasser getauft sein, um Glaubens- sähtgkeit sür solche Narrheiten zu haben, wie sie die französische Phantasie in der letzten Zeit pro duziert hat. Die russische Regierung hat sich endlich der schweizerischen gegenüber zu einer Erklärung über dir „Abschiebung" de« schweizerischen Obersten Audroud aus dem Hauptquartier zu Liaujang herbeigelossen. In einer der Bundesregierung zu Bern durch den dortigen russischen Gesandten über mittelten Note deS Petersburger Kabinetts wird behauptet, Audeoud habe im Gespräch mit einem fremden MilitäratiachS die Verwendung der russischen Artillerie kritisiert; darin habe Rußland eine Ungehörigkeit (moontinvuoo ckv laoxaxs) er blickt. DaS schweizerische Mtlttärdepartement wird nun dem Obersten diese Antwort Mitteilen und ihn zur Berichterstattung aufsordern. Der Bischof Le Nordrz von Dijon, welcher sich bekanntlich in dem Kampfe zwischen der Autorität des französischen Staates und jener des Vatikans auf die Seite de» letzteren gestellt hat, gedenkt definitiv auf seinen Btschofsitz zu ver zichten. Dafür will der Vatikan den Bischof ge bührend entschädigen; demselben sollen seine BtschofSprivtlrgten belassen werden, außerdem wird der Vatikan sür seine materiellen Bedürfnisse sorgen. Der latente Konflikt zwischen der Türkei und der nordamrrikantschen Union spitzt sich