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8» einflußreichen (?) Kreis«" zugefügt werd«». Wir begreifen, wenn französische Zrkel die unseligen Vorkommnisse an unserem Hof« nur unter dem Gesichtswinkel französischer Sittenromane einzu schätzen imstande sind. Sie haben für deutsche Sitte, für deutsche» Gefühl kein Verständnis. Wir verstehen aber nicht, wenn „hochstehende" Persönlichkeiten, die sich Deutsche nennen, ihren „Einfluß" nicht anders zu betätigen wissen, si chre perversen Anschauungen in da- Volk zu tragen. Wir beklagen die anständige Presse Sachsen», die sich immer wieder dazu hergtbt, in Sensation zu machen, die ihr aus dem Umwege über Berlin aufgrtischt wird. Sollte diese Presse, sollten diese „einflußreichen" Persönlichkeiten so kurzsichtig sein, um nicht beurteilen zu können, wessen Geschäfte sie besorgen? Wir wollen nicht unterlassen, darauf hinzuwetsen, daß diesen Zeitungsberichten Nicht-Sachsen sehr nahe stehen, deren Namen zu nennen man sich gegebenenfalls nicht scheuen wird. Diese „hochstehenden, einfluß reichen Männer" scheinen auch davon nicht unter richtet zu sein, daß die Rückkehr der Prinzessin Luise nach Sachsen rin für allemal, wie jedem Wissenden bekannt, ausgeschlossen ist. 9 Nrukirch, 25. Juli. Während der Balten berg und das Georgrnbad sich den ganzen Sommer eines starken Besuches zu erfreuen hatte, herrscht mit Eintritt der großen Ferien besonder- im Georgrnbad und in der Sommerfrische „Balten tal" recht reges Leben. Sämtliche zu vermietende Wohnungen in den Villas, Baltenhäusern, Wald- Hau» usw. sind zurzeit besetzt und dürfte eS ge wiß als rin gutes Zeugnis anzusehen sein, daß eine ganze Anzahl Sommergäste als alte Freunde Jahr für Jahr wiederkehren. Nicht bloS die nahe liegenden Städte, wie Bischofswerda, Bautzen, Neustadt, Sebnitz stellen Ihren Teil, sondern auch Dresden, Leipzig, Berlin sind jährlich auch ver treten. Auch das vom Herrn Baumeister Scheibe vor zwei Jahren eingerichtete Sanatorium erfreut sich einer regen Benützung und werden die dort gebotenen Bäder auch von den hiesigen Arrzten vielfach empfohlen. Außer der herrlich und ge schützten Lage, sowie die.nach allen Richtungen günstige Bahnverbindung, dürfte gewiß Herr Scheibe zu dem Aufschwung unseres OcteS, als Erholungsort wesentlich betgetragen haben. Auch daS Bethlrhemstift, in dem dies Jahr wieder viele schwächliche und kränkliche Kinder Stärkung und Gesundheit suchen, bietet für jeden Beobachter tin allerliebstes Bild, wenn stchS die Kleinen, in un gezwungenster Weise fo vergnügt als möglich zu machen suchen, dürste ebenfalls dazu brigetragrn haben. Möge auch dieses Jahr jeder, der in der glücklichen Lage ist, Wochen der goldenen Frei heit und Erholung hier zu verleben, auch finden was er sucht, und mit einem „auf Wiedersehen" scheiden. — Am vergangenen Sonnabend haben in den hiesigen Schulen die Ferien, die eine drei wöchentliche Dauer haben, begonnen. 6 Bautzen, 23. Juli. Gestern nachmittag scheuten aus unbekannter Ursache die Pferde des KutschgeschirreS des Herrn RegterungSrat a. D. HanovSky-Kleinhähnchrn auf HIes. BiSmarckstraße. Der Kutscher vermochte die Tiere nicht zu erhalten, und so rasten sie stadteinwärts, ohne zum Glück Menschen zu Schaden zu bringen; vor dem Post gebäude am Postplatz übersprangen die scheuen Pferde die eiserne Einfriedigung des Rundteils und konnten, da der Wagen hier hängen blieb, so zum Stehen gebracht werden. Die Einfriedigung wurde stark verbogen, sonstiger Schaden aber nicht angerichtet. 6 Bautzen, 23. Juli. Durch den Führer eines rasend schnell dahinsahrenden Automobil würde gestern auf der Chaussee zwischen Hoyers werda und Ruhland ein Geschirr so überfahren, daß Pferd und Wagen verletzt und beschädigt wurden. Auf behördliche Meldung hierher wurde die hiesige Polizei gebeten, da» Automobil anzu- 'halten. Der ungeschickte Führer desselben (eS ist ein Chauffeur im Dienste de» Fürsten Hohenlohe) w!rd von der Hoy:r»werdaer Polizei in Strafe genommen werden. 6 Bautzen, 23. Juli. Zu dem heute abend und hauptsächlich morgen (Sonntag) hier statt findenden Sommergautag de» Deutschen Radfahrer-Bunde», Gau 21b, verbunden mit dem 15 Stiftungsfeste de» hiesigen Radfahrer klub» „Budtssa", bestehend in BegrüßungSabend, Gausttzung, großem Prri»-Korso und Prunk-Saal- fest, beginnt sich die Stadt bereit» zu schmücken. An der BiSmarckstraßr wie am Reichentor werden Fahnenmasten errichtet, welche durch Guirlanden und Flaggen »eiteren Schmuck erhalten. DI« erst morgen zum Feste hier etntreffenden zahlreichen Radler werden durch vielseitig geschmückte Straßen fahren und begrüßt werden. L«r sächsisch« Erzähl«». Gette 4. Bautzen, 21. Juli. Der Schaden, den der Waldbrand im kgl. sächsischen tzalbendorfer Forstrevier angertchtet hat, beträgt über 10,000 Mk. Löbau, 22. Juli. Eine Geschichte, die ganz unglaublich klingt, deren Wahrheit aber dem „S. P." verbürgt wird, hat sich vor zirka 14 Tagen im Nachtschnellzuge zwischen Löbau und Bautzen abgespielt. Eine hiesige Dame stieg V,3 Uhr in den Schnellzug, um nach Leipzig zu reisen, und zwar benutzte sie ein DamenkoupS 2. Klaffe, in dem nur eine Dame langgestreckt auf dem Polster lag. Ungefähr in der Nähe von Pommrttz fühlte die Löbauer Dame, die ein wenig rtngeschlasen war, ein Unbehagen, da« sie an eine Chlorosormnarkose erinnerte (die sie in Krankheitsfällen mehrfach durch gemacht hatte), sie versuchte aufzustrhen und da» Fenster zu öffnen, konnte aber erst nach und nach zur Besinnung kommen. Die andere Dame im Koupö riß schließlich selbst da« Fenster auf und zog dir Notbremse, worauf der Zug hielt; daun erklärte diese dem rintretenden Schaff ier, ihreKoupö- genoisin sei geisteskrank geworden und sie wolle nicht mit dieser im Koupü bleiben. Sie stieg in ein anderes Koupö und verließ dann den Zug heimlich in Bautzen, ehe die narkotisierte Dame imstande war, ihre Erlebnisse dem ZugSprrsonal mitzuteilen. Die Löbauerin hat alle» deutlich ge sehen und gefühlt, war aber außerstande, zu reden. Als der Zug in Dresden nach der verdächtigen Person untersucht wurde, fand man von ihr keine Spur, sie konnte also nur in Bautzen ausgesttegrn fein. Daß man mitten in Deutschland solche Dinge erleben kann, die sonst nur in Italien oder Ruß land vorkommen, legt die dringende Mahnung nahe, daß Damen beim Reisen recht vorsichtig sein sollen. 1^. AuS dem sächsisch-böhmischen Elb tal e, 24. Juli. Durch den nun überall im Elb- grbirtr eingestellten FrachtschiffsahrtSverkehr sind nahezu an 5000 Schiffer bis auf Weiteres ent lassen und somit verdienstlos geworden. Außerdem fehlt an den Berladeplätzen Hunderten von Per sonen der Verdienst, wie vor Aussig, vor Rosawitz, vor Laube - Tetschen, Schandau, Dresden und Riesa, die sämtlich beim AuS- und Einladen der Frachten beschäftigt waren. Ja eS greift dieses unvorhergesehene Ereignis, hervorgrrufen durch elementare Verhältnisse, noch viel weiter, indem an fast allen Elbortschaften die Lieferanten, die stet« bei flottem Elbvrrkehre einen lohnenden Ab satz ihrer Waren an Schiffer hatten, jetzt einen nur geringen Umsatz erzielen. Am 22. dsS. MtS. war auch die Sächsisch-Böhm. Dampfschiff-Gesell schaft genötigt, eine Anzahl ihrer Mannschaften auf unbestimmte Zeit zu entlassen. Heute ver kehrten die Dampfschiffe noch bis HerrnSkretschen und Schmilka und hofft man, daß diese Strecke noch befahrbar bleiben wird; sollte aber der Elb- strom noch weiter sinken, dann müßte genannte Gesellschaft ihre Schiff: leider auch außer Tätig keit stellen, durch dieses elementare Ereignis erleidet die Sächs.-Böhm. Dampfschiff Gesellschaft schon seit einigen Wochen starke Einbuße, weil doch hierbei der Fracht- und Personenverkehr au» Böhmen heraus ganz fehlt und auf der sächsischen Elbstrrcke derselbe ebenfalls gering ist, da die Schiffe durch- aus nicht voll geladen resp. besetzt werden können, andernfalls selbige sitzen bleiben. — Der Elb- wafferstand ist heute so gering, wie er nur Anfang vorigen Jahrhunderts (1811) vorübergehend ge wesen ist. Aus dem sächsisch-böhmischen Elb« tale, 24. Juli. Trotz der Trockenheit ist au» unserem GeblrgSgebirte zu melden, daß die Boots fahrten auf der oberen Schleuse, selbst in der Ferdinand-klamm, in der wilden und Edmund»« klamm nach wie vor ohne jede Schwierigkeit aus zuführen sind. AuS diesem Grunde erleidet auch der Besuch dieser herrlichen Punkte keinen Abbruch und steht der bisherige Verkehr dem de» Vor jahre» nicht nach. — Heute abend vollzog sich in unserem GebirgSgebiet ein WtterungSumschlag. Dresden, 21. Juli. Die theologischen Kandtdatenprüfungen fiidea vom 29. Juli bi- 2 August statt. Im ganzen hatten sich dazu 21 angemeldet, von denen jedoch bereit- vier zurückgetreten sind. Der Zugang an theologischen Kräften, von denen später noch viele dauernd dem Schulfache sich widmen, reicht nicht mehr au», den Bedarf an Geistlichen, der durch da» Wachstum der Bevölkerung und Errichtung neuer geistlicher Stellen noch gesteigert wird, zu decken. Dresden. Hauptmann a. D. Cyriacy ist in „Weißer Hirsch" unter dem Verdachte, Betrug verübt zu habe», verhaftet worden. Dresden, 24. Juli. Eia hiesiger Kaufmann Louis Sander hat Sonntag In der 7. Morgen 1804 stunde seiner Frau die Kehle durchgrschnittrn und sich dann selbst erhängt. Dresden. Absperrung der Elbufer. Die Elbuker bei der SugustuSbrücke stad nunmehr ab gesperrt worden, weil sich die Kinder beim Klettern an den Pfeilern und über da» Gestein leicht Schaden zuzirhen könnten. — Wie bekannt ge worden ist, sind in den letzten Tagen in dem zur Zett trocken liegenden Flußbette der Elbe eine Anzahl Münzen, aus einer Kupferlegterung hergestellt, gefunden worden. Diese Münzen find ganz den 20-Mark-Stücken ähnlich, sie tragen auf der AverLsette da» Bildnis des Kaiser- Wilhelm II., darunter das Münz- zrichrn 6, auf der ReoerSsrtte den deutschen Adler, dir Jahreszahl 1892, die Wertangabe 20 Mark und stad sehr gut hergrstellt. Die Münzen sind bereit- mit Erfolg in Zahlung gegeben worden. Bor Annahme derartiger Münzen als 20-Mark« Stücke wird hiermit gewarnt und zugleich bemerkt, daß die wissentliche Verausgabung solcher Münzen als Münzvrrbrechen be straft wird. Dresden. Das bekannte Ball-Etablissement „Odeum" an der CaruSstraße ist im Wege der Zwangsversteigerung für 127,700 Mk. versteigert worden. Es sind im ganzen 130,000 Mk. Hypo theken samt Kosten und rückständigen Zinsen, da runter 37,000 Mk. Brauereigeldrr, ausgefallen. — Einer der bekanntesten und gesuchtesten Dresdener Aerzte, der Frauenarzt und Chirurg vr. rusä. Haase, ist an den Folgen einer Operation in BrrSlau gestorben. Zeithain. Auf dem T-lände des hiesigen TruppenübungS- und Artillerieschießplatzes bezw. aus den angrenzenden Feldfluren haben sich die Kaninchen derartig vermehrt, daß sie zu einer ganz bedenklichen Plage geworden sind. Beim Mähen von Getreide mit der Maschine sind am Mittwoch auf einem Felde in Strrumener Flur allein 34 Kaninchen getötet worden. Die Land wirte erleiden durch die gefräßigen Nager empfind lichen Schaden. Leipzig. Die Folgen des Eingreifens der Regierung in den Streit zwischen Aerzteu und Ortskrankenkassen gleichen hier vollständig denen in Köln — jetzt haben auch hier die Ar beitgeber im Vorstände erklärt, daß sie keine Möglichkeit sähen, ersprießlich für die Kass: weiter tätig zu sein und deshalb beschlossen, ihre Aemter niedrrzulegen. Im Gegensatz hierzu werden die Arbeitnehmer ihre Aemter behalten, ausgesprochen zu dem Zwecke, die Kasse nicht voll ständig unter staatliche Verwaltung fallen zu lassen. Als sicher läßt sich nunmehr vorauSsetzen, daß an Stelle der auSscheidenden Arbeitgeber solche gewählt werden, welche dem Lager der sozialdemokratischen „Volkszeitung" nahestehen, und damit ist an eine Wiedereinführung der Familien behandlung der Kassmmitglieder nicht mehr zu denken — wenigsten» für absehbare Z:it —, da die Regierung kein Machtmittel besitzt, dies zu erzwingen. Die Schädigung des Einkommens der früheren Kassenärzte wird also eine sehr tang anhaltende sein. Sroßdölzig, 22. Juli. Bei Gelegenheit der diesjährigen Erntrarbeiten sind hier wiederholt Fälle von Sonnenstich und Httzschlag vor gekommen. Eine Frau Sp., deren Zustand recht bedenklich erscheint, befindet sich in ärztlicher Be handlung. Chemnitz. (Frequenz auf dem Bahn hofe.) Wie dringend notwendig die schon in An griff genommene Vergrößerung und der Umbau der hiesigen Bahnanlagen ist, beweist ein Blick in die stetig zunehmende riesige Prrsonenfrequenz. Der Chemnitzer Hauptbahnhos ist zurzeit «in Knotenpunkt von 11 Bahnlinien. Um den Ver kehr zu bewältigen, müssen regelmäßig Sonntag» und öfter auch an anderen Tagen eine große An zahl von Sonderzügrn abgrlassen werden. Sm vor- letztverflossenen Sonnabend, Sonntag und Montag zum Beispiel wurden auf dem Hauptbahnhos 138,720 Personen befördert, und zwar am Sonn abend 47.480, am Sonntag 50,980 und am Montag 40,260. 108 Sonderzügr mußten ein gelegt werden, um diesen Verkehr zu bewältigen. Glauchau. Architekt und Baumeister Otto Carl, Lehrer an der hiesigen Bauschule, ist al» Stadtbautnspektor in Grimma gewählt worden. Der derzeitige Inhaber jener Stelle, Baumeister Kühler, hat di« hiesige, feit längerer Zeit unbesetzt« Stadtbaumeisterstrll« übertragen erhalten. Beide Herren wechseln ihre Stellungen am 1. August. Annaberg. Infolge der großen Trocken heit stehen hier mehrere industrielle Betriebe still, darunter namentlich größere, mit Turbinen betrieb au»gestattrte Holzschlrifrrrieo; andere arbeite« nur mit einem ganz geringen Prozentsatz.