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Anlage zu Ar. 83 des sächsischen Lrzähters. Bischofswerda, de« 21. Juli 1904. Sachsen. Bischofswerda, am 20. Juli 1904. — Kauft rechtzeitig Brennmaterialien! Erfahrungsgemäß eignen sich die Monat« Jult und August am vorteilhaftesten zur Einlagerung de» WtnterbrdarsS an Brennmaterialien. Gerade in diesem Jahre sollte dir- besonders beachtet werden. Eine bis nach Ablaus dieser Monate verzögerte Ergänzung der Vorräte würde die von den Werken sür Wintersanfang vorgesehene Er höhung der Preise nur srührr hrrbrisührrn, auch müßte mit einer langfristigen Bedienung gerechnet werden, wenn das Verlangen nach Feuerungs material sich lediglich auf die BrdarsSmonatr er strecken würde. Bekanntlich sind auch in den Sommermonaten die zur ungestörten Ausbereitung und Produktion der Kohlen, Brikett- rc. not wendigen Voraussetzungen vorhanden, die bei stürmischem Geschäftsgänge und namentlich bet Eintritt der Kälte fehlen, sodaß sich während der wärmeren Jahreszeit die Beschaffenheit der Kohlen usw. tatsächlich von der im Winter unterscheidet. ES empfiehlt sich demnach mit der Deckung des WtnterbedarsS nicht zu zögern. - Eine so reiche und gute Beerenernte, wie dieses Jahr hat es lange Jahre nicht gegeben. Die Früchte sind reich am Stocke, groß und süß. In den Wäldern wimmelt'S von Beerensuchern. Neben der Heidelbeere steht jetzt auch die Himbeere in der Reife. — Ein reiches Hasenjahr erwartet man Heuer in Jägrrkretsen. Der erste Satz, die soge nannten Märzhasen, hat sich infolge des zeitigen Frühjahrs außerordentlich gut entwickelt. Für die Erträgnisse der Hasenjagd ist die- sehr wichtig, da dieser erste Nachwuchs noch während des Sommers ansängt, selbst zu setzen. Auch der zweite Satz Im Mai war diesmal vom Wetter außerordentlich begünstigt, sodaß die Hoffnungen aus eine reiche Jagdbeute an Hasen wahlbe rechtigte sind. — Die vorläufigen Ergebnisse der Ein schätzung zur ErgänzungSsteuer im König reich Sachsen auf das Jahr 1904 liegen nunmehr vor. Im ganzen Lande gelangten 124,133 Per sonen zur Einschätzung, das sind säst 3 Prozent der Bewohner nach der Volkszählung vom 1. Dezember 1900 und gegen 7 Prozent der rin- kommrnsteuerpstichtigen Personen nach der Ein schätzung auf da« Jahr 1902. Ergänzungssteuer pflichtig ist nach 8 1 des Ergänzungssteuergesetzes vom 2. Juli 1902 daS nicht von der Grundsteuer betroffene Vermögen. Vermögen im Betrage bis zu 10,000 Mk. sind nach § 7 Ziffer 5 des Ge setze- steurrsrri. AIS rrgänzungSsteuerpflichtigeS Reinvermögen find nach ,den vorläufigen Ergeb nissen für daS ganze Land rund 8,152,457,000 Mark ermittelt worden, so daß durchschnittlich auf einen ergänzungssteuerpflichtigen Bewohner 65,675 Mk. Vermögen kommen. — Abgaben von Vergnügungen werden in Sachsen nach amtlichen Angaben in allen Städten bis auf eine und von 2200 Landgemeinden erhoben. ES sind nur kleine Ortschaften, die sich ihrer nicht bedienen, mit einer DurchschnittSetn- wohnerzahl von 180. Die Beträge, die für das einzelne Vergnügen erhoben werden, schwanken ge wöhnlich zwischen 1 Mk. und 50 Mk., doch kommen auch Sätze bis 100 Mk. und noch höher vor. Am höchsten sind regelmäßig die Maskenbälle be steuert; im übrigen richtet sich die Höhe der Steuer völlig nach der Art der Vergnügungen. Liegt rin höheres künstlerisches oder wissenschast- licheS Interesse vor, so tritt die Steurrpflicht in der Regel nicht ein. Bon den sächsischen Städten erhebt nach amtliche» Angaben die höchsten Sätze Leipzig, das sür gewöhnliche Vergnügungen bis zu 30 Mk., Marken- und Kostümbällr bis 150 Mark und besondere Schaustellungen je nach Um fang bi« 500 Mk. fordert. Die Höhe der Sätze nimmt regelmäßig der Einwohnerzahl der Ort schaften nach ab. Oft sind in Sachsen die Sätze für den ganzen Bezirk einer AmtShauptmannschast als Regulativ einheitlich und in gleichmäßiger Höhe vorgrschriebrn. Die Erträge dieser Abgaben fließen fast ausnahmslos in die Kasse der politischen Gemeinden und der Armenvrrbände. — Die Alpensonderzüge, welche am Sonn abend von Dresden, Leipzig und Chemnitz ab gelassen wurden, besördertrn zusammen 1599 Personen. — Uebrr die in den ersten sechs Monaten bet« sächsischen Bergbau vorgekommenen Un fälle ist nach den Meldungen der Sektion VII der KaappschaftS-BerusSgenossenschait mitzuteilrn, daß l sich dieselben um 193, also 9,3 Prozent höher i stellen, als im gleichen Zeiträume des Vorjahres, i Insgesamt wurden 2259 Unsälle gezählt, und zwar ereigneten sich 1962 beim Steinkohlenbergbau, 149 beim Braunkohlenbergbau und 148 beim Erzbergbau. Von den Verunglückten erhielten 175 Entschädigungen. Bon den entschädigten Un fällen hatten 16 den Tod der Betroffenen zur Folge, während im ersten Halbjahr 1903 22 töd liche Unsälle zu entschädigen waren. Bon den Getöteten arbeiteten zehn im Steinkohlenbergbau, sünf im Braunkohlenbergbau und einer im Erz bergbau. Die Hauptursachrn der zur Ent schädigung gekommenen Unglückssälle waren Zu sammenbrüche, Einstürze und daS Herabsallen von Steinen oder Kohlen, während Verletzungen durch Explosionen schlagender Wetter nicht zu verzeichnen waren. — Der TurnkreiS Königreich Sachsen hat Im zweiten Quartale 1904 einen Zuwachs von zwei Vereinen erfahren. 3 Vereine traten aus, 5 neu rin. Der TurnkreiS Königreich Sachten zählte Ende Juni 1904 1102 Vereine gegen 1088 Ende Juni 1903. — Dir KreiSunterstützungS- kaffe hatte im vergangenen Monat Juni eine Mehreinnahme von 315,27 Mk. gegen den gleichen BertchtSmonat im Vorjahre. Zu dieser Mehr einnahme trugen die mit Einwilligung der Geber der Kasse überwiesenen „Burrngelder" in Höhe von 214,30 Mark wesentlich bei. Bautzen. In der Sitzung vom letzten Donnerstag beschlossen die Stadtverordneten u. a. die Annahme einer 3000 Mk. betragenden Stiftung der Frau Kaufmann Mirßner für die Kleinkinder- bewahranstalt unter dem Namen „Klara Mießner- Stistung". — Betreffs der Freilegung der MönchS- kirchenruine hatte der Rat vorgrschlagen, 6000 Mark sür diese Arbeiten auszugeben in vier einzelnen Raten; daS Kgl. Ministerium ist bereit, außerdem noch 600 Mark betzusteuern. DaS Kollegium beschloß, die Angelegenheit zu vertagen, bis ein genauerer U«bn blick über die voraus sichtlich noch weit höheren Kosten genommen werden kann. Zittau. Der erste sächsische Oberlansitz- Turngau hielt Sonntag hier sein 20. Gau turnfest ab, das zugleich die Jubelfeier des 40jährigen Bestehens dieses Gaues bildete. Dem Gau gehören 34 Vereine mit 4045 Mit gliedern an. Der Besuch, auch ans den benach barten Gauen, war ein sehr starker. Herr Ober bürgermeister Oertel hatte den Ehrenvorsitz sür das Fest übernommen. Am Sonnabend abend fand im Etablissement „Lindenhos" rin stark be suchter BegrüßungskommerS statt, am Sonntag früh 6 Uhr folgte dann Wettturnen, sür daS von der Stadt der herrliche Wrinoupark überlcssen worden war. Mittags 1 Uhr bewegte sich durch dir Straßen der Stadt ein imposanter Festzug nach der Wei rau, wo sich Freiübungen und Geräteturnen anschlossen. Radeberg. Einen eigentümlichen Anfbe- Wahrungsort sür sein Geld hatte sich ein hiesiger Händler ausgesucht, nämlich — die AbzugSröhre eines sog. Kanonenofens. Bor einigen Tagen zündete nun seine ahnungslose Frau zu irgend einem Zweck Feuer im Ofen an, und auf rin Haar wären die „blauen Lappen" vernichtet worden. Der Mann kam aber noch rechtzeitig dazu, um sie zu retten. Wenn die Kassenscheine auch verkohlt sind, kann man doch die Nummern noch erkennen. Das ebenfalls In der Röhre be findliche Silbergeld wurde durch eine Blechhülle vor Beschädigung bewahrt. Dresden, 17. Juli. Im benachbarten Klotzsche ist gestern Herr General-Oberarzt a. D. vr. Paul Rabenhorst gestorben. Dresden, 18. Juli. Im Rathausr fand kürzlich unter Leitung des Oberbürgermeister» Geh. Finanzrate» a. D. Beutler eine Sitzung von zwanzig hervorragenden Dresdner Architekten und Künstlern statt, welche sich mit der Umgestaltung de» TheaterplatzeS beschäftigte. Die Angelegenheit wurde soweit gesördrrt, daß sie nunmehr in ein bestimmte» Fahrwasser gelangt ist und im Zu sammenhang« mit dem Neubau der AugustuS- brücke behandelt werden kann. Die mehrstündige Aussprache ergab die Uebrreinstimmung der Ber- sammlungSteilnehmer nach folgenden Richtungen: E» empfiehlt sich, an der Elbsritr nur ein Nestau- rationSgrbäude zu errichten, da» nicht zu hoch sein darf, um nicht die Architektur de» Semper'jchen Hoftheaterbaue» zu beeinträchtigen. Für die Platzwirkung kommt vor allem in Betracht, daß der Einblick von der Brücke in den Platz gewahrt wird; man muß von der Brücke au» den ganzen Platz einschließlich de» Theater» sehen. Wir groß da» RestourationSgrbäude sein darf und wo die richtige Stelle dasür ist, , wird am besten durch Schablonen auSprobiert und zwar erst dann, wenn die Brücke serttg und Hrlbig» Etablissement nirdergerissen sein wird. Die Anlegung eines kleinen AuSsichtSplatzr» am Brückenkopse erscheint wünschenswert; voraussichtlich wird er etwa» tiefer al» die Sohle des Platze» zu legen sein. ES ist durchaus wünschenswert, daß dir Haupt wache an ihrem Platze bleibe und nur des Ver kehr« wegen ein Stück zurückgerückt, in der Achse der Schauseite aber nicht wesentlich verändert werde. Voraussichtlich wird sich die Hauptwachr als Ganzes verrücken lassen. Hierfür liegt ein auSgrarbeitrteS Projekt deS Zimmermeisters Noack vor. HubertuSburg. (Landesanstalt.) Am Ende des zweiten Vierteljahres waren In der htrs. Landesanstalt 1320 Personen untergrbracht und zwar: In Anstalt 343 männliche und 25 weib liche, zusammen 368 Personen, in Anstalt L 652 weibliche Personen; ferner 79 männliche und 118 weibliche, zusammen 197 Idioten. Jugendliche zählte man 45 männliche und 40 weibliche, zu sammen 85 Personen. DaS LandrSkrankenhauS beherbergte 5 männliche und 13 weibliche, zusammen 18 Personen. Döbeln. Ausgezeichnet durch die Teilnahme von Vertretern staatlicher und gemeindlicher Be hörden nahm, am Sonntag der 17. VerbandStag des sächsischen JonungSverbandeS hier seinen An fang. Die zahlreich erschienenen Delegierten ver treten 247 Innungen der verschiedensten Art mit 18,000 Mitgliedern. Die Beratungen dieses sächsischen Handwerkerparlaments, dessen Stimme an den maßgebenden Stellen nicht ungehöit ver hallt, nahmen nachmittags 3 Uhr mit einer Vor versammlung ihren Anfang. Die Verhandlungen, denen auch Vertreter der Handels- und Gewerbe kammer Zittau, sowie der Gewerbekammern Plauen, Dresden, Leipzig und Chemnitz beiwohnten, leitete Herr VrrbandSvorsitzender Stadtrat und Buch- druckrreibesitzer Schrörr, Dresden. Hohenstein-Ernstthal. Am Sonntag nachmittag verschied am Herzschlag während der Eisenbahnfahrt Grüna-SIegmar der Vorstand des hiesizen Amtsgerichts Herr Oberamtsrichter Albin Gustav Emil Käß berg. Der allgemein beliebte und in juristischen Kreisen sehr bekannte Herr, der vorher Amtsrichter In Treuen i. V. war, stand erst am Ende der 40er Jahre. Crimmitschau. Bei dem hiesigen KönigS- frühstück überreichte der derzeitige Schützenkönig, Herr Braueretbesitzer Mummert, dem Bataillon einen sehr wertvollen Schellenbaum, verdiente Mit glieder zeichnete er durch kostbare Geschenke aus. Bei dem voi jährigen 300jährigrn Jubiläum machte er eine Stiftung von 6000 Mk. Buchholz. Ihre Maj. die Königin- Witwe Karola hat der hier vor kurzem er öffneten Kochschule eine Unterstützung von 1000 Mark gewährt. — Infolge der andauernden Trockenheit droht auch in unserer Stadt Wasser mangel rinzutreten. Der Stadtrat fordert deshalb die Bürgerschaft zu größter Sparsamkeit im Wasserverbrauch auf. Neustädtel. Als am Freitag gegen abend Herr BahnhofSwirt Rudolph einige» sür die Küche au» dem Keller holen und Ihm seine Frau dir Petroleumlampe zuretchen wollte, explodierte diese, und beide Personen standen augenblicklich in Flammen. Sie erlitten beide sehr schwere Brand wunden, die sür Herrn Rudolph lrbenS- gefährltch sind. Plauen i. V., 18. Juli. Einen erheblichen Verlust haben zwei hiesige Diehgroßhändler am gestrigen Tage erlitten, indem in drei für den hiesigen Vieh- und Schlachthof bestimmten Eisen bahn-Wagen sich nicht weniger als 45 infolge der großen Hitze verendete Schweine vorfanden; zwei weitere Schweine mußten, da sie dem Ver enden nahe waren, abgrstochen werden. Die ganze Sendung bestand au» Landschwelnrn äu» Ost preußen und Holstein. Bon den verendeten Schweinen war nicht ein einzige» versichert. Ein anderer Viehhändler hatte nur den Verlust eine» Schweine» zu beklagen. In der Strafanstalt zu BotgtSberg be fanden sich zu Beginn de» 2. Vierteljahre» 1904 insgesamt 314 weibliche Gefangene. Im Lause de» Vierteljahre» sind 118 zur Entlastung gekommen und 127 sind ne« ringelirsrrt worden. Mithin