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Sch. Mittwoch, am 2V. dieses Monats, von vormittags '/«IO vhr ab, 81SLMNK Bi«8 VS«mirIr8«»88vIl«88»8 Bautzen, am 5. Juli 1904. Königliche Amtshauptmannschaft. von Mrchbach Dir!« Zeitschrift erscheint wöchentlich drei Mal, Gionttag», LmenersNtgs und Gaunadend», und wtzrft einslblietzlich der Sonnabends erscheinenden »belle« lwWifch« Veilagpe* virrtrljährlich Mark l.b0 Ps. Nummer der ZritungSpreiSliste Sbk7. er säGsche Lrzähler, Bezirksauzeiger für Bischofswerda, Stolpe« «od Umgegend. Amtsblatt der Kgl. Amtshaa-tmannschaft, da Kgl. SchnlinsMon u. des Sgl. Hanptzollamtes z« Buchen, sowie des Sgl. Amtsgerichts und des Stadttales zu Bischofswerda. Aermsprechftett« Nr «« Brstellungm werden bei allen Postanstaltrn drS deutsche» Reiche», für Bischofswerda und Umgegend bet mrfrre» Zeitungsboten, sowie in der Sxped. d. Bl. angenornmm. Acht««» k»«f,«Ost-» Sah««»« Politische Wellschm. Der Kaiser ist am Freitag abend an Bord der „Hohrazollrrn" in EhrisOansond, der ersten Station seiner Nordlandtifahrt, ringetrvffen. An Bord befindet sich alle» wohl. Der Sroßherzog and die Sroßherzogin von Sachsen-Weimar besuchten am Freitag zunächst die Stadt Ilmenau und alsdann die Stadt Neustadt a. Oila. In letzterer Stadt nahmen die grotzherzogltchen Herrschaften bi» Sonntag Aufenthalt,- derselbe wurde am Sonn abend durch einen Besuch brr Städte Triptis und Auma unterbrochen. Der prewßifchr Minister de» Jauern beabsichtig» tu, Zusammenhang mit seiner Reise nach Lpnvoa auch Varis zu besucheu «ad di« «rlch« in diesem Blatte die weiteste Verbreitung Llden, werd«, bi» Montag, Mittwoch und Freitag früh 9 ULr angenommen und kostet dir vtergespaltrn« «orpuSzeilr IS Pfg., »Mer „Eingesandt" 20 Pf. Srringfi» Ksteratmbrttag SV Pf. — Einzelne Nummer 10 Pf. Montag, den 18. Juli 1904, sm- Viehmarkt i» Bischofswerda Das große Wagnis Rußlands zur See. Tic Einberufung der russischen Marine-Re servisten, das Auslaufen von drei Schiffen der russischen Flotte aus dem Schwarzen Meere durch die Dardanellen, der Ankauf großer Schleppdampfer durch die russische Regierung im Auslände und die fieberhafte Tätigkeit der russischen Marine in Kronstadt zeigen jetzt deutlich au, daß Rußland nicht nur zu Lande, sondern auch zur See einen großen Schlag gegen Japan im Schilde führt und offenbar eine zweite große Flotte nach Ost- asicn senden, dort den Japanern die Herrschaft zur See entreißen und ihre Kräfte lahm legen will. Dieser große Plan ist an sich klug, kühn und richtig, aber er schließt auch ein ungeheures Wagnis in sich Allem Anscheine nach will Eng land die gleichzeitige Durchfahrt so vieler russischer Kriegsschiffe durch den Suczkanal nicht gestatten, weil sich eine solche Durchfahrt weder mit der Sicherheit des Suczkanals, noch mir der Neu tralität Englands verträgt. Die große russische Entsatzflottc muß also entweder um die Südspitzc Afrikas oder Amerikas herum nach Ostasicn fahren, und da entsteht die große Frage, wie wird es mit der Kohlenversorgung für eine solche große Flotte und für eine solche lange Mccresfahrt? Alle Kriegsschiffe können, wenn sie mit Volldampf fahren, gewöhnlich nur den Kohlenbedarf für 5 — ....... «<»r bis 6 Tage ausnchmen, da sic riesige Kohlen- daß die russische Flotte in Ostasicn bis jetzt keine I über ihre Stellungnahme vorbehtrlt, mit 32 gegen mengen sür die vierfachen Dampfkessel brauchen. — .. . . .. ... — ... «. .. Die große russische Flotte muß also auf besonderen Dampfschiffen ihren Kohlcnvorrat mit sich führen, um auf hoher See Kohlen frisch einnchmcn zu können, sic muß aber auch ferner noch extra Kohlenschiffc mit sich nehmen, um in Ostasien selbst sich mindestens noch einmal mit Kohlen zu versorgen, damit sic auf dem Kriegsschauplätze aktionsfähig bleiben. Welche Schwierigkeiten und Gefahren könnten da nicht auf der weiten See reise sür die große russische Entsatzflottc, die zu 25 Kriegsschiffen berechnet, mindestens noch 30 Transport- und Kohlenschiffc bedarf, entstehen, zumal wenn sic in einen Sturm geraten und die -chiffe zerstreut werden sollten oder wenn ihnen die tollkühnen Japaner eine Anzahl Kriegsschiffe und Torpedoboote cntgcgcnsendcn! Nnn wollen aber englische Fachmänner wissen, daß an großen neuen Schlachtschiffen die Russen als Reserve nur eins wirklich soweit fertig haben, das Schiff .Kaiser Alexander Hl ", daß eS im August nach Ostasicn gehen könnte. Die anderen sieben russischen Linienschiffe scjen teils noch nicht fertig, teil» noch nicht genug für die Seefahrt erprobt, um für den KriegSdisnst zur Scc brauchbar zu stm. Biehmartt i« Pulsnitz Montag, -en 18 Juli 1904. Krammarkt in Pulsnitz Dienstag, den 19. Juli 1904 bemerkt, daß rS sich bei den in bezug auf Berlin und feine Umgebung zu lösenden Ausgaben nicht handelt, sondern daß auch dir zweckmäßige Ordnung der staatlichen Aufsicht in ganz Berlin zu den Aufgaben des Staates gehöre. Der bairrifche KrirgSminister v. Asch und der Abgeordnete vr. Pichler, einer der Führer des bairrischen Zentrums, haben wieder ihren Frieden mit einander gemacht, vr. Pichler nahm in aller Form seine gegen den KrirgSminister, namentlich wegen drS Falles EraS erhobenen Vorwürfe zurück, während der KrirgSminister seinen Strafantrag gegen vr. Pichler zurückzog. Der „Friedensschlüße ist die Folge einer Inter vention der Regierung Der oldenburgische Landtag ist aufgelöst worden, weil die sich auf die Regelung der Thron- folge im Sroßherzogtum Oldenburg beziehende Aendrrung drS StaatSgefetzrS der Zustimmung eines neu zu wählenden Landtages bedarf. Die Neuwahlen finden am 27. August statt. Die Zweite hesfische Kammer, die am Freitag zwei Sitzungen abhielt, beendete die Be ratung der Wahlrechtsvorlage und nahm die neue WahlkreiSrinteilung nach dem Anträge deS Aus schusses, wozu die Regierung sich eine Aeußerung l über ihre Stellungnahme vorbehtrlt, mit 32 gegen f 12 Stimmen an, und fetzte die Zeit de» Wahl geschäft» auf die Zeit von 10 Uhr vormittag» bi» 8 Uhr abend» fest, während die Regierung die Zeit von 10 Uhr morgen» bi» S Uhr abend» vorgeschlagrn hatte. In der Nachmittagssitzung wurden die übrigen Artikel nach dem Ausschuß- antrage, der sich im wesentlichen mit der Regierungsvorlage deckt, angenommen. Hierauf vertagte sich die Kammer bi» zum Herbst. Der frühere nationalliberole und dann nach der Sezession freisinnige Reich»tag»ab,eordaete Struve, der von 1877 bi» 1887 den Wahlkrri» Frankfurt - Lebu» vertrat und zuletzt Vtadtrat in Berlin war, ist gestorben. Er ist dadurch bekannt geworden, daß er einst während einer Rede Bi»- marck» gegen die Berliner Stadtverwaltung zu einem feiner Nachbarn die Bemerkung „schamlos* machte. Der Au»drnck wurde von vi»marck gehört und gab dirfem zu einer fehr hestigea Replik Anlaß. Der Präsident de» russische« Minister komitee», Witte, ist in Berlin eingetroffeo, von wo au» er sich nach Norderney zu eine« Besuche de» dort weilenden Rrich»kanzlrr» begebe« wird. Dir Anwesenheit de» russischen Staats- manne» i« Deutschland gilt, wie bestimmt ver- Zum Verständnis dieser Sachlage sei erwähnt, daß dortigen kommunalen Einrichtungen an ein auf der Werst fertig gebautes Kriegsschiff bis zu j Ort und Stelle zu studieren. Offiziös wild hierzu seiner vollständigen Ausrüstung mit Kanonen und bemerkt, daß rS sich bei den in bezug aus Berlin Panzerplatten, der Ausführung von Probefahrten i ' „ ' und Schießvcrsuchen gewöhnlich noch ein bis zwei, auSfchlicßlich um die kommunale Seite der Sache Jahre Zeit braucht. - Fachmänner sind deshalb der Meinung, daß Rußland eine wirklich brauch bare große Kriegsflotte jetzt oder im August nicht nach Ostasien senden könne, höchstens könne cs zwei gute Linienschiffe und etwa acht bis zehn Kreuzer von minderwertiger Beschaffenheit nach Ostasien senden und dies hätte keinen rechten Zweck. Es ist also auch noch möglich, daß Ruß land in der Not eine schlecht ausgerüstete und ganz ungleichmäßig zusammengesetzt Flotte nach Ostasien schickt und dann wäre das russische Wagnis zur See noch viel größer. Nun kommen aber noch ganz neue bedenkliche Momente hinzu, welche die Aussendung einer neuen großen russischen Flotte nach Ostasien als sehr gewagt erscheinen lassen. Fachmänner werfen nämlich den russischen Schiffsingenieurcn vor, daß sie nicht fehr tüchtig sind und erfahren wären und schon manche Kesselanlage und Kiellegung nicht richtig ausgeführt hätten. Ferner wird allgemein be hauptet, daß auch die russischen Marineoffiziere an Erfahrungen und Kenntnisse» noch viel zu wünschen übrig lassen. Die vielen Unglücksfälle in der russische» Marine und ferner die Tatsache, große Seeschlacht mit den Japanern zu schlagen gewagt hat, zeigen auch, daß die Russen noch kein bedeutendes Seevolk sind und keine großen Lee- Helden besitzen. So muß die Ausfahrt der großen russischen Entsatzflottc nach Ostasien eins der interessantesten Schauspiele im russisch-japanischen Kriege werden.